Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"Für immer jung"
CITY
SONY / Ariola
24. Februar 2012
1. Für immer jung
2. Danke Engel
3. Zu spät
4. Es ist immer noch Sommer
5. Sind so kleine Hände
6. Lieben und lieben lassen
7. Frei
8. Das Schöne am Leben
9. Quicklebendig (In The Death Car)
10. Anker
11. Bis Morgen
12. Die 20 Gebote
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Wenn mich einer fragt, was ich an CITY mag, dann ist die Antwort schnell gefunden: CITY ist immer noch CITY! Ob ich mir die erste LP auflege oder ihre vierte ("Unter der Haut"), ob ich meine Teldec-Pressung von "Casablanca" raussuche oder jetzt das neue Album "Für immer jung" anhöre: Die Band hat sich zwar stets weiterentwickelt, viel experimentiert - auch ausprobiert - und immer wieder neue Elemente mit in ihre Lieder aufgenommen, aber der CITY-typische Sound, die Wiedererkennbarkeit und die tollen Texte sind geblieben.
Stolze 40 Jahre jung wird die Band um Toni Krahl und Fritz Puppel dieser Tage und man fragt sich nicht nur beim Anblick der Pressefotos, ob man sich da nicht dezent verrechnet hat. Sieht man sich ein Live-Konzert der fünf Berliner Musiker an, vermutet man erst recht, dass hier nach oben hin gemogelt wurde. Doch es stimmt: CITY wurde 1972 aus der Taufe gehoben und rockt seitdem das komplette (!) Land. Selbst hier bei mir - tief im Westen - schalte ich gelegentlich WDR2 an und höre "Am Fenster" oder gar "Sommerherzen". Und das liegt ganz sicher nicht daran, dass der dortige Musikredakteur ein heißer Fan von CITY ist. Vielmehr daran, dass CITY zeitlose und erstklassige deutsche Rockmusik macht, die überall funktioniert. Was hat diese Band in den letzten 40 Jahren nicht schon für Höhen erlebt. Sie hat mit "Am Fenster" einen Song in die Welt entlassen, der nicht nur hierzulande zum Hit wurde. Selbst da, wo man der deutschen Sprache nicht mächtig ist, landete das Stück in den Charts. Nicht nur das: "Am Fenster" ist ein Stück der wahren deutschen Volksmusik - ein Volkslied! Und davon hat CITY noch mehr! Mit der LP "Casablanca" hat CITY ein Album in die Landschaft gestellt, das Maßstäbe in Sachen DDRock setzte und manch andere, hochgelobte Produktion in den Schatten stellte. Während sich andere Kultkapellen zu der damaligen Zeit - Ende der 80er - schon in Belanglosigkeiten verirrt hatten, setzten die CITY-Jungs mit "Casablanca" ein großes Ausrufezeichen hinter ihre Qualität als Musiker und Songschreiber. Es kann heute noch direkte Vergleiche mit aktuellen Produktionen Stand halten. Oder schauen wir uns den gesamtdeutschen Weg nach 1990 an... was seit 20 Jahren mit CITY passiert, ist bewundernswert. Wenn sich eine Band heute noch die Lederjacke glaubwürdig anziehen kann, dann CITY! Es gibt Bands, die speziell in den 70ern und 80ern auf einem Level mit CITY gestanden haben und heute eher unangenehm durch volkstümliche Verfehlungen in Liedform und schwachbrüstige Texte als mit amtlicher Rockmusik auffallen. Nicht so CITY! Und wo waren die Tiefen der Band? Die Momente, wo's mal nicht so prickelnd lief? Mal abgesehen von den temporären Störungen innerhalb der Kapelle Ende der 70er und Anfang der 80er ist mir sowas nicht bekannt. Und selbst diese Probleme wurden - wie wir inzwischen alle wissen - ausgeräumt und einstige Streithähne musizieren wieder gemeinsam auf einer Bühne und auf dem selben Tonträger.
 
Und damit sind wir im heute und beim Thema: 40 Jahre CITY! Und weil's sich so gehört, wenn man einen runden Geburtstag feiert, hat man seinen Fans auch etwas Schönes mitgebracht. Es ist rund, silbern, heißt "Für immer jung" und beinhaltet auf der Standardversion ganze 12 neue Songs - es gibt noch eine Sonderauflage mit drei Bonustracks. Und der Albumtitel ist wirklich keine Übertreibung. Frisch wie eh und je musiziert sich die Formation durch knapp eine 3/4 Stunde Programm. Vertraut näselt uns Toni Krahl mit einer scheinbar nicht älter werden wollenden Stimme die wieder einmal erstklassigen Texte in die Ohren. Und so werden wir dann von CITY mit dem Lied "Für immer jung" ins neue Abenteuer geschubst. Besonders begeistert bin ich schon beim ersten Stück darüber, dass hier wieder mit Bläsern gearbeitet wird. Die Blechbläser-Sektion pustet der Nummer frischen Wind rein, gibt ihm somit einen weiteren Farbtupfer und auch der im Verlauf des Stücks zum Einsatz kommende Männerchor im Background ("Huuhuu") ist ein weiteres Highlight in einem insgesamt knackigen und hitverdächtigen Rocksong, der wohl textlich zur Hymne einer ganzen Generation werden könnte. Fritz Puppel greift gewohnt kraftvoll in die Saiten und die Band überzeugt als Ganzes mit hervorragend aufeinander abgestimmten Einzelaufträgen. So darf das Album gerne weitergehen... Aber CITY wäre nicht CITY, wenn die Band nicht anspruchsvoll und stets überraschend in Sachen Abwechslung operieren würde. Schon beim zweiten Titel "Danke Engel" darf dann auch erstmals Joro Gogow zur Geige greifen. Für meinen Geschmack zählt Gogow neben Mani Neumann (Farfarello) und Attila Radna (Larkin) zu den besten Rockgeigern des Landes. Greift er zu seinem Instrument, verschmilzt er damit, wird Musik plötzlich zu einem Stück von ihm. So haucht er "Danke Engel" mit seiner Spielweise das ganz besondere Etwas ein. Aber nicht nur deshalb ist das Lied eine Besonderheit. Die Songidee ist pfiffig - die Umsetzung mitreißend. Toni bedankt sich hier bei seinem Schutzengel, bei dem unsichtbaren Begleiter, der in all den Jahren immer ein Auge auf ihn geworfen und ihn vor so manchem Unheil bewahrt hat ("Immer wenn ich fiel, dann wie in Watte"). Großartige Idee, toll umgesetzt, hitverdächtig. Ein Pop/Rock-Song mit Folk-Elementen - zeitlos schön. Liebe CITY-Jungs ... das Lied sollte von Euch auch als Single-Auskopplung in Betracht gezogen werden! "Zu spät" ist der dritte Titel auf der neuen CD und ich habe in einem Beitrag in unserem Forum gelesen, dass es sich nach PUHDYS anhören soll. Die mit einem schönen Klavierlauf startende Nummer ist zugegeben ein radiotauglicher Rocksong mit Ohrwurmgefahr, aber von der Umsetzung und Spielweise her doch typisch CITY. Auf der Sonderauflage des Albums ist das Stück übrigens in einer Art Duett von Toni mit Dieter 'Maschine' Birr von den PUHDYS zu hören. Das ist dann aber auch schon alles, was für meinen Geschmack dann nach PUHDYS klingt, finde ich jedenfalls... Einer meiner persönlichen Favoriten auf "Für immer jung" kommt gleich als viertes Stück. Das Lied heißt "Es ist immer noch Sommer". Ein luftig-leichter Song über den Spätsommer - den Übergang von der hellen und warmen Jahreszeit zum sich langsam anschleichenden Herbst - wobei Krahl optimistisch meint, der Sommer sei noch immer da und bliebe auch bis "Mitte Mai". Beobachtungen, die man in dieser Zeit macht, verpackt in einem CITY-Song. Was soll ich sagen? Ebenfalls mehr als gelungen!
Nun ist man schon beim vierten Lied des Albums angelangt und ich könnte, hätte ich was zu sagen, jeden bisher gehörten Song zur Single-Auskopplung machen. Spricht das für die Qualität des gesamten Albums oder haben die Musiker nur ihre stärksten Songs an den Anfang gestellt? Geht das so weiter wie bisher? Ja! Absolut! Auch die folgenden Lieder lassen den bisher positiven Eindruck und den ansprechenden Lauf nicht abreißen. "Sind so kleine Hände" kommt an fünfter Stelle. Der Bettina Wegner-Klassiker in einer Neuaufnahme von CITY. Der Text ist auch heute - über 30 Jahre nach seinem Erscheinen - noch immer aktuell (wir haben heute sogar noch mehr Menschen ohne Rückgrat als früher), was sicher auch einer der Gründe war, warum sich Krahl & Co dieser Fremdkomposition angenommen und einer Neubearbeitung unterzogen haben. Gitarre, Schlagwerk, Geige, Bass und Toni Krahl mit seinem markanten Gesang - mehr braucht es nicht, um eine so tolle Version dahin zu zaubern, wie es CITY hier getan hat. Ganz großes Kino! Es folgt "Lieben und lieben lassen". Nicht nur der Hardcore-CITY-Fan wird sich jetzt am Kopf kratzen und sagen, "Moment, das gab's doch schon einmal!" Richtig! 15 Jahre ist es her... "Rauchzeichen" heißt das Album, auf dem das Lied erstmals zu finden war. Leicht verändert haben es CITY für die neue CD ein weiteres Mal eingespielt. Mit "Frei" gibt's anschließend eine zwar ruhig startende, aber im Verlauf mit krachender Gitarre und flottem Beat treibende Nummer. Die Nummer lebt von ihrer Mischung aus leisen Tönen und ansteigender Dynamik, aber auch wieder durch den Text - eine weitere Hymne! Danach erzählen uns CITY über "Das Schöne am Leben". "Das Schöne am Leben: dass es eins gibt. Eins von Milliarden, jeder hat seins... Kurz oder lang, besser als keins". Ein Lied für alle, die sich über eben das Leben beschweren, über die Schwierigkeiten und dabei all das Schöne aus den Augen verlieren. Eine optimistische Ballade, deren Text man einfach nur als hohe Dichtung beschreiben kann. Mit "Quicklebendig" überraschen die CITY-Musiker dann mit einer Mischung aus Balkan-, Klezmer- und Folkmusik mit einem Hauch russischer Folklore. Kein typischer Rocksong aber ein Hinhörer mit einer wunderbaren Gitarre und einem Geigensolo von Joro Gogow. Es folgt als eines der letzten Stücke noch "Anker", ein weiterer typischer CITY-Rocksong mit allem, was dazugehört, insbesondere geilem Gitarrensolo von Herrn Puppel. "Anker" könnte die Fortsetzung zu "Danke Engel" sein, denn auch hier geht's um eine lebensbezogene "Aufbauhilfe" für das Lied-Ich. Diesmal geht es aber weniger um einen Schutzengel als um einen geliebten Menschen aus Fleisch und Blut, der einen Kontrapunkt zu den Widrigkeiten des Lebens darstellt, eine Hilfe in bestimmten Momenten und das absolut Positive im Leben ist. Eine Wiedergutmachung für alles, was nicht so prickelnd ist, könnte man sagen. Mit "Die 20 Gebote" endet die neue CD leider schon. Noch einmal krachen die Gitarren, noch einmal sorgt die Rhythmusfraktion bestehend aus Gogow und Klaus Selmke für den nötigen Beat und Drive, und auch hier - wie über die gesamte Länge des Albums - überzeugt der Text. Auf dem Album gibt es mit "Bis morgen" noch einen weiteren Song, der auf der hier vorliegenden Promo CD aber nicht enthalten ist.
 
Das neue Album wird wieder reichlich Freunde finden. Das ist kein Geheimnis oder tollkühne Vorhersage, das ist eigentlich schon Tradition. "Für immer jung" ist eine weitere faustdicke Überraschung, ein Zeichen dafür, dass die Band weder musikalisch noch von ihrer Aussage her alt, müde, verbraucht oder kurz vor der Auflösung befindlich ist. Hier stecken so viel positive Energie, unerwartete Ideen in Sachen Musik und Inhalt sowie Spielfreude drin, dass es eine wahre Freude ist, die Scheibe zu hören. "Für immer jung" besitzt das Potential, ein zeitloses Werk zu werden, das auch Jahre später noch zu DEN besten CITY-Alben überhaupt gezählt werden wird. Jeder einzelne Song (!) überzeugt beim ersten Hören. Kein langes Warmwerden mit den Liedern - sie funktionieren sofort! Es gibt keinen Ausfall, kein Füllmaterial, um die CD voll zu bekommen und auch keinen einzigen schwachen Moment innerhalb eines Kapitels (Songs). Einige der Lieder setzen sich umgehend im Ohr fest. CITY hat viele Pfunde, mit denen die Band protzen kann. Ihre Spielweise, ihre immer wieder aufs Neue begeisternden Songideen, die Umsetzung eben dieser und vieles vieles mehr. Die Band ist ausschließlich mit großartigen Musikern besetzt, die allesamt zur Creme de la Creme ihres Genres gehören. Ein dickes Pfund von CITY aber sind auch die schon mehrfach hier erwähnten Texte. Über all die Jahre hinweg waren sie immer mit das Stärkste, was ein neues CITY-Album zu bieten hatte. Auch im Jahre 2012 ist das nicht anders. Ich weiß nicht, was da alles noch kommen wird... Es sind ja einige neue CDs angekündigt. Ich glaube aber, dass ich ohne Übertreibung sagen kann: "Für immer jung" wird eines der besten CD-Veröffentlichungen des Jahres 2012 sein. Kleine Wette?
Achso: Einen kleinen Nachschlag in Sachen Bonustracks bekommt man auf der Sonderauflage eines Onlineversandunternehmens. Ich erwähnte es im Verlauf der Plattenbesprechung ja schon. Eine nicht überall gern gesehene Erscheinung der Zeit, ein und dasselbe Album in mehreren Versionen und mit - im dümmsten Fall sogar unterschiedlichen - Bonustracks aufzulegen, aber ich als Süchtiger hab sie mir dann auch trotz der hier jetzt vorliegenden Version zusätzlich bestellt ;-)
(Christian Reder)
 

 
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