rhyfre 20130107 1970128841 Autor:
Verlag:
Best.-Nr.:  

Eckdaten:

Hansgeorg Hermann
Verlag Neues Leben, Berlin 2008
978-3-355-01740-4

· 271 Seiten
· gebunden
· mit zahlreichen s/w-Abbildungen
· autorisierte Biografie


Würde man das Lebenswerk von Bach, Beethoven, Wagner, Tschaikovsky, Bob Dylan, Che Guevara, Ernst Thälmann und Michail Gorbatschow aufeinanderstapeln, bekäme man eine ungefähre Vorstellung von der Bedeutung Mikis Theodorakis'. "Der Grieche", wie man ihn vielerorts kurz und prägnant nennt. Eine Bezeichnung, die kategorisiert und vereinfacht und dennoch den Nagel auf den Kopf trifft. Das einige und demokratische Griechenland, wie wir es heute kennen, wäre ohne Theodorakis nämlich schlicht nicht denkbar. Er stand stets in vorderster Linie, wenn es galt, für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit zu kämpfen. Er wurde dafür verfolgt, verbannt, interniert, aufs Schlimmste gefoltert, erniedrigt und ist mehrfach nur knapp dem gewaltsamen Tode entkommen. Er hat Freunde, Weggefährten und Kampfgenossen neben sich sterben sehen, unsägliches Leid erlebt und ist trotzdem nie von seinem Weg abgewichen. Und er gab den Griechen etwas, was sie bis dato nie hatten: Eine eigene und einende Kultur. Der gemeinsame Nenner aller Griechen heißt Theodorakis. Er schuf Sinfonien, Opern, Ballette, Liederzyklen und einfache Melodien für "sein" Volk, die mehr waren und sind als "nur" Musik. Sie bedeuteten Identität, Widerstand gegen Gewalt, Trost und Trauer aber auch Optimismus und Mut, selbst in schlimmsten Zeiten aufrecht zu bleiben. Dies alles vereint sich in einem einzelnen Manne, einem wahrhaft Großen der Geschichte, der - heute hochgeachtet und hundertfach preisgekrönt - durch sein Wirken letztlich auch "sein" Griechenland der Welt zum Geschenk machte.
Mit seinem Werdegang, seinem Leben, seiner Entwicklung und seinem Werk beschäftigt sich das Buch von Hansgeorg Hermann, das in enger Zusammenarbeit mit dem Meister entstand und mehr ist, als die Biografie eines Musikers. Es ist gleichzeitig ein Exkurs in die jüngere Geschichte Griechenlands, die so eng mit Theodorakis verknüpft ist, daß das eine nicht ohne das andere erzählt werden kann. Das liest sich teilweise wie ein Thriller, ist hochspannend und äußerst interessant geschrieben, akribisch recherchiert und Pflichtlektüre für jeden kulturell und politisch interessierten Menschen. Störend sind dabei allerdings die häufigen Zeitsprünge, die der Autor vollführt. Wirkt zwar sehr "gelehrt", macht es aber für den Leser unnötig schwer, der Handlung zu folgen, die an sich schon sehr anspruchsvoll ist. Von diesem Makel abgesehen, ist das Buch uneingeschränkt empfehlenswert. Prädikat: Sehr, sehr wertvoll! (kf)

 


   
   
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