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Teilzeithippie 105 Music 17.10.2008 1. Das schlechte Gewissen |
Die Frau polarisiert... ob bei Kritikern oder Musikhörern: Die Meinungen über Annett Louisan sind geteilt. Ich habe nie verstanden, dass jemand Annett Louisan nicht mag. Als sie vor vier Jahren ihr Erstlingswerk "Das Spiel" auf die Menschheit losgelassen hat, traf man auf Leute, die das Lied entweder geliebt oder gehaßt haben. Da räkelt sich im Video ganz lasziv eine Lolita herum und singt darüber, dass sie es in der Liebe gar nicht ernst meint und dem Kerl nur den Kopf verdreht hat. Was kann sie dafür, dass er sich jetzt verliebt hat... sie wollte ja "nur spielen". Das Album "Boheme", aus dem der Song stammt, hatte noch viel mehr zu bieten, auch wenn man die Künstlerin jetzt gerne mal auf dieses Lied reduzieren möchte. Annett Louisan hat den Chanson (bzw. chansonhafte Lieder) für die Pop-Charts entmottet und wieder salonfähig und erfolgreich gemacht.
Vier Jahre sind vergangen, Frau Louisan hat reichlich Preise abgegriffen (mehrere Goldene Schallplatten, Goldene Stimmgabel, mehrfach Platin für "Boheme" und "Unausgesprochen" und den Echo), und bringt am 17.10. mit "Teilzeithippie" ihr viertes Studioalbum auf den Markt. Insgesamt 13 lecker angerichtete und brandneue Lieder sind auf dem neuen Album der kleinen blonden Frau mit der tollen Stimme. Es ist auffallend, dass die CD nicht nur für die hauseigene Annett Louisan-Sammlung der zahlreichen Fans eine Bereicherung ist, sondern auch für die Musikwelt im Allgemeinen. Ich könnte wetten, dass mit diesem Werk weitere neue Fans zur Gemeinde kommen werden. Ihre Stimme fesselt den Hörer vom ersten bis zum letzten Song, und man ärgert sich - ja, bekommt sogar schlechte Laune -, wenn man beim Hören vom Klingeln des Postboten oder des Telefons unterbrochen wird. Ein genaues Hinhören und zwischen den Zeilen lesen ist gefordert und auch eine der Grundvoraussetzungen, um sich "Teilzeithippie" anzuhören. Hier wird Musik mit Inhalt geboten. Annett legt sehr viel Gefühl und Lebensfreude in ihren Gesang, dass es eine wahre Wonne ist, die Platte anzuhören und immer und immer wieder neu zu starten. Es ist in Rezensionen immer mal die Rede davon, dass sich ein Musiker weiterentwickelt. Diese Aussage wird gerne verwendet, wenn das neue Album totaler Bockmist geworden ist. Im Fall von "Teilzeithippie" kann man NICHT von einer Weiterentwicklung sprechen. Man könnte es viel besser Konstanz ohne stehen zu bleiben nennen. Annett Louisan hat sich ihre Verspieltheit auch für das vierte Album bewahrt, und man wünscht sich, dass sie diese auch niemals verlieren wird. Meine Favoriten vom Album sind "Das schlechte Gewissen", "Gekommen um zu sagen", "Drück die 1" und "Auf Dich hab ich gewartet".
(Christian Reder)