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Titel: Label: VÖ: Titel: |
"Darum leben wir" Urban / Universal 20.02.2009 1. Darum Leben Wir * feat. Xavier Naidoo |
Cassandra Steen hat in den letzten 10 Jahren vornehmlich mit den Großen der deutschen RnB- und Hip Hop-Szene gearbeitet. Allen voran mit Moses P. im Projekt Glashaus, dem sie Stimme, Gesicht und Erfolg gab. Nun wagt sie den Schritt von der wohl erfolgreichsten weichen Stimme der Hip Hop-Szene zu einer eigenen, wiedererkennbaren Musikpersönlichkeit, indem sie ein furioses Soloalbum vorlegt. Einige werden fragen, "Geht das überhaupt?" Ein hörbares Album einer Hip Hop-Größe? Und wie das geht! Cassandra Steen hat eine warme, samtweiche Stimme von gewaltiger Präsenz und beachtlichem Umfang. Und damit zaubert sie, unterstützt von verschiedensten Instrumenten, völlig unerwartete Lieder, die sich nicht einfach in eine Schublade einordnen lassen. Sie bewegt sich mit großer Selbstverständlichkeit durch die verschiedenen Genres und verbindet sie in einzelnen Liedern. Das erzeugt ebenso Spannung beim Zuhörer wie Überraschungen. Streicher weben Klangteppiche um mit Drums und Gitarren, die punktuell Akzente setzen, in einem Lied verbunden zu werden. Cassandras Stimme ist in allen Titeln der ruhende Fixpunkt, selbst wenn in Hip Hop-Art Drums die dominierenden Begleitinstrumente sind. Beeindruckend welche Ruhe ihre Art zu singen ausstrahlt. Gleich wie kompliziert und raffiniert die Melodien geführt werden der Gesang ist immer von einer befreienden Leichtigkeit. Auf der CD gibt es keinen einzigen schwachen Titel. Ganz im Gegenteil. Mindestens drei Titeln würde ich Hitpotential zusprechen. Hitparadentauglich. Ohrwürmer auf höchstem Niveau. "Eis" ist mein absoluter Favorit. Genial gemacht! Eine eingängige Melodie getragen von Cassandras Stimme in Verbindung mit einer unterlegten, gezupfte Akustikgitarre, dazu ein eleganter Rhythmuswechsel zwischen Strophe und Hookline. Wenige einfache Gitarrenakkorde geben dem Lied eine sagenhafte Dynamik. Ich bin geneigt zu sagen, wer wissen möchte wie es sich anhört, wenn jemand das Beste von Vroni Fischer, Silbermond, Xavier Naidoo und Rosenstolz in ein Lied packt, dann muss er sich Cassandra Steen "Eis" anhören. Dem Titel stehen die Titel "Funken" und "Glaub ihnen kein Wort" nicht weit nach. "Glaub ihnen kein Wort" zeigt, dass man mit einfachen Mitteln, hier ein paar gekonnt gesetzte Töne eines Vibraphons und eine raffiniert einfache, optimistische Melodieführung im Refrain einem eingehenden Titel zu einem ergreifenden Text schaffen kann. Wenn es denn überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann dass die ein oder andere Textpassage etwas holpert. Dazu kommen, dass an einigen Stellen Hip Hop-typische Wort- oder Wortendungsverkürzungen eingesetzt werden. Die sind allerdings zumeist originell und passend. Bei "Funken" schafft es Cassandra große Gefühle in passende bombastische Töne zu hüllen um ganz plötzlich in bester NDW-Art in den Refrain über zu gehen. Hier passen die Verkürzungen zum Beispiel, und man wird an Anette Humpe erinnert, die aber an diesem Album keine Aktien hat. Den gesanglich vielleicht anspruchsvollsten Titel stellt wohl "Engel" da. Ein ungemein gefühlvoller Titel, in dem sich Cassandra fast im Koloraturbereich bewegt. Selbst das völlig unverkrampft mit gigantischem Ausdruck, Soul pur. So könnte man jedem Titel etwas Besonderes abgewinnen. Natürlich auch denen mit Beteiligung von Xavier Naidoo und Abel Tawil (Ich + Ich). Sie bleiben aber ein Farbtupfer auf einem insgesamt megastarken Album, das ganz deutlich zeigt, dass Cassandra Steen zum Besten gehört, was die deutsche Musikszene derzeit zu bieten hat.
Ich lege mich fest: Die tolle Stimme von Cassandra Steen, zu hören in Liedern mit fabelhaften Arrangements, gelungenen, ansprechenden Texten, dazu die technische Umsetzung und der Aufwand bei der Instrumentierung werden dafür sorgen, dass dieses Album ganz weit nach oben in die Charts gehen wird! Und mit etwas Glück schafft es auch der ein oder andere Titel dorthin. Das bliebe im Hinblick auf überflüssigen Gangstarap, Schnuffel-Quatsch, massenhaft singender Schauspielsternchen und unzählbarer Massenware aus Amerika mehr als nur zu wünschen. Ein erster Test, wie das Album ankommt, könnte der Bundesvision Song Contest sein, an dem Cassandra mit dem Titelsong "Darum leben wir" teilnimmt. Ich hätte zwar ein andres Lied gewählt, aber vielleicht hat sie aus Großmut diese Wahl getroffen, um die Teilnehmer nicht zu demotivieren. Ich gebe zu, die CD hat mich sehr, sehr positiv überrascht. Eine wunderbares Album zum entspannen, träumen und zuhören. Daher kann ich Jedem nur empfehlen: Kaufen!
(Fred Heiduk)