Chris Kramer & Paddy Boy Zimmermann: "Tales of Tampa" (Album)

kramer25 20250323 1753990043VÖ: 04.04.2025; Label: Blow 'Till Midnight/Timezone Records; Katalognummer: 4036703104444; Musiker: Chris Kramer (Gesang, Mundharmonika), Paddy Boy Zimmermann (Gitarren, Bass, Percussion, Gesang); Mastering: Martin Meinschäfer; Bemerkung: Dieses Album ist auf CD und Schallplatte erhältlich. Beim Versandhändler JPC gibt es beides exklusiv als signierte Ausgaben;

Titel:
"So Crazy About You Baby", "Seminole Blues", "You Rascal You - No. 1", "Black Angel Blues", "Please Mister Blues", "I'll Kill Your Soul", "Love Her With A Feeling", "No Matter How She Done It", "Crying Won't Help You", "Kingfish Blues", "Dead Cat On The Line", "If She Don't Come Back", "The Duck Yas Yas Yas"


Rezension:


Tampa Red, mit bürgerlichem Namen Hudson Whittaker (geboren als Hudson Woodbridge), war ein ausgesprochen guter Slide-Gitarrist und in der US-Szene als "The Guitar Wizard" bekannt. Geboren 1904 in Smithville, Georgia, prägte er in den USA den Blues der 1930er und 1940er Jahre. Obwohl es von ihm nur zwei Alben gibt ("Don't Tampa With The Blues" aus dem Jahre 1960 und "Don't Jive Me" von 1962), gelang es ihm, zwischen 1928 und 1974 fast 130 Singles zu veröffentlichen - teils noch auf Schellack. Aber Hand aufs Herz: Wem von euch ist der Name des 1981 in Chicago verstorbenen Künstlers ein Begriff? Im Kreise der Kollegen hier erntete man nur Schulterzucken, und auch der Autor dieser Zeilen, der gern mal zu einer leckeren Blues-Platte greift, hatte eine Wissenslücke.

Diese Lücke wird nun von Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann geschlossen, denn die beiden Vollblutmusiker haben es sich zur Aufgabe gemacht, die vielen kleinen Schätze ihres US-Kollegen zu heben, neu zu interpretieren und euch näherzubringen. Auf "Tales Of Tampa" erzählen sie euch nun 13 von Tampa Reds Geschichten - musikalisch ins Heute getragen und mit viel Fingerspitzengefühl bearbeitet.

Chris Kramer muss man an dieser Stelle nicht mehr groß vorstellen. Der Bluesmusiker aus Marl, der inzwischen in Dortmund seinen Lebensmittelpunkt hat, ist die legale Droge der deutschen Blues-Musik und war hier ja schon mit mehreren seiner Platten vertreten. Auch über seine Konzerte haben wir bereits berichtet. Paddy Boy Zimmermann hingegen ist hier bisher ein unbeschriebenes Blatt. Der Musiker stammt aus Mönchengladbach, arbeitet seit vielen Jahren als Studio- und Live-Gitarrist für diverse Bands und Solokünstler und ist dem einen oder anderen Leser vielleicht als Teil des Duos Rob Collins & Paddy Boy ein Begriff. Mit seiner The Paddy Boy Zimmermann Band hat er im vergangenen Jahr das erste, nach der Band benannte Album veröffentlicht, das man über Timezone Records beziehen kann. In Sachen Tampa Red machen die beiden nun - wie schon erwähnt - gemeinsame Sache. An dieser Stelle sollte auch Martin Meinschäfer nicht unerwähnt bleiben - auch wenn er nicht zur Band gehört. Er ist für das Mastering dieser Scheibe verantwortlich und war bei uns auch schon oft Thema. Man nutze bei Interesse dazu einfach mal die Suchfunktion auf dieser Seite …

Beim ersten Song auf der Platte/CD, "So Crazy About You Baby", wird man direkt mit einem knackigen und neuzeitlicheren Sound überrascht. Nach den 1930er- oder 1940er-Jahren klingt das hier jedenfalls nicht. Die Slide-Gitarre - gespielt von Paddy Boy Zimmermann -, die Mundharmonika und die Percussions sorgen für eine erfreuliche Tiefe. Auf diesem Arrangement können sich Chris mit der Hauptstimme und Paddy Boy mit der zweiten Stimme ganz entspannt bewegen. Die Nummer zündet schon mal!
Dieser besondere "neuzeitliche" Sound begegnet uns dann im letzten Stück, "The Duck Yas Yas Yas", noch einmal. Auch hier ist ein frischer Anstrich heraus zu hören. Gesanglich teilen sich die beiden Protagonisten das Lied und liefern damit am Ende einen gelungenen Rausschmeißer. Die beiden genannten Titel bilden sozusagen eine Klammer, denn zwischen diesen beiden modernen Interpretationen lassen die Musiker der Tradition und den Wurzeln genügend Raum zum Atmen …

Vom Sound her klingen die anderen Lieder auf dem Album klassisch - ohne Spielereien und doppelten Boden. Letzteres haben die zuvor beschriebenen Stücke zwar auch nicht, aber durch die verwendeten Percussions wirken sie eher einer neueren Zeit zugewandt. "Seminole Blues" lebt nur von der akustischen Gitarre, der Mundharmonika und dem Gesang der beiden Hauptakteure. Fertig ist ein gut funktionierender Blues. Gleiches gilt für "You Rascal You - No. 1", "No Matter How She Done It", "Kingfish Blues", "Please Mister Blues" oder "I'll Kill Your Soul". Es braucht einfach nicht mehr, um die Hörer abzuholen und das abzubilden, was der Schöpfer dieser Musik einst auf Notenblättern hinterlassen hat.

Für das Neueinspielen dieser alten Songs das große Besteck auszupacken, verbietet sich für meinen Geschmack sowieso. Darum sprach ich vorhin auch von viel Fingerspitzengefühl in Bezug auf die Übertragung dieser Lieder in die heutige Zeit. Natürlich hat es über die Jahre schon Compilations mit den Liedern von Tampa Red auf CD gegeben - insbesondere das Label Document Records war da sehr fleißig -, aber eine gute Tribute-Platte wie diese hier sucht man vergeblich. Wie sonst soll man einen Künstler wie Tampa Red heute noch würdigen und seine Musik in den Mittelpunkt des Interesses rücken, wenn nicht auf diese Art und Weise? Dafür schon mal großes Lob an die beiden Musikanten Kramer und Zimmermann!

Dazu kommt ein absolut gelungenes Cover-Artwork. Leider ist über den Künstler, der die auf dem Cover verwendeten Bilder gemalt hat, hier nichts Näheres bekannt. Sie sind aber definitiv äußerst ansprechend, spiegeln die Zeit wider, in der die Lieder entstanden sind, und machen aus der Verpackung einen regelrechten Eyecatcher. Das Album selbst kann man klassisch auf CD erwerben, aber - und hier ist es besonders passend - auch auf Schallplatte.

Als Fazit bleibt eigentlich nur zu sagen, dass "Tales of Tampa" eine tolle Würdigung eines Musikerkollegen aus dem letzten Jahrhundert ist. Die Künstler versprechen in ihrer Ankündigung "Up-Tempo-Ragtime-Stücke und groovige Blues-Shuffles" in Verbindung mit "gefühlvollen, melancholischen Titeln", und genau das bekommt man hier auch. Komplett akustisch - völlig ohne Schnörkel. Das Album gefällt auch nach mehrmaligem Hören sehr gut. Die Entscheidung gegen überflüssige Zutaten im Studio und nur für eine absolut notwendige Instrumentierung war die richtige. Ein schönes Ding, das ich euch hiermit ans Herz legen möchte!
(Christian Reder)



   
   
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