Dirk Zöllner & Manuel Schmid: "Die schönsten
Balladen aus dem Land vor unserer Zeit" (Album)
Balladen aus dem Land vor unserer Zeit" (Album)
![]() Titel: "Sommernachtl", "Wer die Rose ehrt", "Guten Tag", "Die Tagesreise", "Will alles wagen", "Nach Süden", "Es gibt Momente", "Gewitterregen", "Nachtigall", "Schnee und Erde", "Komm doch einfach mit", "Seelenlieder II", "Asyl im Paradies", "Dein Gesicht", "Reichtum der Welt", "Das Paradies", "Zwei Sonnen", "Und ich geh in den Tag", "Zweigroschenlied", "Viel zu weit", "PS", "Wind trägt alle Worte fort", "Heute bin ich allein", "'N Käfer auf´m Blatt" |
Rezension:
Seit einigen Tagen befindet sich das Ensemble, das dieses Album produziert hat, auf Tournee. Wir haben auch schon über zwei ihrer Konzerte hier berichtet. Das Quartett - bestehend aus den beiden Sängern Manuel Schmid und Dirk Zöllner, nebst ihren jeweiligen "Lebensabschnittsgefährten" musikalischer Natur, André Gensicke und Marek Arnold - spielt dabei in gut besuchten Häusern und vor begeistertem Publikum. Das liegt zum einen an eben dieser Konstellation und den ausgesprochen guten Stimmen Schmids und Zöllners, aber zu einem großen Teil auch an dem, was hier zum Vortrag gebracht wird, nämlich "Balladen aus einem Land vor unserer Zeit". Genauer gesagt Liedgut, das zu Zeiten der DDR im Pop- und Rockbereich entstanden ist und das es verdient hat, auch nach Jahrzehnten weiterzuleben.
Auf einer Doppel CD oder alternativ auch auf einer 3er Vinyl haben die Musiker eigene Versionen von Liedern großer Musiker und Kollegen verewigt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf Werken, die bis zur Wende 1989 in der DDR entstanden sind. Allerdings haben sich hier auch ein paar Ausreißer hineingeschlichen. So stammen die "Seelenlieder II" (Komposition Marek Arnold und Denis Strassburg) und auch "Das Paradies" (Komposition Manuel Schmid, Text vom Hähle) nicht nur vom Solo-Album Manuel Schmids, sondern auch aus der Zeit nach der Wende. Gleiches gilt für den Song "Asyl im Paradies" vom SILLY, der erst 1996 das Licht der Welt erblickte, und Scholles "Zwei Sonnen". Bei den Liedern von Manuel Schmid liegt es nun mal in der Natur der Dinge, dass sie jüngeren Datums sind, ist es der Sänger vom Baujahr her selbst ja auch. Und weil beide Gesangssolisten auch eigene Schöpfungen mit ins Programm nehmen wollten, und Schmid eben den "Nachteil" der späten Geburt hat, kam es eben zu diesen nicht ganz zum Titel des Albums passenden Beiträgen. Aber merkt man das? Passen sie etwa nicht ins Gesamtbild? Nein! Ganz im Gegenteil.
Und so vermischen sich diese Kompositionen mit denen großer Namen und Kollegen wie Scheffler, Cäsar Gläser, Bartzsch, Biege, Swillms oder Biebl. Oder gar der von Michael Heubach, dessen "Tagesreise" hier zu hören ist, ein Stück, das im Original ziemlich ausladend in Länge und eingesetzter Instrumente ist, hier aber "schlanker" auf die Bühne gebracht wird. Die Arrangements der Originalen wurden seitens dieses Quartetts überhaupt ziemlich eingedampft. Man beschränkt sich auf Keyboard (Klavier), Saxophon, Cajon und gelegentlich einer Akustikgitarre, um die in der Ursprungsversion teilweise ziemlich opulent ausgefallenen Stücke auf ihr Wesentliches herunter zu brechen, nämlich die Melodien. Kein Bass, kein Schlagzeug, keine verspielten Effekte aus dem Synthie … hier stehen einfach nur die Kompositionen und die Stimmen im Vordergrund. Gerade Marek Arnold mit seinem Saxophon zaubert ein ums andere Mal große Momente ins Vinyl bzw. auf die Bühne, wenn er z.B. bei "Nach Süden" - im Original von LIFT - spannende Ausflüge auf seinem Holzblasinstrument unternimmt, aber auch bei wirklich jedem anderen der zu hörenden Songs eine warme und angenehme Tiefe hineinbringt. Dies tut er mit so viel Fein- und Fingerspitzengefühl, dass es einem wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Ebenso André Gensicke, der jedes Lied mit seinem Können auf den schwarzen und weißen Tasten veredelt und sie aufblühen lässt. Er schafft klassische Momente und setzt Höhepunkte. Hier sind echte Profis am Werk und lassen über die gesamte Spielzeit der Platte keine Langeweile aufkommen. Viele der Songs entdeckt man durch die Bearbeitung dieser Truppe ganz neu, so erging es mir bei KARATs "Gewitterregen" oder "Reichtum der Welt" von Holger Biege, das mit einem wunderschönen Saxophon-Intro aufwartet.
Aber auch beim Gesang entdeckt man noch Neues, so z.B. in "Heut' bin ich allein" (von Reinhard Lakomy), bei dem Manuel Schmid stimmlich in ein völlig anderes Fahrwasser abbiegt und dem Original-Interpreten des Songs damit verdächtig nahekommt. An jeder Ecke und Kante sind es die Stimmen, die für spannende Momente sorgen. Schmid und Zöllner werfen sich die Bälle zu, singen einzelne Passagen der Stücke abwechselnd oder zusammen, und ab und an springt ihnen auch André Gensicke zur Seite und bildet mit seinem Dazutun eine angenehme Verstärkung. Auch das sorgt dafür, dass Neues entsteht ohne das Alte zu verbiegen oder zu verfremden. Das ist schlicht und ergreifend nur als großartig zu bezeichnen.
Die teils 50 Jahre alten Lieder leben, klingen frisch und alles andere als nach Oldies. Kein Wunder, wenn Inhalte auch in die heutige Zeit passen oder Melodien einfach für die Ewigkeit geschrieben zu sein scheinen. Es macht Spaß, diesem Programm zu lauschen und den Spaß, den das munter vor sich hin musizierende Personal zu haben scheint, ist in jeder Sekunde deutlich heraus zu hören. Das ist kein routiniert runtergespieltes Set, sondern die pure Lust am Musikmachen und eine glaubwürdige Ehrerbietung längst verstorbener oder nicht mehr aktiver Kollegen - eine ganz tiefe Verbeugung der Musiker vor der Arbeit ihrer Kollegen. Jedes Lied ist mit Respekt und sehr viel Liebe bearbeitet und in eine neue Form gegossen worden. Die Künstler, die diese Songs damals erschaffen haben, würden sich heute sicher selbst verbeugen, und zwar vor dem Mut und der Kreativität dieses Quartetts, sich daran zu wagen und so wunderbare Momente mit Musik zu schaffen, für die sie sich selbst gewünscht haben, dass sie auch lange nach ihnen noch weiter in die Welt hinausgetragen werden. Und das machen Zöllner, Schmid, Arnold und Gensicke hier auf ganz wunderbare Art und Weise. Danke dafür!
(Christian Reder)
Auf einer Doppel CD oder alternativ auch auf einer 3er Vinyl haben die Musiker eigene Versionen von Liedern großer Musiker und Kollegen verewigt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf Werken, die bis zur Wende 1989 in der DDR entstanden sind. Allerdings haben sich hier auch ein paar Ausreißer hineingeschlichen. So stammen die "Seelenlieder II" (Komposition Marek Arnold und Denis Strassburg) und auch "Das Paradies" (Komposition Manuel Schmid, Text vom Hähle) nicht nur vom Solo-Album Manuel Schmids, sondern auch aus der Zeit nach der Wende. Gleiches gilt für den Song "Asyl im Paradies" vom SILLY, der erst 1996 das Licht der Welt erblickte, und Scholles "Zwei Sonnen". Bei den Liedern von Manuel Schmid liegt es nun mal in der Natur der Dinge, dass sie jüngeren Datums sind, ist es der Sänger vom Baujahr her selbst ja auch. Und weil beide Gesangssolisten auch eigene Schöpfungen mit ins Programm nehmen wollten, und Schmid eben den "Nachteil" der späten Geburt hat, kam es eben zu diesen nicht ganz zum Titel des Albums passenden Beiträgen. Aber merkt man das? Passen sie etwa nicht ins Gesamtbild? Nein! Ganz im Gegenteil.
Und so vermischen sich diese Kompositionen mit denen großer Namen und Kollegen wie Scheffler, Cäsar Gläser, Bartzsch, Biege, Swillms oder Biebl. Oder gar der von Michael Heubach, dessen "Tagesreise" hier zu hören ist, ein Stück, das im Original ziemlich ausladend in Länge und eingesetzter Instrumente ist, hier aber "schlanker" auf die Bühne gebracht wird. Die Arrangements der Originalen wurden seitens dieses Quartetts überhaupt ziemlich eingedampft. Man beschränkt sich auf Keyboard (Klavier), Saxophon, Cajon und gelegentlich einer Akustikgitarre, um die in der Ursprungsversion teilweise ziemlich opulent ausgefallenen Stücke auf ihr Wesentliches herunter zu brechen, nämlich die Melodien. Kein Bass, kein Schlagzeug, keine verspielten Effekte aus dem Synthie … hier stehen einfach nur die Kompositionen und die Stimmen im Vordergrund. Gerade Marek Arnold mit seinem Saxophon zaubert ein ums andere Mal große Momente ins Vinyl bzw. auf die Bühne, wenn er z.B. bei "Nach Süden" - im Original von LIFT - spannende Ausflüge auf seinem Holzblasinstrument unternimmt, aber auch bei wirklich jedem anderen der zu hörenden Songs eine warme und angenehme Tiefe hineinbringt. Dies tut er mit so viel Fein- und Fingerspitzengefühl, dass es einem wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Ebenso André Gensicke, der jedes Lied mit seinem Können auf den schwarzen und weißen Tasten veredelt und sie aufblühen lässt. Er schafft klassische Momente und setzt Höhepunkte. Hier sind echte Profis am Werk und lassen über die gesamte Spielzeit der Platte keine Langeweile aufkommen. Viele der Songs entdeckt man durch die Bearbeitung dieser Truppe ganz neu, so erging es mir bei KARATs "Gewitterregen" oder "Reichtum der Welt" von Holger Biege, das mit einem wunderschönen Saxophon-Intro aufwartet.
Aber auch beim Gesang entdeckt man noch Neues, so z.B. in "Heut' bin ich allein" (von Reinhard Lakomy), bei dem Manuel Schmid stimmlich in ein völlig anderes Fahrwasser abbiegt und dem Original-Interpreten des Songs damit verdächtig nahekommt. An jeder Ecke und Kante sind es die Stimmen, die für spannende Momente sorgen. Schmid und Zöllner werfen sich die Bälle zu, singen einzelne Passagen der Stücke abwechselnd oder zusammen, und ab und an springt ihnen auch André Gensicke zur Seite und bildet mit seinem Dazutun eine angenehme Verstärkung. Auch das sorgt dafür, dass Neues entsteht ohne das Alte zu verbiegen oder zu verfremden. Das ist schlicht und ergreifend nur als großartig zu bezeichnen.
Die teils 50 Jahre alten Lieder leben, klingen frisch und alles andere als nach Oldies. Kein Wunder, wenn Inhalte auch in die heutige Zeit passen oder Melodien einfach für die Ewigkeit geschrieben zu sein scheinen. Es macht Spaß, diesem Programm zu lauschen und den Spaß, den das munter vor sich hin musizierende Personal zu haben scheint, ist in jeder Sekunde deutlich heraus zu hören. Das ist kein routiniert runtergespieltes Set, sondern die pure Lust am Musikmachen und eine glaubwürdige Ehrerbietung längst verstorbener oder nicht mehr aktiver Kollegen - eine ganz tiefe Verbeugung der Musiker vor der Arbeit ihrer Kollegen. Jedes Lied ist mit Respekt und sehr viel Liebe bearbeitet und in eine neue Form gegossen worden. Die Künstler, die diese Songs damals erschaffen haben, würden sich heute sicher selbst verbeugen, und zwar vor dem Mut und der Kreativität dieses Quartetts, sich daran zu wagen und so wunderbare Momente mit Musik zu schaffen, für die sie sich selbst gewünscht haben, dass sie auch lange nach ihnen noch weiter in die Welt hinausgetragen werden. Und das machen Zöllner, Schmid, Arnold und Gensicke hier auf ganz wunderbare Art und Weise. Danke dafür!
(Christian Reder)
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