Widersacher aller Liedermacher - "AS Weda" (Album)

widersacher 20240718 1363480763VÖ: 19.07.2024; Label: SONY/Fame Recordings; Katalognummer: 4260240780247; Musiker: Matthias Wolf (Gesang, Gitarre, Harmonium), Joris Conrad (Keyboard, Synthie, Backing Vocals), Marcel Doudich (Clarinette, Backing Vocals), Cornelius Gröminger (Bass), Julian Hrdina (Drums, Percussion, Backing Vocals); Gäste: Alexander Renner (Flute), George Urkwell (Spoken Words), Sebastian Gröller (Trumpet), Wastl Maier (Tuba); Bemerkung: Dieses Album ist auf CD und als Schllplatte erhältlich. CD im Digipak mit 12 Seiten Lyrik-Booklet;

Titel:
"Bankl in da Sunn"; "As Weda"; "Irgendwann is alles hi"; "Musik für Heißluftballone"; "S'Bacherl"; "Eh ois"; "Bachl Reprise"; "As Reh"; "As Leben"


Rezension:


Die "offiziellen" PR-Texte der "Widersacher aller Liedermacher" haben eher Befürchtungen als freudige Erwartung in mir ausgelöst, denn die oberpfälzische Band wird mit Jazz, Rap, Folk, Rock und Klassik in Verbindung gebracht. Nicht, dass man diese Einflüsse der aus studierten Musikern bestehenden Gruppe nicht wirklich alle heraushört auf ihrem Album "As Weda", doch es lässt eben auch befürchten, dass man hin- und hergerissen wird und es am Ende als zu sperrig empfindet, um wirklich Spaß zu haben. Deshalb vorweg: Ich hatte 42 Minuten Freude beim aufmerksamen Durchhören des Albums und nach dem ersten Durchgang sogar das Gefühl, es hätte sich vielleicht nur um eine EP gehandelt; so kurzweilig empfand ich die Scheibe. Dabei gibt es sich keine typischen Lieder mit zwei Strophen und Refrain, sondern Stücke, die sich entwickeln und auch öfters Mal grundverschiedene Elemente miteinander in Verbindung bringen.

Disharmonische Stellen gibt es allerdings nur wenige, man kann sich beim Hören wirklich zurücklehnen und die auf akustischen, nicht elektrisch verstärkten Instrumenten basierende Musik genießen, wie man vielleicht Alben seiner Rock-Lieblingsbands der 70er und 80er Jahre hört: sich von den Sounds entführen lassend, aber auch immer damit rechnend, dass die Band mit einer überraschenden Wendung um die Ecke kommt und das nächste Lied nicht klingt wie das vorherige. Durch die oberpfälzische Mundart liegt ein Vergleich mit anderen Interpreten aus Bayern nahe. In einem Interview nannte Band-Mastermind Matthias Wolf den Liedermacher Fredl Fesl als einen seiner frühen Einflüsse. Tatsächlich könnten manche Wortspiele und heiter-hintergründigen Reimereien von dem dieses Jahr leider verstorbenen Altmeisters inspiriert sein. Etliche Motive der Texte sind der Volksliteratur entnommen und entführen in die Natur, auch in der Musik finden sich Anklänge zur Folklore, wobei es nicht zu bayrisch-alpenländisch klingt. Eine Erklärung für die Vielfalt ist, dass fünf Bandmitglieder mit unterschiedlichem musikalischen Hintergrund ihren Beitrag zu den Arrangements leisten. Die Ergebnisse klingen dann aber doch wieder homogen.

Eins ist vielleicht auch noch wichtig zu klären: der etwas sperrig wirkende Name der Band ist einem launigen Wortspiel geschuldet und keineswegs "Programm". Man hat nichts gegen Liedermacher und ist auch nicht angetreten, sich um jeden Preis von irgendetwas abzuheben, macht aber gelassen und unbeeindruckt von Trends und Moden sein Ding, wozu authentische und stimmungsvolle Liveauftritte genauso gehören wie eben ein handwerklich sauberer und konzeptionell durchdacht wirkender Arbeitsnachweis in Form einer Albumproduktion in "klassischer" LP-Länge. Es handelt sich bei "As Weda" um das Label-Debüt bei "fame", nachdem vor einigen Jahren ein erstes Album im Eigenverlag erschien.

Den Auftakt bildet ein Instrumentalstück, das nach einigen Sekunden Vogelgezwitscher mit Klavierakkorden eingeleitet wird, die einen Wirtshausabend eröffnen könnten. Nach einem einfachen melodischen Motiv landet man dann in einer etwas psychedelisch wirkenden Passage, das wie Pink Floyd "unplugged" klingt. Eine Variation der Auftaktmelodie mit Klarinette reißt einen dann wieder aus der Besinnung. Im zweiten Stück, dem Titelstück, dauert es eine Weile, bis zum ersten Mal Gesang erklingt. Relaxte Reggaeklänge eignen sich anscheinend genauso gut, sommerlichen oberpfälzischen Regen zu besingen wie karibischen Sonnenschein. "Irgendwann is alles hi" heißt es lakonisch im nächsten Stück", ehe es weitergeht mit "Musik für Heißluftballone". Die Klarinette erweckt Assoziationen an Klezmer-Musik. Es wechseln sich beschwingte Stücke ab mit eher meditativen Passagen. Im Schlussstück "As Leben" gibt es einen versöhnlichen Blick auf unsere Existenz, an das sich noch ein "Freundschaftsangebot" des Sängers Matthias Wolf an die Zuhörerschaft anschließt. Ein ruhiger Ausklang, der mich von fern an die entrückten Passagen eines langsameren Van-Morrisson-Songs denken lässt. Man kann sich gut vorstellen, dazu auf der Veranda zu sitzen und die Aussicht auf eine freie Landschaft zu genießen.
(Rainer Buck)





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