X-Perience: "We Travel The World" (Album)
VÖ: 04.08.2023; Label: Valicon Records; Katalognummer: 1049782VAC; Musiker: Claudia Uhle (Gesang), Matthias Uhle, Alexander Kaiser (beide Keyboards); Produktion/Mix: Bernd Wendlandt; Bemerkung: Das Album ist als Doppel CD, einfache Vinyl als limitierte Auflage (#1049780) und als Doppel-Vinyl in der Deluxe Edition (#03896954) erschienen. Sowohl auf der zweiten CD als auch auf der zweiten LP befinden sich Extended Versionen (Maxis) der Songs von CD 1 bzw. LP 1;
Titel: CD 1: "We Travel The World", "Say Thank You", "Come Come", "Conquest Of Paradise", "Nobody Cares Like You", "We Will Live Forever", "And When We're Dancing", "Wasted Time", "Endless Summer", "Dragonfly", "The Train Of Life Is Rolling" CD 2: "Nobody Cares Like You (Extended Version)", "We Will Live Forever (Extended Version)", "Say Thank You (Extended Version)", "Come Come (Extended Version)", "And When We're Dancing (Extended Version)", "We Travel The World (Extended Version)", "Conquest Of Paradise (Extended Version)", "Wasted Time (Extended Version)", "Endless Summer (Extended Version)", "Dragonfly (Extended Version)", "The Train Of Life Is Rolling (Extended Version)", "My Life Goes On (Extended Version)" |
Rezension:
Es ist Sommer 1996 und heiß draußen. Noch heißer wurde es dem jüngeren, zumeist männlichen Publikum des Senders VIVA, einem damals noch im Betrieb befindlichen Musikkanal im Fernsehen, beim Studium der neusten Clips. Eine Neuvorstellung kam im Juli des Jahres aus dem Hause WEA Records und zog einen sofort in seinen Bann. Ein Kornfeld ist zu sehen, ein filigraner Synthie-Sound zu hören und schon in der nächsten Einstellung wälzt sich eine rothaarige Schönheit mit weißer Haut und in leichter, ebenfalls weißer Kleidung verträumt in einem Bett. Dann fängt sie an zu singen und schon ist es passiert. "Das kann nur ein Engel sein" und "Das ist nicht von dieser Welt", schießt es einem durch den Kopf, während sie einem mit dieser Stimme bis tief unter die Haut fährt. Die junge Frau singt von einem nicht enden wollenden Traum und schon direkt nachdem das Lied beendet ist, möchte man sich der Künstlerin und ihrem gesanglich vorgetragenen Wunsch umgehend anschließen. Das, was da auf dem Bildschirm zu sehen und im Raum zu hören war, ist der Vortrag einer gewissen Claudia Uhle … Sängerin des Elektropop-Trios X-PERIENCE. Und es war der Moment, in dem Millionen von Musikfreunden innerhalb von Sekunden von dieser Frau, ihrer Stimme und diesem großartigen Ohrwurm verzaubert - ja, wenn nicht sogar in alles gleichzeitig verknallt - waren. Die Nummer ging steil, kam bis auf Platz 4 der deutschen Single-Charts und stellte eine erfrischende Alternative zur 08/15-Massenware dar, der man in den einschlägigen Sendungen in TV und Radio seinerzeit zu Hauf begegnete. Musikalisch boten X-PERIENCE eine Mischung aus Retro-Sounds der 80er und Klängen der Neuzeit, die sie der damals aktuellen Technik entlockten. Kein stupides Techno- oder Dancefloor-Gewummer, aber trotzdem mit einem knackigen Beat versehen, hob sich die Musik des Trios von der anderer Kollegen ab. Und zudem boten sie ihrem Publikum eigene und neue Song-Kreationen und keine Coversongs an.
Heute .. fast 30 Jahre später, sind X-PERIENCE noch bzw. wieder da. VIVA ist Geschichte, all die Eintagsfliegen der Endneunziger ebenfalls, und auch der Sommer 2023 ist mit dem von vor 27 Jahren nicht vergleichbar. Schön zu sehen, dass die Besetzung von einst noch Musik macht, und besonders vor allem: schön zu hören! Mit dem inzwischen sechsten Studioalbum vermag das Berliner Trio immer noch ein Jucken im Tanzbein seiner Hörer auszulösen und ihre Sängerin findet nach wie vor mit ihrer Stimme ganz charmant den Weg unter die Haut ihrer Zuhörer. Genau wie früher. Damit versetzt einen das Ensemble nochmals in einen "nicht enden wollenden Traum". Mit "We Travel the World" - so heißt die Langrille/CD - sorgen die drei Musiker umgehend für eine Menge Frohsinn und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie beim alten Eisen noch lange nix zu suchen haben. Im Gegenteil - Ihr Sound ist immer noch knackig und modern, frisch und jugendlich.
Angenehm zu hören ist ebenfalls, dass sich am Stil der Formation nichts geändert hat. Man hält konsequent an dem fest, was man beherrscht, und hat sich trotzdem hörbar weiterentwickelt. In guter alter OMD- oder NEW ORDER-Tradition wird Synthiepop der Extraklasse geboten, und dabei an den Reglern im Studio feinste Klangarbeit in Höhen und Tiefen geleistet. Daran nicht ganz unbeteiligt dürfte ihr Produzent Bernd Wendlandt sein und dessen Anteil am Endergebnis entsprechend nicht unerheblich. Da wird ganz sachte mit den neusten Erkenntnissen im Bereich der digitalen Klangerzeugung geflirtet und mit der eigenen Handschrift, sowie bewährten Zutaten vermischt. Über all den Melodien, Wendungen und Spielereien, die von ihrem Bruder Matthias Uhle und dem Dritten im Bunde, Alexander Kaiser, an den Tasten von Synthies und Keyboards erzeugt werden, thront die immer noch so glockenhelle und klare Stimme von Claudia Uhle, die nach ihrem Ausstieg im Jahre 2007 vor knapp fünf Jahren wieder in die Band zurückgekehrt ist. Gott sei Dank, kann man da nur sagen, denn kaum eine andere Sängerin ist so gut im Stande, derlei willkommene Attentate auf die Stimmungen und Empfindungen ihrer Hörer auszuüben, wie Frau Uhle. Dazu ist sie aus all den vielen und oft gleichklingenden Stimmen in der großen weiterten Musikwelt deutlich wiederzuerkennen. Ein nicht zu ersetzendes und wichtiges Pfund - ja, ein Markenzeichen - dieser Band! Die Herren lassen dazu ganz wunderbare Kollagen aus Tönen entstehen, entwickeln hauchzarte Melodien, die sich ins Gedächtnis graben, und mischen dem weiterhin feine - mal flotte, mal gechillte - Beats bei. Mal in Richtung Trance operierend, auf mystischen Pfaden wandelnd oder sommerliche Gefühle auslösend, und an anderer Stelle eine Hymne erzeugend, musizieren die seit 1995 reichlich "Erfahrungen" gesammelt habenden Künstler souverän durch die 11 Stücke ihres neuen Werks. Ob nun zerbrechlich-filigran oder etwas härter arrangiert, auf diesen immer mit Geschick gegossenen Fundamenten kann sich Claudia mit ihrem Instrument tänzelnd bewegen, und dabei all die "Verzauberten" von einst erneut einfangen. Spielend sogar, beim Rezensenten hat's geklappt.
Claudia nimmt die Hörer an die Hand und zeigt ihnen in jedem einzelnen der neuen X-PERIENCE-Kapiteln auf "We Travel The World" die Vielfalt des Lebens. Hier dominiert das Positive und selbst ein Regentag kann dazu verleiten, draußen zu tanzen und sein Dasein zu feiern. Auch ein "Drachenflug" und das Ansinnen nach ewigem Leben sowie endlosen Sommern werden in Form von Liedern hinterlegt. Ohne große Ecken aber mit vielen Verzierungen, leicht verdaulich und wenig belastend. Probleme hat man im richtigen Leben ja schon genug, nicht wahr? Und wer Sperriges und Verfrickeltes braucht, kann ja zu einer Jazz-Platte greifen. Bei diesen Stücken darf man sich entspannt zurücklehnen und genießen. Oder aufspringen und sich dazu bewegen. Ganz so, wie man möchte, aber auf jeden Fall darf man hier eine knappe Stunde lang das Leben genießen …
Das Album kommt als Doppel-CD daher. Auf dem ersten Silberling warten die Stücke des eben beschriebenen Albums, auf dem zweiten eine Sammlung von "Langen Versionen" der Lieder von der ersten CD. Auf der "Deluxe Edition" der Vinyl-Ausgabe findet man das gleiche Programm und die gleiche Anordnung, eben nur auf zwei Schallplatten, vor. So kennt man das noch aus den 80ern und 90ern, als Singles parallel zum Edit auch als Lange bzw. Extended Version in Umlauf gebracht wurden. Eine feine Tradition, die man hier weiterleben lässt. Über die Mixe wird an dieser Stelle aber nichts verraten. Sie sollen für den interessierten Leser eine Überraschung sein und ihn nach dem Studium dieser Zeilen noch zusätzlich triggern, das Werk beim Plattenhändler des Vertrauens käuflich zu erwerben. Die gerade erwähnte Doppel-Vinyl war - soweit ich informiert bin - aber schon direkt nach ihrem Erscheinen vergriffen.
Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass "We Travel The World" in vollem Umfang zu empfehlen ist. Wie schon vor 27 Jahren ist X-PERIENCE mit seiner neuen Scheibe auch heute wieder eine feine Alternative zum aktuell angebotenen Liedgut in den Charts, das sich oftmals doch gleicht und wenig überraschen kann. Bei den Uhles und Herrn Kaiser ist das anders, da gibt's keine Popmusik vom Reißbrett, sondern eine ansprechende und erfrischende Produktion mit zeitlosen Synthie-Pop-Songs. Wenn man unbedingt Lieder aus dem Album hervorheben soll, dann würde ich "And When We're Dancing" und "We Will Live Forever" als Anspieltipps nennen. Beides Ohrwürmer mit Hit-Potential, die hier auch als Videoclips mit eingebunden sind. Gerne mehr davon …
(Christian Reder)
Heute .. fast 30 Jahre später, sind X-PERIENCE noch bzw. wieder da. VIVA ist Geschichte, all die Eintagsfliegen der Endneunziger ebenfalls, und auch der Sommer 2023 ist mit dem von vor 27 Jahren nicht vergleichbar. Schön zu sehen, dass die Besetzung von einst noch Musik macht, und besonders vor allem: schön zu hören! Mit dem inzwischen sechsten Studioalbum vermag das Berliner Trio immer noch ein Jucken im Tanzbein seiner Hörer auszulösen und ihre Sängerin findet nach wie vor mit ihrer Stimme ganz charmant den Weg unter die Haut ihrer Zuhörer. Genau wie früher. Damit versetzt einen das Ensemble nochmals in einen "nicht enden wollenden Traum". Mit "We Travel the World" - so heißt die Langrille/CD - sorgen die drei Musiker umgehend für eine Menge Frohsinn und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie beim alten Eisen noch lange nix zu suchen haben. Im Gegenteil - Ihr Sound ist immer noch knackig und modern, frisch und jugendlich.
Angenehm zu hören ist ebenfalls, dass sich am Stil der Formation nichts geändert hat. Man hält konsequent an dem fest, was man beherrscht, und hat sich trotzdem hörbar weiterentwickelt. In guter alter OMD- oder NEW ORDER-Tradition wird Synthiepop der Extraklasse geboten, und dabei an den Reglern im Studio feinste Klangarbeit in Höhen und Tiefen geleistet. Daran nicht ganz unbeteiligt dürfte ihr Produzent Bernd Wendlandt sein und dessen Anteil am Endergebnis entsprechend nicht unerheblich. Da wird ganz sachte mit den neusten Erkenntnissen im Bereich der digitalen Klangerzeugung geflirtet und mit der eigenen Handschrift, sowie bewährten Zutaten vermischt. Über all den Melodien, Wendungen und Spielereien, die von ihrem Bruder Matthias Uhle und dem Dritten im Bunde, Alexander Kaiser, an den Tasten von Synthies und Keyboards erzeugt werden, thront die immer noch so glockenhelle und klare Stimme von Claudia Uhle, die nach ihrem Ausstieg im Jahre 2007 vor knapp fünf Jahren wieder in die Band zurückgekehrt ist. Gott sei Dank, kann man da nur sagen, denn kaum eine andere Sängerin ist so gut im Stande, derlei willkommene Attentate auf die Stimmungen und Empfindungen ihrer Hörer auszuüben, wie Frau Uhle. Dazu ist sie aus all den vielen und oft gleichklingenden Stimmen in der großen weiterten Musikwelt deutlich wiederzuerkennen. Ein nicht zu ersetzendes und wichtiges Pfund - ja, ein Markenzeichen - dieser Band! Die Herren lassen dazu ganz wunderbare Kollagen aus Tönen entstehen, entwickeln hauchzarte Melodien, die sich ins Gedächtnis graben, und mischen dem weiterhin feine - mal flotte, mal gechillte - Beats bei. Mal in Richtung Trance operierend, auf mystischen Pfaden wandelnd oder sommerliche Gefühle auslösend, und an anderer Stelle eine Hymne erzeugend, musizieren die seit 1995 reichlich "Erfahrungen" gesammelt habenden Künstler souverän durch die 11 Stücke ihres neuen Werks. Ob nun zerbrechlich-filigran oder etwas härter arrangiert, auf diesen immer mit Geschick gegossenen Fundamenten kann sich Claudia mit ihrem Instrument tänzelnd bewegen, und dabei all die "Verzauberten" von einst erneut einfangen. Spielend sogar, beim Rezensenten hat's geklappt.
Claudia nimmt die Hörer an die Hand und zeigt ihnen in jedem einzelnen der neuen X-PERIENCE-Kapiteln auf "We Travel The World" die Vielfalt des Lebens. Hier dominiert das Positive und selbst ein Regentag kann dazu verleiten, draußen zu tanzen und sein Dasein zu feiern. Auch ein "Drachenflug" und das Ansinnen nach ewigem Leben sowie endlosen Sommern werden in Form von Liedern hinterlegt. Ohne große Ecken aber mit vielen Verzierungen, leicht verdaulich und wenig belastend. Probleme hat man im richtigen Leben ja schon genug, nicht wahr? Und wer Sperriges und Verfrickeltes braucht, kann ja zu einer Jazz-Platte greifen. Bei diesen Stücken darf man sich entspannt zurücklehnen und genießen. Oder aufspringen und sich dazu bewegen. Ganz so, wie man möchte, aber auf jeden Fall darf man hier eine knappe Stunde lang das Leben genießen …
Das Album kommt als Doppel-CD daher. Auf dem ersten Silberling warten die Stücke des eben beschriebenen Albums, auf dem zweiten eine Sammlung von "Langen Versionen" der Lieder von der ersten CD. Auf der "Deluxe Edition" der Vinyl-Ausgabe findet man das gleiche Programm und die gleiche Anordnung, eben nur auf zwei Schallplatten, vor. So kennt man das noch aus den 80ern und 90ern, als Singles parallel zum Edit auch als Lange bzw. Extended Version in Umlauf gebracht wurden. Eine feine Tradition, die man hier weiterleben lässt. Über die Mixe wird an dieser Stelle aber nichts verraten. Sie sollen für den interessierten Leser eine Überraschung sein und ihn nach dem Studium dieser Zeilen noch zusätzlich triggern, das Werk beim Plattenhändler des Vertrauens käuflich zu erwerben. Die gerade erwähnte Doppel-Vinyl war - soweit ich informiert bin - aber schon direkt nach ihrem Erscheinen vergriffen.
Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass "We Travel The World" in vollem Umfang zu empfehlen ist. Wie schon vor 27 Jahren ist X-PERIENCE mit seiner neuen Scheibe auch heute wieder eine feine Alternative zum aktuell angebotenen Liedgut in den Charts, das sich oftmals doch gleicht und wenig überraschen kann. Bei den Uhles und Herrn Kaiser ist das anders, da gibt's keine Popmusik vom Reißbrett, sondern eine ansprechende und erfrischende Produktion mit zeitlosen Synthie-Pop-Songs. Wenn man unbedingt Lieder aus dem Album hervorheben soll, dann würde ich "And When We're Dancing" und "We Will Live Forever" als Anspieltipps nennen. Beides Ohrwürmer mit Hit-Potential, die hier auch als Videoclips mit eingebunden sind. Gerne mehr davon …
(Christian Reder)
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