Ansa Sauermann: "Du kriegst
was Du brauchst" (Album)
VÖ: 23.06.2023; Label: Lotterverlag; Vertrieg Sony Music; Katalognummer: n.n.b.; Musiker: Ansa Sauermann (Gesang, Gitarre), Adrian Röbisch (Gitarre), Clemens Voyé (Bass), Paul Gallister (Keyboard), Lukas Wehle (Schlagzeug); Bemerkung: Das Album ist als CD und Schallplatte erhältlich;
Titel: " Schmuck & Dieb", "B-Seiten", "Dynamisch", "Jung", "Schlaflied", "Erfolglos", "Palermo", "Rosa Elefanten", "Duell", "Kleiner Tod" |
Rezension:
"Du kriegst was du brauchst", nennt der aus Dresden stammende und inzwischen in Österreich lebende Singer-Songwriter Ansa Sauermann sein drittes Album. Woher weiß er nur, was wir brauchen? Kann er das überhaupt wissen? Scheinbar ja … In diesen Tagen brauchen wir vor allen Dingen ein paar ruhige Momente. Weniger Streitthemen und weniger Dinge, die sofort an allen Ecken irgendeine Form von Empörung auslösen. Liebe, sogar viel davon, wäre toll, und das ganze bitte in schönen Tönen verpackt und mit schönen Worten gezeichnet. Und damit könnte ich diese Rezension auch schon beenden und den vorherigen Satz als Fazit stehen lassen. All das gibt es nämlich auf der CD/Schallplatte namens "Du kriegst was du brauchst", die am 23. Juni 2023 das Licht der Welt erblicken wird.
Das Album startet ruhig, sogar mit einem zarten Hauch von Melancholie, vielleicht auch deshalb, weil das Wetter in der hier erzählten Geschichte vor der Tür so schmuddelig ist. Dafür ist das Gefühl im Inneren das komplette Gegenteil. "Schmuck & Dieb" heißt die mit Akustikgitarre und Klavier zum Leben erweckte Liebeserklärung, in der der Sänger die Angebetete zum edlen Geschmeide und sich selbst zum Dieb, der ihn stiehlt, macht.
Nicht weniger pfiffig geht der Musikant mit den Worten im Song "B-Seiten" um. Hier geht es um die Schallplatte im Kopf, die natürlich eine Metapher ist, und wo es wirklich spannend heraus zu hören ist, wie sich dieses Bild mit dem Denken und Empfinden verbinden lässt. Einmal mehr ist es die Akustikgitarre, die im Vordergrund steht und von sanften Orgeltönen begleitet wird, die im Verlauf aber von Schlagwerk und Bläsern Verstärkung bekommt. Das ist große Kunst!
Etwas lauter und auch wütender geht es in "Erfolglos" zur Sache. Gleich vom ersten Ton an steht die Nummer krachend im Raum. Irgendwas läuft nicht richtig, man gibt auf und ärgert sich. Doch wenn die Trommeln ordentlich Druck erzeugen und einen geilen Takt spielen, vergisst man das aber schnell, und wenn draußen die Sonne scheint, fühlt man sich sogar als Sieger. So könnte es jedenfalls auf dem Beipackzettel zu dieser Nummer stehen.
Ein vertontes Postkartenmotiv kommt für uns mit "Palermo" aus den Boxen geschossen. Die Nummer fährt einem gleich in die Glieder, animiert zu Bewegungen zur Musik und lässt einen bei geschlossenen Augen und aufmerksam zuhörend Bilder sehen, die gar nicht da sind. Man reißt mit ihm aus, dahin, wo er ja selbst gar nicht ist, sondern wo er sein könnte ("Wär ich wenigstens verliebt/oder zumindest in Palermo/dann lern ich italienisch/und kleide mich neu ein"). Verwirrend? Nicht doch … Gut zuhören!
Ebenso gut tanzbar und lebensbejahend ist das Lied "Rosa Elefanten", nachdem sich das leise Intro in einen von Gitarre, Bass und Schlagzeug geräuschvoll dahin sausenden Musikexpress verwandelt. Auch hier gilt es wieder, trotz Tanzeinladung und Mitwipp-Garantie, gut auf das gesungene Wort zu achten. Einmal mehr …
Das alles ist bis hierher schon viel Stoff, den man erkunden und deren teils verklausulierte Botschaft man erst mal entschlüsseln muss. Da hat man gut zu tun und man könnte schon jetzt sagen, "Das ist gutes Material", und mit diesen Worten schließen. Könnte man (wollte man ja weiter oben schon), wäre da nicht diese ganz besondere Liebeserklärung am Ende. Mit einer solchen fing das Album an, mit einer weiteren hört es auf. "Kleiner Tod" ist nämlich noch so ein Song, in dem der Text Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt. Hier ist "der Morgen danach" das große Thema. Dass Ansa geflasht von der Nacht und total verknallt ist, skizziert er mit leiser Stimme. Glücklich, Kleinigkeiten wahrnehmend, sich wohl fragend, ob es wirklich wahr ist. Dazu kleidet er alles in feine Gitarrenklänge, die einen sanft streicheln und mit ihm zusammen verliebt sein lassen, so wie es einst nur Simon & Garfunkel konnten. Ein Abschluss mit Paukenschlag, obwohl dieser mit dem Ohr gar nicht vernehmbar ist. Aber mit dem Herzen!
Ansa Sauermann ist keine Röhre, kein Shouter und keiner, der zwischen mehreren Stimmlagen hin und her tänzelt. Er ist halt nicht der Sänger, der einen mit seiner Stimme komplett umhaut. Damit nicht. Aber mit seinen Texten. Wie beschrieben kann er ausgesprochen gut mit Worten umgehen. Aus ihnen lässt er Geschichten entstehen, die poetisch sind, die verträumt sind, die in die Tiefe gehen und die Dich komplett erden. "Du kriegst was du brauchst", verspricht er in der Überschrift auf seinem Cover. Und tatsächlich bekommst Du genau das. Die Musik ist nicht überfrachtet mit irgendeinem Mumpitz aus dem Zubehörordner der Studiosoftware, sondern echt, warm und auf das reduziert, was nötig ist, um seine Worte zu ummanteln und den Empfänger zu erreichen. Man kann über die Lieder in Ansa hinein schauen, seinen Gefühlen und Gedanken folgen. Es macht richtig viel Laune, ihm zuzuhören, ihn zu entschlüsseln, seine Lieder immer wieder zu hören. Wer sich Botschaften und Inhalte lieber an der Hintertür abholt und dafür gern erst über den großen Hof laufen will, der hat an den 10 Songs der Platte richtig viel Freude. Wer zum Thema Liebe aber direkt gesagt bekommen möchte, wo man bei der Partnerin oder dem Partner gerne hinlangen und was man gern so alles mit ihm anstellen möchte, ist in einem anderen Genre besser aufgehoben. Sowas gibt's hier nicht. Und das macht das Album so wertvoll.
(Christian Reder)
Das Album startet ruhig, sogar mit einem zarten Hauch von Melancholie, vielleicht auch deshalb, weil das Wetter in der hier erzählten Geschichte vor der Tür so schmuddelig ist. Dafür ist das Gefühl im Inneren das komplette Gegenteil. "Schmuck & Dieb" heißt die mit Akustikgitarre und Klavier zum Leben erweckte Liebeserklärung, in der der Sänger die Angebetete zum edlen Geschmeide und sich selbst zum Dieb, der ihn stiehlt, macht.
Nicht weniger pfiffig geht der Musikant mit den Worten im Song "B-Seiten" um. Hier geht es um die Schallplatte im Kopf, die natürlich eine Metapher ist, und wo es wirklich spannend heraus zu hören ist, wie sich dieses Bild mit dem Denken und Empfinden verbinden lässt. Einmal mehr ist es die Akustikgitarre, die im Vordergrund steht und von sanften Orgeltönen begleitet wird, die im Verlauf aber von Schlagwerk und Bläsern Verstärkung bekommt. Das ist große Kunst!
Etwas lauter und auch wütender geht es in "Erfolglos" zur Sache. Gleich vom ersten Ton an steht die Nummer krachend im Raum. Irgendwas läuft nicht richtig, man gibt auf und ärgert sich. Doch wenn die Trommeln ordentlich Druck erzeugen und einen geilen Takt spielen, vergisst man das aber schnell, und wenn draußen die Sonne scheint, fühlt man sich sogar als Sieger. So könnte es jedenfalls auf dem Beipackzettel zu dieser Nummer stehen.
Ein vertontes Postkartenmotiv kommt für uns mit "Palermo" aus den Boxen geschossen. Die Nummer fährt einem gleich in die Glieder, animiert zu Bewegungen zur Musik und lässt einen bei geschlossenen Augen und aufmerksam zuhörend Bilder sehen, die gar nicht da sind. Man reißt mit ihm aus, dahin, wo er ja selbst gar nicht ist, sondern wo er sein könnte ("Wär ich wenigstens verliebt/oder zumindest in Palermo/dann lern ich italienisch/und kleide mich neu ein"). Verwirrend? Nicht doch … Gut zuhören!
Ebenso gut tanzbar und lebensbejahend ist das Lied "Rosa Elefanten", nachdem sich das leise Intro in einen von Gitarre, Bass und Schlagzeug geräuschvoll dahin sausenden Musikexpress verwandelt. Auch hier gilt es wieder, trotz Tanzeinladung und Mitwipp-Garantie, gut auf das gesungene Wort zu achten. Einmal mehr …
Das alles ist bis hierher schon viel Stoff, den man erkunden und deren teils verklausulierte Botschaft man erst mal entschlüsseln muss. Da hat man gut zu tun und man könnte schon jetzt sagen, "Das ist gutes Material", und mit diesen Worten schließen. Könnte man (wollte man ja weiter oben schon), wäre da nicht diese ganz besondere Liebeserklärung am Ende. Mit einer solchen fing das Album an, mit einer weiteren hört es auf. "Kleiner Tod" ist nämlich noch so ein Song, in dem der Text Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt. Hier ist "der Morgen danach" das große Thema. Dass Ansa geflasht von der Nacht und total verknallt ist, skizziert er mit leiser Stimme. Glücklich, Kleinigkeiten wahrnehmend, sich wohl fragend, ob es wirklich wahr ist. Dazu kleidet er alles in feine Gitarrenklänge, die einen sanft streicheln und mit ihm zusammen verliebt sein lassen, so wie es einst nur Simon & Garfunkel konnten. Ein Abschluss mit Paukenschlag, obwohl dieser mit dem Ohr gar nicht vernehmbar ist. Aber mit dem Herzen!
Ansa Sauermann ist keine Röhre, kein Shouter und keiner, der zwischen mehreren Stimmlagen hin und her tänzelt. Er ist halt nicht der Sänger, der einen mit seiner Stimme komplett umhaut. Damit nicht. Aber mit seinen Texten. Wie beschrieben kann er ausgesprochen gut mit Worten umgehen. Aus ihnen lässt er Geschichten entstehen, die poetisch sind, die verträumt sind, die in die Tiefe gehen und die Dich komplett erden. "Du kriegst was du brauchst", verspricht er in der Überschrift auf seinem Cover. Und tatsächlich bekommst Du genau das. Die Musik ist nicht überfrachtet mit irgendeinem Mumpitz aus dem Zubehörordner der Studiosoftware, sondern echt, warm und auf das reduziert, was nötig ist, um seine Worte zu ummanteln und den Empfänger zu erreichen. Man kann über die Lieder in Ansa hinein schauen, seinen Gefühlen und Gedanken folgen. Es macht richtig viel Laune, ihm zuzuhören, ihn zu entschlüsseln, seine Lieder immer wieder zu hören. Wer sich Botschaften und Inhalte lieber an der Hintertür abholt und dafür gern erst über den großen Hof laufen will, der hat an den 10 Songs der Platte richtig viel Freude. Wer zum Thema Liebe aber direkt gesagt bekommen möchte, wo man bei der Partnerin oder dem Partner gerne hinlangen und was man gern so alles mit ihm anstellen möchte, ist in einem anderen Genre besser aufgehoben. Sowas gibt's hier nicht. Und das macht das Album so wertvoll.
(Christian Reder)
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