KAPUZE: "Einfach kompliziert" (Album)
VÖ: 03.03.2023; Label: Donauwellenmusic; Katalognummer: 4170000075257; Musiker: Magdalena Utzt (Gesang), Peter Karl (Gitarre), Dominik Kögler (Bass), Christian Meyer (Piano), Tobias Haunsperger (Schlagzeug); Gäste: Ralf Breindl (Gesang), Mamuka Paresi (Geige), Magdalena Baudisch (Cello), Florian Kögler (Trompete), Andreas Utzt (Trompete), Simon Woll (Saxophon), Manuel Funk (Posaune), Eva-Maria Dittert (Querflöte); Musik/Texte/Produktion: Christian Meyer; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet mit Abdruck aller Texte;
Titel: "Einfach kompliziert", "Vielleicht", "Jeder zweite Tag", "Kleine Gesetze", "Tante Frieda", "Damit Du mir", "Wenn doch nur", "Lebenslauf", "Wahlplakat", "Du und ich" |
Rezension:
Die klassische Band mit Schlagzeugern, Bassisten und Gitarristen ist ja leider vom Artensterben bedroht. Gerade in der Popmusik greift man vermehrt zur Musik aus dem Computer um einem hübschen Gesicht den passenden Klangteppich auszulegen. Künstlich erzeugte Beats, Melodien synthetischer Natur und kaum noch Überraschendes findet sich zu Hauf im sogenannten Mainstream. Dies hat zur Folge, dass im Radio inzwischen vieles gleich klingt und man einen Max Giesinger nicht mehr von einem Adel Tawil unterscheiden kann. Dass dabei die Texte ebenso austauschbar wie langweilig sind, kommt noch obendrauf. So manch ein Musikant stemmt sich aber vehement gegen diese Entwicklung, tut sich mit anderen Musikanten zusammen, und gründet trotz all dieser Trends und Entwicklungen eine Musikgruppe. So auch Magdalena Utzt (Gesang), Peter Karl (Gitarre), Dominik Kögler (Bass), Christian Meyer (Piano) und Tobias Haunsperger (Schlagzeug) aus Ingolstadt, die unter dem Namen KAPUZE vor ein paar Jahren eine Arbeitsgemeinschaft gebildet haben um handgemachte Musik zu machen. Mit "Einfach kompliziert" ist Anfang März bereits ihr zweites Album erschienen.
Dass aus der Großstadt an der Donau, wo die Autos alle ein "IN" auf dem Kennzeichen tragen, nicht nur feinste Blechschmiedekunst mit vier Ringen kommt, sondern auch Fantastisches aus dem Bereich Musik, lehrt uns diese Band hier, die den Stempel "Indie-Rock" aufgedrückt bekommen hat. Wenn man bei Songs heute deutlich ein Schlagzeug statt eines Drumcomputers hören kann, ein Gitarrist seiner Spielfreude freien Lauf lassen darf und ein Bassist Dir mit seinen tiefen Tönen in der Magengrube graben kann, ist es bereits "Indie-Pop". Das war mal anders … Die KAPUZEN selbst nennen ihre musikalischen Schöpfungen hingegen "Zartbitter Rock/Pop", und das trifft es meiner bescheidenen Meinung nach viel besser.
Zartbitter ist auch die Stimme der eben namentlich genannten Sängerin, die alles andere als "von der Stange" ist und gleich zu Beginn des Albums im Song "Einfach kompliziert" auf Kundenfang geht. Das gelingt ihr ganz gut, denn mit ihrem Instrument kriecht sie einem langsam aber sanft unter die Haut, auf der sich umgehend sämtliche Härchen aufstellen. Das schafft nicht jede Sängerin. Von denen, die sich heuer eingangs erwähnten Arrangements aus der Dose bedienen, schon lange keine mehr. Dieses Niveau der ersten Minuten hält Frau Utzt dann auch über die nächsten Lieder aufrecht. Egal ob beim treibenden "Vielleicht", dem dahin tänzelnden "Tante Frieda", dem stampfenden "Kleine Gesetze", dem sommerlich groovenden "Damit Du mir", dem äußerst bluesig geratenen "Wahlplakat" oder dem waschechten Deutschrocker "Lebenslauf", die Stimme der jungen Dame weiß auf allen Tanzflächen eine gute Figur zu machen.
Dem in nichts nach steht das hinter ihr operierende Ensemble bestehend aus Bassist, Gitarrist, Schlagzeuger und Tastenvirtuosen. Die schwarzen und weißen Tasten werden vom "kreativen Kopf" der Gruppe, Christian Meyer, bedient, der zudem für die Texte und Kompositionen der hier zu hörenden Lieder verantwortlich zeichnet. Sein Instrument ist in einigen der Stücke eine tragende Säule und die gespielten Töne die DNA des jeweiligen Liedes. Auch das wird gleich schon beim ersten Stück deutlich, und zieht sich im Verlauf der Platte wie ein roter Faden durchs Programm.
Das Album besticht durch seinen Abwechslungsreichtum. Popmusik ist nicht immer gleich Popmusik, und das wird einem hier auf eine äußerst appetitliche Weise deutlich gemacht. Verschiedene Spielarten treffen auf- und ineinander, und man wird als Hörer immer wieder mit unerwarteten Wechseln überrascht. Die Musik unterstreicht die Inhalte ausgesprochen gut. Diese handeln von allem, was einem jungen Erwachsenen "unter der Kapuze" so durch den Kopf geht. Seien es gleich im Opener die einem die Leichtigkeit im Leben nehmenden Blockaden hinter der Stirn ("Dafür bin ich zu alt", "Das schaff ich nicht", "Mir fehlt der Mut"), die Erinnerungen an eine ganz besondere Person aus Kindertagen (Song "Tante Frieda") oder die unschöne Beobachtung, wie ein Mensch sich zu seinem Nachteil verändern kann ("Wahlplakat") … das Quintett aus Ingolstadt beleuchtet viele Szenarien aus dem Alltag von Dir und mir. Und wenn man thematisch schon etwas mit Musik unterstreichen will, kann man dazu dann ja auch hin und wieder erweiterndes und geeignetes Instrumentarium dazu holen. Und hier scheuen die Macher von KAPUZE weder den Einsatz von Geigen, Celli und Bratschen, noch den von Trompeten, Saxophonen und Posaunen. Alles drin in den 10 Stücken auf "Einfach kompliziert", und alles von Hand (oder mit dem Mund) gespielt. Was für eine erfrischende Wohltat. Was für eine opulente Palette von Klängen.
An dieser Stelle möchte ich dem Leser dieses wunderbare Erzeugnis, das anmutig und charmant auf der "Indie-Pop"- … ach ne … "Zartbitter"-Schiene dahin gleitet, einfach nur ans Herz legen. Man verliebt sich umgehend in die Stimme, saugt mit großem Genuss die Musik auf und wird eine Menge Spaß am Umgang der Damen und Herren mit der Deutschen Sprache haben, denn "Einfach kompliziert" ist alles andere schwierig oder heikel. Es ist einfach herrlich und einfach gut. Danke, dass sich immer noch Menschen zu Gruppen zusammenfinden und sich mit eigener Hände Arbeit gegen das Artensterben im Pop- und Rock-Bereich wehren!
(Christian Reder)
Dass aus der Großstadt an der Donau, wo die Autos alle ein "IN" auf dem Kennzeichen tragen, nicht nur feinste Blechschmiedekunst mit vier Ringen kommt, sondern auch Fantastisches aus dem Bereich Musik, lehrt uns diese Band hier, die den Stempel "Indie-Rock" aufgedrückt bekommen hat. Wenn man bei Songs heute deutlich ein Schlagzeug statt eines Drumcomputers hören kann, ein Gitarrist seiner Spielfreude freien Lauf lassen darf und ein Bassist Dir mit seinen tiefen Tönen in der Magengrube graben kann, ist es bereits "Indie-Pop". Das war mal anders … Die KAPUZEN selbst nennen ihre musikalischen Schöpfungen hingegen "Zartbitter Rock/Pop", und das trifft es meiner bescheidenen Meinung nach viel besser.
Zartbitter ist auch die Stimme der eben namentlich genannten Sängerin, die alles andere als "von der Stange" ist und gleich zu Beginn des Albums im Song "Einfach kompliziert" auf Kundenfang geht. Das gelingt ihr ganz gut, denn mit ihrem Instrument kriecht sie einem langsam aber sanft unter die Haut, auf der sich umgehend sämtliche Härchen aufstellen. Das schafft nicht jede Sängerin. Von denen, die sich heuer eingangs erwähnten Arrangements aus der Dose bedienen, schon lange keine mehr. Dieses Niveau der ersten Minuten hält Frau Utzt dann auch über die nächsten Lieder aufrecht. Egal ob beim treibenden "Vielleicht", dem dahin tänzelnden "Tante Frieda", dem stampfenden "Kleine Gesetze", dem sommerlich groovenden "Damit Du mir", dem äußerst bluesig geratenen "Wahlplakat" oder dem waschechten Deutschrocker "Lebenslauf", die Stimme der jungen Dame weiß auf allen Tanzflächen eine gute Figur zu machen.
Dem in nichts nach steht das hinter ihr operierende Ensemble bestehend aus Bassist, Gitarrist, Schlagzeuger und Tastenvirtuosen. Die schwarzen und weißen Tasten werden vom "kreativen Kopf" der Gruppe, Christian Meyer, bedient, der zudem für die Texte und Kompositionen der hier zu hörenden Lieder verantwortlich zeichnet. Sein Instrument ist in einigen der Stücke eine tragende Säule und die gespielten Töne die DNA des jeweiligen Liedes. Auch das wird gleich schon beim ersten Stück deutlich, und zieht sich im Verlauf der Platte wie ein roter Faden durchs Programm.
Das Album besticht durch seinen Abwechslungsreichtum. Popmusik ist nicht immer gleich Popmusik, und das wird einem hier auf eine äußerst appetitliche Weise deutlich gemacht. Verschiedene Spielarten treffen auf- und ineinander, und man wird als Hörer immer wieder mit unerwarteten Wechseln überrascht. Die Musik unterstreicht die Inhalte ausgesprochen gut. Diese handeln von allem, was einem jungen Erwachsenen "unter der Kapuze" so durch den Kopf geht. Seien es gleich im Opener die einem die Leichtigkeit im Leben nehmenden Blockaden hinter der Stirn ("Dafür bin ich zu alt", "Das schaff ich nicht", "Mir fehlt der Mut"), die Erinnerungen an eine ganz besondere Person aus Kindertagen (Song "Tante Frieda") oder die unschöne Beobachtung, wie ein Mensch sich zu seinem Nachteil verändern kann ("Wahlplakat") … das Quintett aus Ingolstadt beleuchtet viele Szenarien aus dem Alltag von Dir und mir. Und wenn man thematisch schon etwas mit Musik unterstreichen will, kann man dazu dann ja auch hin und wieder erweiterndes und geeignetes Instrumentarium dazu holen. Und hier scheuen die Macher von KAPUZE weder den Einsatz von Geigen, Celli und Bratschen, noch den von Trompeten, Saxophonen und Posaunen. Alles drin in den 10 Stücken auf "Einfach kompliziert", und alles von Hand (oder mit dem Mund) gespielt. Was für eine erfrischende Wohltat. Was für eine opulente Palette von Klängen.
An dieser Stelle möchte ich dem Leser dieses wunderbare Erzeugnis, das anmutig und charmant auf der "Indie-Pop"- … ach ne … "Zartbitter"-Schiene dahin gleitet, einfach nur ans Herz legen. Man verliebt sich umgehend in die Stimme, saugt mit großem Genuss die Musik auf und wird eine Menge Spaß am Umgang der Damen und Herren mit der Deutschen Sprache haben, denn "Einfach kompliziert" ist alles andere schwierig oder heikel. Es ist einfach herrlich und einfach gut. Danke, dass sich immer noch Menschen zu Gruppen zusammenfinden und sich mit eigener Hände Arbeit gegen das Artensterben im Pop- und Rock-Bereich wehren!
(Christian Reder)
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