Christina Lux: "Lichtblicke" (Album)

lux2022 20220527 1603189327VÖ: 07.01.2022; Label: Luxuriant; Katalognummer: CD213502; Musiker: Christina Lux (Gesang, Gitarre), Oliver George-Siedler (Bass, Gitarre, Schlagzeug), Robert Schuller (Gitarre), Phillip "Soul" Sewell (Bass), Marius Goldhammer (Bass), Axel Steinbiss (Orgel, Piano), Bernd Delbrügge (Saxophon), Ebasa Pallada (Trompete), Anne de Wolff (Strings), Angelika Bachmann (Violine), Maria Well (Cello); Gast: Tokunbo Akinro (Gesang); Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet mit Abdruck der Songtexte;

Titel:
"Mond", "Haus", "True Self", "Ins Licht (feat. Tokunbo) ", "Wie tief", "Stell Dir vor", "Flieger aus Papier", "Was zählt für Dich", "Sing laut", "Freedom Is Not Given"


Rezension:


Vorwort:
Auf dieses Album musste ich mich erst einmal einlassen können. Nicht etwa, weil es schwierig oder nicht zugänglich wäre, sondern weil das, was in der Welt vor sich geht, mir eine lange Zeit kaum gestattet hatte, mich zum Leichten, zum Schönen und Unterhaltsamen hinzuwenden. Zu stark und zu allgegenwärtig waren die Gedanken an Krieg, Zerstörung und grausames Töten. Als ich mir das Album dann endlich eines späten Abends, in einem Moment der inneren Ruhe und der äußeren Stille, anhörte, war es eine gute Antwort auf all das.

Zum Album:
Christina Lux hat seit 1988 etliche Alben veröffentlicht. Mit "Lichtblicke" liegt jetzt ihr neuntes und zweites deutschsprachige vor. "Lichtblicke" ist sehr persönlich. Bereits das erste Stück, in dem sie mit dem Mond einen trinken gehen möchte, regt an, sich den Themen und Texten etwas aufmerksamer zu widmen, genauer hinzuhören und den kleinen Geschichten zu folgen. Und es macht neugierig auf die Person und die Persönlichkeit dieser Künstlerin, die davon singt, viel Kraft aus sich selbst schöpfen zu können. Die sich in ihren Liedern selbst betrachtet und sich hinterfragt, die sich in dem einen Stück Momente der Ruhe gestattet und sich im nächsten anstachelt, selbstbewusst und aufrecht die Dinge anzupacken, sich selbst zu vertrauen, um das eigene Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und ein ganz eigenes Haus zu bauen: "Ein Haus, in dem du dich aufrichten kannst, ohne dir den Kopf anzuhauen."

Es sind keine plakativen Appelle, kein "Anstoßen zum Nachdenken", kein Wachrütteln. Die Verbindung zur eigenen Erlebnis- und Erfahrungswelt der Hörerin oder des Hörers ergibt sich unwillkürlich - aus den Geschichten heraus, die sie erzählt. "Ich lass mich treiben, ich lass mich tragen", heißt es in TRUE SELF, einem Song, der bereits mit englischen Lyrics erschienen war und jetzt überwiegend deutsch betextet ist. Gelassenheit, Selbstvertrauen und Zuversicht sind die Koordinaten, die uns Christina Lux über ihren Weg verrät - den Weg zu sich selbst. Das eigene Ich zieht sich wie ein thematischer Faden durch dieses Album. Das wirkt keineswegs egozentrisch oder gar narzisstisch, sondern zeugt eher von der Sehnsucht nach einer Tiefgründigkeit, die nur entstehen kann, wenn man ganz bei sich selbst ist, was wiederum im Alltag nur selten praktiziert werden kann.

Um das Abschiednehmen von liebgewonnenen Menschen, etwa von der Jazzgitarristin Susan Weinert und von Edo Zanki, geht es in dem Stück INS LICHT, in dem sich die deutsch-nigerianische Soul- und Jazz-Sängerin Tokunbo als Duettpartnerin von Christina Lux einbringt. "Wie tief muss Liebe sein, wie lang hält ein Herz das aus" ist die Frage eines Liedes, das von der Geschichte eines Flüchtlingspaares inspiriert ist, zu dem die Sängerin eine persönliche Beziehung pflegt.

Überhaupt vermittelt Christina Lux stets den Eindruck, mit ihren Liedern, mit ihren Worten und mit ihrer Musik zwar stets bei sich selbst, aber auch immer ganz nah an den Themen zu sein, die die Meisten von uns Tag für Tag beschäftigen, die unsere Moral provozieren und unser Gewissen aufrütteln. Und wir alle können in SING LAUT mitfühlen, "wie es guttut, wieder Boden unter den Füßen zu spüren".

Bei Aufnahme und Produktion des Albums stand ihr langjähriger Weggefährte Oliver George-Siedler als multiinstrumentaler Musiker und Produzent zur Seite. Aufgenommen wurde überwiegend im eigenen kleinen Luxuriant-Studio in Köln, wobei die Künstlerin es als ungewohnt und ungewöhnlich beschreibt, dass viele Stücke ohne vorherige Live-Aufführungen, bei denen die Songs immer noch ein wenig wachsen und reifer werden, sofort als reine Studioversion umgesetzt wurden. Gemischt und gemastert wurden die Aufnahmen von Klaus Genuit im Hansahausstudio Bonn. Bei einzelnen Stücken mitwirkende Gäste sind Marius Goldhammer und Phillip "Soul" Sewell am Bass, Bernd Delbrügge und Ebasa Pallada an Saxofon und Trompete, Anne de Wolff für die Streicherarrangements und Axel Steinbiss an Piano und Orgel.

"Lichtblicke" ist eine moderne, coole und lässige, mit ihren Texten in die Tiefe gehende Jazzplatte. Etwas funky, manchmal rockig - eine runde Sache! Und wer verspürt dieser Tage nicht die Sehnsucht nach einem Lichtblick? Nach ein paar Momenten Ruhe und Frieden, wenigstens innerlich. Dieses Album könnte eine solche kleine Insel sein.
(Thorsten Murr)





Seh- und Hör-Bar:












   
   
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