ROCKHAUS: "AkustikZoo" (Album)

lp13 20241125 1458316558VÖ: 29.11.2024; Label: BuschFunk; Katalognummer: BF09202; Musiker: Mike Kilian (Gesang, Gitarre), Reinhard Petereit (Gitarre, Lap Steel, Banjo), Robert Protzmann (Bass, Chor-Gesang), HeinzAngel Haberstroh (Schlagzeug, Chor-Gesang); Gast: Daniel Hassbecker (Cello, Akkordeon, Piano, Orgel); Produzent: Rainer Oleak; Bemerkung: Dieses Album ist auf CD und Doppel-Vinyl (Schallplatte) erhältlich;

Titel:
"Blutrot", "Regen", "September", "Endlos", "Nur ein Traum", "Wir", "Wohin", "Seelenverwandte", "In Deinen Augen", "Parties", "Hör zu", "Wenn das so ist", "Ohne Dich", "Rettung", "Bleib cool", "Gefühle", "Armer Irrer", "Nur aus Liebe", "Träume Träume", "Irgendwann", "Mich zu lieben", "I.L.D."


Rezension:


Die Gruppe ROCKHAUS noch jemandem vorzustellen ist genauso unnötig wie die Lieder, die auf dieser neuen CD enthalten sind. Nicht nur deswegen, weil speziell die Songs das Programm der abgelaufenen Akustik-Tour Anfang des Jahres bildeten. Für alle die, die sich mit Deutschrock und im Speziellen mit dem Ostrock beschäftigen, gehört das Schaffen dieser Kapelle zur Allgemeinbildung. Spätestens seit 1983 und ihrer "Disco in der U-Bahn" waren sie dem damals noch jugendlichen Publikum in der DDR ein Begriff. Ab 1988 und ihrem beeindruckenden Album "I.L.D." waren sie dies auch der Jugend im anderen Teil Deutschlands. Obwohl viele Größen aus ihrem Bereich bereits den Dienst eingestellt haben - die Kollegen von PANKOW drehen jetzt auch schon ihre letzte Runde - ist ROCKHAUS noch aktiv und auch im Studio fleißig. Ja, und sie ziehen auch heute noch junges Publikum an. Zurecht! Kurz vor Corona im Jahre 2019 kam mit "Tempozoo" das bislang letzte Studioalbum auf den Markt. Jetzt - fünf Jahre später - legen sie mit "Akustik Zoo" ein frisches Werk vor, dessen Auslöser besagte Akustik-Tour Anfang 2024 war. Zwar ist es kein Album mit neuen Songs, aber eins mit einer Auswahl ihrer Lieder in neuem Klanggewand geworden.

Und so nehmen uns Herr Petereit, Mike, HeinzAngel und Henning Protzmanns Sohn Robert mit auf eine akustische Rundfahrt durch das langjährige Wirken ihrer Band. Klassiker sind sie fast alle, nur vom Alter her sind die hier ausgewählten Lieder unterschiedlich. So gibt es außer "Parties" von ihrer 1985er Langrille "Alles klar?" und Kloppern wie "Ohne Dich", "Bleib cool" und "I.L.D." vom bereits erwähnten ´88er Album "I.L.D." auch viele großartige Nummern, die weit nach der Wende entstanden sind. Seit ihrem Comeback im Jahre 2005 brachten die ROCKHAUS-Jungs ja ein paar tolle Scheiben in Umlauf. Darauf zu findende Songs wie "Blutrot", "Wir", "Seelenverwandte", "Regen" oder "September". Sie alle stammen aus der Nach-Comeback-Zeit und erlangten große Bekanntheit und erfreuten sich bei den Fans ebenso großer Beliebtheit. Kein Wunder also, dass sie nunmehr auch auf Retrospektiven und in besonderen Programmen wie diesem hier ihre Berücksichtigung finden.

Jedes der Stücke auf "AkustikZoo" wurde neu arrangiert. Die lauten, stromverstärkten Instrumente blieben in der Garage, die leisen und akustischen Arbeitsgeräte dafür hervorgekramt. Und das Ergebnis kann sich sehen bzw. hören lassen. Mit Daniel Hassbecker als Verstärkung, der die Keyboard-Sounds mit seinem Cello, dem Akkordeon, dem Klavier oder der Orgel nachbildet bzw. neu entwirft, verwandelt ROCKHAUS seine eigenen Lieder in neue Erfahrungen und Entdeckungen für sein Publikum. Allein der Überhit "I.L.D.", der hier mit dem Einsatz des Cello einen Hauch Klassik erfährt und in der sonstigen Umsetzung auch von den BEATLES hätte sein können, lässt den Hörer völlig neue Details entdecken. Ebenso überrascht "Wir" mit einem entschleunigten Arrangement und der Erkenntnis, dass auch ursprünglich laute Nummern ganze leise Wirkung zeigen. So manches Stück scheint dem Hörer auch verraten zu wollen, wer die großen Vorbilder der vier Berliner sind und wer sie einst inspiriert hat, selbst Musik zu machen, denn der Klang ist eindeutig in den 60ern und 70ern zu verorten, wurde nur für die heutige Zeit mit dem passenden Makeup versehen. In insgesamt 22 Stücken, die dieses Album mitbringt, lernt man so teils neue Seiten an Liedern kennen, die man schon über Jahre hinweg zu kennen glaubte. Halt nur unter Strom gesetzt und mit anderen Instrumenten eingespielt. Die Musikanten sorgen jedenfalls für neue Staßen in einem vertrauten Ort.

Musikalisch zeigt sich ROCKHAUS auch ohne Steckdose in der Nähe zu haben einsatz- und spielfreudig, lässt ihrer Kreativität freien Lauf und setzt neue Reizpunkt bei bekannten Nummern, die teils schon viele Jahre im Live-Einsatz sind. Ob das so gewollt ist, kann hier nicht beantwortet werden, aber Kilians Stimme wirkt bei so mancher Nummer gereift und reifer als bei den im Studio produzierten Originalen. Besonders bei den Songs, die ihre Wurzeln in den 80ern haben, ist dies sehr auffällig, singt er sie doch wesentlich reduzierter als damals, und kommt dann auch gar nicht in die Höhen, in die er sich früher begab. Wollte man den Stücken so eine gewisse Reife verleihen? Sie mit den Musikern altern lassen? Falls gewollt: Respekt für diesen weiteren Farbtupfer. Falls dem Alter geschuldet: Glückwunsch, dass es die Natur so gut mit Dir meint, lieber Mike. Alles in Allem ist das hier ein tolles neues Album, das Spaß macht und Dank vieler neu gesetzter Akzente alles andere als eine Retrospektive ist. Wer das gern live hören möchte, kann dies auf der Fortsetzung der Akustik-Tour im kommenden Jahr tun. Mach ich dann auch …
(Christian Reder)





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