Großes Handgemenge: "Blues in rot" (Album)

grosses2023 20230913 1414948358VÖ: 01.09.2023; Label: Töne; Katalognummer: 1056-20; Musiker: Volkmar Große (Gesang und Bass), Hans Tabel (Gitarre), Martin Weigel (Gitarre, Keyboard), Christian Schwechheimer (Schlagzeug, Percussion); Gäste: Steffi Breiting (Sängerin bei "Mitternachtsblues" und "Wenn der Mond scheint"), Maxi Kerber (Backgroundgesang), Göran Schade (Percussion); Texte: Gerulf Pannach; Bemerkung: Dieses Album wurde außer auf CD auch auf Schallplatte (rotes Vinyl) veröffentlicht;

Titel:
"Blues in rot", "Liebe und Leid", "Was gut", "Mitternachtsblues", "Verkehrte Welt", "Was mir fehlt", "Schwert des Damokles", "Der Mann im schwarzen Rock", "Dann verfluch nicht den Wind", "Berlin-Mitte", "Wenn der Mond scheint"


Rezension:


"Blues in rot" heißt das neue Album der Gruppe GROSSES HANDGEMENGE. Aufmerksame Musikhörer werden es sicher sofort bemerken und sagen, "Das ist doch ein RENFT-Titel", und Leute, die noch tiefer im Saft stehen, werden schließlich anmerken, "Das klingt verdächtig nach einem Gerulf Pannach-Text". Und diese Leute haben Recht! Man muss auch gar nicht lange nach Antworten suchen, denn Volkmar Große, Namensgeber dieser Band und langjähriger Bassist in so manch einer "verwandten" Formation, erzählt in dem im Booklet abgedruckten Vorwort ganz genau, was es mit dieser CD auf sich hat. Große ist Potsdamer und spielte nach der Wende Bassgitarre und Kontrabass, u.a. in den Bands der ehemaligen RENFT-Musikanten Cäsar Peter Gläser und Gerulf Pannach. "Irgendwann", so Große vor einigen Jahren, "werde ich mal eine Pannach-Platte machen". Und das ist jetzt, nachdem er genug der Philosophie von Pannach in sich aufgesogen hat, passiert, nämlich mit eben diesem "Blues in rot".

Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, es sind nicht nur Titel von RENFT, die hier ein neues Kleid bekommen haben. Gleich an Position zwei der kleinen silbernen Scheibe befindet sich z.B. der Song "Liebe und Leid", der im Winter 1994 in gemeinsamer Arbeit von Gerulf mit Manfred Maurenbrecher entstand. Auch Titel, die Pannach zusammen mit seinem Bühnenpartner Christian "Kuno" Kunert geschrieben hat ("Verkehrte Welt", "Was mir fehlt", "Mitternachtsblues"), gibt es hier zu hören, ebenso wie seine deutschen Bearbeitungen von Titeln, die im Original von Lou Reed ("Schwert des Damokles"), Elton John ("Dann verfluche nicht den Wind") und Bob Dylan ("Der Mann im schwarzen Rock") stammen. Entstanden ist jedenfalls ein Album mit 11 Stücken, deren Inhalte einst der im Mai 1998 verstorbene ex-RENFT'ler Pannach erschaffen oder bearbeitet hat. Musikalisch neu in Szene gesetzt wurden die Texte von Volkmar Große (Gesang und Bass), Hans Tabel (Gitarre), Martin Weigel (Gitarre, Keyboard) und Christian Schwechheimer (Schlagzeug, Percussion), die unter dem Namen GROSSES HANDGEMENGE firmieren und vor knapp zwei Jahren bereits mit ihrem Erstlingswerk "Leben in Zeiten des Wirrwarrs" auf sich aufmerksam machten. Gäste im Studio waren Steffi Breiting als Sängerin bei den Songs "Mitternachtsblues" und "Wenn der Mond scheint", sowie Maxi Kerber als Backgroundsängerin und Göran Schade als zusätzlicher Percussionist.

Woher der hier neu bearbeitete Stoff kommt und wo Große seine Wurzeln hat, hört man diesem Album sehr deutlich an. Wie auch bei CÄSAR und natürlich RENFT gibt es hier in Sachen Musik deutliche Ansagen. Kein künstlicher Firlefanz, sondern waschechter Deutschrock, Blues und Folk. Handgemacht, selbst eingespielt und ohne doppelten Boden. Das geht ins Ohr und sorgt beim Hörer umgehend für Frohsinn. Picken wir als Beispiel mal "Was gut" heraus, das gut und gerne auch von Tom Petty hätte sein können und das sich vor internationalen Vergleichen nicht verstecken muss. Oder der sich dahin schleppende Schleicher "Mitternachtsblues", dessen grandioses Zusammenspiel aus schweren Tönen und dem Gesangs-Battle zwischen Große und Steffi Breiting allein schon Schweißperlen auf der Haut produziert, noch bevor man sich überhaupt ein Stück zur Musik bewegt hat. Ähnliches passiert Dir beim Hören des Songs "Schwert des Damokles", wenn sich aus anfänglich ruhigen Passagen eine Gewitterwand aus Gitarren und Gesang entwickelt, und Dich wie eine Flutwelle einfach mitreißt. Man könnte an der Stelle auch noch den Gute-Laune-Rocker "Berlin-Mitte" oder das balladesk-getragene "Dann verfluche nicht den Wind" als Bespiele dafür anführen, dass "Blues in rot" ein absolut gelungenes Album geworden ist, aber dann würde man so tollen Titeln wie "Was mir fehlt" oder "Der Mann im schwarzen Rock" Unrecht tun, wenn man sie verschweigt. Darum empfehle ich dem Leser ganz einfach, sich selbst ein Bild von diesem Album zu machen, das es außer auf CD auch auf rotem Vinyl als Schallplatte gibt.

Volkmar Große und sein Ensemble bedienen mit "Blues in rot" natürlich nur ein Nischen-Publikum. Nicht, weil die Musik so speziell oder gar schräg ist, sondern weil genau diese Musik heute leider kaum noch eine Plattform hat. Das wäre in den Staaten und vielleicht auch in England anders, aber hier bei uns in Deutschland liegt da ja bekanntlich so einiges im Argen. Dabei gehören die hier zu hörenden Songs allein von den Inhalten her in den Deutschunterricht der Schulen, und was die sich darum befindlichen Geräusche betrifft, gleich zwei Türen weiter in den Musikunterricht des Kollegen, der für diese Kunstform zuständig ist. So würden diese Schätze auch heute noch auf ein junges Publikum treffen und es erreichen. Aber das passiert leider nicht, was ich persönlich sehr schade finde. Große und seinen Kollegen ist nichts desto trotz ein tolles Album gelungen, das eine viel größere Gemeinde erreichen müsste. Darum lasst uns doch mal einen Versuch starten: Erzählt es Euren Freunden, was hier für ein wunderbares Werk auf sie wartet und empfehlt ihnen den Kauf. Auch die sollen es weitertragen und andere Freunde anstecken. Nur so funktioniert das heute noch, denn dass wir Kollege Große und seine Mitstreiter mal in irgendeinem TV-Format oder im Rundfunk begegnen werden, halte ich für ausgeschlossen. Also sagt es weiter: Es gibt ein GROSSES HANDGEMENGE um Pannachs Texte. Mischt da ruhig mal mit - Lohnt sich!!!
(Christian Reder)







   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2025)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.