Die 3HIGHligen: "HIGHlive 2022" (Album)

so09 20220217 1682287941VÖ: 28.01.2022; Label: Eigenvertrieb; Katalognummer: ohne; Musiker:André Herzberg (Gesang, Gitarre, Klavier, Bluesharp), Dirk Michaelis (Gesang, Klavier, Gitarre, Cajon, Bluesharp, Maultrommel), Dirk Zöllner (Gesang, Gitarre), Tobias Hillig (W-Gitarre, Gesang), Karl Neukauf (Tasteninstrumente, Gitarre, Bass, Percussion, Gesang); Produzent: Karl Neukauf; Bemerkung: Live-Mitschnitt der Konzerte in Stralsund und Berlin im Januar 2020. Der Studiosong wurde im November 2021 aufgenommen. CD im aufklappbaren Digipak, ohne Booklet und somit ohne Abdruck der Songtexte. Die CD ist im Shop von Dirk Zöllner erhältlich (siehe HIER);
 
Titel:
Bis hierher • Lieb sein • Halt nicht an • Grau • Benzin • Wie wir dann reden • Zwei Sonnen • Korrekt korrekt • Seelenverwandt • Dem Tod von der Schippe gesprungen


Rezension:
Irgendwann in den 90ern taten sich André Herzberg, Dirk Michaelis und Dirk Zöllner unter dem Namen 3HIGHlige zusammen. Drei Sänger, die sowohl in ihren eigenen Bands als auch solistisch schon reichlich abgeliefert und Erfolge gefeiert haben, und auch drei außergewöhnliche Typen und gleichermaßen drei unterschiedliche Stimmen, die sich gemeinsam auf eine Bühne begaben. Dabei sangen sie ihre Lieder und die der jeweils anderen und loteten vor begeisterten Konzertbesuchern aus, was man aus Studioversionen einiger bereits vom Publikum für geil befundener Lieder noch Überraschendes herausholen kann. Dies tun sie heute noch, und gelegentlich bringen sie auch ein gemeinsames, ganz neues Lied mit in den Konzertsaal. Ein beliebtes und seit Jahren nicht langweilig werdendes Programm, mit dem man auch In diesem Jahr wieder auf Tour gehen wollte. Dafür hatten die drei Musikanten Balthasar Herzberg, Melchior Michaelis und Caspar Zöllner mit "HIGHlive 2022" auch ein neues Album aufgenommen, das gerade erschienen ist, und in das wir hier mal ein gespitztes Ohr hinein halten wollen ...

Die CD beginnt mit einem Geräusch, das die drei Musiker bei ihrer diesjährigen Tour nur drei Mal, andere Kollegen schon seit Monaten nicht mehr hören konnten: dem eines warmen Applauses vom "Präsenzpublikum". Den Reigen farbenfrohen Liedgutes eröffnet André Herzberg mit dem Song "Bis hierher", das er seinem aktuellen Album "Was aus uns geworden ist" für den Vortrag bei diesem hier mitgeschnittenen Konzert entnommen hat. Anders als bei der Albumversion klingen neben der Herzberg'schen Stimme noch die der Kollegen Michaelis und Zöllner, die hier chorgesanglich unterstützend eingreifen. Diese "Andersartigkeit" ist genau das, was seit Jahren die Leute in die 3HIGHligen-Konzerte lockt, und was auch auf dieser CD immer wieder zu hören ist.
Aus dem gleichen Album vom PANKOW-Frontmann bekommen wir etwas später noch das Lied "Grau" zu hören, bei dem der Sänger nur vom Klavier und dem Chorgesang seiner Kollegen begleitet wird. Eine tief unter die Haut fahrende Nummer mit dem Anrecht auf eine gehörige Portion Gänsehaut beim Zuhören. Vielleicht auch zwei … spätestens wenn das Lied an der Stelle mit der Zeile "Ich kann nicht fühlen" lauter wird, dürfte diese Körperreaktion einsetzen. Veredelt wird diese Nummer am Ende mit einem verschärften Gitarrensolo von Tobi Hillig.
Tobias Hillig ist einer von zwei "ScheinHIGHligen", die das Trio Herzberg-Michaelis-Zöllner bei Live-Muggen begleiten. Der andere heißt Karl Neukauf, steuert den Klang von Bass, Gitarren sowie Schlag- und Tasteninstrumenten bei, und gehört seit der letzten Tour zum Ensemble. Ganz nebenbei ist er auch für die Produktion dieses und des aktuellen und bereits erwähnten Studioalbums von André Herzberg verantwortlich.
André Herzberg tritt gegen Ende der Platte noch mit dem Song "Korrekt, korrekt" in Erscheinung, das er von seiner Band PANKOW (Album "Neuer Tag in Pankow", 2011) zu den 3HIGHligen mitgebracht hat.
Meister Zöllner ist erstmals an zweiter Position der Titelliste als Hauptsänger zu hören. "Lieb sein" von seiner 2017er Langrille "Dirk und das Glück" gibt es hier mit der zusätzlichen Zutat Bluesharp a la Herzberg aufs Ohr. Von ihm folgen im Verlauf noch "Zwei Sonnen" und "Benzin" vom gleichen Studioalbum aus dem auch "Lieb sein" entnommen wurde. "Benzin" gehört zu den flotteren Nummern auf dieser CD, wenn es nicht sogar die flotteste ist. Es handelt sich hier um einen sofort von Beginn an Fahrt aufnehmenden Blues-Train, der einem mächtig ans Bein fasst und ein ruhiges Sitzenbleiben unmöglich macht. Der vertonte Werner Karma-Text verlangt allerdings auch so viel Leben und Lebendigkeit, wie es die 3HIGHligen hier in üppiger und längst nicht mehr handelsüblicher Menge raus hauen.
Der Mann, der in den 80ern der Gruppe KARUSSELL das Überleben sicherte und ihnen mit "Als ich fortging" ihren bis heute größten Hit ins Repertoire pflanzte, tritt hier erstmals mit seinem Song "Halt nicht an" in Erscheinung: Dirk Michaelis. Der gebürtige Karl-Marx-Städter ist - wie seine beiden Kollegen auch - mit einer sofort wiedererkennbaren und angenehmen Stimme gesegnet, die er bei dieser Ballade vom 1998er Album "Halleluja" gekonnt zum Einsatz bringt. Anders als bei den zuvor gehörten Songs tut der Schreiber dieses Liedes dies aber nicht allein, denn neben dem gospelartigen Chorgesang fällt bei diesem Stück auch das brüderliche Aufteilen der Strophen zwischen allen drei Sängern auf. Seinen 2020er Song "Wie wir dann reden", eigentlich eine B-Seite der Single "Heimat", und "Seelenverwandt" von meinem persönlichen Lieblingsalbum des Musikers "Glaube - Liebe - Hoffnung" aus dem Jahre 2010, präsentiert Michaelis dann aber allein und mit den Kollegen nur im Hintergrund. Hier fällt übrigens das sehr folkig ausgefallene "Seelenverwandt" durch den Männerchor sehr angenehm auf. Ein weiterer von zahlreichen Wohlfühlmomenten auf dieser CD.
Den Abschluss des gefühlt viel zu kurz geratenen Live-Albums bildet mit "Dem Tod von der Schippe gesprungen" ein ganz neuer Song, der außerdem nicht live, sondern im Studio aufgenommen wurde. Beigesteuert haben ihn André Herzberg und Karl Neukauf, die ihn schrieben und den Kollegen als neue 3HIGHligen-Nummer anboten. Jeder der drei Sänger kommt hier ströphlich zu Wort und musikalisch geht die treibende und von Neukaufs unüberhörbarer Handschrift gekennzeichnete Folk-Rock-Nummer nochmal richtig steil.

In trüben, fast finsteren Zeiten, in der die Lunte an mehreren Stellen schon brennt und wegen dem immer noch umher schwirrenden Virus weiterhin geplante Tourneen eingedampft oder komplett eingeebnet werde müssen, kommen die 3HIGHligen von irgendwo (ich glaube aus Berlin) daher, bringen Lieder und gute Laune mit, und stellen uns so die Sonne in den Raum, die uns wärmen und mit ausreichend Vitamin D versorgen soll. Was soll ich sagen: Es ist gelungen, ich fühle mich sonnenbestrahlt, erwärmt und vor allem gut unterhalten.
(Christian Reder)





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