The Music Blend: "Schieß
mich doch zum Mond" (Album)


solo4 20220602 1621686586VÖ: 20.05.2022; Label: Eigenvertrieb/Not on Label; Katalognummer: ohne; Musiker: Robert Mietzner (Gesang), Frank "Franky" Nicolovius (Tasteninstrumente), Hagen Kubasch (Saxophon), Michael Schiemann (Bass). Lutz Krüger (Schlagzeug); Produktion: Manne Pokrandt, Lutz Krüger; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet mit infos zum Album und zur Band, aber ohne Abdruck der Songtexte. Die CD gibt es bei den Konzerten der Band oder über ihre Agentur (HIER);

Titel:
"Sonntag", "Schieß mich doch zum Mond", "Murphys Gesetz", "Zieh die Schuhe aus", "The Lady Is A Tramp", "Frauen regieren die Welt", "What A Wonderful World", "Wenn ich Dich sehe", "So geil Berlin", "I Wonder Why", "Route 66", "All Of Me"


Rezension:
Lutz Krüger war lange Zeit Schlagzeuger und Manager in Personalunion bei der Gruppe TRANSIT. Vor Jahren stieg er dort aus, eigentlich um sich zur Ruhe zu setzen, aber was so ein waschechter Musikant ist, kommt man so völlig ohne seine Droge Musik nicht lange aus. Kurzerhand suchte er sich Mitstreiter, um eine Idee in die Tat umzusetzen und die Gruppe THE MUSIC BLEND zu gründen. Damit steht Lutz nun wieder auf der Bühne und hat mit "Schieß mich doch zum Mond" gerade ganz frisch ein Live-Album veröffentlicht.

THE MUSIC BLEND sind zum Einen Sänger Robert Mietzner, der als Singer/Songwriter auch unter dem Namen KLAKA BOSKO solistisch unterwegs ist. Er kommt aus der "Talenteschmiede des Ostens", der Musikschule Friedrichshain, und machte seine Gesangsausbildung bei Heinz Werner an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. In Krügers Formation ist er Frontmann und Entertainer. Außerdem gehört Frank "Franky" Nicolovius dazu, den der eine oder andere Leser noch als Tastenmann von BAJAZZO oder der STERN-COMBO MEISSEN kennen dürfte. Auch bei THE MUSIC BLEND drückt er die schwarzen und weißen Tasten. Für die heißen Saxophon-Töne ist Hagen Kubasch zuständig. Auch er kommt von der Hochschule für Musik Hanns Eisler und arbeitete als Freiberufler bisher u. a. am Metropoltheater, in der "Diestel", am Friedrichstadtpalast und dem Deutschen Theater. Für den Tiefdruck zeichnet Michael Schiemann verantwortlich. Der Bassist erwarb sein Handwerkszeug an der Dresdener Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" und hinterließ seine Spuren bereits in Bands wie LIFT oder bei KATRIN LINDNER & SCHUBERT BAND. Bandchef und Schlagzeuger Lutz Krüger wurde eingangs ja schon erwähnt. Er komplettiert die Besetzung. Eben näher vorgestelltes Quintett operiert im Swing-Pop-Jazz-Bereich, bringt mit dieser Mischung die Lieder wieder auf die Bühne, deren Original-Interpreten es selbst nicht mehr können, und gab im Spätsommer 2021 ein Konzert in Kühlungsborn, das mitgeschnitten und auf CD gepresst wurde.

Mit Manne Krugs "Sonntag", einer luftig-leicht beschwingten Komposition von Günther Fischer, geht die musikalische Reise los, und ebenso beschwingt setzt sich das Ensemble in Bewegung. Sofort fällt auf, dass Sänger Robert Mietzner erfreulicher Weise gar nicht erst versucht, wie Krug klingen zu wollen. Er macht die Nummer quasi zu seinem Song und setzt sie mit seiner "eigenen" Stimme ins richtige Licht. Das gefällt schon mal sehr gut, und damit wird er auch im Verlauf des Programms bei allen anderen Nummern auffällig. Egal, ob hier Roger Ciceros Lieder ("Murphys Gesetz", "Frauen regieren die Welt", "Zieh die Schuhe aus", "So geil Berlin"), Frank Sinatra ("Schieß mich doch zum Mond" ala "Fly Me To The Moon", "The Lady Is A Tramp") oder nochmals Manfred Krug ("Wenn ich Dich sehe") wieder zum Leben erweckt werden, oder man sich bei Bobby Troup dessen "Route 66" ausleiht, der hier zu hörende Sänger füllt die Lieder mit seiner Stimme und seiner ganz eigenen Note aus. Nur einmal kann er nicht überzeugen, denn das von Curtis Stigers im Original gesungene "I Wonder Why" wird hier von Michael Schiemann am Mikro vorgetragen.

Die vier Kollegen an den Instrumenten liefern dem Sänger für sein Tun den passenden Teppich aus Tönen. Und wo Michael Schiemann eben schon genannt wurde, bleibe ich mal kurz bei ihm. Der hier zu lauschenden Variante von Frank Sinatras Klassiker "Schieß mich doch zum Mond" werden erst durch sein extrem verschärftes Spiel auf dem Fretless-Bass richtig neue Erkenntnisse entlockt und sein Spiel sorgt letztlich dafür, dass einem die Nummer mächtig unter die Haut geht. Nicolovius' Jazz-Piano-Ausflug und Hagen Kubasch's Saxophon-Improvisation verstärken diese damit ausgelöste wohlige Wärme beim Hören noch zusätzlich. Was für eine feine Erfahrung gleich zu Beginn dieser CD, und solche und ähnliche Momente gibt es auf der Scheibe noch öfter. Ein weiteres Beispiel ist "Zieh die Schuhe aus", bei deren Reproduktion das komplette Ensemble eine sehr gute Figur macht. Einmal in Fahrt gekommen, groovt die Band ordentlich und Mietzner räumt gesanglich komplett ab. Und wenn man glaubt, die fünf Herren hätten nun all ihre Munition verschossen und alles gezeigt, was zu zeigen war, wird man bei den noch folgenden Stücken immer wieder überrascht sein, was da noch alles geht. Da sei z. B. das Saxophon-Gebläse im Stück "Wenn ich Dich sehe" genannt, bei dem Schöpfer Günther Fischer sicher anerkennend mit dem Kopf nicken würde, die entspannt dahin gleitende Version von "So geil Berlin" oder das jeden vom Stuhl hebende "Route 66"-Feuerwerk mit Sax- und Tasten-Soli der jeweiligen Musikanten ... Diese CD macht Bock und gute Laune.

Als der letzte (Saxophon-)Ton von "All Of Me" gespielt ist und der Herr Mietzner nochmal die Band vorgestellt hat, ist man regelrecht traurig, dass die CD zu Ende ist und den Zugabe-Rufen aus dem Publikum nicht nachgekommen wurde. Gern hätte man diesem energiegeladenen Motor weiter beim Schnurren zugehört, noch einen, zwei oder auch vier Songs gehört, aber leider ist der Ausflug ins MUSIC BLEND-Land dann tatsächlich schon beendet. Es bleibt die Hoffnung, dass hier schnell nachgelegt und eine weitere CD mit dieser Spielfreude und Spaß-Garantie zeitnah folgen wird.

Bei CDs wie dieser kann man berechtigte Dankbarkeit zeigen, dass sich schon zur Ruhe gesetzt habende Musikanten den Weg zurück auf die Bühne gefunden haben. Lutz Krügers Kapelle mit teils namhaften und teils bis hierher unbekannten Kollegen zaubern einem Kurzweil und eine vergnügliche Stunde in den zuletzt nicht gerade leicht zu ertragenden Alltag. Sie lassen bereits verstorbene Musikerkollegen wieder aufleben und tragen ihre Lieder weiter in die Welt. Cicero und Sinatra kann man live nicht mehr erleben. THE MUSIC BLEND aber schon, und die erzeugen einen vergleichbaren, wenn nicht sogar gleichwertigen Klang. Auf der Bühne und jetzt auch daheim mit diesem Silberling.
(Christian Reder)





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