Höhner: "50 Jahre/50 Hits" (Album)

hoehner2022 20221002 1649393217VÖ: 09.09.2022; Label: Elektrola/Universal; Katalognummer: 4042564219036; Musiker: Henning Krautmacher (Gesang, Rhythmusgitarre), Patrick Lück (Gesang), Peter Horn (Gesang, Gitarre), Rolf Lessenich (Gesang, Gitarre), Janus Fröhlich (Schlagzeug), Peter Werner (Keyboard, Akkordeon), Walter Pelzer (Mandoline, Klarinette), Frederik "Freddi" Lubitz (Bassgitarre), Edin Colic (Leadgitarre), Jens Streifling (Gitarre, Mandoline, Saxophon), Heiko Braun (Schlagzeug), Micki Schläger (Keyboard), Franz-Martin Willizil (Leadgitarre, Mandoline, Gesang), Günter Steinig (Bassgitarre), Pete Bauchwitz (Gitarre, Mandoline, Violine), Ralf Rudnik (Leadgitarre), John Parsons (Leadgitarre), Hannes Schöner (Bassgitarre, Gesang), Wolf Simon (Schlagzeug), Joost Vergoossen (Leadgitarre); Bemerkung: 3 CDs im aufklappbaren Digipak inklusive Booklet (ohne Abdruck der Songtexte oder einer Biographie);

Titel:
CD 1: "Höhnerhoff-Rock", "Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädchen", "Ich ben ne Räuber", "Winke, winke (Remake '97)", "Dat Hätz vun dr Welt", "Echte Fründe", "Unser Hätz schläät för dä FC-Kölle (FC-Leed)", "Pizza wundaba (Remake '97)", "Das schönste Mädchen vom Westerwald", "Dat Es Ne Jode Lade He", "Karussells un bunte Büdcher", "Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad", "Hey Kölle du bes e Jeföhl (Version 2005)", "Nemm mich su wie ich ben (Remake '97)", "Leever en Mösch en dr Hand ...", "Kumm loss mer fiere! (Live From Germany/1991)", "Minsche wie mir"
CD 2: "Kumm halt mich fest", "Wartesaal der Träume", "Wann jeiht d'r Himmel widder op", "Sulang' du deine Füße... (Polka Version)", "Levve un' levve losse", "Alles verlore (Version 2009)", "Lust auf Leben", "Die Karawane zieht weiter... dä Sultan hät Doosch!", "Jetzt geht's los (Jahrmarkt-Mix)", "Schön dat du do bes", "Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin", "Wo mir sin is Kölle", "Mer stonn zo dir, FC Kölle", "Dicke Mädchen haben schöne Namen", "Sansi Bar", "Ich hab 53 Engel (Party-Version)", "Viva Colonia (Da simmer dabei, dat is prima!)"
CD 3: "Alles was ich will", "Ohne dich geht es nicht!", "Wenn nicht jetzt, wann dann?", "Dä kölsche Pass", "Mir kumme mit allemann vorbei", "Mir jeiht et jot", "Schenk mir dein Herz", "Spar ding Dräum nit op för morje!", "Das geht nie vorbei", "Steh auf, mach laut!", "Sing' mit mir", "Wir sind für die Liebe gemacht", "Anna Havanna", "Die schönste Stroß'", "Prinzessin"


Rezension:

Die HÖHNER feiern in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen. Es gibt ein neues Album und die Ankündigung, personelle Veränderungen vornehmen zu wollen (bzw. zu müssen), denn Sänger Henning Krautmacher wird die Gruppe verlassen. Wenn eine Band Erfolge feiern konnte, ist es für die Fans nur schwer vorstellbar, dass diese Hits zukünftig von einer anderen Sängerin oder einem anderen Sänger gesungen werden sollen. Immerhin leben Lieder ein großes Stück weit von der Stimme desjenigen, der sie letztlich zum Hit machte. Es gibt genug Beispiele, wo so ein Wechsel am Mikrophon für manche Ohren mächtig in die Hose gegangen ist. Mir fallen da spontan die Münchener Freiheit und KARAT ein, wo "Ohne Dich", "Solang man Träume noch leben kann", "Albatros" oder "Der blaue Planet" heute nicht mehr so klingen wie man es gerne hätte. Bei den HÖHNERN aus Köln tritt dieser besondere Fall, dass vorn an der Kante ein Wechsel stattfindet, nun schon zum zweiten Mal ein, denn nach dem ersten Sänger der Band, Peter Horn, folgte Ende der 80er Henning Krautmacher, der Hit-Sänger und wohl bekannteste Kopf der Formation. Dieser geht - wie eingangs erwähnt - Ende des Jahres in Rente und wird dann von Patrick Lück abgelöst, um dessen Aufgabe ich den Mann absolut nicht beneide. "Viva Colonia" und "Wenn nicht jetzt wann dann" verbinde ich - wie viele andere Musikhörer eben auch - mit Henning und dessen Stimme. Aber bei den HÖHNERN hat ein Wechsel am Mikro schon einmal funktioniert, und vielleicht schafft es Herr Lück genauso wie sein Vorgänger, passgenau in die großen Fußstapfen des Vorgängers zu treten. Aber bis es soweit ist, wird der 50. Geburtstag der HÖHNER ordentlich gefeiert und dafür liefert uns die Brigade eine 3 CDs umfassende Zusammenstellung mit allem, was die Band erfolgreich werden ließ.

Und damit sind wir auch schon beim Thema: "Feiern". Für viele Menschen sind die HÖHNER nur ein "Karnevalsverein", der zum kollektiven Besäufnis und zum in der fünften Jahreszeit erlaubten Begrabschen des anderen Geschlechts benötigte Rahmenmusik liefert. Das mag zum Einen an ihrer Herkunft, der Karnevals-Hochburg Köln liegen, zum anderen auch an ihrem Dialekt, der sie sofort als Rheinländer outet. Aber hauptsächlich auch daran, dass man sie hierzulande in den Medien außerhalb von Köln nur immer zur Karnevalszeit zu Gesicht bekommt. Dabei sind die Herren eigentlich das ganze Jahr unterwegs, machen Programm und unterhalten ihr Publikum. Andererseits lassen Lieder wie "Die Karawane zieht weiter ... dä Sultan hät Doosch!", "Kölsche Klüngel" oder "Kumm Loss Mer Fiere!" der Phantasie dann auch nicht ganz so viel Spielraum dafür, wo man diese wohl sonst noch außer im Karneval einsetzen könnte. Die HÖHNER sind also in erster Linie eine Party-Band und weniger auf Liedermacher-Festivals anzutreffen. Solche Unternehmen, die auch die Party-People und Feierwütigen bedienen, muss es ja auch geben, denn das Leben ist schließlich traurig und eintönig genug. Wer es ernst haben will, kann ja in die Kölner Philharmonie gehen. Alle andren sollten versuchen, soviel Spaß wie nur irgend möglich zu haben. Jeder so, wie er es für richtig hält. Und dass die HÖHNER Spaß verstehen, ist nicht nur ihren Liedern zu entnehmen, sondern auch dem Cover der neuen Publikation "50 Jahre - 50 Hits", denn das Cover dafür haben sie von den Rolling Stones geklaut. Das Design deren LP "Let It Bleed" von 1969 diente hier nicht nur als Vorlage für ihre 3er CD-Box, sondern es wurde schlicht und ergreifend 1:1 kopiert und für die eigenen Zwecke verwendet. Diese Schlingel! Also Leute, im Plattenladen gut aufpassen, nach welcher CD Ihr da greift, sonst habt Ihr am Ende womöglich alte Britische Beatmusik im Einkaufskörbchen. Und wer will das schon? ;-)

Musik zum Feiern und ausgelassen sein ist naturgemäß in rauen Mengen auf der HÖHNER-Werkschau zu finden. Aber auch die Stimme von Henning Krautmacher, den man ab 2023 leider nicht mehr live und in Farbe bei den HÖHNERN antreffen und hören wird. Hier gibt es also - auch über den Zeitpunkt des Abschieds hinaus - genug Gelegenheiten, ihm nochmal bei der Arbeit zuzuhören. Bei der Auswahl der kompilierten Titel bleibt fast kein Wunsch unerfüllt. Unserer Redaktion sind knapp 70 Singles und EPs der HÖHNER bekannt, von denen es stolze 50 Lieder auf die drei Silberlinge geschafft haben. Die Hits sind natürlich alle dabei, aber auch der eine oder andere längst vergessene Song oder solche, die nicht ganz so erfolgreich liefen. Serviert wird das Menü für die Ohren in einem dicken Digipak für die Augen, und dieses zieren Collagen aus Covern vieler Singles sowie Zeitungsartikel aus all den Jahren, die man aber - bis auf die Überschriften - leider nicht wirklich lesen kann, da so ein CD-Cover zu wenig Platz bietet. Im beigelegten Booklet, in dem Platz wäre, gibt es Angaben zu den mitgelieferten Liedern, mehr aber leider auch nicht. Hier hätte es dem Anlass entsprechend gern etwas mehr sein dürfen, und drei bis vier Seiten extra mit einer kleinen Biographie hätten sicher nicht den Rahmen gesprengt. Dies ist aber der einzige "Makel", der zu finden ist, denn insgesamt macht die Zusammenstellung richtig viel Spaß. Sie bringt einem mehrere Stunden Frohsinn und HÖHNER-Musik in die hoffentlich kuschelig warme Stube. Der Ausflug in den HÖHNERstall ist somit kurzweilig und die Lieder funktionieren auch abseits irgendwelcher Massenpartys mit Pappnasen und Druckbetankung.

Wir gratulieren den HÖHNERN zu 50 Jahren Bandgeschichte und drücken die Daumen, dass der Generationenwechsel vorn am Mikrophon funktionieren wird. Das ist ja auch in unser aller Sinne, denn wir warten geduldig auf neue Hymnen für Sportveranstaltungen, Stadtrundfahrten oder eben den Partykeller.
(Christian Reder)





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