Michael Lehrmann: "Immer Nicht Ewig" (Album)

lehrmann2020 20200530 1271482079VÖ: 05.06.2020; Label: Bluebird Café Berlin Records; Katalognummer: 4260020651309; Musiker: Michael Lehrmann (Gitarre), Felix M. Lehrmann (Schlagzeug); Bemerkung: CD im aufklappbaren Pappcover. Kein Booklet;

Titel:
Rotary Breakfast • Bleib dran • Skagerrak • Blues für Bruce • Unter dem Rosinenbaum • Song für Dalle • Für immer nicht ewig • Ich hab's


Rezension:
Michael Lehrmann hat mit seiner Solo-CD "Immer Nicht Ewig" wieder Mut für seine zweite rein instrumentale Eigenproduktion bewiesen. Sie umfasst zwar nur acht Kompositionen, die es aber in sich haben. Ich habe es kaum fassen können, wo er in früheren Jahren seine akustische Adresse hinterließ: IC Falkenberg, Schubert Band, Stern Meißen, Meridian, Veronika Fischer, Sputniks, Panta Rhei, Dieter "Maschine" Birr und viele andere mehr. Bevor ich aber meine Meinung zum neuen Album schreibe, lasse ich gern dem Meister den Vortritt für einige Anmerkungen, wie er sie in einem Statement beschreibt:

"Alles fing damit an, dass mich ein Freund auf eine Annonce für eine 70er-Jahre Jazzgitarre aufmerksam machte. Ich habe sie gekauft, repariert und gleich damit herum experimentiert. Lag es daran, dass ich meistens Stratocaster gespielt habe, jedenfalls hat mich dieser Sound der Gitarre zu einer ganzen Reihe neuer Kompositionen inspiriert, die auf einmal ganz anders klangen, als alles Bisherige aus meiner Feder ... Alle acht Songs habe ich in meinem Studio aufgenommen, sie selber produziert, nur am Schlagzeug hat mich mein Sohn Felix Lehrmann unterstützt ... Es ist primär gar nicht wichtig, dass das nun jedem gefällt. Aber sobald man kreativ ist, geht ein Ruck durch den Menschen und man macht sehr ehrliche Dinge. Etwas Eigenes zu kreieren, ist immer noch die beste Methode, sich gut zu fühlen, und das probiere ich im Moment gerade aus."

Er spricht in seinem Statement auch davon, dass z.B. "Blues für Bruce" eine Demonstration seiner rockig-bluesigen Seite gewesen sei. Hier muss ich einhaken, weil dieser Titel sicher auf die Supergruppe THE CREAM mit dem genialen Jack Bruce gemünzt ist. Es ist aber ein eigenständiger Titel, der ohne weiteres im Repertoire der nicht mehr existierenden Band glänzen würde. Als musikalisch gleichwertiger Drummer fungiert hier wieder sein Sohn Felix, der sein Handwerk perfekt und variationsreich beherrscht.

Doch der Reihe nach. "Rotary Breakfast" eröffnet den Reigen mit knackigen Gitarrenriffs und einfallsreichen verspielt-rhythmischen Elementen. Das geht sofort ins Ohr und bleibt auch drin. Genau wie "Bleib dran". Hier fließt die jazzige Komposition auf dem Percussionteppich "leichtfüßig" dahin, bis "Skagerrak" auf sich aufmerksam macht. Da war doch mal was? Genau, der Begriff ist Vielen nicht so sehr als Teil der Nordsee bekannt, doch die so benannte Seeschlacht im Ersten Weltkrieg kennt man zumindest dem Namen nach. Das Stück stimmt aber sehr friedlich mit akustischen Gitarrenklängen ein, die mich an einen weiteren Meister der Gitarre, Nils Lofgren, mit seinem Solo "Keith don't go" erinnert. Michael Lehrmann gelang eine virtuose, unheimlich filigrane Nummer, dessen Reizen man sich kaum entziehen kann. Bewundernswert! Etwas beschaulicher geht es "Unter dem Rosinenbaum" mit mehr atmosphärischen Klängen zu. Einer meiner Favoriten. "Song für Dalle" präsentiert die sensible Einfühlsamkeit des Gitarristen. Ist es zu weit hergeholt, dass mich dieser Titel an die frühen Fleetwood Mac erinnert? Nein, nur erinnert, wohlgemerkt. Völlig eigenständig und verdammt kreativ! Nach dem Albumtitel "Für immer nicht ewig" beschließt das bluesige "Ich hab's" eine zwar recht kurz geratene, aber unheimlich abwechslungsreiche und genau deshalb kurzweilige Produktion, die durch das perfekte virtuose Zusammenspiel von Vater und Sohn eine zusätzliche persönliche Note erfährt.

Die Aufnahmequalität und Abmischung des Albums ist über jeden Zweifel erhaben. Sie kommt sicher erst über eine gute Stereoanlage voll zur Geltung. So kann man ein besonderes Konzert im Wohnzimmer mit fast greifbaren Instrumenten genießen. Und sich schönen Gedanken und Fantasien hingeben ...
(Gerd Müller)





Videoclips:







   
   
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