Diverse: "Hier lebst Du" (Kopplung)
VÖ: 25.10.2019; Label: Argon Sauerländer Audio; Katalognummer: 9783839849705; beteiligte Musiker/Bands: Die Zöllner, Keimzeit Akustik Quintett, Club der toten Dichter, Uschi Brüning, BAYON, Katrin Sass, Dirk Michaelis, Frank Schöbel, Bürger Lars Dietrich, Angelika Mann, KARAT, STÜBAphilharmonie; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak, inkl. Booklet mit Statements der Musiker und Bildern, aber ohne Abdruck der Songtexte;
Titel: Es war mal ein Eierbecher (Die Zöllner) • Die Alte auf der Schaukel (Keimzeit Akustik Quintett) • Kinder (Club der toten Dichter) • Mondsilbertaufe (Uschi Brüning) • Der Frühling (BAYON) • Hier lebst Du(Katrin Sass) • Kleine weiße Friedenstaube (Dirk Michaelis) • Tokei-Ihto (Frank Schöbel) • Die Geschichte vom fernsehverrückten Frank (Bürger Lars Dietrich) • Mary Lou (Angelika Mann) • Leise, Peterle, leise (Karat) • Sandmann, lieber Sandmann (STÜBAphilharmonie) |
Rezension:
Und noch ein Produkt anlässlich des 30. Jahrestages des "Mauerfalls". Dies ist aber keiner dieser üblichen Rückblicke bzw. keine Zusammenstellung von Liedern, die es schon vorher gab und die nun noch einmal mit anderem Cover neu aufgewärmt in die Verkaufsregale gelangen, sondern etwas ganz neu für diesen Anlass Entstandenes. Es sind Lieder, gemacht für Kinder. Für Kinder von heute und für Kinder von früher. Generationen verbindende und in der DDR entstandene Lieder. Und gerade bei der Kunst für den Nachwuchs war der Osten - und nicht nur die DDR allein - Vorreiter. Mit Filmen, Serien, Bücher und eben auch Liedern begegneten sich die kreativen Schöpfer und das zu erobernde Zielpublikum auf Augenhöhe. Es wurde die Phantasie angeregt, zum Mitspinnen und Mitträumen eingeladen und vor allen Dingen der Spaß an der Musik vermittelt. Das kannte ich als West-Kind, dem man von der Plattenindustrie und übers Fernsehen einen Rolf Zuckowski vorsetzte, in dieser Form nicht. Weder von der Qualität noch in der Breite. Wie zeitlos und schön so manche Lieder sind, die in der Welt hinter der Mauer entstanden sind, zeigt allein das Lied vom "Sandmann". Es ist nach all den Jahrzehnten immer noch im Einsatz, beliebt und bringt die kleine Kundschaft nach wie vor tagtäglich ins Bett. So wie auch vor 40, vor 30 oder vor 20 Jahren schon … Und sein Lied ist auch auf dieser CD enthalten, die wir euch jetzt hier etwas näher vorstellen möchten.
Dirk Mahlstedt, der Produzent von "Hier lebst Du", so der Titel des Werks, sprach die auf dem Album zu hörenden Künstler persönlich an und erzählte ihnen von seiner Idee, alte Kinderlieder neu zu vertonen. Er ließ sie selbst ein Lied aussuchen, das ihr Beitrag auf dem Album werden sollte. Die Künstler, die er ansprach, haben alle in irgendeiner Form einen direkten Bezug zu den Liedern. Durch die verschiedenen Genres, die von den angefragten Künstlern bedient werden, und eben der Idee, sie die Lieder selbst auswählen zu lassen, ist eine bunte Mischung heraus gekommen, die ein abwechslungsreiches Programm hat entstehen lassen. Bunter und facettenreicher hätte es eigentlich nicht werden können. Und überraschender auch nicht! Schon der erste Song, "Es war mal ein Eierbecher", vorgetragen von DIE ZÖLLNER, lässt einen aufhorchen. Ganz im Stile eines Manfred Krug mit angejazztem Arrangement singt Dirk Zöllner diese Komposition von Reinhard Lakomy und sagt dazu, "Der Song ist ein schönes Bild für die ewige Suche nach der Entsprechung, nach dem Sinn." Nicht nur, dass sich Zöllner ein weiteres Mal sehr wandlungsfähig zeigt, erhält das Lied eine erfrischend neue Lackierung.
Ebenso überraschend kommt der Bettina Wegener-Klassiker "Kinder (Sind so kleine Hände)" daher. Passend zur Aussage, wie zerbrechlich Kinderkörper und -seelen sind, ist auch die Version vom CLUB DER TOTEN DICHTER auf diesem Album geworden. Die Musik ist sehr leise gespielt und fließt im Hintergrund sacht dahin. Sie ist nur schmückendes Beiwerk für die Stimme von Katharina Franck, die gesanglich noch durch ein mit den Fingern auf dem Gitarrenkörper erzeugtes Klopfen begleitet wird. Das klingt sehr fragil und hat die Wirkung, dass der Hörer von Anfang an aufmerksam zuhört.
Diesem Stück folgt die von USCHI BRÜNING neu und nur zu Klaviertönen eingesungene "Mondsilbertaufe". Auch hier sucht man laute Töne oder eine der Musik inne wohnende Hektik vergeblich. Diesen von Monika Ehrhardt geschriebenen Text, den Reinhard Lakomy für seinen "Traumzauberbaum" mit Musik versehenen hat, hat ursprünglich Veronika Fischer gesungen, und dieses Lied wird nun von einer anderen, ganz wunderbar warmen Stimme in die heutige Zeit übertragen.
Mit dem "Frühling" gibt es auf der CD auch eine Erstveröffentlichung eines Liedes. Dafür konnte die Gruppe BAYON gewonnen werden, die sich mit ANTHONY THET am Mikrofon Verstärkung ins Studio geholt hat um den von Max Dauthendey für dessen Zyklus "Lieder zu den Jahreszeiten" geschriebenen Text zu vertonen. Hier trifft der klassische BAYON-Sound auf eine junge und frische Stimme, die Dir mit ihrem Beitrag im wahrsten Sinne des Wortes den Frühling in die Wohnung tragen.
Besonders schön ist auch, dass zwei Künstler Lieder beigesteuert haben, die sich schon vor 40 und 45 Jahren mit eigenen Platten und Programmen an das ganz junge Publikum gewandt haben. Frank Schöbel z.B. mit seiner LP "Komm wir malen eine Sonne". Er ist hier mit dem Stück "Tokei-Ihto" in einer von André Kuntze mit anderem Sound versehenen Neuaufnahme des Klassikers zu hören, der im Original damals schon auf seiner Kinderlieder-LP zu finden war. Und auch Angelika Mann, die mit dem "Küsschenlied" und vielen anderen "Traumzauberbaum"-Liedern, die sie gesungen hat, viele Generationen beim Großwerden begleitet hat - und wohl noch viele weitere Generationen begleiten wird -, ist zu hören. Sie präsentiert ihr Lieblingslied aus dem "Traumzauberbaum", "Mary Lou", das sie mit Musikern von DIE ZÖLLNER neu aufgenommen hat.
Noch zu erwähnen sei der Beitrag der Gruppe KARAT, die mit "Leise, Peterle, leise" ein Gedicht von Paula Dehmel vertont haben. Die Auswahl hat wohl Keyboarder Martin Becker getroffen, der das Lied schon seinen Kindern vorgespielt hat und dadurch etwas Persönliches damit verbindet. Und das kann man hören, denn Becker hat die Nummer sehr ansprechend arrangiert und am Ende eine sehr gelungene Produktion abgeliefert. Der verwendete Synthie-Teppich stammt zwar unüberhörbar vom "Albatros", und das ist jetzt nicht sonderlich innovativ, aber so schlägt der Musiker einen Bogen von den zeitlosen Klassikern seiner Band ins Hier und Heute.
Weitere Beiträge auf der CD stammen noch von Dirk Michaelis, dem KEIMZIEIT Akustik Quartett, Katrin Sass, Bürger Lars Dietrich und der STÜBAphilharmonie, die - bis auf eine Ausnahme - ebenfalls positiv in Erscheinung treten. Einzig Katrin Sass' Fassung von "Hier lebst Du" fällt eher durch die Stimme der Interpretin auf, die völlig unnatürlich klingt, und die das Lied deshalb auch eher seltsam rüberkommen lässt. Aber wie so vieles andere auch ist das eine Geschmacksfrage.
Die CD mit ihren knapp 35 Minuten Laufzeit und den 12 darauf befindlichen Liedern ist ziemlich schnell durchgehört. Da wünscht man sich dann doch noch drei oder vier weitere Stücke und Künstler mehr, um auf eine angemessene Zeit zu kommen. Das, was auf der CD zu hören ist, ist aber toll und von jedem der beteiligten Künstler mit viel Liebe gemacht worden. Auch die Aufmachung kann sich sehen lassen. Die CD wohnt in einem aufklappbaren Digipak, dem ein Booklet beiliegt. Zwar sind die Texte zu den Liedern nicht mit abgedruckt, dafür gibt es zu jedem Lied ein kleines Statement vom vortragenden Künstler bzw. der vortragenden Band und eine Menge Bilder dazu. Ein Abdruck der Texte war in diesem Fall aber auch nicht unbedingt erforderlich, da man sie gut verständlich in jedem Lied selbst abhören kann. Insgesamt ist "Hier lebst Du" ein tolles Album mit vielen die Erinnerungen weckenden Liedern aus einem Land, das vor 30 Jahren aufgehört hat zu existieren. Die Großen können mit diesem Album an die Zeit zurückdenken, als sie selbst noch Kinder waren und viele gute alte Bekannte - egal ob Künstler oder Musikstück - wiedertreffen. Die Kleinen können zeitlose und tatsächlich wertvolle Lieder für sich entdecken und mit ihnen das erleben, was Mama, Papa, Oma, Opa, Onkel und Tante vor vielen Jahren auch schon erlebt haben. Der Staffelstab wird weitergereicht. Eine tolle Idee!
(Christian Reder)
Und noch ein Produkt anlässlich des 30. Jahrestages des "Mauerfalls". Dies ist aber keiner dieser üblichen Rückblicke bzw. keine Zusammenstellung von Liedern, die es schon vorher gab und die nun noch einmal mit anderem Cover neu aufgewärmt in die Verkaufsregale gelangen, sondern etwas ganz neu für diesen Anlass Entstandenes. Es sind Lieder, gemacht für Kinder. Für Kinder von heute und für Kinder von früher. Generationen verbindende und in der DDR entstandene Lieder. Und gerade bei der Kunst für den Nachwuchs war der Osten - und nicht nur die DDR allein - Vorreiter. Mit Filmen, Serien, Bücher und eben auch Liedern begegneten sich die kreativen Schöpfer und das zu erobernde Zielpublikum auf Augenhöhe. Es wurde die Phantasie angeregt, zum Mitspinnen und Mitträumen eingeladen und vor allen Dingen der Spaß an der Musik vermittelt. Das kannte ich als West-Kind, dem man von der Plattenindustrie und übers Fernsehen einen Rolf Zuckowski vorsetzte, in dieser Form nicht. Weder von der Qualität noch in der Breite. Wie zeitlos und schön so manche Lieder sind, die in der Welt hinter der Mauer entstanden sind, zeigt allein das Lied vom "Sandmann". Es ist nach all den Jahrzehnten immer noch im Einsatz, beliebt und bringt die kleine Kundschaft nach wie vor tagtäglich ins Bett. So wie auch vor 40, vor 30 oder vor 20 Jahren schon … Und sein Lied ist auch auf dieser CD enthalten, die wir euch jetzt hier etwas näher vorstellen möchten.
Dirk Mahlstedt, der Produzent von "Hier lebst Du", so der Titel des Werks, sprach die auf dem Album zu hörenden Künstler persönlich an und erzählte ihnen von seiner Idee, alte Kinderlieder neu zu vertonen. Er ließ sie selbst ein Lied aussuchen, das ihr Beitrag auf dem Album werden sollte. Die Künstler, die er ansprach, haben alle in irgendeiner Form einen direkten Bezug zu den Liedern. Durch die verschiedenen Genres, die von den angefragten Künstlern bedient werden, und eben der Idee, sie die Lieder selbst auswählen zu lassen, ist eine bunte Mischung heraus gekommen, die ein abwechslungsreiches Programm hat entstehen lassen. Bunter und facettenreicher hätte es eigentlich nicht werden können. Und überraschender auch nicht! Schon der erste Song, "Es war mal ein Eierbecher", vorgetragen von DIE ZÖLLNER, lässt einen aufhorchen. Ganz im Stile eines Manfred Krug mit angejazztem Arrangement singt Dirk Zöllner diese Komposition von Reinhard Lakomy und sagt dazu, "Der Song ist ein schönes Bild für die ewige Suche nach der Entsprechung, nach dem Sinn." Nicht nur, dass sich Zöllner ein weiteres Mal sehr wandlungsfähig zeigt, erhält das Lied eine erfrischend neue Lackierung.
Ebenso überraschend kommt der Bettina Wegener-Klassiker "Kinder (Sind so kleine Hände)" daher. Passend zur Aussage, wie zerbrechlich Kinderkörper und -seelen sind, ist auch die Version vom CLUB DER TOTEN DICHTER auf diesem Album geworden. Die Musik ist sehr leise gespielt und fließt im Hintergrund sacht dahin. Sie ist nur schmückendes Beiwerk für die Stimme von Katharina Franck, die gesanglich noch durch ein mit den Fingern auf dem Gitarrenkörper erzeugtes Klopfen begleitet wird. Das klingt sehr fragil und hat die Wirkung, dass der Hörer von Anfang an aufmerksam zuhört.
Diesem Stück folgt die von USCHI BRÜNING neu und nur zu Klaviertönen eingesungene "Mondsilbertaufe". Auch hier sucht man laute Töne oder eine der Musik inne wohnende Hektik vergeblich. Diesen von Monika Ehrhardt geschriebenen Text, den Reinhard Lakomy für seinen "Traumzauberbaum" mit Musik versehenen hat, hat ursprünglich Veronika Fischer gesungen, und dieses Lied wird nun von einer anderen, ganz wunderbar warmen Stimme in die heutige Zeit übertragen.
Mit dem "Frühling" gibt es auf der CD auch eine Erstveröffentlichung eines Liedes. Dafür konnte die Gruppe BAYON gewonnen werden, die sich mit ANTHONY THET am Mikrofon Verstärkung ins Studio geholt hat um den von Max Dauthendey für dessen Zyklus "Lieder zu den Jahreszeiten" geschriebenen Text zu vertonen. Hier trifft der klassische BAYON-Sound auf eine junge und frische Stimme, die Dir mit ihrem Beitrag im wahrsten Sinne des Wortes den Frühling in die Wohnung tragen.
Besonders schön ist auch, dass zwei Künstler Lieder beigesteuert haben, die sich schon vor 40 und 45 Jahren mit eigenen Platten und Programmen an das ganz junge Publikum gewandt haben. Frank Schöbel z.B. mit seiner LP "Komm wir malen eine Sonne". Er ist hier mit dem Stück "Tokei-Ihto" in einer von André Kuntze mit anderem Sound versehenen Neuaufnahme des Klassikers zu hören, der im Original damals schon auf seiner Kinderlieder-LP zu finden war. Und auch Angelika Mann, die mit dem "Küsschenlied" und vielen anderen "Traumzauberbaum"-Liedern, die sie gesungen hat, viele Generationen beim Großwerden begleitet hat - und wohl noch viele weitere Generationen begleiten wird -, ist zu hören. Sie präsentiert ihr Lieblingslied aus dem "Traumzauberbaum", "Mary Lou", das sie mit Musikern von DIE ZÖLLNER neu aufgenommen hat.
Noch zu erwähnen sei der Beitrag der Gruppe KARAT, die mit "Leise, Peterle, leise" ein Gedicht von Paula Dehmel vertont haben. Die Auswahl hat wohl Keyboarder Martin Becker getroffen, der das Lied schon seinen Kindern vorgespielt hat und dadurch etwas Persönliches damit verbindet. Und das kann man hören, denn Becker hat die Nummer sehr ansprechend arrangiert und am Ende eine sehr gelungene Produktion abgeliefert. Der verwendete Synthie-Teppich stammt zwar unüberhörbar vom "Albatros", und das ist jetzt nicht sonderlich innovativ, aber so schlägt der Musiker einen Bogen von den zeitlosen Klassikern seiner Band ins Hier und Heute.
Weitere Beiträge auf der CD stammen noch von Dirk Michaelis, dem KEIMZIEIT Akustik Quartett, Katrin Sass, Bürger Lars Dietrich und der STÜBAphilharmonie, die - bis auf eine Ausnahme - ebenfalls positiv in Erscheinung treten. Einzig Katrin Sass' Fassung von "Hier lebst Du" fällt eher durch die Stimme der Interpretin auf, die völlig unnatürlich klingt, und die das Lied deshalb auch eher seltsam rüberkommen lässt. Aber wie so vieles andere auch ist das eine Geschmacksfrage.
Die CD mit ihren knapp 35 Minuten Laufzeit und den 12 darauf befindlichen Liedern ist ziemlich schnell durchgehört. Da wünscht man sich dann doch noch drei oder vier weitere Stücke und Künstler mehr, um auf eine angemessene Zeit zu kommen. Das, was auf der CD zu hören ist, ist aber toll und von jedem der beteiligten Künstler mit viel Liebe gemacht worden. Auch die Aufmachung kann sich sehen lassen. Die CD wohnt in einem aufklappbaren Digipak, dem ein Booklet beiliegt. Zwar sind die Texte zu den Liedern nicht mit abgedruckt, dafür gibt es zu jedem Lied ein kleines Statement vom vortragenden Künstler bzw. der vortragenden Band und eine Menge Bilder dazu. Ein Abdruck der Texte war in diesem Fall aber auch nicht unbedingt erforderlich, da man sie gut verständlich in jedem Lied selbst abhören kann. Insgesamt ist "Hier lebst Du" ein tolles Album mit vielen die Erinnerungen weckenden Liedern aus einem Land, das vor 30 Jahren aufgehört hat zu existieren. Die Großen können mit diesem Album an die Zeit zurückdenken, als sie selbst noch Kinder waren und viele gute alte Bekannte - egal ob Künstler oder Musikstück - wiedertreffen. Die Kleinen können zeitlose und tatsächlich wertvolle Lieder für sich entdecken und mit ihnen das erleben, was Mama, Papa, Oma, Opa, Onkel und Tante vor vielen Jahren auch schon erlebt haben. Der Staffelstab wird weitergereicht. Eine tolle Idee!
(Christian Reder)
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