Panta Rhei: "Leben" (Album)

lp06 20181201 1864782854VÖ: 12.11.2018; Label: Black Pearl Records; Katalognummer: BPR009LP; Musiker: Veronika Fischer (Gesang), Herbert Dreilich (Gesang, Gitarre), Henning Protzmann (Bass), Frank Hille (Schlagzeug), Ulrich Swillms (Tasteninstrumente), Rudolf Ulbricht (Saxofon, Flöte), Konrad Körner (Saxofon, Flöte, Klarinette, Percussion), Joachim Schmauch (Saxofon, Flöte, Percussion), Ralph Stolle (Posaune), Bernd Richter (Trompete); Bemerkung: Ausschließlich auf Schallplatte (Vinyl) erschienen! Dieses Album ist als limitierte Auflage mit nur 800 Exemplaren veröffentlicht worden;

Titel:
Seite 1: "Schatten", "Prometheus", "Shigu", "Amygelius"
Seite 2: "Hört", "Leben", "Schlangenhaut", "Chile Im Zorn"


Rezension:
Obwohl die Jazzrock-Band PANTA RHEI nur etwa vier Jahre Bestand hatte und ihre Schaffenszeit nun schon etliche Jahrzehnte zurückliegt, genießt die Gruppe noch immer ein hohes Ansehen bei ihren alten und sicher auch neu hinzugewonnenen Fans. Das zeigt sich unter anderem darin, dass ihre Platten bei Ebay und Co. noch immer zahlreiche Bieter anlocken und höhere Summen erzielen. Letztes Jahr wurde die Amiga-Single "Blues/Der Losverkäufer" für sage und schreibe 250,00 EUR verkauft! Im November ist nun eine "neue" Platte von PANTA RHEI erschienen, fast völlig unbemerkt von der Weltöffentlichkeit: "Leben".

Das kleine Berliner Label "Black Pearl Records" hat es sich zur Aufgabe gemacht, rare Schätzchen aus den Archiven zu bergen und der Öffentlichkeit in liebevollen Vinyl-Ausgaben wieder zugänglich zu machen. Die Platte kommt in einer attraktiven, stabilen Plattentasche daher, deren Design äußerst passend zum Inhalt ist. Die geschwungenen Formen- und Farbenspiele hätten so auch in den 70er Jahren eine PANTA RHEI-Platte zieren können. Enthalten sind acht Titel aus den Jahren 1972 und 1974, von denen einige noch nie auf einem Tonträger veröffentlicht wurden und wahrscheinlich auch bei den gestandenen PANTA RHEI-Anhängern das Herz höher schlagen lassen. "Schatten", "Prometheus" und "Hört" sind bereits vor etwa 10 Jahren auf einer CD-Kompilation erschienen und dürften dem geneigten Hörer bekannt sein. Vinyl-Fetischisten dürfen sich darüber freuen, dass diese Titel nun erstmals auch auf Vinyl zu hören sind.

Bei den Titeln "Shigu", "Amygelius" und "Schlangenhaut" handelt es sich um ausgedehnte Instrumentalstücke. "Shigu" beginnt mit einem groovigen Piano von Ed Swillms; dann setzt die ganze Band ein und es folgt ein ziemlich lässiges Arrangement, das die Band in ihrer ganzen Bandbreite zeigt: Flöten, Blechbläser, eine wunderbar funkige Gitarre (gespielt von Herbert Dreilich) sowie ein interessanter Silbengesang von Veronika Fischer. Im etwas experimentelleren, aber spannenden "Amygelius" brilliert dann auch das Saxophon von Joachim Schmauch und Henning Protzmann kann seine herausragenden Basskünste zeigen. Der aus der Spätphase der Band stammende Titel "Schlangenhaut" (1974) wurde von Konrad Körner komponiert, der inzwischen Rudolf Ulbricht am Tenorsaxophon und den Flöten ersetzt hatte. Die Flöte ist dann auch das Hauptsolo-Instrument in diesem Song, die verspielte Melodien vor einem entspannten Groove spielt.

"Leben" und "Chile im Zorn" sind zwei von Herbert Dreilich gesungene Nummern, die bislang noch nie auf einem Tonträger erschienen sind. Titelgebend und meiner Meinung nach auch das beste Stück der Kompilation ist das von Herbert Dreilich komponierte "Leben". Ein typischer PANTA RHEI-Groove, gewürzt mit Blechbläsern sowie schönen Gitarreneinlagen von Dreilich. Der Text stammt übrigens von Gerulf Pannach (!) und ist nicht nur ein Bekenntnis zum Leben selbst, sondern auch ein Aufruf zu Mut und Courage ("Sag, was du nie gesagt"). Das von Protzmann komponierte "Chile im Zorn" ist ein grooviges und politisch engagiertes Stück. Der Text von Jens Gerlach thematisiert den Militärputsch gegen die Allende-Regierung 1973, der Gewalt, zahlreiche Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen gegen die eigene Bevölkerung durch die Pinochet-Diktatur zur Folge hatte.

Das Vinyl selbst ist ohne Fehl und Tadel bei "Pallas" aus Diepholz gefertigt worden. Ich konnte so gut wie keine Störgeräusche ausmachen, der Sound ist ausgewogen und warm. Auch Inner-Groove-Distortions, über die man sich bei schlecht gepressten Platten manchmal ärgern muss, konnte ich nicht feststellen. Ich persönlich habe mein Exemplar gleich beim ersten Abspielen digitalisiert und über Kopfhörer abgehört (was für das Medium Schallplatte nicht immer vorteilhaft ist) und war vom Klang wirklich hingerissen. Die Titel "Hört", "Schatten" und "Prometheus" habe ich dann mal direkt mit der Best-Of-CD vom Label "Sechzehnzehn" aus dem Jahr 2008 verglichen und ich muss sagen, dass das Mastering auf der Schallplatte noch besser gelungen ist: wärmer, etwas druckvoller und sogar rauschärmer. Trotz widersprüchlicher Angaben auf der Homepage des Labels ist die Kompilation "Leben" momentan übrigens wirklich nur auf Vinyl erhältlich.

Mein Fazit fällt rundherum positiv aus; eigentlich ist "Leben" schon eine kleine Sensation! PANTA RHEI-Fans müssen natürlich zuschlagen. Auch wer sich allgemein für anspruchsvollen Jazzrock aus deutschen Landen interessiert, kann bedenkenlos zugreifen. Achtung: die Platte ist auf 800 Exemplare limitiert!
(Patrick Baumbach)


Bitte beachtet auch:
• Das Album "Leben" auf der Homepage von Black Pearl Records. HIER
• "Retro-Radio-Sendung" über DDR-Jazz/Funk zur Promotion der Platte: HIER





Walter Cikan über das Album:








   
   
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