ANTIHELD: "Keine Legenden" (CD Album)
VÖ: 22.09.2017; Label: Starwatch Entertainment/SONY; Katalognummer: 88985480692; Musiker: Luca Opifanti (Gesang & Gitarre), André Zweifel (Gitarre), Tito Balboa (Bass), Arne Brien (Schlagzeug), Henry Kasper (Akkordeon & Piano); Bemerkung: CD Album im Jewel-Case;
Titel: Berlin am Meer • Bisschen große Liebe • Für immer wir • Zirkus • Wenn die Welt brennt • Mit der Sonne • Nägel kaun bis Blut fließt • Mein letzter Fehler • An uns • Lemmy & Pac • Keine Legenden |
Rezension:
Klingt bescheiden, dass man sich ANTIHELD nennt. Auf der anderen Seite verständlich, wenn man als Band zum ersten Mal das Laserlicht erblickt. Helden werden nicht geboren, Legenden auch nicht. Die Stuttgarter Jungs müssen sich dieses Attribut noch verdammt hart erarbeiten, sollten sie jemals auch nur in deren Nähe kommen. Dies sei mit einem Augenzwinkern gesagt. In einer Pressemitteilung bezeichnen sie ihre Musik als "Straßenköterpop, schnörkellos, greifbar ..." Da ist sicher was dran und betrifft ihre Spielweise, aber auch die Texte, die ich - teilweise - als verwirrend empfinde. Natürlich ist das volle Absicht, denn direkt, hip und trendy sollen und wollen die fünf Musiker sein. Sie haben es sich dabei sicher nicht einfach gemacht. Aber genügt das, um nicht auf der untersten Stufe der Erfolgsleiter stehen zu bleiben? Solange ihnen das Wasser nicht bis zum Hals steht (auf dem Cover ist noch Spielraum nach oben), sollten sie bei fast schon unüberschaubaren Konkurrenten in der Musikszene ihren durchaus steinigen Weg weiter gehen, notfalls direkt übers Wasser.
Der erste Song "Berlin am Meer" ist ein typisches Beispiel ihrer verschwurbelten "Köterlyrik", wo von einem Stammpinkelbaum, schreienden Autos, einer Dönerbude und Streunereien die Rede ist. Flott instrumentiert, keine Frage, fast schon eine kleine Berlin-Hymne. In sehr ähnlichem Musikstil geht es nahtlos weiter bei "Bisschen große Liebe" mit dem Eingeständnis, dass man Teil einer ziellosen Generation sei mit dem Wunsch nach einem Leben "voll mit Träumen". Über ein zirzensisches Chaos, wo alles schief läuft, handelt "Zirkus". Aber danach macht man "Liebe im Staub". Beim sechsten Titel gibt es ein gemischtes Duett mit "Robella". Das bringt ersehnte, auch stimmliche Abwechslung mit einem Rückblick auf die Lederjackenzeit zu zweit. "Mein letzter Fehler" bringt Ablenkung vom doch zuweilen vorherrschenden Einheitsrythmus. Beeindruckend die Aussage, dass "dein Gesicht mein letzter Fehler ist". Also von diesem Song bin ich wirklich angetan. Schöne Melodie, packender Text! Und Platz zum Atemholen. Dann gelingt ihnen mit "An uns" auch noch eine echte Ballade, in der es um Liebe, Sex und ein kaputtes Glück geht. Klasse Arrangement und mit viel Hingabe gesungen. Der elfte und letzte titelgebende Song "Keine Legenden" erzählt im Rückblick, bezogen auf die Eltern der Protagonisten, von damaligen Hausbesetzungen, schulterlangen Haaren, John Lennon und Hass in den Köpfen. Mit dem Resümee, dass "sie alle tot sind (und) wir keine Legenden haben". Daher müsse man wieder rebellieren.
Ja doch, diese Rohdiamanten weiter zu schleifen lohnt, auch wenn mein Eindruck gemischt war. Sie bräuchten dann auch nicht mehr ab und zu als Straßenband auftreten. Urteilt selbst, die Videoclips (unten) geben weitere Hinweise.
(Gerd Müller)
Klingt bescheiden, dass man sich ANTIHELD nennt. Auf der anderen Seite verständlich, wenn man als Band zum ersten Mal das Laserlicht erblickt. Helden werden nicht geboren, Legenden auch nicht. Die Stuttgarter Jungs müssen sich dieses Attribut noch verdammt hart erarbeiten, sollten sie jemals auch nur in deren Nähe kommen. Dies sei mit einem Augenzwinkern gesagt. In einer Pressemitteilung bezeichnen sie ihre Musik als "Straßenköterpop, schnörkellos, greifbar ..." Da ist sicher was dran und betrifft ihre Spielweise, aber auch die Texte, die ich - teilweise - als verwirrend empfinde. Natürlich ist das volle Absicht, denn direkt, hip und trendy sollen und wollen die fünf Musiker sein. Sie haben es sich dabei sicher nicht einfach gemacht. Aber genügt das, um nicht auf der untersten Stufe der Erfolgsleiter stehen zu bleiben? Solange ihnen das Wasser nicht bis zum Hals steht (auf dem Cover ist noch Spielraum nach oben), sollten sie bei fast schon unüberschaubaren Konkurrenten in der Musikszene ihren durchaus steinigen Weg weiter gehen, notfalls direkt übers Wasser.
Der erste Song "Berlin am Meer" ist ein typisches Beispiel ihrer verschwurbelten "Köterlyrik", wo von einem Stammpinkelbaum, schreienden Autos, einer Dönerbude und Streunereien die Rede ist. Flott instrumentiert, keine Frage, fast schon eine kleine Berlin-Hymne. In sehr ähnlichem Musikstil geht es nahtlos weiter bei "Bisschen große Liebe" mit dem Eingeständnis, dass man Teil einer ziellosen Generation sei mit dem Wunsch nach einem Leben "voll mit Träumen". Über ein zirzensisches Chaos, wo alles schief läuft, handelt "Zirkus". Aber danach macht man "Liebe im Staub". Beim sechsten Titel gibt es ein gemischtes Duett mit "Robella". Das bringt ersehnte, auch stimmliche Abwechslung mit einem Rückblick auf die Lederjackenzeit zu zweit. "Mein letzter Fehler" bringt Ablenkung vom doch zuweilen vorherrschenden Einheitsrythmus. Beeindruckend die Aussage, dass "dein Gesicht mein letzter Fehler ist". Also von diesem Song bin ich wirklich angetan. Schöne Melodie, packender Text! Und Platz zum Atemholen. Dann gelingt ihnen mit "An uns" auch noch eine echte Ballade, in der es um Liebe, Sex und ein kaputtes Glück geht. Klasse Arrangement und mit viel Hingabe gesungen. Der elfte und letzte titelgebende Song "Keine Legenden" erzählt im Rückblick, bezogen auf die Eltern der Protagonisten, von damaligen Hausbesetzungen, schulterlangen Haaren, John Lennon und Hass in den Köpfen. Mit dem Resümee, dass "sie alle tot sind (und) wir keine Legenden haben". Daher müsse man wieder rebellieren.
Ja doch, diese Rohdiamanten weiter zu schleifen lohnt, auch wenn mein Eindruck gemischt war. Sie bräuchten dann auch nicht mehr ab und zu als Straßenband auftreten. Urteilt selbst, die Videoclips (unten) geben weitere Hinweise.
(Gerd Müller)
Videoclips: