eavamorexl 20121117 1839623246 Label:
Best.-Nr.:  

Titel:

SonyBMG / Ariola Records 2007
716 840-2

Amore
Rinderlein 1
Agdala Gu Gu
Für Dich...
Schnippel Schnipp
Dann und wann
Rinderlein 2
Der Freund
Bum Bum
Ich bin bei Dir
Herz gestohlen
100 Jahre Omama
Rinderlein 3
Panga Panga
Nagelbett
Matador
Rinderlein 4
Mei herrlich
Geheimnis
Rinderlein 5


Es gibt Bands, bei denen schon das zweite Album dermaßen vorhersehbar war, dass man darauf hätte Wetten abschließen können. Und es gibt Bands, die ihren Fans mehrere Jahrzehnte lang Freude machen, und deren Veröffentlichungen IMMER anders, erfrischend aktuell und stets überraschend sind. Zu letzteren gehört eindeutig die Erste Allgemeine Verunsicherung! Wer erinnert sich nicht mehr an "Ba Ba Banküberfall", den "Alpen Rap" oder "Küss die Hand schöne Frau"? Wem ist das Album "Geld oder Leben" oder die CD "Liebe, Tod und Teufel" unbekannt? Die Mehrheit unserer Leser kennt das sicher alles. Am 12. Oktober erscheint vier Jahre nach "Frauenluder" das neue Album der E.A.V. mit dem Titel "Amore XL". Die Fans warten schon länger sehnsüchtig auf neue Töne ihrer Helden, und wir hatten die Chance, in diese CD vorab reinzuhören...
Die E.A.V. weiß auch nach fast 30 Jahren noch immer zu überraschen. "Amore XL" ist ein ungewohnt hartes, manchmal sehr ernstes und sehr vielschichtiges Album geworden. Erwartet man von den "Kaschperln" aus Österreich von vorn bis hinten einen Gag nach dem anderen, wird man bei "Amore XL" schnell eines besseren belehrt. Das Strickmuster der Platte ist bekannt: Zwischen den einzelnen Titeln erfreuen den Hörer kleine Zwischenspiele wie bei den Vorgängern auch. Waren es in der Vergangenheit die Geschichten um "Johnny" (Album: Geld oder Leben), die verliebten Pinguine (Album: Liebe, Tod und Teufel) oder "Neppo" (Album: Neppomuk's Rache), gibt es bei "Amore XL" die "Rinderschänder" zu erleben. Die Titel dazwischen sind gewohnt humorvoll und boshaft wie eh und je, aber wie schon angesprochen auch manchmal ernsthaft und mit Hintergrund. Bei "Agdala Gu Gu" erzählt die E.A.V. auf lustige Art darüber, wie dumm man sich anstellt, wenn man nicht die richtigen Worte im richtigen Moment rausbekommt, doch schon bei "Für Dich..." werden die Töne ernster. Kein Klamauk... ein echtes Liebeslied! Es gibt mit "Herz gestohlen" und "Panga Panga" weitere Songs mit ernsten Texten. Der erste Titel ist wieder eine Art Liebeslied, der zweite nimmt die Beschneidung und Unterdrückung afrikanischer Frauen zum Thema. Dann ist da noch "Dann und wann"... ein Lied, das die Probleme von Schwulen und Lesben zum Thema hat. Leitfaden dieses Songs: Toleranz ("Schön, dass es sowas gibt... alles besser, als niemals geliebt"). Der überwiegende Teil der neuen Titel ist aber komischen Inhalts. "Schnippel Schnipp" nimmt die heutige Schönheits-Chirurgie auf's Korn, "100 Jahre Omama" beschäftigt sich mit Erbschleicherei und mit der auf das Ableben der Oma wartenden Verwandtschaft, "Mei herrlich" hat das Leben aus der Sicht eines schadenfrohen Sadisten zum Thema und bei "Matador" geht's um Stierkampf. Die E.A.V. gibt dem Hörer bei "Geheimnis" außerdem ein Patentrezept für eine funktionierende Beziehung mit auf den Weg.
Musikalisch ist die Platte so abwechslungsreich, wie kaum eine andere. Manche Titel sind härter als je zuvor ("Dann und wann"), andere locker und leicht ("Für Dich"). Die Band hat verschiedenste musikalische Elemente auf ihrer neuen LP eingebaut: Von Dixieland ("Der Freund") über karibische Klänge ("100 Jahre Omama") bis zu spanischer Folklore ("Matador") und Reggae ("Mei herrlich") ziehen die Österreicher alle Register.
Die E.A.V. im Jahre 2007 ist reifer und nachdenklicher geworden. Trotzdem Eberhartinger & Co jetzt auch mal ein erstes Gesicht aufsetzen, bleiben sie gewohnt und gewünscht ironisch. Politik und Klamauk haben sie schon immer gekonnt verbunden, und tun das auch auf dieser CD. Erfreulich ist vor allem, dass die Band sich vom Ballermann-Stil wieder abgewandt hat (als ob eine Horde besoffener Pauschal-Touristen auch nur im Ansatz verstehen würde, worum es der E.A.V. geht). Direkt, zynisch und äußerst treffend werden gesellschaftliche Probleme wie Jugendwahn, Geldgier und Schadenfreude behandelt. Bei den Songs mit ernsthaftem Hintergrund wirkt die Band auf den Hörer keineswegs oberlehrerhaft oder penetrant belehrend, wie es andere Helden so gut drauf haben. Sie erreichen mit ihrer Art Musik den Hörer auf jeden Fall, denn bei ihnen hört man hin! Die CD ist gespickt mit hintergründigen und scharfzüngig formulierten Texten, wobei man bei ihren mit schwarzem Humor gespickten Songs manchmal nicht weiß, ob man sich vor Lachen biegen, oder im Hinblick auf die traurige Realität schockiert sein soll.
Fazit: Die Meister der treffenden Worte mit der Lizenz zum Blödeln sind wieder da. Das Warten auf das neue Album hat sich gelohnt, denn es ist absolut rund und läßt keine Wünsche offen. KAUFEN!

(Christian Reder)


   
   
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