hvg-filmmusik 20141029 2040854924 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Filmmusik"
Hubert von Goisern
Blankomusik/SONY
24. Oktober 2014

1. Spat
2. Grass M
3. Ferlach-Fanfare
4. Abend Spat
5. Herz Erzog Johann
6. Grass A
7. Juchitzer
8. Höhlenjodler
9. Kuahmelcher
10. Grass Y
11. Blue Danube
12. Grass R
13. L'Amero
14. Kohler
15. Domglocken
16. Afrika Overtüre & Anreisejodler





Hubert von Goisern (Hubert Achleitner aus "von" Bad Goisern, Österreich) brauchte nach 101 Terminen für seine äußerst erfolgreiche "Brenna Tuats Tour 2012" verständlicher Weise eine Auszeit. Weit gefehlt, wenn man glaubt, die hätte er ungenutzt gelassen. So kommt im Herbst ein Dokumentarfilm des bekannten Spielfilm- und Dokumentarfilm-Regisseurs Joseph Vilsmaier über Österreich "Oben und unten" in die Kinos, quasi eine bebilderte Reise mit gefilmten Luft- und Bodenaufnahmen durch alle neun Bundesländer. Goisern und Vilsmaier kennen sich, weil Hubert von Goisern für den Vilsmaier-Film "Schlafes Bruder" bereits Kompositionen beisteuerte. Vilsmaier brachte ein ähnliches Projekt mit dem Titel "Bavaria - Traumreise durch Bayern" vor geraumer Zeit in die Kinos. Daher bot sich wieder eine Zusammenarbeit für den Soundtrack an. Zu bewegten Bildern die passende Musik zu finden, die Bilder mit Musik anzureichern und damit eine visuelle und akustische Symbiose zu kreieren, ist reizvoll, aber auch ein schwieriges Unterfangen. Ohne den Film gesehen zu haben, ist das gerade erschienene Album "Filmmusik" ein gutes Beispiel dafür, dass bereits beim Anhören der "eigene" Film vor dem geistigen Auge ablaufen kann, wenn man ein bisschen Fantasie mitbringt und die Musik der Alpenregion ein wenig kennt.

Hubert von Goisern suchte für das Projekt einige seiner populärsten Titel der letzten 25 Jahre aus. Dazu frühere Filmkompositionen und ließ sie zusammen mit dem österreichischen Musiker, Komponisten und Orchesterleiter Robert Opratko mit orchestraler Begleitung als Remix neu auferstehen. So klingt alles fast eigenständig, feierlicher, obwohl es bekannte Songs sind. Das Ergebnis ist faszinierend. Dazu gleich im Einzelnen mehr.

Der akustische Überflug beginnt mit "Spat", einem - wie ich es ausdrücken möchte - langsam gesungenen "Edeljodler" mit fast sakralem Charakter und Orchesterbegleitung. Also nicht das, was man aus sogenannten Volksmusiksendungen zu kennen glaubt. Goisern gestaltet den Jodelgesang als eine eigene Kunstform. Mit einer Hingabe, einer Andacht gesungen, dass man fast in eine andere Zeitebene eintaucht und alles um sich herum vergessen kann. Nach einer kurzen Instrumentalpassage folgt die ebenso kurze "Ferlach-Fanfare" mit einer Fanfaren-Bläsergruppe. "Abend Spat" ist eine fast achtminütige Komposition mit längerem abwechslungsreichen Instrumentalteil, bis Goiserns unverwechselbarer Gesang einsetzt.
Der Titel "Herz Erzog Johann" machte mich neugierig. Es ist natürlich eine abgewandelte Version des "Erzherzog Johann"-Themas, wird nicht gejodelt, sondern als instrumentale Kammermusik-Version reizvoll umgesetzt.
Was aber beim "Juchitzer" abgeht, von Huberts ehemaliger Begleitsängerin Sabine Kapfinger in einer atemberaubenden Version gesungen, ist unbeschreiblich. Diese durchdringende, glasklare Stimme vergisst man nie mehr. Sie wird auf einer sich permanent steigernden Keyboard- und Percussionwolke getragen. Einfach phänomenal, hier fehlen adäquate Worte. Ich bin gespannt, welche Bilder Vilsmaier bei dieser Passage im Film unterlegt hat.
Glockengeläute mündet direkt in den "Höhlenjodler" mit schönem Gesang durch den Salzburger Volksliedchor.
Man kann unmöglich im Rahmen einer Plattenbesprechung auf jeden Titel eingehen, aber die "Blue Danube", die wohl gerade überflogen wird, gehört unbedingt hierher. Damit ist die "Schöne blaue Donau" mit der Grundmelodie von Johann Strauss II (dem Sohn) gemeint. Aber die "Blue Danube" fließt nicht berechenbar, gemächlich, sondern in "modern" gestaltetem Flussbett, kurzweilig und nicht unbedingt im Walzerrythmus angelegt.
Nach dem italienisch gesungenen Titel "L'amero" läuten die beeindruckenden Glocken des Wiener Stephansdomes zur "Afrika Overtüre" und dem "Anreise Jodler" die Landung nach einem wunderbaren Bilderbuch-Überflug über eine herrliche Kulturlandschaft ein.

Viel zu schnell vergehen die 50 Minuten Laufzeit. Es gibt nicht viele Soundtracks, die für sich alleine bestehen können. Von Goisern hat es geschafft, diesem Unterfangen gerecht zu werden und sich unmerklich in die Gehörgänge einzuschleichen. Weihnachten ist nicht mehr allzu weit - kleiner dezenter Hinweis ...
(Gerd Müller)




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