lake live 2014 20141109 1168620381 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Live!"
Lake
Mad As Hell (Cargo Records)
12. September 2014

CD 1:
1. Intro/Passionate Eyes
2. Die Just A Little
3. Stone Crazy
4. Red Lake
5. On The Run
6. Silvia
7. Driving With Your Eyes Closed
8. Black Friday

CD 2:
1. Night On The Town
2. Nineteen Sixties Man
3. Ted Nugent And The Gunners Blues
4. Free Wheeling
5. Wings Of Freedom
6. Dancing With Steve
7. Jesus Came Down
8. Say You Will
9. Dirty Laundry





Die Gruppe LAKE ist eines von ganz vielen Mosaiksteinchen, die die deutsche und internationale Musikgeschichte ausmachen. Die Band hat im Laufe der Jahrzehnte schon viele Musiker kommen und gehen sehen. Heute ist der Schotte Ian Cussick, den seine damaligen Bandkollegen bei ihrer Suche nach einem geeigneten Sänger im Jahre 1973 über eine Annonce im "Melody Maker" fanden, das letzte verbliebene Gründungsmitglied. Nach seinem Ausstieg in den 70ern, kehrte der Sänger erst im vergangenen Jahr wieder zu LAKE zurück. Mit ihm zusammen spielen der Keyboarder Jens "Zwiebel" Skwirblies (Schöpfer des Summer Beach Festivals und seit 2009 bei LAKE), Bassist Holger Trull (ebenfalls seit 2009 bei LAKE), Schlagzeuger Mickie Stickdorn (Studio- und Tourmusiker u.a. von Inga Rumpf, Peter Schilling, Heinz Rudolf Kunze und Falco, seit 2003 bei LAKE) und Gitarrist Alex Conti (u.a. Curly Curve, Atlantis, Hamburg Blues Band und Rosebud - von 1975 bis 1980 und seit 2003 bei LAKE). Die Band gibt im Jahr mehrere Konzerte und produziert auch noch neue Alben, so z.B. das soeben frisch erschienene Live-Album "Live!"

Als die Gruppe LAKE im Frühjahr 2014 auf Tournee zu ihrem neuen Album "Wings Of Freedom" war, wurde kurzerhand die Record-Taste betätigt. Der Mitschnitt eines (oder mehrerer?) Konzerts fand letztlich Verwendung für eben erwähntes Live-Album. Logisch, dass der Hauptaugenmerk dieser Tour auf dem "Wings of Freedom"-Album lag, und so stammen dann auch acht der siebzehn Live-Titel von eben diesem Album. Und dass dieses Live-Album dann auch ein ECHTES Live-Album ist, wird durch den Hinweis auf der Rückseite des Covers, "NO Overdubs - NO Repairs" unterstrichen. Derartige Fiesematenten hat diese Band mit den fünf Einzelkünstlern der Extraklasse wahrlich nicht nötig. Sie können das, was sie live anbieten, auch ungefiltert auf die Menschheit loslassen. Man hört es auf dieser CD auch sehr deutlich, dass die Band wie ein perfekt eingespieltes und gut aufeinander abgestimmtes Team musiziert. Wichtige Zutat der LAKE-Musik ist unverkennbar das Gitarrenspiel von Alex Conti, der immer wieder große Momente setzt und ohne dessen filigranes Spiel auf den sechs Saiten wohl ein unverzichtbares Element fehlen würde. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass LAKE ohne Conti nicht funktionieren würde. Nicht weniger wichtig ist aber auch der Gesang von Ian Cussick. Der Sänger, der LAKE bereits in der Anfangszeit durch seine markante Stimme einen Stepel aufdrückte, und der seit 2013 wieder die Position am Mikrophon bekleidet, lebt jedes einzelne Lied während seiner Live-Performance. Während die instrumentale Abteilung von LAKE ihrem Frontmann eine aus vier perfekt gespielten Arbeitsgeräten erzeugte musikalische Grundlage liefert, sorgt Cussick mit seiner Stimme und seiner Art zu singen dafür, dass beide Elemente - Gesang und Musik - zu einer höchst attraktiven und verführerischen Einheit verschmelzen. Es ist diese Art von Musik, die man schon immer von LAKE kannte und auch heute noch kennt. "Live!" bietet knapp zwei Stunden Live-Musik vom Feinsten. Schon das einleitende "Intro/Passionate Eyes" mit seinen achteinhalb Minuten Laufzeit, holt den Hörer ab und lässt ihn auf die vielen Finessen achten, die das Quintett in ihre Songs einfließen lässt. Die Einleitung ist ein Sample aus verschiedenen Statements aus der Geschichte, u.a. von Martin Luther King, die mit einer entspannt und fast schon sphärisch gespielten Gitarre Alex Contis untermalt werden! Ab Minute 2:15 beginnt das Laufwerk LAKE zu arbeiten. Das Intro ist beendet und "Passionate Eyes" beginnt. Percussions, Gitarre und Bass setzen ein, eine Klavier-Figur ist zu hören und dann kommt der Moment, in dem Cussick das erste Mal mit seinem Gesang einsetzt. So präzise wie ein Uhrwerk spielt die Band diesen Opener. Erste Momente für Alex Conti, sein erstklassiges Gitarrenspiel zu zeigen und offenbar improvisierend dem Song auf höchstem Niveau Leben einzuhauchen. Nicht weniger (sorry) geil ist das Keyboardspiel Jens Skwirblies', der sich scheinbar mit Conti solistisch duelliert und ebenfalls in Soli ausbricht. Diese ersten knapp acht Minuten setzen bereits Maßstäbe für den Rest der noch folgenden knapp 110 Minuten. Schon jetzt ist man angezündet von dem, was LAKE da abgeliefert haben und steht förmlich in Flammen, will mehr, braucht mehr ... Alle Titel auf dieser Doppel-CD kommen sehr frisch und angenehm rüber und insbesondere Ian Cussick überzeugt auf ganzer Linie. Verlieren Sänger nicht selten im Laufe der Zeit den Reiz und die Flexibilität in ihrer Stimme, setzt Cussick hier sogar bei den Songs Glanzpunkte, die eigentlich gar nicht von oder für ihn gemacht wurden, z.B. bei "On The Run", das damals von James Hopkins-Harrison (+ 1991) im Jahre 1976 gesungen wurden. Kraftvoll, mit Lust und hörbarer Überzeugung singt Cussick die fast 40 Jahre alte und extrem treibende Nummer, dass es eine wahre Freude ist, ihm und der Band zuzuhören. Die Haare auf den Armen und im Nacken stellen sich dann noch zusätzlich auf, wenn Mr. Conti zu einem seiner Soli ansetzt und der Nummer ein weiteres Highlight beschert.
Aber auch die ruhigen Momente hat diese Band drauf, wie man in der fast zehnminütigen Version der Ballade "Silvia" hören kann. Wieder sind es Cussick und Conti, die mit ihren Beiträgen - gesanglich und instrumental - das Lied lebendig machen. Allein die Gitarren-Parts von Conti, die wie auch in vielen anderen Songs dieser Doppel CD wie improvisiert und wie in einer Art Rausch gespielt wirken, sind wieder einmal ein wahrer Genuss. Ein umwerfender Song, den eine exzellente Band in eine Art Soundtrack für Träume verwandelt hat. Augen zu - lauschen - in Träume versinken. Ganz großes Tennis!
Zu Beginn der zweiten CD bedient sich die Band dann eines Fremdtitels, den sie kurzerhand zu ihrem eigenen Song macht. Es ist das Stück "Night On The Town" - im Original von Bruce Hornsby und dem dritten und letzten unter dem Namen Bruce Hornsby & The Range veröffentlichten, gleichnamigen Album entnommen - bei dem sich sowohl Alex Conti als auch Jens Skwirblies ein weiteres Mal in grandiose Soli auf ihren Instrumenten verlieren können, und das Ian Cussick in absolut überzeugender Art und Weise gesanglich rüber bringt. Diese achtminütige Nummer verleitet einen, die CD gleich im Anschluss nochmal und nochmal von vorn starten zu lassen. Und das kann man durchaus auch mal machen ...
Das folgende "Nineteen Sixties Man" ist eine Nummer, die dann mächtig in die Beine geht. Ein flott arrangierter Song, der förmlich danach schreit, betanzt und mitgefeiert zu werden. Unnötig zu erwähnen, dass die Band auch hier wie ein in Fahrt gekommener Zug musikalisch alles niedermäht, was im Wege steht. Man wird förmlich mitgerissen und ich ertappe mich dabei, wie ich den Lautstärkeregler schon wieder nach oben "korrigiere".
Auch der Titelsong des letzten Studioalbums, "Wings Of Freedom", befindet sich in einer Live-Version auf dieser Doppel-CD. Die eher entspannt daher kommende Nummer bietet aber auch wieder genügend Platz für von Conti und Cussick gesetzte Highlights. Ebenfalls ruhig und balladesk ausgerichtet ist der Klassiker "Jesus Came Down" aus dem Jahre 1977. Dieses Lied ist ursprünglich für den damaligen Frontmann James Hopkins-Harrison geschrieben worden und wird heute bei Konzerten von Ian Cussick vorgetragen. Cussick schafft es mit scheinbarer Leichtigkeit, sich dieses Liedes anzunehmen und in einer Art und Weise vorzutragen, dass es eine wahre Freude ist. Und wo der eine brilliert, darf der andere auch nicht fehlen, denn Alex Conti verliert sich einmal mehr und dieses Mal richtig lang und intensiv in sein Gitarrenspiel. Ein Solo, das bis zum Ende des Liedes andauert, und das einem den größten Respekt abringt. Davor kann man einfach nur den Hut ziehen.
Die CD 2 begann mit einem Coversong, und sie endet auch mit einem. Den Abschluss des Albums bildet der von Don Henley (Eagles) Anfang der 80er veröffentlichte Titel "Dirty Laundry". Bei der LAKE-Version stört eigentlich nur das Keyboard, das für meine Ohren eher wie eine Heimorgel oder ein Exemplar aus einer dieser Las Vegas-Eheschließungskapellen klingt, und dem Original nur rudimentär nahe kommt. Ich denke aber, dass das Geschmackssache ist. Auch der letzte Song ist gewürzt mit einem weiteren und letzten Solo von Alex Conti. Auch im letzten Song zieht die Band nochmal alle Register. Auch der letzte Song ist ein Highlight und großer Genuss.
Über die volle Distanz dieses Mitschnitts eher unauffällig, aber in vollem Umfang an diesem tollen Sound mitverantwortlich, arbeitet auch die Rhythmus-Abteilung, bestehend aus Mickie Stickdorn (Schlagzeug) und Holger Trull (Bass), deren unverzichtbares Dazutun ich noch gar nicht erwähnte, die aber nicht vergessen werden dürfen. Sie sind es, die die Grundlagen für ihre Kollegen liefern, und auf deren Vorgaben eben diese Kollegen ihren Teil für einen hochwertigen Mitschnitt abliefern konnten. Wie gesagt: Perfekt aufeinander abgestimmt. Eine Band auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft und Spielfreude? Kann sein ... Klingt jedenfalls so!

Fast zwei Stunden Live-Musik in einer Rezension so zu vermitteln, dass keine Fragen offen bleiben, ist in diesem Falle schier unmöglich. Es muss leider bei den eben erwähnten Auszügen bleiben, aber jedes der anderen Stücke würde gleiche Lobeshymnen hervorrufen, so grandios wie die Band hier spielt und das Herz der Rockfans höher schlagen lässt. Diese Höhepunkte möge der interessierte Leser aber bitte selbst entdecken. "No Overdubs - No Repairs" heißt es - ich erwähnte es bereits - auf der Rückseite des Covers, und bemerkenswert ist dann auch die Tonqualität dieser CD. Die Zwischen- und Anmoderationen sind zwar etwas zu leise, aber die Musik kommt in feinstem Sound aus den Boxen der heimischen Stereoanlage gerockt. Und um die geht es ja letztlich auch. LAKE ist eine der Bands, deren Mitglieder zwar schon in die Jahre gekommen sind, aber die den Rock'n Roll noch in hoher Konzentration im Blut haben. Keine in Volkstümeleien abdriftende Einfallslosigkeiten in Liedform, sondern live präsentierte und geballte Kraft und Kreativität. Die Musik ist handgemacht, detailverliebt arrangiert und auf einem hohen Level spannend. Es bleiben faktisch keine Wünsche offen und LAKE legt damit die Latte für Live-Produktionen besonders hoch. Diese Doppel-CD setzt ein Zeichen. Auch jenseits der 60 kann Rockmusik noch wie Rockmusik klingen. Diese Band möge uns noch lange erhalten bleiben, denn sie hat noch eine Menge auf dem Kasten und nicht weniger viel zu geben. Aber Achtung: Diese CD ersetzt auf keinen Fall das Live-Erlebnis!
(Christian Reder)




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Videoclips:

"Dancing With Steve" (live in der Kulturbastion zu Torgau):


Film zur "Wings Of Freedom"-Tour 2014:




   
   
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