bieblsavannah 20130102 1950039642 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

 

"Savannah"
Nasoni Records
Oktober 2009

1. Klunken-Soul (6:45)
2. 15 Uhr 16 (7:00)
3. Savannah (6:55)
4. E-Dur Blues (2:05)
5. Ouvertüre / Rocking Changes (12:30)


Beschreibung der Plattenfirma:
Als wir erfuhren, dass Rundfunkaufnahmen der legendären originalen Hansi-Biebl-Band gefunden wurden, waren wir sofort interessiert. Die Band war 1975 von der DDR-Kulturbürokratie verboten worden, weil die Bandmitglieder Eberhard Klunker und Olaf Wegener über die Ostsee nach West-Deutschland geflohen waren. Üblicherweise wurde die Band danach in den Medien nicht mehr erwähnt und alle vorhandenen Aufnahmen wurden vernichtet. Um so erstaunlicher, dass sich die vorliegenden Aufnahmen erhalten haben. Der Grund: Ein Benennungsfehler im Tonbandarchiv.
Als wir dann die Musik zum ersten mal hörten, waren wir von der musikalischen und technischen Qualität der Aufnahmen überrascht. Die Musik klingt so frisch, als wäre sie gestern gespielt worden. Grund für uns, mit EROC einen international hoch angesehenen Masteringingenieur zu beauftragen, um der Produktion den letzten Schliff zu geben. Wir freuen uns, mit dem Album "Savannah" ein Stück verloren geglaubte DDR-Musikgeschichte präsentieren zu können.

Eine Meinung der Redaktion:
Eins vorweg: Die Plattenfirma hat nicht übertrieben, was die Soundqualität der Songs betrifft. Glasklarer Klang und die Abmischung hat internationales Niveau. Zur Entstehungsgeschichte dieser CD muss man auch durch den oben stehenden Text der Plattenfirma nicht mehr viel sagen. Johannes Biebl gründete seine Hansi-Biebl-Band "erstmals" im Jahre 1974 nach Stationen u.a. bei den Berolina Singers, Alexanders und der Modern Soul Band. Schon ein Jahr nach ihrer Gründung (und kurz vor ihrem Verbot), nämlich am 15. Mai 1975, wurden der Band Aufnahmen im Rundfunk ermöglicht. In der Besetzung Hansi Biebl (g, v), Eberhard Klunker (g), Michael Kaszubowski (bg) und Olaf Wegener (dr) begab sich die Kapelle zum Rundfunk, um bei besagter Aufnahme-Session die jetzt erstmals auf einem Tonträger erhältlichen Songs einzuspielen.
Die Scheibe geht gleich intensiv los. Der Titel "Klunken-Soul" geht mit seinen 6:45 Minuten Laufzeit direkt ins Blut und ist nur der Vorbote eines Klang und Gitarrengewitters allererster Güte. Die Gitarrensoli, die auf den treibenden Beat aus Drums und Bass gebettet sind, überzeugen sofort und lassen den Hörer nicht still sitzen. Das soeben eingefangene Blues-Feeling bleibt dem Hörer nahtlos erhalten, wenn es zum zweiten Titel, "15 Uhr 16", geht. Auch hier überzeugen die Gitarren-Einlagen von Hansi Biebl und Eberhard Klunker. Der dritte Titel, "Savannah", der dem Album auch den Namen gibt, startet mit einem eher unkonventionellen Schlagzeug-Solo ehe auch hier wieder die Gitarren einsetzen. Hier ist erstmal nur der Anfang etwas lauter, treibender und bewegter. Die Zwischenspiele sind eher sanft und ruhig, fast "beruhigend". Das Tempo steigert sich erst im Verlauf des Songs wieder, um zum Ende hin ein wahres Blues-Feuerwerk abzufackeln. Dabei fällt die eher jazzig-angehauchte Spielweise aller Instrumente auf. Aber warum auch nicht... der Jazz ist so weit weg vom Blues auch wieder nicht.
Mit dem vierten Titel, "E-Dur Blues", bekommt der Hörer den einzigen wirklich "zu kurz" geratenen Song auf die Ohren. Mit seiner 2:05-minütigen Laufzeit ist er wahrlich der "Zwerg" auf "Savannah". Dafür hat er die geballte Ladung Blues im Gepäck. Auch hier gibt es wieder Elemente des Jazz und eine wunderbar kreischende, singende, stellenweise auch winselnde Blues-Gitarre zu hören. Allererste Sahne! Mit "Overtüre / Rocking Changes" kann man sich so langsam auf das Ende der CD vorbereiten. Aber so hastig nun auch wieder nicht, denn dieser Titel ist mit 12:30 Min. der längste auf dem Album. Hier bekommt man nochmal all die Vorzüge der ersten vier Songs vereint in einem anderen Titel. Eher ruhig startet die "Overtüre", und genauso ruhig klingt sie aus, ehe "Rocking Changes" startet. Und da geht's dann CD-abschließend wieder richtig zur Sache.
Handwerklich bewegte sich die "erste" Hansi-Biebl-Band auf ganz hohem Niveau. Es gibt sicherlich viele Blues-Bands und weit mehr Blues-Scheiben, aber "Savannah" könnte mit 34-jähriger Verspätung, was das Erscheinen betrifft, in den Olymp der ganz großen Blues-Platten aufsteigen. Die CD mit seinen fünf Bluesnummern weiß direkt zu überzeugen und muss nicht erst zwei bis drei Mal eingelegt, oder besser gesagt "schöngehört" werden. Sie zündet gleich und Bluesfans werden ihre helle Freude daran haben. Alle Titel auf "Savannah" sind Instrumental-Stücke... Blues pur und ungeschönt. Wie eingangs erwähnt ist die Produktion sauber und glasklar. Wieviel Anteil der "Wolkenreisende" EROK daran hat, kann von hier aus nicht gesagt werden. Aber wer ihn kennt weiß, dass seine Händen keine halbgaren Sound-Schustereien verlassen. Neben der Musik bekommt der Käufer auch noch was für's Auge. Das Digipak enthält aus Mangel an solchen natürlich keine Song-Texte. Der freigebliebene Platz wurde mit 6 bisher noch nie gesehenen Fotos im Innenteil und auf der Rückseite anderweitig vergeben. Dazu bekommt man neben den "technischen Daten" (Besetzung, Text der Plattenfirma, etc.) einen kleinen Text von Tom Goguel an die Hand, der wohl in weiser Voraussicht, dass die Platte auch ein internationales Publikum erreichen könnte, auf Deutsch und Englisch abgedruckt ist, der dem Hörer etwas mehr über die Entstehung der Songs und den Weg der "ersten" Hansi-Biebl-Band erzählt. Warum ich immer von der "ersten" Hansi-Biebl-Band schreibe? Weil es drei Jahre nach dem Verbot der Gruppe im Jahre 1978 eine "neue" Hansi-Biebl-Band gegeben hat, von der man die eine oder andere Publikation noch kaufen, und von der man einzelne Songs auf diversen Samplern finden kann. Von dieser, Biebls erster Band, konnte man bis jetzt kein Tondokument erstehen.
Fazit: Eine der großartigsten Blues-Platten, die ich je gehört habe. Die CD läuft inzwischen schon die dritte Runde im Player und hinterläßt ein ums andere Mal den Wunsch sie nochmals zu starten. Die Gitarrensoli auf "Savannah" reißen mit und sind allererste Klasse. Schade, dass diese Besetzung nicht mehr hat produzieren können als diese fünf wunderbaren Blues-Perlen. "Savannah" ist eine CD, die einem die durch das trübe Herbstwetter bedingte schlechte Laune richtig versauen kann.
(Christian Reder)

 


   
   
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