ufholz2014 20141003 1283552665 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Beautiful Machines"
Ufholz & Klunker
Marktkram/BuschFunk
19. September 2014

1. Lovers And Angels
2. Do You Know?
3. Luna Luna
4. Only The Hippies Will Survive
5. Pal
6. You Came To Me
7. Stroke
8. There Is No Way
9. Beautiful Machines





Du legst eine neue Scheibe in Deinen Player, kennst die Namen und die Gesichter der Künstler auf dem Cover und erwartest, dass die Musik auch genau den Erwartungen entspricht, die Du in Deiner Erinnerung mit Dir herum trägst - und - Du wirst überrascht. Du hast kräftigen Soul, knackigen Blues und dazu eine gehörige Ladung Rock erwartet, doch die beiden entführen Dich, mit immer noch den gleichen Stilmitteln, aber ganz anders, als erwartet.

Die zwei Musiker haben ihre musikalischen Wurzeln im gleichen Boden, sie in Leipzig und er in Berlin, mussten aber erst wachsen, Erfahrungen sammeln, sich ausprobieren, ehe sie das Schicksal erstmals bei Klaus Lenz gemeinsam musizieren ließ. Die Zeiten haben sich geändert. CHRISTIANE UFHOLZ und EBERHARD KLUNKER, die Bluesröhre und der Ausnahmegitarrist, begeistern heute als Duo überall im Lande und haben davon auch schon ein Tondokument veröffentlicht, das deren Live-Faszination mit einer Auswahl von Rock- und Blues-Klassikern aus ihrem Repertoire auch zu Hause hörbar macht. Nun legen beide mit einer Studio-Produktion und neuen, eigenen Liedern nach. Meine Spannung und die Neugier sind also ziemlich groß, als der Player den kleinen Silberling schluckt.

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe die CD mehrmals gehört, hören müssen, denn was uns die beiden Vollblutmusikanten bieten, ist nicht einfach mal so nebenbei zu konsumieren. Man sollte sich bewusst Zeit für die Musik nehmen. Eine spanisch anmutende Gitarre lässt mich zunächst einmal glauben, den Silberling verwechselt zu haben. Dann aber fällt mir das exzellente Gitarrenspiel auf und ich erkenne die Stimme der UFHOLZ wieder, die sich zaghaft, beinahe schüchtern, an die Melodie von "Lovers And Angels" heranzutasten scheint. Noch bin ich ein wenig verunsichert, doch nach einem ersten Break nehmen die beiden Fahrt auf, lösen sich vom monotonen Rhythmus, den Becken, Felle und Bass vorgeben - Modulation - und plötzlich, aus einem Intermezzo heraus, beginnen KLUNKERs Gitarren und die Stimme der UFHOLZ zu grooven und zu swingen. Jetzt ist der Wiedererkennungseffekt da, so kenne ich CHRISTIANE UFHOLZ und so möchte ich sie auch gern singen hören.
Leises Stimmengewirr füllt die kleine Pause aus, in die hinein "Do You Know?" startet. Ein treibender Rhythmus, einen Touch Swing und meine Erinnerungen an Sounds der 1970er Jahre, aus denen beide ja kommen, werden wach. In diesem Moment und mit dem zweiten Song haben sie mich endgültig erwischt, obgleich ich mir durchaus den Klang von einem Saxophon zur Bereicherung hätte vorstellen können, um den Song noch mit einem zusätzlichen Klangtupfer Soul aufzuwerten. Die Ideen und der Spielwitz beginnen mich zu fesseln, doch mit den ersten Takten von "Luna Luna" nehmen sie schon wieder etwas Tempo raus, lassen sie einen "Blues in slow" auf den zarten Einwürfen der Gitarre(n) dahin fließen. Darüber schwelgen zweistimmig, beinahe im Folk-Idiom, die Gesangsstimmen, deren Chorus das Spiel einer Flöte stimmungsvoll übernimmt bis sich die Stimmen der beiden in die Höhen erhebt. Gefällt mir ausgesprochen gut.

Dann wird es flockig leicht, denn "Only The Hippies Will Survive" (Nur Hippies werden überleben), wie wir alle wissen. In einer Zeile heißt es: "Weit, ja so weit, fliege ich davon" und so kann jemand, der diese blumenbunten Momente nicht nur vom Erzählen kennt, durchaus auch musikalische Parallelen entdecken und sich daran erfreuen. Mit "Pal" folgt ein weiteres Stück, das im Duett gesungen und vom Spiel einer Mundharmonika aufgelockert wird. Die Musik hierfür hat sich CHRISTIANE UFHOLZ einfallen lassen und wer erfahren möchte, was ein "Pal" ist, der sollte bei der deutsch gesungenen Strophe ganz genau hinhören. "You Came To Me" beginnt mit einer balladesk gehaltenen Einleitung und führt hin zu einem expressiv vorgetragenen Chorus. Überwiegend begleitet KLUNKERs beinahe schlichtes Saitenspiel die Röhre von CHRISTIANE UFHOLZ und zwingt sie quasi, ihre Stimme ebenfalls sparsam, aber dafür um so wirkungsvoller, einzusetzen. Aus diesem Wechselspiel bezieht die Nummer viel Spannung bis zum Schluss. Ähnlich, nur mit einem groovenden Rhythmus unterlegt, gestaltet sich "Stroke" und hier gestattet sich die UFHOLZ endlich mal wieder einen kurzen Ausflug zum Jazz, und den Spaß daran kann man sogar zu Hause fühlen "ganz am Ende des Tunnels", wo es ganz leise wird und eine am Soul, Blues und Jazz geschulte Stimme ihr eigentliches Können für eine knappe Minute aufblitzen lässt. Das ist aus dem Holz, das beide, für meinen Geschmack, auf der CD hätten etwas mehr schnitzen können, denke ich für einen kleinen Moment. Hier sind KLUNKER & UFHOLZ in ihrem eigentlichen Element angekommen und leben das Spiel auch bis zur Neige aus.

Danach wird es wieder ganz leise und ein Gitarrenmeister zelebriert einfühlsam sowie ganz und gar unaufdringlich, statt einer Leerrille, sein Können. Die Idee ist genial und die Umsetzung eine Vorspeise für Liebhaber, die zum Hauptgang führt. Die Stimmung setzt sich mit "There Is No Way" fort und wird sogar für eine Strophe in deutsche Metapher übersetzt. Das passt und hätte auch so bleiben können.
Der Titeltrack "Beautiful Machines" kommt erst am Ende und verführt noch einmal mit feinem Spiel auf der Gitarre, denn KLUNKER deutet kurz an, was für ein breites Spektrum er auf diesem Instrument beherrscht und dann endet die CD rhythmisch ausgelassen, latin-like angehaucht und instrumental ausdrucksstark. Wer bis hierher noch nicht herausgefunden hat, warum die ganze CD und dieser letzte Song "Beautiful Machines" heißt, der möge sich zumindest dieses letzte, wie all die anderen handgefertigten kleinen Meisterwerk von Musik, noch einmal zu Gemüte führen, kann sich ein zweites Mal überraschen lassen und so ganz nebenbei auch einen Blick auf das sinnvoll gestaltete Cover werfen. Es passt alles zusammen, ohne vordergründig oder gar aufdringlich zu wirken.

UFHOLZ & KLUNKER legen mit ihrer zweiten CD ein stilistisch in sich geschlossenes Album vor, das von vorn bis hinten durchgängig ihre eigene, aktuelle Spielauffassung dokumentiert. Wer jedoch Songs im Strickmuster von damals, aus jenen guten alten Zeiten erwartet, wird sich entweder etwas wundern, mindestens aber darauf einstellen müssen, dass diese Zeiten vorüber sind. Zwar ging nichts verloren, aber die Veränderung ist deutlich spür- und hörbar. Weiterentwicklung nämlich, Gelassenheit und Erfahrung, aber erst recht eine Menge Reife, die aus jeder der neuen Kompositionen herausklingt. Das hatte ich so nicht erwartet und ich bin froh darüber, denn es bleibt vom ersten bis zum letzten Ton spannend und die Neugierde begleitet den Hörgenuss.
Dem Hörer sei dennoch gestattet, hier oder da ein Saxophon, vielleicht gar einen fetten und scharfen Bläsersatz und eventuell auch den Klang einer Orgel zu vermissen. Ein kleine zusätzliche Nuance von jedem, oder einem hier nicht genannten, Instrument hätte noch etwas mehr Leben und Abwechslung in die perfekte Produktion bringen können. Zwar hätte das dieser Perfektion vielleicht ein wenig Glanz genommen, hätte aber auf der anderen Seite manchem der Songs etwas mehr Wärme und Frechheit einhauchen können, denke ich mir nach dem dritten und vierten Hören. Ja, so oft habe ich gehört, will sagen, bei jedem Mal ein wenig intensiver und mit neuen Entdeckungen im Ohr - trotz der vielen Ausführungen im Konjunktiv.

Eine dieser Nuancen sind die in die Texte eingestreuten Strophen in deutscher Muttersprache. Sicher gibt es einen Grund, das genau so zu machen. Ich habe ihn trotzdem nicht gesucht, zumal in beiden Sprachen mit den Worten bildhaft und fließend umgegangen wird, Brüche gar nicht erst entstehen. Dass zwischen den einzelnen Songs spielerisch Pausen ideenreich "aufgefüllt" werden, unterstreicht den in sich fließenden und harmonischen Gesamteindruck zusätzlich. Letztlich ziehe ich den Hut vor beiden Künstlern, so ein Wagnis auf sich zu nehmen, neue Wege zu gehen und dennoch sich selbst nach so vielen Jahren treu und für Musikliebhaber erkennbar zu bleiben. Dazu Glückwunsch und wer neugierig geworden ist, sollte sich auch überraschen lassen, meint HH.
(Hartmut Helms)




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