Die deutsche Musikszene hat inzwischen schon viele herbe Verluste hinnehmen müssen: Tamara Danz (Silly), Herbert Dreilich (Karat), Heiner Pudelko (Interzone), "Cäsar" Peter Gläser (Renft) oder Hans Hartz, um nur ein paar zu nennen, die große Lücken hinterlassen haben. Von all diesen Musikern wird man nichts Neues mehr zu hören bekommen, was einen schon sehr nachdenklich und zugleich traurig stimmt. Aber auch die Interpretin dieses Albums ist viel zu früh verstorben und wird uns nie wieder mit neuen Produktionen erfreuen. Anfang der 90er mit etwas über 30 Jahren verstarb Cosa Rosa an Krebs. Hinterlassen hat sie ihren Fans drei Alben, u.a. auch die LP "Kein Zufall".
Die Platte beinhaltet neun Songs, die Cosa Rosa musikalisch sehr vielseitig zeigt. Ihr Gesang ist mal elfengleich, mal kraftvoll, aber immer mitreißend und überzeugend. Ob es die flotteren Nummern ("Gefühle", "Millionenmal") oder die leisen, samtweichen Balladen ("In meinen Armen", "Riesenrad") sind - Cosa Rosa weiß zu überzeugen. Die gesamte Platte ist musikalisch sehr vielfältig. Die von Rosa Precht, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, und Reinhold Heil, seines Zeichens aus der Kreativabteilung der Gruppe SPLIFF stammend und heute als Hollywood-Filmmusikkomponist erfolgreich, komponierten und betexteten Songs verlangen danach, immer wieder gehört und einfach nur geliebt zu werden. Die Handschrift des Produzenten, Reinhold Heil, ist kaum überhörbar. Die Scheibe passt musikalisch haargenau in die Mitte der 80er, in der sie auch erschienen ist. Sie war handwerklich damals schon innovativ und einzigartig, und auch danach hat es keine Formation mehr geschafft, ähnlich anspruchsvolle Sounds, Texte und musikalische Umsetzungen auch nur ansatzweise so hinzubekommen wie das Gespann Precht/Heil. An sieben der neun Songs ist Cosa Rosa bei der Komposition und/oder Texterei aktiv beteiligt. Die Lieder "Riesenrad" und "Zufall" stammen nicht von der blonden Frau mit der großen Stimme. Letztgenannter Titel stammt textlich aus der Feder von Manfred Maurenbrecher. Der Rest ist Poesie und Textschmiedekunst "made by Cosa Rosa".
Es fällt dem Rezensenten wirklich schwer, hier irgendwelche Highlights zu nennen, denn "Kein Zufall" besteht aus insgesamt neun Highlights. Die Lieder von Cosa Rosas zweiter LP sind keine "Ware von der Stange", jeder ist einzigartig und stand zum Zeitpunkt seines Erscheines für innovative Kunst mit digitalen Instrumenten und neuen Produktionstechniken. Das soll aber nicht heißen, dass "Kein Zufall" klinisch kalt klingt, und dass dort nur synthetische Instrumente zu hören sind (wie noch auf dem ersten Album). Nein, denn mit Curt Cress (dr) und Peter Weihe (git) nahm man sich zwei hochkarätige Musiker mit ins Studio. Die geschickte Mischung aus digitaler Musik und von Musikern gespielten Instrumenten läßt die Platte noch heute als eines der großartigsten Produktionen ihres Genres dastehen. Diese musikalischen Voraussetzungen werden durch Rosa Prechts Gesang und ihre herzliche, poetisch-lyrische und warme Textkunst weiter aufgewertet, so dass das Gesamtwerk zu einem Meileinstein deutscher Popmusik geworden ist. Die Hitsingle "Millionenmal" dürften noch heute viele Leute sehr gut kennen, wird sie doch nach wie vor im Radio gespielt. Dieser mitreißende Gutelaune-Klassiker allein ist den Erwerb der kompletten Platte wert. Auf der CD-Auflage ist die komplette Fassung (Maxi- bzw. Album-Version) vertreten, die durch ihren verlängerten Mittelteil einen längeren Hörgenuss bietet.
Fazit: Wer eine Platte mit Musik sucht, die einem nicht nach wenigen Durchläufen auf den Zünder geht, der ist beim Album "Kein Zufall" absolut richtig. Weder die Musik noch der Gesang wird auf Dauer langweilig. Man entdeckt auch nach mehrmaligem Hören immer wieder neue Feinheiten, die man bisher noch nicht wahrgenommen hat. Diese Scheibe bekommt ein dickes Plus und ist deshalb auch in die Rubrik Klassiker bei uns aufgenommen worden.
(Christian Reder)
VÖ: 1985; Label: CBS; Titel: Ein neues Spiel · In meinen Armen · Gefühle · Easy Money · Riesenrad · Trübe Tassen · Millionenmal · Zufall · Ich fliehe mit Dir · Trübe Tasse!; Bemerkung: Auf LP und CD bei CBS erschienen. Inzwischen nicht mehr im Handel erhältlich; Musiker: Rosemarie Precht (voc) · Reinhold Heil (kl, synth) · Curt Cress (dr) · Peter Weihe (git) · George Kochbeck (chor)
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