zander2gr 20121118 1236206895Nachdem der Großmeister des ironischen Gruselpop Anfang 2007 bereits auf seinem eigenen, bzw. eben von Sohnemann Marcus geführten Label "Zett Records" seine ersten beiden, einst bei der Berliner Firma Hansa erschienenen LPs "Wahnsinn" (1975) und "Zander's Zorn" (1976) erstmals überhaupt in aller Vollständigkeit (und um zig spannende Bonustitel erweitert) im Rahmen einer Zwei-CD-Edition auf Silberscheibe aufbereitet hatte, ging es zwei Jahre später unter dem Motto "2 CD Kult Edition - Die Originalen Alben - 100 % Kult" (ZETT Records/DA Music/SONY) lustig weiter. Der gelernte Graphiker aus Berlin legte nach und es gibt nun zusätzlich zwei weitere Hansa-LPs, "F.B.I. - Franks Beknackte Ideen" (1977) und "Donnerwetter" (1979), in bester Klangqualität neu remastered, im handlichen CD-Format zu hören.

Frank Zander war allen Unkenrufen zum Trotz niemals ein reiner Blödelbarde. Seine stets ironischen, gerne sarkastischen, fraglos nicht selten deftigen, doppeldeutigen Songs beweisen durchwegs Stil, Authentizität und Ehrlichkeit, gerieten - wenn auch oft nur haarscharf - niemals in allgemein als "ordinär" bezeichnete Gefilde; sie regen einerseits zum Schmunzeln an, beweisen aber oft zugleich einen derart hintergründigen, diffizilen, sprich: Schwarzen Humor, der einem Qualtinger oder Georg Kreisler weitaus näher kommt, als irgend einem billigen, austauschbaren RTL-Comedy-Fuzzel des Heute und Hier.
Zander'sches Verständnis von Humor ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Der auch als TV-Moderator, Showmaster und Filmschauspieler tätige, sozial engagierte Tausendsassa polarisiert mit seinen bizarren Schlager/Pop/Rock-Melangen, keine Frage - wer aber einmal den Weg zu Franks feinsinnigem Brachialwitz gefunden hat, der bleibt diesem lebenslang treu.

"F.B.I.", im April 1978 ein glatter Top-10-Erfolg, trägt insgesamt 13 Lieder und Mini-Hörspiele/Sketche in sich, ausnahmslos mit äußerst quergedachten, bitterbösen Texten ausstaffiert.
Gerade musikalisch zeigt sich Frank hier enorm, geradezu unerwartet vielfältig: Wir hören überdrehte, klassische Disco-Spielereien jener Tage ("Disco Planet (Wir beamen)"), frechen, chansonähnlichen, gleichsam poppigen Swing, mit deutlichen Rock'n'Roll-Elementen angereichert ("Der Telefonmann"), fesche, südliche, gekonnt rockige, vorantreibende Calypso-/Ska-Klänge ("Oh, she loves Banana") oder flirrende Country-Parodien ("Rauchen macht frei").

Als erste Single daraus, koppelten die damaligen Verantwortlichen bei Hansa im Februar 1978 eine nicht allzu originelle Spanner-Ballade namens "Die Frau von gegenüber" vorab aus. Dieser pianobetonte Schunkelschlager der schlichteren Machart gehört sicher nicht zu Franks besten, überzeugendsten, lyrisch stechendsten Nummern seiner inzwischen 37jährigen Karriere; er konnte sich auch nur ausschließlich eine Woche lang in den deutschen Top 75 halten und hier nur den bescheidenen Rang 38 belegen.
Nur wenige Wochen später, folgte wesentlich Interessanteres, nämlich der unverbrüchliche Kulthit "Disco Planet (Wir beamen)", der über die surreale Entführung eines coolen Tanzsaalfreaks durch Außerirdische auf einen fern ab im All gelegenen Himmelskörper berichtet, auf dem Tag und Nacht pausenlos stampfende, laute Discorhythmen erklingen. Ein draller Top-30-Hit in diesem unseren Lande, der den grellen Nightlife-Zeitgeist jener Ära mehr als nur kongenial aufspießt und ausspinnt.
Als Single Numero Drei diente die offenherzige Beschreibung einer scheinbar dauerhaft erregten, aus Kenia stammenden Afroschönheit. "Oh, she loves Banana" wirkt frech, aufmuckend, sympathisch, eingängig, wurde aber nicht mehr in den offiziellen "Media Control"-Listen verzeichnet.

"Dann ging der Himmel auf" ist nicht mehr und nicht weniger als ein genialisches Anti-Liebeslied prägnantester Güteklasse. Es erzählt - zunächst süßlich überzeichnet - über einen gemütlichen Abend mit der Liebsten, irgendwann in einer lauschigen Sommernacht, klanglich untermalt von lieblichen, schnulzigen, geradezu schmierigen Schlagerklängen... bis während des ersten Treffens mit der Auserwählten auf einmal, nach dem man es sich gerade erst so recht gemütlich gemacht und zu turteln begonnen hatte, um vielleicht bald ans "Eingemachte" gehen zu können, plötzlich über den beiden Täubchen gewaltig und lautstark los brodelt, der Himmel sich öffnet und sich starker Regen in Strömen über die beiden ergießt - der Refrain, in dem dieses Szenario zugespitzt geschildert wird, erklingt als letztlich ungemütlicher, Streß und Hektik verbreitender, psychedelisch angehauchter Hardrock-Verschnitt, der mit Schlager-Glückseligkeit nun wirklich gar nichts gemein hat. In Strophe Zwei setzten sich die beiden verliebten Heißsporne in den netten Garten eines Altersheims - bis über ihnen ein Fenster aufging und eine Bewohnerin der Seniorenwohnstätte den einen oder anderen Eimer mit kaltem Wasser auf die beiden kippte... und so weiter und sofort: Eine wahrlich absurde Situation, perfekt und dramaturgisch einwandfrei geschildert, mit trefflichen Formulierungen ausgestattet, und in musikalischer Hinsicht stets punktgenau passend untermauert.

In eine seiner Lieblingsrollen als hypertropher, völlig abgedrehter Pop-Produzent, stieg Frank in der überdrehten Rock'n'Roll-/Punkparodie "Aber ich muß doch nach Hause": Nach Ausfall des anvisierten Topstars, schleppt der überforderte Producer einen völlig unbedarften, des Singens gänzlich unkundigen Spießertypen vom Heimweg nach der Arbeit direkt ins Tonstudio und kreiert aus der bedauerlichen Witzfigur innerhalb von Minuten den gefeierten Rockstar "Mister Going Home" - auf diesen Künstlernamen kam er, weil der schüchterne Beamtentyp auf die ihm vorliegenden Playbacks gar keinen vollständigen Text zustande bekam, sondern immer nur "Aber, ich muß doch nach Hause!", voller Angst und Überforderung, rief.
Stilistisch unverkennbar an Franks damaligem, auch sehr erfolgreichen Label-Kollegen Gunter Gabriel orientiert, erklingt der witzige Country-Verschnitt "Rauchen macht frei" - die, Zander-typisch kurios, als quasireligiöser Lobgesang auf den Tabakkonsum endet. Im konventionellen Rahmen verbleibt dagegen z.B. der rockige Verlierer-Schlager "Heut' ist nicht mein Tag", der kaum die gewohnte lyrische Brillanz seines Schöpfers an den Tag zu legen vermag.

Zwei ultraseltene Bonustracks finden sich auf der zander2gr4 20121118 1882467753CD-Erstauflage von "F.B.I. - Franks beknackte Ideen":
Seit dem 23. Februar 1978 moderierte Frank für den WDR die bis 1981 ausgestrahlte Musik/Comedy-Show "Plattenküche" in freundschaftlicher Kooperation mit der Hamburger Volksschauspielerin Helga Feddersen. Die beiden hochtalentierten Komödianten warteten hierin mit einer Mischung aus aktuellen Musikbeiträgen und irrwitzigen Sketchen auf. Jeweils zum Ende einer Folge, trugen die beiden Hauptprotagonisten Helga und Frank das edle Duett "Die Show geht zu Ende" vor, eine klassische, swingende Verabschiedungsmelodie amerikanischer Machart, die in dieser Form erstmals überhaupt auf einem offiziellen Tonträger einen Platz fand.
Als zweiter Bonus-Track fungiert ein außerordentlich ungewöhnlich ausgestaltetes Opus aus dem frühesten Frühjahr 1984, ein spezifischer Allzeit-Favorit des Verfassers dieser Zeilen, der nach Anbruch des "Orwell-Jahres" in diesem unserem Lande ganz schön die Radiolandschaft durcheinander wirbelte. Es handelt sich dabei um einen Titel namens "Barbara & Hans-Peter", der damals unter ebenjenem Projektnamen (ohne jegliche Hinweise auf Frank Zander als eigentlichen "Macher" bzw. "Mann im Hintergrund") als Single auf den Markt kam und eigentlich gar kein real existierendes Lied, sondern viel mehr eine Klangkollage präzisester Machart darstellte. Auf der Basis einer süßlichen, einlullenden, durchaus alltäglichen Schlagermelodie, wird die Geschichte von "Barbara & Hans-Peter" ohne jegliche Strophen, ohne Text, ausschließlich anhand der Betonung der jeweiligen Namen "Barbara" und "Hans-Peter" erzählt. "Barbara" ist eine allein gelassene, frustrierte Ehefrau, die ab und zu von ihrem Liebhaber "Hans-Peter" besucht wird. Beide rufen immer wieder gegenseitig ihre Namen, erst freundschaftlich, dann lustvoll, erotisch betont, die beiden Namen werden schlußendlich nur noch geil gestöhnt... bis plötzlich der Göttergatte "Barbaras" in der Wohnung auftaucht; die eingeblendeten Geräusche brechender Türen und klirrender Schränke vermitteln nun eine enorm aufgepeitschte Atmosphäre - ein direktes Ende des Plots bleibt offen; die gesamte Entwicklung kann der Zuhörer nur an der jeweiligen Betonung der beiden Namen und entsprechend eingespielter Hintergrundgeräusche verfolgen...
Leider niemals ein realer Hit, aber auf jeden Fall ein überaus vortreffliches Werk, das wiederum beweist, daß Frank Zanders spezieller Humor niemals in 08/15-Untiefen verharrt, sondern immer wieder eine einzigartige, unerwartete, gerne häufig anarchische Note verstrahlt.

"F.B.I." war und ist ein Klasse Album, das nahtlos an die Konzeption der beiden, im Frühjahr 2007 neu aufgelegten Erstlingsepen des unermüdlichen Experimentierers Frank Zander anschließt, sowohl in Sachen Gestaltung, als auch betreffs inhaltlicher Qualität. Zwar wurde die auf "Wahnsinn" und "Zander's Zorn" noch übermäßig beschworene Horror- und Grusel-Attitüde textlich kaum noch beackert - trotzdem zeigt diese Produktion eindeutig Franks unverrückbar eingeschlagenen Weg in Richtung Rock-Kabarett-Schlager-Entertainer Nummer Eins eindeutig und unumkehrbar auf!

Auf dem zweiten Tonträger vorliegender Doppel-CD befinden sich die 18 Tracks der 1979er-Scheibe "Donnerwetter" - unverblümt, originalgetreu und - NATÜRLICH - in einem Super Klanggewand aufgearbeitet.
Obwohl sich die Mehrheit der Beiträge weiterhin auf höchstem Niveau aufhält, kann man leichte Verschleißerscheinungen in Sachen Konzeption/Themenauswahl nicht abstreiten; zudem wiederholen sich manche Gags bis zum dritten/vierten Aufguß. Was soll's? Die Fans mögen ihren Frank so, wie er ist, was alleine schon die Tatsache beweist, daß sich "Donnerwetter" kurz nach Erscheinen bis auf Rang 13 der einheimischen Albumcharts vorarbeiten konnte.

zander2gr2 20121118 1603493032Eine DER Lieblingsbeschäftigungen des Frank Zander stellt von jeher, seit Anbeginn seiner Karriere, ein fieses, fett überkandideltes Schimpfen in allen möglichen Situationen seiner Lieder dar. Ein liebenswertes Markenzeichen, das den Interpreten eben unverwechselbar macht.
Inhaltlich nicht weit von seinem 1976er-Tophit "Disco Polka" entfernt, dreht sich etwa der Einsteiger von "Donnerwetter" mal wieder um einen schier unmöglichen, vollkommen ungenießbaren Nachwuchssänger, um den sich Zander in seiner Lied-Rolle als abgehobener Musikproduzent kümmern soll. Eines Tages betritt der völlig talentfreie Nervtöter "Gerhard Mumpe" (eine Art ‚Bruder im Geiste' von "Heinz-Maria Waselfingen", dem gescheiterten (und gesanglich ähnlich unbegabten) Titelhelden aus "Disco Polka") das Studio und versucht sich unter dem seiner Meinung nach verkaufsfördernden Pseudonym "Peppino de Pizza" als mediterraner Troubadour der klischeehaftesten Art mit der ohrenzerstörenden Radikalstschnulze "Der Fischer von Sorrent" - irgendwie erinnert mich das vor tränendrüsendrückendem Herzschmerz, aufgesetzter Südseeromantik und grenzenlos Amore pur nur so triefende Geschmachte des "Mumpe"/"de Pizza" gefährlich deutlich an die kaum weniger vor unseliger Pseudo-Sentimentalität strotzenden, ähnlich ausgerichteten Hardcore-Schmonzetten eines 2010 allseits bekannten und begehrten, ursprünglich aus Argentinien stammenden, seit Jahren in Österreich lebenden, dunkelhaarigen Frauenschwarms, dessen Namen ich aber aus Höflichkeitsgründen tunlichst verschweige. Also gut, Mumpe legt los, die Studiofenster befinden sich nahe an der Grenze zum Zerbersten, und Zander startet eben eine seiner gefeierten, aberwitzigen "Schimpfkanonaden" (Zitat: "Der singt ja, wie ne offene Hose"...) - doch Frank hat vollkommen vergessen, daß Herr Mumpe niemand geringeres ist, als der Sohn des Intendanten... was dazu führt, daß der erst so vollmundige Kritiker sich immer mehr überzeichnet opportunistisch zu den grässlichen Oden auf den "Fischer von Sorrent" bekennt - nur, um seinen Job nicht zu verlieren.

Ebenso bitterböse, voller Sprachwitz und mit genialischen Spitzen versehen, vernehmen wir außerdem eine frühe Vergackeierung der anbrechenden Welle des heutzutage allgegenwärtigen Volksdümmlichen Liedgutes. Die köstliche Klangkaskade trägt den Titel "Wann I nur wüsst" und besingt eine komische Figur namens "der Rodler Judi", der ja eigentlich "Jodler Rudi" heisst...
Mit einem getragenen, klassischen Streicher-Intro und -Outro versehen, gibt es die über sechsminütige Maxiversion des in seiner Grundtendenz sehr traurigen und hoffnungslosen Weltraum-Dramas "Captain Starlight" zu hören. Dieses fetzige, leicht vertrackte Disco-Inferno besteht aus dem Dialog zwischen der zunehmend desillusionierten Besatzung eines Raumschiffs und einem durchgeknallten Bordcomputer am Rande des technischen Kollapses, der die verstörten Astronauten mit allerlei wirren Desinformationen beliefert und somit letztlich ins Verderben bzw. den Tod in den weiten Welten des Alls treibt. Schon starker Tobak, nichts für schwache Nerven - aber dennoch (oder gerade deshalb) ein profunder Top25-Hit für Frank in den teutonischen Singlecharts.

Um ein (noch) hochgradig berühmtes, aber nicht mehr ganz soooo junges und frisches Rock'n'Roll-Idol dreht es sich in "Zanders Rock'n'Roll", einer nachdenklichen Mixtur aus leisen, introvertierten Strophen und lauten, harten, rockigen Refrains, die sich musikalisch latent an klassischen Rock'n'Roll-Standards der Sorte "Tutti Frutti" oder "Sea Cruise" orientieren, ohne jedoch in den Verdacht zu geraten, reine Kopien, womöglich optional widerrechtliche solche, zu sein.
In den Strophen sinniert der längst lustlose Altrocker über seine intimsten Gedanken auf dem Weg zum umjubelten Konzert, über seine Ängste und Hoffnungen... ja, seinen eigentlichen Unwillen, seinen Fans heute sozusagen noch mal den Deppen auf der Bühne machen zu müssen, während er sich in den Refrains auf seine gewohnten Tugenden besinnt und kraftvoll und ungestüm, wie eh und je, drauflos rockt. Ein nicht uninteressantes Thema, einfühlsam, atmosphärisch und betörend ehrlich, ohne jegliche, die Aussage verzerrenden Jux-Effekte, herübergebracht!

Rein im Blödel-Kontext verbleibt hingegen der witzige, aber nicht allzu innovative Popschlager über "Pilli Willi" (Songtitel) einen verklemmten, erotisch inspirierten ‚Telephonterroristen', der Tausende Frauen anruft, um mit ihnen seine Phantasien ausleben zu können, aber von den resoluten Damen ein ums andere Mal in deutlichen Worten in seine Grenzen verwiesen wird. "Magdalena" ist ein spaßiges Liebeslied, mehr aber auch nicht. Eine gut austarierte Kombination aus ernsthafter Zeitgeistkritik und humorvoller Zuspitzung des Sektenbooms der ausgehenden 70er, stellt der kompakte Deutschrocker "Guru, Guru" dar. Der konventionelle Rock/Discoschlager "Supermann" findet keinen Ausweg aus dem - wenn auch durchaus gehobenen - Mittelmaß, wie auch das südländisch angehauchte Gefühlsgeständnis "Meine Liebe ist wie Dynamit".

Als zweite Singleauskoppelung diente übrigens zander2gr3 20121118 1684846155der fröhliche, treibende, eingängige, trefflich unspektakulär ausgefallene Blödelpopper "'Ne kleene Pause" - beliebe kein Tophit, aber seinerzeit fraglos immer wieder gerne im Radio aufgelegt. So subversiv, offenherzig, derb und konstruktiv zotig, wie gleichermaßen im positivsten Sinne diabolisch ausformuliert und mit zig skurrilen Reimen angereichert, dringt die letzte Singleauskoppelung aus "Donnerwetter", der flotte Popohrwurm "Ich könnte Frau'n klau'n", aus den Boxen, die im Herbst 1979 die deutsche Radiolandschaft gehörig aufmischte.

Die gesprochenen Sketche und Kurz-Hörspiele beschäftigen sich mit zerstreuten, lustbetonten Universitätsprofessoren, dem von den Vereinten Nationen für 1979 ausgerufene "Jahr des Kindes" (hier: "Das Ja des Kindes"), verdatterten Großvätern oder schrulligen irischen Seeleuten: Meist überaus außergewöhnliche Wortspiele, die häufig mit nicht zu erahnenden inhaltlichen Wendungen enden. Tiefschwarzer Anarcho-Humor in bester Frank-Tradition, wenn auch derart schräg, daß man sich zweifellos Zeit und Muße gönnen sollte, um sich Franks spezifischen Vorstellungen von Erheiterung genauer zu Gemüte zu führen - und vor allem die Gefahr einzukalkulieren, daß einem bei der einen oder anderen extrem absurden Darbietung womöglich das Lachen mittenmang im Halse stecken bleibt.

Als Bonustracks suchte Frank das recht Beat-lastige, ultraseltene Hippie-Instrumental "Sommer 64" aus, das er, selbst die Fender-Gitarre bearbeitend, mit Comedy-Mitstreiter Hugo Egon Balder hinter der Schießbude, unter dem darüber hinaus kaum genutzten Projektnamen "Ick & Waperupp", irgendwann in den tiefsten, düstersten 70ern, einspielte, sowie eine seiner letzten Singleproduktionen für das Berliner Label Hansa überhaupt, die kecke, funkige Aerobic-Verhohnepipelung "Aerobiegsam", aus dem Spätsommer 1983 aus.

Opulent, vornehm und mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet, garniert mit lobenden Worten von gefragten Genre-Kollegen der Jetztzeit (Oliver Kalkhofe, Dirk Bach, Hape Kerkeling etc.), genauso wie von stilistisch am anderen Ende des Spektrums der U-Musik angesiedelten Musikern, wie etwa dem Offenbacher Rapper "Smudo" von den Stuttgarter Hip-Hop-Heroen "Die Fantastischen Vier", und langjährigen internen Weggefährten hinter den Kulissen, vervollständigen eine profunde Doppel-CD, die für Fans, Sammler und Chronisten mindestens so wichtig und begehrenswert sein sollte, wie für all diejenigen undogmatischen Musikfreunde jüngeren, wie reiferen Alters, die sich auch und gerade noch 30 Jahre nach Erstveröffentlichung von "F.B.I. - Franks beknackte Ideen" und "Donnerwetter" auf eine garantiert inspirierende und anregende, wenn auch gleichsam außergewöhnliche, gerne chaotische und nicht vorhersehbare Reise in die verbalanarchistischen Gedankenwelten des Frank Z. begeben wollen und diese, koste es was es wolle, einfach so aus Spaß an der Freude über sich ergehen lassen mögen. Sie werden es nicht bereuen!

Gesamtnote künstlerischer Wert: 1 ("F.B.I.") / 2+ ("Donnerwetter")
Gesamtnote historischer Wert: Bestwertung!
(Holger Stürenburg)

VÖ: 1977 und 1979; Label: Der andere Song; Titel:

"Frank's beknackte Ideen": Opening - Disco Planet (Wir beamen) - Der Telefonmann (Telephone Man) - Mein Kaffee - Dann ging der Himmel auf - Oh, She Loves Banana - Jetzt geht die Sonne für uns auf - Aber ich muss doch nach Hause - Heut' ist nicht mein Tag - Hier gibt es keine Haie - Rauchen macht frei - Das Geschenk - Die Frau von gegenüber - Die Show geht zu Ende - Barbara und Hans-Peter

"Donnerwetter": Der Fischer von Sorrent (Dem Nachwuchs eine Chance) - Captain Starlight - Die Prüfung - Zanders Rock'n Roll - Das Ja des Kindes - Das Nein des Kindes - Pilli Willi (Der Telefonanist) - Ne kleene Pause - Wann i nur wüsst (Der Rodler Judi) - Ich könnte Frau'n klau'n - Mallorca - Supermann - Mr. Mc Person - Meine Liebe ist wie Dynamit - Guru Guru - Im Krankenhaus (Station 7b) - Magdalena - Das Platzkonzert - Sommer 64 - Aerobiegsam


   
   
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