Lutz Kowalewski & Co
"Schmiede" zu Radebeul am 2. Januar 2010
Fotos: Marion Dudel
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Blues in der Schmiede, 02.01.10
Wie beginnt man sein "Musikjahr 2010"? Am Besten, womit man das Jahr 2009 beendet hat: eine urige Kneipe, mit Blues, mit Freunden, herzlichem Lachen, Quatschen und Trinken! Am 2. Januar 2010 hieß es deshalb, auf nach Radebeul/Altkötzschenbroda. Dort, in der kleinen Kneipe "Die Schmiede" (ein wirklicher Insider-Tipp!), fand ich, wonach ich suchte: Blues mit Lutz "Kowa" Kowalewski und Co.
Mit einer Freundin stapfte ich also am Abend durch die verschneiten Straßen von Altkötzschenbroda zur "Schmiede". Ich hatte diese Kneipe noch nie von innen gesehen, meine Besuche reduzierten sich bisher auf das "Sommer-Hof-Programm" und ich musste feststellen: ein Fehler! Schon beim Eintreten wusste ich wieder einmal, dass ich mich hier wohl fühlen würde. Man nennt sie wohl auch "Szenekneipe mit irischem Flair". Überall wohin man sieht: Whisky, Whisky, Whisky... an der Decke, an den Wänden... dazu natürlich Guinness. Irland eben. Wir kaperten zwei Plätze an der Bar, beobachteten "Kowas" Aufbau der Instrumente, unser Bluesabend konnte beginnen. Die Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel hatte ich diesmal vorsorglich notiert: 1:52 Uhr, letzte Rückfahrtmöglichkeit. So spät (oder früh) sollte es nicht werden, aber sicher ist sicher. Gleich vorab: wir nutzten natürlich die "letzte Möglichkeit"!
Tim Cross, der amerikanische Bassist von "Hot Buttered Grits", den ich schon kennen gelernt hatte, begleitete Kowa am Bass und ein zweiter Gitarrist, Frank Burkhardt Basan (zu seiner Person am Ende des Textes etwas mehr), verstärkten das Team. Für kurze Augenblicke fragte ich mich, wie wollen hier drei Musiker Platz zum Spielen finden?! "Platz ist in der kleinsten Hütte", und das bewahrheitete sich hier. Auch auf noch so kleinem Raum kann Blues leben und hier in der Schmiede lebte er und Kowa und Co. lebten ihn!
"Drop Down Mama", "My Baby", "Homesick Blues" sowie die Mitsinger "Shake Your Moneymaker" und "Get Off, Of My Cloud", um nur einige Songs zu nennen, klangen durch den kleinen Raum. Tim Cross bog sich vor Lachen, als der sächsische Chor zu "Get Off, Of My Cloud" in seine amerikanischen Ohren drang, und er ließ seinem Bewegungsdrang freien Lauf, ließ seine Hüften kreisen zu "Shake Your Moneymaker". Es wurde gefeiert, keiner saß still auf seinem Platz, "Sitztanz" an jedem Tisch. Burkhards Gitarrensoli passten perfekt, aber für mich ist es eine besondere Freude das Zusammenspiel von Kowa und Tim zu beobachten. Sie verstehen sich wortlos, während sie die Finger über die Saiten ihrer Instrumente führen. "Topf und Deckel" hat sich hier gefunden, könnte man langläufig meinen. Die Beiden gründeten Anfang 2009 in Dresden "Hot Buttered Grits", man kann gespannt sein, was 2010 von dieser Band zu hören ist.
Der Abend, die Nacht verging wie im Fluge. Rau, kehlig... unverwechselbar Kowas Stimme, unverwechselbar auch sein Gitarrenspiel. Tim am Bass würde ich zumindest schon an seinen unverwechselbaren Bewegungen wieder erkennen.
Live-Musik in einer Kneipe ist einmalig, aber man muss damit leben, dass an vielen Tischen geplaudert wird, die Aufmerksamkeit nicht nur den Musikern gilt, die hier gerade "alles" geben. Bedenklich wird es nur, wenn gegen Ende einer Veranstaltung die Plaudereien, die kurzen, wirklich interessanten Geschichten rund um den Blues übertönen, wenn sanftere Töne, die erklingen, nicht mehr wahr genommen werden können. Ich fand das sehr schade. Unterhaltung am Tisch? Ja! Nur sollte man zum Plaudern nicht unbedingt den Tisch neben der Bühne wählen! Ich wünschte mir ein klein wenig mehr Achtung vor den Musikern, die hier versuchen, Interessierten ihren Blues zu spielen. Ein wenig Rücksicht auch auf die, die der Musik wegen hier sind. Unterhaltung ja, aber etwas leiser, das wäre schön.
Die Musik hielt mich gefangen bis nach 1:00 Uhr, und ich fühlte mich wohl beim Blues und in der Kneipe ("Schmiede", ich komme wieder!). Auch wenn ich nie ein Blues-Fachmann(frau) werde, ich beginne ihn immer mehr zu lieben.
Zusatz: Ich habe mich informiert, der 2. Gitarrist war Frank Burkhard Basan, Solo-Gitarrist und Sänger aus Dresden, studierte Konzert- und Jazzgitarre in Deutschland, den USA und Brasilien. 1999 wurde Frank in den USA mit dem akademischen Titel "Master of Music" ausgezeichnet - auch bekannt als Frank do Violão.
Liveimpressionen findet man bei Youtube - sucht dort nach Marylu1908.