Einmal Ostsee und zurück - Unterwegs mit Christian Haase (Teil 2)
(Ein Porträt. Ein Erlebnis. Viele Begegnungen.)
Fotos: Patricia Heidrich
"im niemandsland / am ende der welt" (Gerhard Gundermann "Niemandsland")... Nachdem wir auf der Tour mit dem wunderschönen ursprünglich vermutlich weißen, aber doch sehr zugigen manchmal auch sehr zügigen Tourbus von Christian Haase doch ein ganzes Stück Weges bereits hinter uns ließen und schon an diesem Morgen um einige Erkenntnisse reicher waren, gerieten wir … ins Niemandsland.
Die Erkenntnisse sind schnell erzählt. Zum Beispiel, dass es sich bei dem Song "Benzin im Kopf" um einen Tanko (festzustellen durch die Mischung von Stilistik und Benzin) handelt und dass es zu diesem nun auch ein brandneues sagen wir heißes T-Shirt gibt nach einem Entwurf von Matthias, einem Haase-Fan, was wiederum zur Erkenntnis führt, dass die Fans von Christian Haase ebenso wie er selbst ganz besondere Menschen sind. Auch der Umstand, dass wir nach Roggow fuhren, sollte dies offenbaren. Doch dazu später mehr, denn jetzt waren wir erst einmal im Niemandsland gestrandet.
Nein, gestrandet kann man nicht sagen. Zum einen war weit und breit kein Strand in Sicht, nur Autobahn und weiße Landschaft (Schnee ist gefrorener Staub, passt also wunderbar zum Tourbus) und zum anderen fuhren wir trotz massiver Orientierungslosigkeit unentwegt weiter, immer vorwärts, immer der Straße nach... was gar nicht mal so doof war, wie sich hinterher herausstellte. Die Rückfahrt war dahingehend... aber soweit sind wir ja noch längst nicht...
Ins Niemandsland gerät man nicht nur trotz, sondern manchmal auch wegen des Navigations-Systems. Ich denke, dass die meisten von Euch, welche über ein solches verfügen, bereits dieselben Erfahrungen haben machen dürfen. Gerade eben lag man noch gut auf dem Wege und gut bezüglich der angezeigten Ankunftszeit, da plötzlich geriet man vom Wege ab und befindet sich irgendwo im Nirgendwo. Obwohl man sich auf einer Autobahn befindet, die nicht gerade den Eindruck machte, als handelte es sich bei ihr um militärisches Sperrgebiet oder einen sonstigen weißen Fleck auf der Landkarte. Wobei ersteres vielleicht noch kommen kann, aber zu den geheimen Eventual-Plänen der Bundeswehr... später mehr...
Der Navi zeigt aber an, dass er nichts anzeigen kann. Irgendwo soll´s wohl bald wieder eine Straße geben, aber auf gar keinen Fall da, wo man sich gerade befindet. Wenn ich mich auf dem Weg zu einem Auftritt in einem Kindergarten mache (und viele davon finden in Orten statt, von denen werdet Ihr nie im Leben erfahren, dass es sie überhaupt gibt) geschieht dies öfter und ich nehme mir jedes Mal vor, den Navi mal upzugraden, wie das heutzutage heißt, also per Nutzung von computerisierter Technik auf den aktuellen Stand zu bringen. So was fehlte auch diesmal.
Der Haase-Navi kannte die Autobahn nicht, jedenfalls nicht die Strecke, auf der wir uns gerade befanden. Kein Problem, so schien es, denn der Manager griff zu einer Karte, um zu suchen, wo wir denn wären. Ob André Kemnitz-Voigt wirklich Landkarten lesen kann (Patti ist zum Beispiel im Gegensatz zu mir vollkommen überzeugt davon, dass ich das nicht kann), das werden wir nie erfahren, denn wir hatten ja nicht einmal wirklich so etwas wie einen Ansatzpunkt für die geplante Orientierungshilfe. Nur Straße und weiße Landschaft. Doch irgendwann... wenn man denkt, es geht nichts mehr, kommt plötzlich ein Schild daher. In dem Fall eines mit dem Hinweis, dass die nächste Abfahrt nach Jessendorf führt. Yes, 'n Dorf. Wahrscheinlich ist sogar der Name des Ortes so entstanden. Wie dankbar fühlt man sich doch, wenn man mitten in der Wüste kurz vor'm Verdursten einen Brunnen findet. Und wie dankbar, wenn man sich schon in einer Eiswüste verschollen wähnt und dann plötzlich Jessendorf wie die schicksalshafte Fügung am beschilderten Horizont auftaucht wie die glanzvolle Verheißung, dass man doch noch einmal - in letzter Sekunde - den Zipfel von so etwas wie einer Zivilisation ergreifen darf und zumindest hoffen kann, dass man auch irgendwie dorthin findet, wohin der Weg führen soll: nach Roggow am Salzhaff.
Und während Haases Manager sich nun mit der Karte beschäftigen wollte, um aus diesem Zipfel ein ganzes Kleid kenntnisreich zusammen zu puzzlen, fiel dem Navi ein, dass er eigentlich ganz genau weiß, wo wir sind und wir erkannten: wir sind nicht einmal annähernd von unserem Wege abgekommen, das Rotkäppchensyndrom blieb uns erspart, kein böser Wolf lief uns über den Weg, um den Haasen kurz vorm Ziel zu schnappen. Und wir hatten es nicht einmal mehr weit. Und just in diesem Moment kam die Sonne aus den Wolken hervor und wir folgten ihrem wundervollem Glanze bis hin zu unserem Ziel: Roggow am Salzhaff, zum Hause von René, wiederum einem Haase-Fan der ganz besonderen Art.
Der stand ganz cool vor seinem Hause und nahm uns in Empfang. Bohnensuppe hatte er uns versprochen. Darauf freuten wir uns. Und auf den nun in aller Ruhe anzugehenden sonnigen Tag am Haff.
Fortsetzung folgt! Demnächst: Workshop in der Freien Schule Rerik
Die kleinen Häuschen am Horizont... das ist Roggow!
Schneesand - Sandschnee
René's Haus um Topf mit Bohnensuppe drin...
Angekommen in der Bohnensuppenfabrik bei René
Piratenbraut Haase auf Bräutigams Spuren...
Wir tanken gern in kleiner Leute Küchen - Bohnensuppe bei René und mit Haase und Hähle
Bohnensuppe macht gute Laune...
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...auch bei André Kemnitz-Voigt...
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...wie man sieht...
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...auch für etwas länger...
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