PANKOW live am 23. Januar 2009 in Leipzig
(incl. Interview mit der Band im Anschluss an das Konzert)

 

Bericht: Fred Heiduk
Fotos: Matthias Ziegert

 


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Pankow ist wieder auf Tour(en).
Zweifelsohne ist die Pankow-Tour eines der Highlights des Ostrockjahres 2009. Vorstellen muss man diese Band wohl nicht, auch wenn sie seit mehr als 10 Jahren fast nur noch zu Jubiläen live auf Bühnen zu erleben ist. In diesem Jahr jährt sich nun der 25. Geburtstag von Hans: "Hans im Glück" ist jetzt auch der Anlass für Pankow, nach zweijähriger Abstinenz auf die ostdeutschen Bühnen zurückzukehren. Am 23.01. war das 3. Konzert der Tour 2009, die eigentlich "Hans im Glück Tour" heißen sollte. Deutsche Mugge war dabei und daher darf man einen Bericht erwarten.
Der Bericht dieses unbeschreiblich tollen Konzertes könnte ganz kurz ausfallen. Wer alle Facetten eines Pankowkonzerts erfahren will, muss selbst hingehen! Und das wäre es schon. Grund: Die Stimmung und Atmosphäre ist mit Worten nicht wirklich zu beschreiben. Ein DVD-Mittschnitt wäre hilfreich. Nur... leider ist sowas zur Zeit nicht geplant. Und so will ich dann doch versuchen, wenigstens ein wenig die Mugge, die im "Anker" abging, für die, die nicht dabei sein konnten, in Worten einzufangen. Im "Anker" herrsche eine halbe Stunde vor dem Konzert eine gespannte, aber gemütliche Atmosphäre. Gemütlich, weil die vielleicht 500 Fans sehr bequem im Saal Platz fanden. So blieb vor Beginn des Konzertes Zeit nach bekannten Personen Aussicht zu halten, ein paar gute Gespräche zu führen und Arbeit zu verteilen. Denn irgendwie fehlten noch Fotos zu diesem Bericht. Matthias griente schon, als er mich auf sich zukommen sah. Es bedurfte keines Wortes, da war klar: die Fotos kommen von ihm. Vor und um die Bühne gab es zu keiner Zeit Probleme. Bester Blick, und der gute Ton war immer und überall gesichert. Man konnte tanzen, springen und vor allem mit klatschen und singen. Man wäre auch auf Reichweite an die Band herangekommen, aber das hoben sich die Fans vernünftigerweise bis zur Autogrammstunde auf.
Pünktlich um 21:00 Uhr ging es los. Aufgepeitscht von den Fans, boten Herzberg, Ehle, Reznicek, Dohanetz und Barton ein eben (fast) unbeschreiblich gutes, zweistündiges Konzert. Zunächst forderte der ordengeschmückte (er ist stolzer Träger des Pour le mérite seines Schützenvereins, witzelte er nach dem Konzert) Andre Herzberg "...ein Zeichen". Der Saal brauchte ein, zwei Minuten um diesem Wunsch nachzukommen, und deutliche Lebenszeichen in Leipzigs Abend zu senden. Das vorgegebene "Uh, Uh..." war zwar sicher noch nicht auf der Straße zu hören, aber im Anker stieg die gute Laune merklich. Mit was für einer guten Laune die Herren angereist waren, zeigte sich beim zweiten Titel "Ich bin ich". Nicht nur dass sie rockten als ginge es um ihre Seele, die Herren in der forderen Reihe, Jürgen Ehle, Andre Herzberg und Professor Reznicek legten (mit ihren Instrumenten) eine Gruppentanzeinlage hin, die dem Fernsehbalett zur Ehre gereicht hätte. Das Publikum tobte! Obwohl auch die Musiker auf der Bühne genau wie ihr Publikum sichtlich ein paar Jahre gereift sind, haben sie sich augenscheinlich ihren legendären, rebellischen Geist bewahrt und sind jederzeit für eine spontane, schalkhafte Einlage und Überraschung gut.
Musikalisch müssen Sie niemandem etwas beweisen. Die Rhythmusinstrumente treiben die Band unermüdlich an, ohne Hektik zu verbreiten. Es ist einfach brillant, wie Jackie mit seinem Basspiel entsprechend Andreas Performance den Takt der Musik vorgibt. Dem steht in nichts Richies Keyboardspiel nach. Er fügt sich unauffällig harmonisch ein, um zu gegebener Zeit, wenn es angebracht ist, musikalische Brücken zwischen einzelnen Programmteilen zu bauen. Das ist nicht krampfhaft einstudiert, das ist aus dem Augenblick und Spaß an der Musik ganz spontan geboren. Toll, wie sich Richie Barton in der Kürze der Zeit in die Band eingefunden hat. Natürlich kann auch Stefan Dohanez mehr als einmal zeigen, dass er zu den Granden seiner Zunft zu zählen ist. Vielleicht gerade weil Pankow so selten zusammenspielen ist es ab und an an ihm, Herzberg und die ganze Band im musikalischen und rhythmischen Rahmen zu halten und das Programm an sich voranzutreiben. Denn den Rahmen zu sprengen wäre für das kongeniale Paar Ehle / Herzberg ein Leichtes. Bereits ab dem 3. Titel gestikuliert Herzberg nicht mehr nur, sondern zelebriert Textpassagen geradezu schauspielerisch. Er ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nur Frontmann, er wird zum Gesamtkunstwerk. Rot gemustertes Hemd, passend zu roten Schuhen und einem schwarzen, ordensbewehrtem Anzug, der auch schon mal zum Tanzpartner wird. Dazu Mimik und Gestik und der typische Gesangsstil. Jedem der die Möglichkeit hat ein Konzert zu besuchen sei empfohlen, nicht nur zuzuhören, sondern auch hinzusehen. Micha Rösch, zu Lebzeiten ein bekennender Pankow-Fan der ersten Stunde, wusste schon, warum er nicht mit Nena Accessoires sondern im Pankow T- Shirt rumlief... Aber zurück zum Konzert. Wenn Herzberg singt "Ich bin lieb", dazu schauspielert und vor allem die Mundi auspackt, dann wird es unbeschreiblich. Weil... was soll man zu dem sagen, was Ehle an der Gitarre dazu zaubert? Ich habe nie zuvor eine E-Gitarre zur Mundharmonika umfunktioniert erlebt. Ehle nimmt jeden Ton Herzbergs auf und wirft ihn zurück und ins Publikum. Je komplizierter die Tonfolgen werden, je mehr Spaß haben die Beiden an diesem Wechselspiel. Und weil sie sich und die Musik so lieb haben, wünscht man sich als Zuhörer, das Konzert möge noch sehr, sehr lange dauern. Ein paar Titel folgen dann auch noch. Und Einer ist bekannter als der Andere. Das führt nicht nur dazu, dass mittlerweile der Chorgesang des Publikums wohl auch auf der Straße zu hören ist, sondern auch zu Situationen, die so die Gruppe wohl nur selten erlebt haben dürfte. Selbst Herzberg fehlten die Worte, als der Saal nach der Geschichte von Gaby anstatt des üblichen Beifalls den Musikern eine Minute Standing Ovation wie beim Schlussapplaus spendete. Ich glaube, er war gleichzeitig verblüfft und gerührt. Das war nach dem 5. Titel. Das Publikum eben völlig aus dem Häuschen und davon angestachelt übertraf sich die Band, eh schon in Höchstform, selbst. Ich kann allen Lesern, die die kommenden Konzerte erleben werden, nur sagen: Fordert die Band. Sie werden es euch vielfach zurück geben. Das auch im wörtlichen Sinne. Pankow ist ja bekannt für ihre programmbegleitenden Kommentare. Die gibt es natürlich auch. In Erinnerung ist mir der Dialog zwischen Ehle und Herzberg geblieben, der Ehles "Du kriegst mich nicht" einleitet. Einfach Klasse. Leider auch nicht wiederzugeben. Und weil wir gerade bei Jürgen Ehle sind... Was für ein Gitarrist! Das Zwiegespräch Mundi / Gitarre hab ich ja schon erwähnt. Aber auch der klassische E-Gitarren-Rock ist ein Genuss. Irgendwann hab ich mal gedacht: besser kann's auch ein Jimmy Page von Led Zeppelin nicht. Ehle / Herzberg ein Traumpaar wie Page / Plant. Was bleibt noch zu berichten? Vielleicht die besondere Art, die Bandmitglieder vorzustellen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein bunter Reigen. Vielleicht auch, dass das Publikum sehr textsicher war. Gleich welchen Liedteil Herzberg vorgab, wenn gewünscht, war das Publikum da. Beeindruckt hat mich auch, dass das Publikum auch dann ekstatisch mitging, wenn Herzberg und Ehle das nicht abverlangten. Ein so begeistertes Publikum hab ich lange nicht mehr erlebt. Mit einem geschätzten Durchschnittsalter um die 40 - ja, es war auch Jugend im Saal und ging mit - haben viele Pankow sicher schon zu DDR Zeiten erlebt, als die Konzerte der Band auch wegen der unbeschreiblichen Atmosphäre Kultstatus hatten. Ob man schon damals "Kille, kille Pankow" als Aufforderung für Zugaben jubelte? Hier brachte es zwei Zugabeblöcke mit richtigen Gassenhauern. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob man die Band hätte nicht sogar noch zu einer dritten Runde heraus singen können. Ich glaube das Konzert hat Band und Publikum gleichermaßen riesig Spaß gemacht. Und ein allerletztes soll nicht unerwähnt bleiben. Das Tresenteam des "Anker" hat großen Anteil an diesem Bericht. Da ich wie der Frisör ohne ein Blatt Papier für Notizen in Leipzig eintraf, half mir das Küchenteam mit einem Stapel blütenweisser Pappteller. Darauf schrieb sich weit besser als auf flatterndem Papier. So konnte ich im Dunkel des Saals wenigstens die wichtigsten Eindrücke festhalten. Die hab ich Euch jetzt wiedergegeben. Doch selbst die 1500 Worte beschreiben das, was am 23. Januar 2009 im "Anker" von der Gruppe Pankow geboten wurde, nur oberflächlich. Wer es genau wissen will, dem empfehle ich: Unbedingt hingehen! Es lohnt sich!

 

SPEZIAL: PANKOW im Gespräch mit Deutsche-Mugge.
Zum Interview: HIER KLICKEN


 

Foto Impressionen:

 

 


   
   
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