Thomas Natschinski & Christine Dähn live in
der Haupt- und Musikbibliothek WTC
in Dresden am 31.03.09

(Musiklesung: "Verdammt, wer hat das Klavier erfunden")

 

Bericht: Marion Dudel
Fotos: Marion Dudel

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Auf diese Veranstaltung habe ich mit Spannung gewartet, und ich wurde nicht enttäuscht. Wer Veranstaltungen in der Bibliothek im WTC ab und an besucht, weiß: man braucht nicht zu früh da zu sein. Es standen also nur wenige Interessierte am Eingang, als Thomas Natschinski und Christine Dähn kamen. Letztere etwas besorgt: "Ihr werdet doch nicht die Einzigen sein?" Natürlich nicht, die Leseabteilung der Hauptbibliothek war zum Veranstaltungsbeginn gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Mich verwundert das etwas, denn wo und wann bekommt man so kostengünstig "wirkliche Kultur" geboten?!
In freudiger Erwartung betrachteten wir (im "4er Pack" angereist), die kleine Bühne, die mit Klavier, Piano, Tisch und Sessel bestückt, einen abwechslungsreichen Abend in Aussicht stellte. Von anderen hatte ich ja schon über diese Veranstaltung gehört und gelesen, ich erlebte Natschinski letztes Jahr im Programm mit Aurora Lacasa und trotzdem, der Abend im WTC war die Überraschung für mich!
Der Leiter der Musikbibliothek eröffnete, sehr gut vorbereitet(!), diesen Abend, Christine D. und Thomas N. wurden mit stürmischem Beifall begrüßt und Natschinski begann (wie könnte es anders sein?) einen Teil von "Berührung" auf dem Piano zu spielen. Christine Dähn, an der die Zeit fast spurlos vorüber gegangen zu sein scheint, führte durch das Programm, las Auszüge aus dem Manuskript und Buch "Verdammt, wer hat das Klavier erfunden", erzählte und plauderte so frisch und munter, dass man einfach stundenlang zuhören kann.
Thomas Natschinski, bescheiden, immer lächelnd, musizierend mit Mundharmonika und Gitarre, an Klavier und Piano, Lieder seiner CD "weit, weit und wild" vortragend, ein Musiker, dem das Herz einfach zufliegen muss. 500 Songs hat er für andere Solisten geschrieben und endlich, im Jahre 2007, 12 Titel nur für sich und seine erste eigene CD "weit, weit und wild". "Warum erst jetzt?", fragt er sich selbst. Die Titel der CD (Texte: Christine Dähn) sind rundum gelungen, geben Einblicke in sein Leben. "Wilder Mohn, hast mich geweckt" ist ein Teil Lebensgeschichte, sanft und ehrlich erzählt. "Ein seltsames Paar" erzählt von Hund und Katze im Hause Natschinski, "Männer weinen nicht", die Erkenntnis eines 61 jährigen (?!).
Das Publikum wurde einbezogen, klatschte mit und "sang" einen Titel von "Team 4", Natschinskis erste Band, in dem nur eine Textzeile vorkam, "Sie kommt heute Abend zu mir". Lachend berichtete der Musiker, dass dieser Titel 5 Minuten dauerte, wenn sie ihn live spielten. Andere Bands und Musiker wurden "gestreift". "Wer die Rose ehrt", gespielt auf dem Piano, wurde Cäsar gewidmet, und ich hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Am 08.05.07, vor fast 2 Jahren, saß ich genau an dieser Stelle und lauschte "Cäsar" Peter Gläser, der hier im WTC sein Buch vorstellte und dazu musizierte. Cäsar ist nicht mehr, aber es tut gut zu wissen: er lebt in den Herzen der Fans und seiner Musikerkollegen weiter. Danke Thomas Natschinski für dieses kurze Gedenken!
Aber ich war ja eigentlich wegen dem Buch "Verdammt, wer hat das Klavier erfunden" hier im WTC. Ich habe schon unzählige Lesungen erlebt, aber diese am gestrigen Abend übertraf alles bisher erlebte. Christine Dähn verstand es, dieses Musikerleben unbeschreiblich witzig zu Papier zu bringen und den Leuten vorzutragen. Und trotzdem hatte man nicht das Gefühl einer Comedysendung beizuwohnen. Es war ein ehrliches und herzliches Lachen, was hier erklang.
Schon beim Lesen der Einleitung, schreit das Innere des Lesers: "ich will mehr!"
Auszug aus "Verdammt, wer hat das Klavier erfunden", Seite 09:
"Ich über mein Ich
Rosen sind für mich wie Erbsen.
Ich bin ein Faultier und fleißig wie eine Ameise.
Bowlen mag ich nicht.
Schrill wäre ich gern gewesen.
Salsa tanze ich federleicht wie ein Grizzly.
Ich trage keinen Bierbauch vor mir her wie eine späte Rechnung"
Nach diesem letzten Satz verlangte das Publikum nach Tatsachen und Natschinski zeigte stolz seinen Bauch, der nicht über dem Gürtel hängt.
Eine kleine Pause unterbrach das Programm, in der Bücher, CDs und andere Raritäten (ich erhielt eine ganz persönliche Widmung... siehe Fotos) unterschrieben wurden. Der zweite Teil der Veranstaltung war nicht weniger kurzweilig und informativ wie der erste. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen. Man muss es erleben! Ich kann nur jedem empfehlen: wenn Ihr die Möglichkeit habt, besucht diese Veranstaltung, Ihr werdet es nicht bereuen! Termine findet Ihr unter: www.thomas-natschinski.de
Wie Christine Dähn sagte, gibt es Terminplanungen der "Musik-Lesung" schon bis 2011! Der gestrige Abend hat mich wieder einmal bestärkt: hier bei uns sind nicht nur gute Musiker "gewachsen", sondern auch Menschen, die das "Menschsein" nicht verlernt haben. DANKE FÜR DIESEN WUNDERVOLLEN ABEND!
Ich höre die CD "weit, weit und wild" rauf und runter, und ich habe "Verdammt, wer hat das Klavier erfunden" unter dem Kopfkissen "geparkt", griffbereit als Bettlektüre.



Foto Impressionen:

 

 


   
   
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