Tino Eisbrenner und Alejandro Soto Lacoste
live am 04.04.2009 in der Arche Neuenhagen
Fotos: Dietmar Meixner
Ich fühlte mich an diesem Abend nicht "beobachtet". Es stand zwar dazu ein Spezialist auf der Bühne, aber er war an diesem Abend alles andere als ein Beobachter. Er war ein Unterhalter erster Güte, und Tino Eisbrenner war nicht allein! Nein, er hatte Alejandro Soto Lacoste an seiner Seite, ein begnadeter Gitarrist und Sänger aus Chile. Als ich vor dem Konzert durch das Haus ging und viele Besucher sich die aktuelle Bildergalerie anschauten, sprach ich so manchen an: "und freust Du Dich auf Tino?" die Antwort "ich bin wegen Alejandro hier". Na, das ist ja interessant, der Gast wird doch Tino nicht den Schneid abkaufen?!
Um 20.15 Uhr begann das Konzert: Tino rief in die Runde "Schön, dass Sie da sind, schön dass wir in der Arche sind... eine Arche hatte ich mir ganz anders vorgestellt, irgendwo am Wasser". Nach der Begrüßung erklang das erste Lied. Tino erzählte danach: "Eines Tages war es soweit, da hat der Verlag gesagt, 'schreib doch mal ein Gedicht...'. Ich war somit im Club der Lyriker angekommen, und das nach 10 Musik Alben". Was danach auf der Bühne geschah, kann man nur so beschreiben: Der Sänger und Poet Tino Eisbrecher liest aus seinem soeben erschienenen ersten Gedichtband "Vagabundenherz", der chilenische Songpoet begleitet ihn mit Liedern aus dem eigenen neuen Album "Interiores". Genauer gesagt las Tino mehrere Gedichte am Stück, und Alejandro sang dazwischen Lieder aus seinem neuen Album und aus seiner Heimat. Technisch spielte er eine saubere Gitarre und seine Stimme sucht seines Gleichen. Die Gedichte von Tino (überwiegend Liebes-Gedichte) vorgetragen, und das Publikum lauschte gespannt, so dass man im Raum eine Stecknadel hätte fallen hören können. Gerade bei "Schatten der Liebe" war die Stille zwischen den Versen gespenstisch. Wann hatte ich bei einem Konzert jemals so eine konzentrierte Ruhe erlebt, in den Pausen der Stille??
Die beiden Künstler machten natürlich auch eine Pause, und die überwiegend weiblichen Fans eröffneten die Jagd auf die zwei Protagonisten des Abends. Ich möchte mal sagen, dass der CD-Verkauf sehr gut lief, denn links neben mit die Dame hatte nach der Pause glücklich drei Signierte CD in ihren Händen, und rechts von mir freute man sich über zwei neue CDs.
Nach der Pause fühlte man sich wie bei den Indianern. Der Hintergrund jedoch war, dass Tino sich wirklich auf den Weg gemacht hatte, um das Reich der Indianer näher kennenzulernen. Erst war es nur die Musik aber dann führte ihn die allgemeine Neugier nach Chile zu den dort lebenden Indianern. Sofort verliebte er sich in die Musik, und er liebt sie noch immer: " Musik ist die erste Weltsprache, die versteht jeder auf der Welt." Er begann die musikalische Chilereise mit dem Song der Cherokee Indianer "Morningsong". Tino selbst war nicht bei diesem Indianerstamm, aber das Lied hatte es ihm angetan. Danach tat er kund, dass er ganz in der Nähe in Rüdersdorf geboren wurde und seine Kindheit in Schöneiche verbracht hat. Sein erster Berufswunsch damals war Indianer. Mit dem Indianer wurde es nichts, aber er zog dann nach Mecklenburg-Vorpommern, und dadurch entstand sein erster Cowboysong.
Es ist schwer zu beschreiben, was da musikalisch auf der Bühne geschah, aber es war stimmenmäßig und musikalisch schon irre, was da ab ging. Und dann war sie wieder da, diese absolute Ruhe, und ganz leise, fast zart, begann der Song "Ich beobachte Dich"... das muss man einfach gehört und erlebt haben. Klasse!! Andere Bands spielen ihre alten Superhits schneller und mit mehr Dynamik. Tino macht seinen Superhit extrem langsam, er haucht ihn teilweise nur... Das ging durch und durch.
Ich kann diese musikalische Konstellation mit den beiden Musikern Eisbrenner/Lacoste nur empfehlen. Ein Konzerterlebnis der besonderen Art... Achso: Nein, ich fühlte mich wirklich nicht beobachtet.
Foto Impressionen: