Wunderbuntd live am 09. April 2009 in Freiberg

 

Bericht: Petra Meissner
Fotos: Petra Meissner

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Ein wunderbuntes Wunder im Kreißsaal der Puhdys
Irgendwann fragte mich mal mein Sohn, wer denn dieser Rio Reiser wär, er hätte da mal was gehört. Ich glaube solche Stichworte lassen alle ostrockverrückten Elternteile zur Höchstform auflaufen. Im Interesse der humanistischen Bildung des Nachwuchses, den man auf die Welt losgelassen hat, wurde sofort der Profit von Amazon gesteigert und Hörbares bestellt. Klar, das gängige von Rio kennt man in meiner Generation, aber so genau kannte ich mich mit dem Thema auch nicht aus. Im Netz fand ich ein Hörspiel über das Leben von Rio Reiser, was uns Zwei neugierig machte, mal zu gucken, wer sich so alles des Erbes von Rio annimmt. So kamen wir zu der Band "Wunderbundtd", die aus der Nähe von Freiberg ihre rockigen Botschaften in die Welt sendet.
Voriges Jahr haben wir sie in Dresden das erste Mal gesehen und sofort ins Herz geschlossen. "Wunderbuntd" gibt es seit über 20 Jahren, die Seelen des Ganzen sind Isolde und Jens Lommatzsch, sie spielt Keyboard und er ist der Sänger mit der sagenhaften Rio-Röhre. Wunderbuntd ist eine Bigband und bekommt ihren unverwechselbaren Sound durch die drei Bläser. Die acht Herren und zwei Damen sind altersmäßig "wunderbunt" gemischt; sie alle eint der Spaß an der Sache. Auf dieser winzigen Bühne im "Chillout" des Tivoli in Freiberg fackelten sie ein Rockfeuerwerk ab, was seines Gleichen sucht. Die Showeinlagen sind toll gemacht und bringen die Leute zum Mithüpfen.
Diese Band ist nicht nur "Erbepfleger" etwa ein Drittel des Programms machen ihre eigenen Titel im Stile von Rio Reiser aus. Auf der CD "Da!" haben sie ihre Werke aus 20 Jahren verewigt und sie arbeiten an einer neuen Live-CD. Ganz besonders liebe ich von ihnen "Steh auf!" und "Bist du dabei?", was sie gestern auch zu meiner Freude spielten. Ganz toll finde ich auch den Titel "Gaukler", der aber nicht auf der CD ist.
Wuderbuntd ist eine Band, die nicht nur musikalisch punktet, sondern sich durch ihre ausgefeilten, knallharten, zeitbezogenen und kritischen Texte von der "Trallala-Fraktion" gehörig abhebt. Sie schreiben selbst, lassen aber auch von Bernd Rump oder Olaf Stelmecke texten.
Gestern im "Kreißsaal der Puhdys", waren sie die Lokalmatadoren und hatte ihr Fanpublikum mitgebracht. Ab der zweiten Halbzeit hielt es kaum noch jemanden am Sitzplatz; ob die ganz Jungen oder die schon etwas Gereiften, alle hatten Spaß mit Wuderbuntd, und viel zu schnell waren die über drei Stunden um. Die Rio- und Ton Steine Scherben-Klassiker brachten das Chillout zum Brodeln, und ich glaub alle Besucher verließen das Tivoli mit einem optimistischen Lächeln. Der Chef des Hauses brachte der Band extra weiße Handtücher zum Abwischen des reichlich fließenden Schweißes.
Als (gemeiner) Puhdysfan fühlte ich mich diesmal im Kreißsaal der Puhdys regelrecht "verarscht". Anstatt stundenlang - wie zu den Puhdyskonzerten - vor der Tür anzustehen, öffnete sich diese Pforte automatisch, und ich stolperte mit Schwung in die heiligen Hallen. Die übliche Terrorbeschallung vor und nach dem Konzert blieb aus, es wurden passende Klänge eingespielt, die noch eine normale Kommunikation zuließen. Ich glaub, die können auch anders. Aber ob sie wollen?



Foto Impressionen:

 

 


   
   
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