...live am 09. April 2009 in Berlin
Fotos: Promotion, Petra Herz
Als ich soeben die Überschrift verfasste, musste ich mir doch die Frage stellen: Ist das Konzert wirklich schon so lange her? "Denkste" (so auch der erste Titel an diesem Abend), denn bei mir ist dieser Abend, obwohl ich zwischendurch noch einen kurzen Osterurlaub genießen konnte, noch fest verankert. Als wäre er erst vor wenigen Stunden zu ende gewesen. Ich erinnere mich somit noch ganz genau an diesen 9. April:
Ich kam nicht ganz pünktlich aus dem Büro und traf somit erst gegen 19:00 Uhr in der Kulturbrauerei ein. Der mir bereits bekannte Türsteher äußerte mit einem begrüßenden freundlichen Lächeln: "Sieh zu dass du hoch kommst". Oben angekommen hörte ich leider keine Soundchecktöne mehr. Schon vorher erahnte ich, dass ich diesen durch mein zu spätes Erscheinen verpasst haben würde (so ist das eben wenn man im Büro kein Ende finden kann). Kurz an die Backstagetür geklopft und schon äußerten die POLKAHOLIXer "Da is' `se ja- die Petra!", "Soundcheck schon vorbei, also kann ich ja wieder gehen" erwiderte ich. Diesen Zeilen hier soll nun zu entnehmen sein, dass wir sehr gut miteinander kommunizieren konnten und ordentlich Spaß dabei hatten. Ich fragte später noch: "Wann geht's los?" Andy antwortete: "Wir sind eine Polkaband. Daher fangen wir natürlich ganz pünktlich an. Außerdem sind wir Preußen, Preußen und Polka heißt absolute Pünktlichkeit!" Bis zum Konzertbeginn war dann noch eine ganze Menge Zeit, also machte ich mich auf den Weg in Speiches Rock- und Blueskneipe.Als ich nach einem Schwätzchen in das Maschinenhaus zurück kehrte, waren einige meiner Freunde vor Ort und weitere ca. 120 Leute (oder auch mehr). Ganz pünktlich um 21:30 Uhr standen die sieben Musiker (sieben auf einen Streich) auf der Bühne. Ach was "Standen", das wahrscheinlich wirklich nur zu Beginn als Andy sagte: "Schönen guten Nabend heute am Gründonnerstag. Morgen ist Karfreitag und damit's nicht so weh tut spielt heute Abend Polkaholix für euch". Sie legten gleich, wie passend in Berlin, mit "Denkste denn du Berliner Pflanze" los. Sie befanden sich in Action, den ganzen Abend in Dauerbewegung. Die Bühne lebte, ständig wechselten Musiker ihre Positionen und dem anfangs (nur die ersten zwei Titel) schüchternen Publikum ging es genauso. Man wurde einfach mitgerissen, irgendetwas befand sich immer in Bewegung. Nicht nur die POLKAHOLIXer versprühten Lust und Freude im Saal, auch die Fans hatten "Bock drauf". So kann man z.B. auch in den Polkaholix-"Memoiren", gemeint ist natürlich ihre CD "The Great Polka Swindle", lesen: "Achtung! Es ist erlaubt das Grübeln einzustellen und sich in Ekstase zu tanzen!" Es wurde im ersten Teil mit "Schöne Frau aus Taormina", "Who stole the Keeshka" (Blutwurstpolka) und "Polka Kebab", trotz des bevorstehenden Osterfestes, getanzt. Da Polkaholix durch die ganze Welt tourt ist eine Polka in anderer Sprache gar kein Problem, sogar das Publikum versteht worum es geht. Auch das Lied "Bel Ami" aus den frühen 40ern (Komposition Theo Mackeben) war energiegeladen, ich befand mich mitten in einer Polkaparty. Andy erwähnte noch: "Polka ist eigentlich ein fürchterlicher Begriff... wie das schon klingt, riecht schlecht, klingt schlecht. Ja, das nehmen wir! ... und wer Polka spielen kann ist klar im Vorteil!"
Sogar "Das Modell" (Kraftwerk) und Spliff's "Heut' Nacht" (habe auch ich fleißig mitgesungen ;-)) begeisterten mich, sie gehören schließlich zu meinen Lieblingstiteln aus der guten alten Zeit. Nach einer Stunde und einer kurzen Pause ging es in die zweite Runde. Zu Beginn überzeugte Jo mit einem kurzen Akkordeonsolo. Er wurde hierbei von einem Fan mit offenen Armen am Bühnenrand gewürdigt. Wäre die Bühne nicht erhöht gewesen, hätte er Jo sicher direkt in die Arme geschlossen. Anschließend glänzte Mario mit einem Solo auf seiner "Hawaigitarre", die er angeblich bei ebay für 3,88 ersteigert hat, im Rio Reiser Klassiker "Alles Lüge". Außerdem soll Mario auch Musikunterricht geben, für 3,88... die Minute.
Wir befanden uns in der Kulturbrauerei, na und da war vielleicht "watt" los... `ne Prügelei. Nein, ganz so war es dann doch nicht aber Andy hat's gesungen: "...in der Kulturbrauerei jab's `ne Prügelei, aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert". Das Publikum sang fleißig mit und plötzlich stand Christoph auf seinem Kontrabass. Mit "Herz ist Trumpf" und "Mustafa" ging es weiter. Hier spielte Christoph auf seinem auf der Seite liegenden Kontrabass und Mario saß obn darauf. Mit "Spareribs", dem Lied das eigentlich lt. Band zum Grand Prix gehöre, ging der Spaß weiter und Andy sagte anschließend: "Wie ihr wisst, beziehen sich unsere Lieder auf das Wesentliche, das Motto des Abends" und schon erklang "Polka All Night Long". Die Fans zeigten wieder einmal Textsicherheit. Und wer an diesem Abend gut aufgepasst hatte, konnte nach einer Weile in Erfahrung bringen, dass jeder Titel mit einem "Cha Cha Cha" endete. Aus Italien brachten die POLKAHOLIXer "Marina" mit. Auch hier spielte Mario ein Gitarrensolo. "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" erklang und Andy stellte seine Kapelle vor: "An der Posaune Iven Hausmann... an der Hawaigitarre Mario Ferraro, der heißt wirklich so... an der Trompete Andreas Hillmann... er kann kein Akkordeon spielen, aus McPomm Mr. Jo Meyer... Pyrotechnik- und Lichtmannbeauftragter Mr. Christoph Frenz... und am Schlagzeug Thomas Depkat". Nach einem anständigen Schlagzeugsolo suchte Thomas den Weg nach vorne und stellte uns den "geilsten Sänger Andreas Wieczorek" vor. Die Band dankte dem Publikum und verließ den Saal, Zugabenrufe veranlassten sie aber zur Rückkehr. Mit "Skodapolka" (als "Rosamunde" bekannt) und "Dziewczyna z Chicago" (eine Hommage an den Bomberpilot und Polkakönig Gene Wisniewski) wurden Musikwünsche erfüllt. Kurz vor Mitternacht endete dann der Polkaabend mit dem Berlintitel (Idealpolka).
Am 26.09.2008 habe ich Polkaholix in der Wabe erlebt und in meinem Bericht mit den letzten Zeilen versprochen: "Beim nächsten Berlin-Konzert werde ich auf jeden Fall dabei sein". Mein Versprechen habe ich gehalten. Am Gründonnerstag stand auf dem Banner im Bühnenhintergrund "We Are On A Mission Of Polka". Meine Meinung: die Band hat ihre Mission erfüllt! Vielen Dank für diesen schönen Abend, ein Konzert voll gepackt mit moderner Polka! "Cha cha cha"
Foto Impressionen: