Hans die Geige und Lutz "Kowa" Kowalewski
live am 12. Juli 2009 in Dresden
Fotos: Hartmut Helms
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GEIGENHANS & BLUESGESANG
Wo heut' der Langhaargeier fudelt
und über'm Fluß die Bronne sennt,
da ward ein liestig Lud gedudelt,
weil nicht mehr viel dazwischen kemmt.
Mir war'n ein brisches Fierchen trenken,
ha'm Sorgen in den Wind gehangt,
und taten einem Dampfer wenken,
wo Hans den Geigenbogen schwangt.
Das war er mal wieder, dieser berühmte "Lazy Sunday Afternoon", den die Small Faces Ende der 60er zu einem weltweiten Hit machten, und genau so einen "faulen Sonntag Nachmittag" konnte ich gestern auch gebrauchen, nach dieser heftigen Woche.
Der Dresdener "Augustgarten" war der richtige Ort und der "Langhaargeiger" der richtige Mann für meine Stimmung. Einige zarte Weisen, wie das "Ave Maria", das meinen Gehörgängen gut tat, und diese zauberhafte Mischung aus Folk und Menuett "Rhododendron", das aus seinen Frühjahren mit der Gruppe KLEEBLATT stammt.
Es ist schön, an so einem Ort all die anderen "Verdächtigen" zu treffen, bei denen ein Wochenende ohne eine besuchte Mugge zwangsweise zu Hautausschlag oder epileptischen Anfällen führt. Dazu ein frisches Bierchen vom Faß, eine Bratwurst vom Grill und einen Spielgefährten für den Wautsch. Da bleibt dann kaum noch ein Wunsch offen und die innere Ruhe stellt sich langsam wieder ein.
Nach drei Stunden war dann leider alles viel zu schnell vorüber, die signierten Mitbringsel unterschrieben und die letzten Neuigkeiten ausgetauscht. Was also macht man(n) oder Frau mit so einem angebrochenen Nachmittag? Man macht ihn vollständig und sucht nach einer Fortsetzung. Und deshalb ging's postwendend ab in Richtung Gohlis, ein Ort, der vom vergangenen Wochenende noch in guter Erinnerung war und musikalische (und kulinarische) Fortsetzung versprach.
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Dort angekommen, empfing uns eine Melodie und eine unbekannte Stimme, die Gundermann's "Nach Haus" sang. Wir hatten den ersten Programmteil "verpasst", dafür aber den zweiten noch vor uns.
Im Innern der Kneipe treffe ich Georg "Schorsch" Fröde, den Drummer von JACKPOT wieder, und mache die Bekanntschaft von Lutz "Kowa" Kowalewski, der aus Thüringen stammt und in Dresden lebt. Der hat mit seinem knappen halben Jahrhundert schon mit Leuten wie LOUISIANA RED oder LIL' HOWLIN' WOLF aus den USA gespielt, und hierzulande mit ALEXANDER BLUME und BERND KLEINOW Bluesmusik gemacht. Die beiden letztgenannten kenne ich schon aus meinem Vorwende-Leben. Kowalewski ist der Mann, der offensichtlich gewillt ist, die Tradition der Straßen- und Kneipenmusik fortzusetzen, und ist damit im Kunsthof genau an der richtigen Stelle. Er sitzt da, singt und spielt seinen Blues und macht dies nur mit Slide-Guitar und Bass-Drum, in Gohlis noch unterstützt von Baßgitarre und Schlagzeug. Doch beide braucht er nicht wirklich.
Während wir am Tisch sitzen und trinken, singt uns "Kowa" den Blues mit Stücken von Howlin' Wolf oder Canned Heat. Vor Begeisterung hätte ich mich beinahe verschluckt, als dieses steinalte "Ya Ya" erklang, das ich aus frühesten Jugendjahre kenne und das später John Lennon auf seiner "Rock'n'Roll"-LP coverte. Dieser Mann da auf dem Podium zelebriert den Blues so urwüchsig und ehrlich, so ungestüm und lebhaft, erzählt die passenden Geschichten dazu, daß es die helle Freude ist, ihm zu lauschen. Kann ich nur empfehlen Leute, egal, wo der Typ gerade zu finden ist.
Gegen 22.00 Uhr findet dieser "faule Sonntag" mit GEIGENHANS & BLUESGESANG sein Ende. Das wohlverdiente Abschlußbier trinke ich schon zu Hause, die Klänge einer "klassischen Rockgeige" und einer Steel-Guitar im Ohr...
... what a lazy sunday afternoon, I've got no mind to worry, close my eyes and drift away, YEAH!