Jubiläumskonzert 35 Jahre Hans die Geige & Gäste
am 29.12.2008 im Kesselhaus Berlin

(u.a. mit Zöllner, Bernd Römer, Stamping Feet, IC Falkenberg, Thomas Schmidt von MTS, u.v.a.)

Bericht: Petra Meißner, Petra Heinzel
Fotos: Dietmar Meixner


 

plakat 20131103 1098004776Hans die Geige, alias Hans Wintoch, hatte seine ersten Berührungen mit der Musik bereits im Alter von 5 Jahren. In diesen jungen Jahren erhielt er bereits Geigenunterricht. Zwischen 1961 und 1969 erlernte er seine Kunst zuerst auf der Musikschule Sangerhausen und später auf der Spezialschule für Musik in Halle (Saale) und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Noch während seines Studiums entdeckte er die populäre Musik für sich und spielte in diversen Amateurbands. Als Berufsmusiker startete er im Jahre 1975 seine Karriere in der Sieghart Schubert-Formation, die später unter dem Namen Schubert Band erfolgreich war. Zur Band Report sowie später zu Stefan Diestelmann stieß Hans im Jahre 1978. Nur ein Jahr später wechselte er zur Band Magdeburg, bei der er Keyboard spielte. Nach dem Berufsverbot für die Gruppe spielte er dann für Lift und als Gastmusiker bei Engerling, Monokel, Jürgen Kerth und der Jonathan Blues Band.
Hans Wintoch trat Ende der 80er erstmals als Solist mit seiner Geige auf, und das Plattenlabel AMIGA veröffentlichte 1988 seine erste Solo-Platte, die schlicht "Hans die Geige" betitelt wurde. Bis heute steht Hans die Geige als Solist auf den Bühnen des Landes und feierte am vergangenen Montag sein 35. Bühnenjubiläum im Kesselhaus Berlin mit vielen musikalischen Gästen, die ihn auf seinen 35 Jahren als Musiker begleitet haben. Dazu gibt es bei uns folgende Berichte:

Bericht von Petra Meißner:
Hans die Geige hatte seinem Geburtstagskonzert ein ganz besonderes Anliegen verfolgt. Er war der Meinung, die Kollegen der Musikszene aus dem Osten treffen sich eigentlich nur noch zu Beerdigungen, und man müsste da mal was tun. Es war ein Geschenk an sich selbst zum 35. Bühnenjubiläum, und ganz nebenbei hat er damit seinen Fans und den Freunden vieler anderer Bands noch einen Jahreshöhepunkt beschert.
Die Bühne übervoll mit allen möglichen Instrumenten? Es war schon eine Meisterleistung, dass jeder was Passendes wiedergefunden hat. Nur Einer hatte es da leicht: unser Hans, denn Geige gab es ja nur einmal, und die musste er nicht zu oft aus der Hand legen.
Fast pünktlich um 21.00 Uhr begann das Event gleich mit einem Paukenschlag. Zu den drei Eröffnungstiteln vom großen Meister gab es eine tolle Lasershow, was das Ganze sehr wirkungsvoll in Szene setzte. Die Band "Die Männer" unterstützte dabei den Herrn Rockgeiger musikalisch. Das - fand ich - war ganz toll gemacht.
Die Ersten Geburtstagsgäste waren die Männer von der Jonathan Blues Band mit Frontmann Peter Pabst. Auch Tino Eisbrenner spielte ein Ständchen mit dieser Band, sie hatten früher mal zusammen gearbeitet.
Danach wurden die Lachmuskeln strapaziert: MTS erzählte die bekannte Geschichte, in der Verdünnung, Streichholz, Klo weitere, die Tränen in die Augen treibenden Dinge vorkommen. Als IC die Bühne betrat, zog er sofort alle in seinen Bann, auch wenn die Gitarre nicht so wollte, wie sie sollte. Aus der Panne wurde ein Show-Act gemacht. Da schenkten sich diese beiden Entertainer wirklich nichts, die Wortspiele waren köstlich. IC und der Gastgeber spielen zusammen "Mein Herz" und sendeten damit Gänsehaut pur.
Und dann lernte ich noch jemanden musikalisch kennen, den ich sonst bestimmt nicht getroffen hätte "Charlie Eitner", einen Gitarristen der Spitzenklasse. Auch er gab mit Hans zusammen ein Stückchen zum Besten.
Der nächste Mitwirkende war Dirk Zöllner, auch so ein Entertainer vor dem Herrn. Aber als Dirk sowie Tino Eisbrenner und Kollegen Jessika aus der Kiste springen ließen, gab das tosenden Beifall. Ganz nebenbei spielte dabei Hans noch ein paar Noten mit "Gensi". Für mich die schönste Geigeneinlage des Abends.
Dann gab es eine Überraschung: Es gibt doch tatsächlich Musiker, die Hans covern. Da ich schlecht im Namen merken bin, kann ich Euch nicht sagen, wie das Duo hieß. Jedenfalls waren sie aus Irland und spielten frisch und frech mit Gitarre und Schlagzeug "Living".
Wie schon bemerkt, war Reinhard Fißler da. Aber er hatte auch noch seine wunderhübsche Tochter mit, und diese sorgte für eine ganz spezielle Überraschung. Ein Rockkonzert mit einer Kautschukeinlage, ich glaub das hat es noch nie gegeben. Das Fräulein Fißler verbog sich meisterlich und erhielt viel Beifall. Den Auftritt kann man nicht beschreiben, das muss man gesehen haben.
Und dann wurde es noch ein Tick lauter, Stamping Feet enterte die Bühne und fackelte ein Trommelfeuerwerk ab. Sie spielten diesmal in der Besetzung Hertrampf, Reznicek und Birr. Mit dabei auch MC Ramon, eigentlich nicht der Liebling der älteren Damen, aber diesmal hat er mich wirklich in seinen Bann gezogen. Passte wie die Faust auf Auge ins Kesselhaus.
Eine Steigerung des Ganzen gab es noch und ließ uns wirklich verwundert die Augen reiben: Eine Sternstunde der Musik aus dem Osten. Wer von euch hat schon mal eine Abordnung von Renft, Knorkator und Karat gemeinsam musizieren sehen? Einfach unglaublich! Und als dann noch Hans zum Geigenbogen griff, war die Sache perfekt. Toll, mal Marcus Schloussen, Basti von Knorkator und Bernd Römer fern ab von den üblichen Gleisen zu sehen. Schon allein deshalb hätte sich für uns das Verlassen unserer sächsischen Gefilde gelohnt.
Mit rockigem Getöse übernahm dann die Band Die Männer die Regie. Sie sind im Kesselhaus die Lokalmatadoren und wurden vom Publikum entsprechend gefeiert.
Dann hängte sich dort noch Speiches Monokel-Bluesband ran, alles Erzmusikanten, die mit weiteren Musikern das Finale bestritten. Die Schlagzeugerin Tina Powileit hatte für den Jubilar noch eine Geburtstagstorte mitgebracht.
Als Abschluss des Ganzen spielte Hans noch seine Ostrockhymne "Unsere Zeit", dazu die Lasershow zum Ende des Konzerts. Die über dreieinhalb Stunden vergingen wie im Zeitraffer.
Selten hat ein Konzert so mein Herz berührt, alles weit ab vom kommerziellen Musikgeschäft. Das war mal Ostrock pur! Auch der Ablauf klappte perfekt, die 13 beteiligten Bands spielten flüssig hintereinander weg, kleine Umbaupausen wurden vom Gastgeber mit witzigen Sprüchen verkürzt. Die Technik verdient ein großes Lob, super Sound, perfekte Textverständlichkeit.
Die Managerin des Abends war Daniela, die Partnerin von Hans. Ich sag mal, hier hat sie ihre Feuertaufe bestanden und wir schreien ganz laut aus dem Striegistal: "Weiter so, vorwärts zu neuen Taten!".

Bericht von Petra Heinzel:
Mein Urlaub hatte bereits begonnen und das Jahresende näherte sich, aber das Konzertjahr war noch lange nicht zu Ende. Am Montag zog es mich erneut in die Schönhauser Alle 36. Hans die Geige hatte zu einem großen Abend eingeladen, und bereits der vorherige Blick auf die Namen der Gastmusiker und Bands erfreute mich.
Um 19:30 Uhr traf ich auf dem Gelände der Kulturbrauerei ein. Im Kesselhaus war alles in Bewegung. Viele Musiker liefen mir über den Weg, während andere Musiker wiederum auf der Bühne beschäftigt waren. Hans war überall zu finden: auf der Bühne, mitten im Saal, bei der Technik oder auch im Backstagebereich. Er nutzte jede Minute, sogar jede Sekunde zur Abstimmung einiger Feinheiten. Es sollte doch ein perfekter Abend werden. Rockradio war auch wieder vor Ort, und übertrug den musikalischen Teil des Abends über das Internet. Nach 20:00 Uhr öffneten sich die Türen des Kesselhauses. Viele Fans eroberten sofort den Saal, es wurde richtig voll. Und nicht nur der Saal wurde sehr voll, auch die große Bühne war sehr gut bestückt, ich entdeckte allein vier Schlagzeuge.
Genau um 21:10 Uhr war es dann soweit, und eine Lasershow versetzte den Saal in entsprechende Schwingungen. Ergänzt durch Hans gekonntes Geigenspiel war es eine geniale Eröffnungszeremonie. Beim nächsten Titel kamen einige Musiker zur Verstärkung hinzu, u.a. Torsten Wagner und Harry. Die Zuschauer zeigten von Anfang an große Begeisterung. In den vorderen Reihen konnte ich im Publikum ein langes Banner sehen. Da ich mich in dem Moment im Rang am hinteren Ende des Saales befand, konnte ich leider nicht die komplette Beschriftung erkennen. Es müssen Glückwünsche an Hans gewesen sein. Hans, ganz in weiß gekleidet, ergriff nun das Wort: "Dankeschön, dass ihr da seid! Wir wollen heute kein strammes Konzert machen, wir wollen feiern! Viel Spaß mit Peter Pabst und der Jonathan Blues Band!" Mit Peter Pabst (voc, git), Hagen Dyballa (bass), Mathias Fuhrmann (drum), "Matze" Stolpe (harp) und Gast Bernd "Kuhle" Kühnert (git, Monokel) hielt der Blues Einzug ins Kesselhaus. Das Publikum rockte und klatschte, auch Gitarrensolos erklangen. Tino Eisbrenner (voc) und Andrè Drechsler (git) kamen hinzu und fragten in die Runde "Wer bin ich".
Um 21:50 Uhr sprach Hans über die 750 Jahrfeier und begrüßte in dem Zusammenhang MTS. Thomas Schmitt (voc) äußerte: "Schönen guten Tag. Wir richten uns mal eben ein. Wir haben ein altes und ein neueres Lied mitgebracht. Und MTS heißt: ‚mehlen tschätten sörfen'. Jetzt kommt ‚Der Schein trügt nicht'". Begleitung für seine kabarettistischen Lieder bekam Thomas von seinem rechts neben ihm sitzenden Gitarristen Herbert Treichel. Im fliegenden Wechsel ging es weiter. IC Falkenberg nahm sich eine Gitarre und sagte: "Habt ihr schon festgestellt, hier ist so eine Art An- und Verkauf." Er spielte damit auf die üppig vorhandene Technik auf der Bühne an, konnte aber nicht den passenden Stecker zur Gitarre finden. Die Techniker benötigten eine gewisse Zeit, die aber von IC und dem inzwischen schwarz gekleideten Hans gekonnt überbrückt wurde. Sie witzelten über alte gemeinsame Zeiten. Hans: "IC und ich kennen uns von früher. IC hatte damals rote Haare, eine Art Punkfrisur. Wir kamen beide aus Halle und spielten bei Magdeburg, und IC reiste immer alleine an, er trampte - fuhr letztendlich bei mir mit." Worauf IC erzählte: "Hans war in Halle eine Art Gott. Die Frauen sind scharenweise umgefallen. Deshalb waren nie welche da, sind vorher schon umgefallen." Als die Techniker wieder alles im Griff hatten sang IC passend hierzu "Ich bin im Osten gebor'n...". Und dann erfüllte sich mein (ins geheim) persönlicher Wunsch. IC sang "Dein Herz" und hatte einen hervorragenden Geiger zur Seite, natürlich den Hans. Das ging in "mein" Herz.
Anschließend bat Hans einen Gitarristen auf die Bühne: Charlie Eitner. Er zauberte wunderbare Klänge mit seiner Gitarre hervor. Einfach unglaublich wie viel Geschick der Musiker an den Tag legte. Beim zweiten Titel untermalte Hans mit seiner Geige diese fantastischen Gitarrenklänge. Um 22:25 Uhr waren erneut Tino Eisbrenner und Andrè Drechsler mit "Mein Mut" am Start. Jetzt teilten sie sich die Bühne mit Dirk Zöllner und Andrè Gensicke (key). Sie agierten gemeinsam bei Zöllners "Aus Liebe", wobei Dirk das vom Publikum geforderte Handschnipping bekam, und Hans durfte natürlich auch nicht fehlen. Er ließ seine Geige neben Gensis Keyboard erklingen. Und Dirk und Tino sangen sogar gemeinsam "Ich beobachte dich", ein Lied der Band Jessica. Mit "Viel zu weit" verabschiedeten sie sich von ihren Fans.
Nun entdeckte ich doch tatsächlich noch Schlagzeug Nr.5. Vor der Hauptbühne befand sich eine etwas tiefer gelegte kleine quadratische Bühne. Diese wurde jetzt von AC Vibes aus Schottland in punkig-rockig-poppige Klänge versetzt. Michael (voc, e-git) und Jenny (voc, drum), beide im lila Outfit, coverten Hans Song "Living", wobei Hans am Ende mit fantastischem Backroundgesang ergänzte. Im Anschluss daran begrüßte Hans mit Freude "Fissi" (Reinhard Fißler), der im hinteren erhöhten Teil des Saales einen guten Platz hatte. Hans erzählte, dass ihm Reinis Frau damals Rhönrad fahren beigebracht hat und nun seine Tochter Vivian Fißler auf der kleinen Bühne "Kautschuk" machen wird. Vivian, eine hübsche junge Frau mit blonden langen Haaren, war überwiegend im Handstand (auch einarmig) zu bestaunen, bei dem sie ihre Beine wirklich mit einer Leichtigkeit (gummiartig) durch die Lüfte schwang.
Um 23:00 Uhr wurden einige Schlagzeuge in beschlag genommen. Sven Hertrampf, Basti Reznicek und Andy Birr brachten das Kesselhaus zum kochen. Stamping Feet heizte dem Publikum mit "Stomp" ordentlich ein. Eine Lasershow wurde bei "Auf Lebenszeit" mit eingebunden und im Saal bewegten sich Arme hin und her. Eine weitere Verstärkung kam mit ihrem Gastsänger MC Ramon, er rockte mit "Push it" über die gesamte Bühne. Und wieder ging es nahtlos weiter, Hans begrüßte Marcus Schloussen (bass, Renft), BuzzDee (voc, git Knorkator) und Bernd Römer (git Karat). Es war schon ein ganz besonderes Ereignis die Musiker in dieser Konstellation auf der Bühne zu erleben. Sichtlich Spaß hatten die Herren beim miteinander Rocken, und das freute natürlich alle Fans. Gitarrensolos wurden reichlich mit eingebaut. Beim dritten Titel, einer aus den 60ern, kam dann Scholle hinzu, übernahm den Gesang und rockte dem Publikum entgegen, in dem er die kleinere Bühne beschlagnahmte. Dann übernahmen um 23:30 Uhr die gesamten Musiker der Band Männer (eine Coverband) den Saal. Scholle (voc), Harry (git), Chrissel (key, git), Steve (bass) und Hannes Gabriel (drum) rockten mit "Perfect stranger" (Deep Purple), "Whole lotta Rosie" (AC/DC) und "Fools" (Deep Purple) was das Zeug hält. Später sagte Scholle mit verschnitztem Lächeln zu mir: "Wir sind fünf Verrückte, die nicht aufhören verrückt zu sein". Auch mit den Männern präsentierte Hans ein gemeinsames Lied, er ließ seinen Bogen auf den Saiten rocken.
Die letzte Band des Abends war Speiches Monokel Blues Band. Jürgen Bailey (voc, git), Speiche (bass), Willi Borchert (git), Olli Becker (drum) und Tina Powileit (drum Mona Lise, Gundermann, Haase) brachten das Kesselhaus mit "Das Lumpenlied", "Talk too much" und "Mistery work" auch noch einmal kräftig in Wallung. Später unterstützten BuzzDee und Sören Birke mit seiner Harp. Dann hielt Tina etwas großes Rundes in den Händen. Es war kein Instrument, auch kein Becken, sondern sie überreichte Hans eine Torte. Mit einem strahlenden Gesicht machte er gewisse Bewegungen in Richtung Publikum und sagte dann aber: "Da gibt es einen Spruch ‚Macht BLUES - keinen Mist'". Torsten Wagner (git HdG) und viele Musiker des Abends kamen noch einmal hinzu, und die bereits ersehnte "Moldau" wurde auf der Bühne zelebriert.
Dann gab es noch einen weiteren Höhepunkt. Zuerst zweifelte ich, denn ich erkannte "Unchain my heart" (Joe Cocker). Aber meine Zweifel wurden sofort beseitigt. Hans sang dieses Lied einfach fantastisch, ich war wirklich erstaunt. Um 0.30 Uhr wurde es dunkel im Saal, Hans war nun alleine auf der Bühne und sang zu Ehren unserer Ostmusiker "Unsere Zeit". Eine Lasershow und sein hervorragendes Geigenspiel rundeten die ganze Sache ab, und Hans beendete den Titel mit den Worten: "...ich hab' sie doch heut' schon wieder gesehn". Wir feierten mit Hans ein fantastisches 35jähriges Bühnenjubiläum. Es war ein perfekt durchorganisierter Abend mit nahtlosen Übergängen. Ein großes Dankeschön dafür an Hans und Dani und natürlich an alle mitwirkenden Musiker!
An dieser Stelle möchte ich noch allen Musikern danken, die herzliche Einträge in meinem Buch "Melodie & Rhythmus" (Herbert Schulze) hinterließen. Es hat mit euch allen viel Spaß gemacht!




 

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