Ein Konzertbericht mit Fotos von Gundolf Zimmermann
Wer mit dem Auto nach Schmölln fahren möchte, sollte genau wissen in welchen Ort dieses Namens er oder sie denn reisen möchte. Noch besser ist es, gleich die betreffende Postleitzahl mit ins Navigationsgerät einzugeben. Es gibt nämlich mindestens drei Ortschaften in Deutschland, welche Schmölln heißen. Da gibt es schon erhebliche Entfernungsunterschiede. In meinem Fall liegt ein Schmölln nur ca. 20 Kilometer von meiner dörflichen Hazienda entfernt. Es handelt sich hier um 01877 Schmölln-Putzkau. Bis zur Gemeindereform 1994 waren beide Gemeinden noch selbstständig. Nach 17291 Schmölln in der Gemeinde Randowtal in der brandenburgischen Uckermark müsste ich schon 351 Kilometer fahren. Dann gibt es noch das an dem kleinen Flüsschen Sprotte gelegene 04626 Schmölln im Landkreis Altenburger Land (Entfernung von mir 176 Kilometer). Ihr seht also, es kann ganz entscheidend sein, sich das Reiseziel tatsächlich richtig klarzumachen. Ich kenne eine nette Geschichte, da wollten liebe Freundinnen nach Prießnitz fahren und landeten im falschen Ort. Sie hatten nicht beachtet, dass es ein Prießnitz bei Naumburg und eines im Leipziger Land gibt. Zwischen diesen beiden Orten liegen rund 80 Kilometer. Die Freundinnen hatten damals Glück im Unglück, dass sie ein ausreichendes Polster halten, um das richtige Prießnitz noch zeitgerecht zu erreichen.
Am Sonnabend, dem 7. November 2015, gab ich die Zieladresse "04626 Schmölln, An der Sprotte 5" in den elektronischen Reisewegerklärer meiner blechverkleideten Motorpferdeherde koreanischen Ursprungs ein und lächelte dabei. Ich fand die Adresse etwas ungewöhnlich und sogar witzig. Zum einen, weil ich an die kleinen Meeresfische dachte, die manche in geräucherter Form verzehren, und zum anderen weil sich der Name des sich auch durch Schmölln schlängelnden Flüsschens Sprotte aus dem slawischen sprotiva ableitet, was so viel wie "die Stinkende" bedeutet. Es wurde eine ganz entspannte Anreise nach Schmölln in Thüringen. Kaffee dampfte im Becher, gute Mugge übertönte dezent das Gebrummel des Herzstückes meines Flitzers und die Fahrspuren der Bundesautobahn 4 Richtung Westen waren nicht übermäßig frequentiert. Straßen- und Wetterverhältnisse waren nahezu ideal. Termin- bzw. Zeitdruck waren ebenfalls nicht vorhanden. Ich hing meinen Gedanken nach und schüttete von Zeit zu Zeit eine Schlückchen koffeinhaltiges Heißgetränk in mich hinein. So locker, entspannt und schön kann das Reisen als Muggenpilger, Konzertnomade bzw. Konzertgänger sein. Der Thermobecher leerte sich langsam und die Strecke bis zum Ziel verkürzte sich stetig.
Schmölln empfing mich mit fast menschenleeren Straßen. Kurzzeitig stellte ich mir vor, dass sich so oder so ähnlich ein einsamer Cowboy gefühlt haben muss, wenn er nach langem Ritt durch die Prärie in eine Westernstadt einritt und die Einheimischen ihn heimlich aus sicherer Deckung heraus beobachteten. Kundi, the lonesome Cowboy - das Bild gefiel mir und ich feixte vor mich hin. Meine Kia-Pferdchen trieb es weiter in ein kleines Eckchen vom ehemaligen Industriegebiet und meine elektronische Reiseleiterin behauptete, dass wir am Ziel seien, welches sich links befände. Uff! Wo bin ich denn hier gelandet? Ich sah zunächst eine lange Baracke, an der fast alle Fenster dunkel waren und einen Leuchtkasten mit der Aufschrift Music-Club Schmölln. Geparkte Autos oder Menschen waren auf dem ersten Blick nicht zu sehen. Ich stieg aus und ging auf die an der Stirnseite befindliche Tür zu. Wie durch ein Wunder sah ich plötzlich einen Lichtschein und die Tür ging auf. Ein Mann, den ich in die Sparte Hausmeister einordnen würde, wies mir dann den Weg zum um die Ecke gelegenen Eingang des Clubs und zu den dortigen Parkplätzen. Prima, dort waren ausreichend Platz und auch viel Licht. Die ersten Gäste vor dem Eingang und die abgestellten PKWs signalisierten mir, dass ich hier wohl tatsächlich am Ziel meiner Reise war. Ich schwang mich aus meinem Fortbewegungsmittel und schlenderte los. Am Eingang tauschte ich Geld gegen ein Eintrittsbändchen ein, und schon war ich drin im Music-Club zu Schmölln.
Sehr groß ist der Laden nicht, und luxuriös auch nicht. Das muss er ja als Live-Club auch nicht unbedingt sein. Ca. 80 Quadratmeter reichen für eine ordentliche Mugge doch total aus. Das schafft bei ca. 100 geschätzten Gästen eine ganz familiäre Atmosphäre. Man ist ganz hautnah dran am Musiker und am Geschehen auf der kleinen Bühne. Für feine Pinkels ist so ein Haus sicher nichts. Aber für Leute, die sich früher schon gerne zu Konzerten auf den Dorfsälen und in den kleinen Clubs herumtrieben, und das heute noch gerne tun, ist der Music-Club Schmölln genau richtig. Egal ob man sie damals Tramper, Kunden oder Blueser nannte, hier haben sie in der Neuzeit noch eine Anlaufstelle, um nicht gleich etwas übertrieben Heimat zu sagen. Schnickschnack, Schickimicki-Kram von wegen Blümchen hier, Blümchen da, weiße Tischdecken, Kellner mit geschwollener Sprache und Modegetränke mit exotischen Namen oder gar eine Speisekarte mit Sachen, die man weder aussprechen noch essen kann, fehlen hier völlig. Hier hängen alte Schallplattenhüllen als Schmuck an einer Wand, hier holt man sich Bier aus der Flasche, einen Pott Kaffee oder einen Snack an der Selbstbedienungstheke und hier wird einem das Geld nicht aus der Tasche gezogen. Ganz selbstverständlich stehen hier noch Aschenbecher herum und niemand stört sich am Zigarettenrauch. Vor zwei Jahren hätte ich noch fleißig eine nach der anderen mit gequalmt, aber mittlerweile geht es bei mir ganz gut ohne Nikotin. Mich stört es auch nicht, wenn andere in meiner Gegenwart rauchen. Wer hätte das gedacht? Nette Leute, total erschwingliche Preise für Eintritt, Getränke usw. und musikalische Gäste, die weitab von plätschernder Belanglosigkeit und ebenso weit weg vom Mainstream aus dem Dudelfunk sind, sprechen auch für sich. Wenn der Music-Club Schmölln nicht fast 180 Kilometer weit weg von daheim wäre, wäre er fast ein perfektes Muggenpilgerparadies für mich.
Die Leute dort sind auch kommunikativ, aufgeschlossen und nett. Man kommt dort schnell ins Gespräch. Bis auf einen Wichtigtuer, der meinte unbedingt meinen Platz belegen zu müssen, weil er für die Band filmen durfte, war alles prima. Ich bin ja in hunderten Livekonzerten in dieser Beziehung gestählt worden, dass ich über diese Spezies nur noch gelangweilt gähnen und müde lächeln kann. Bei jedem zweiten oder dritten Konzert trifft man solche Knaller und ich habe gelernt, unaufgeregt damit umzugehen. Ein Grinsen, eine Bemerkung und ein höflicher Schritt zur Seite waren bei mir eins. Der Wichtigtuer fühlte sich sicher oberwichtig und bestätigt, aber das war mir Rille. Zu gegebener Zeit würde ich schon das eine oder andere Foto mit meiner Nikon einfangen und auf Speicherkarte bannen. Da war ich mir sicher. Ich kümmerte mich derweil um wesentlichere Dinge und lernte in den nächsten Minuten fast die ganze Familie Hillig und noch weitere Leute kennen. So verging die Zeit bis zum Liveerlebnis wie im Flug. Kurzzeitig dachte ich zurück an meine erste Begegnung mit Tobias Hillig. Er stand als Gast bei ZÖLLNERs 7 Sünden im "Quasimodo" Berlin (West) auf der Bühne und ich fragte mich damals, wer dieser langhaarige Bombenleger ist, der so geil E-Gitarre spielt. Das war am 2. Oktober 2007 - wenn ich mich richtig erinnere. Ist das wirklich schon wieder acht Jahre her? Seit damals sind wir uns immer öfter begegnet - bei Konzerten oder Festivalauftritten von MOODS OF ALLY, bei VICKI VOMIT UND DIE MISANTHROPISCHEN JAZZ-SCHATULLEN, bei MONOKEL KRAFTBLUES, bei GALAs TOUR, bei MASTERPEACE und bei den drei HIGHLIGEN, beim Konzert für Afghanistan und anderen Veranstaltungen. Dabei führten mich meine Fahrten nach Oettersdorf, Spremberg, Leipzig, Vollmershain, nach Löbau, Berlin oder Dresden. Es machte und macht immer noch Spaß. Tobi ist ein herausragender Musiker, dessen Art Gitarre zu spielen schon ziemlich außergewöhnlich ist. Der Typ hat Talent und auch Gespür für die richtigen Riffs, Licks und Melodien. Dem Kerl braucht man nur eine funktionierende Gitarre in die Hand zu drücken und der Abend ist gelaufen. Tobi braucht keine Show mit Knall, Nebel und Pyroflammen - Tobi und seine Spielweise sind die Show und die kann man deutlich sehen bzw. hören. Ich denke, dass das Gitarrespielen seine Passion und auch seine Bestimmung ist. Menschlich ist Tobi auch kurz gesagt einfach ein Pfundskerl. Ich habe Herrn Hillig noch nicht mit allen seinen Bands gesehen, aber ich arbeite daran (wie man auch unschwer an diesem EXILE-Konzertbericht erkennen kann).
Aber erstmal möchte ich Euch unbedingt noch eine zum Thema passende Geschichte erzählen, die das Leben schrieb: Bei mir in der Firma arbeitet seit einigen Monden ein jüngerer Kollege mit dem Familiennamen Hillig. Unsere Büros liegen sogar auf einer Etage des Bürogebäudes. Wir begegnen uns also mehrmals täglich auf dem Flur. Eines Tages haben wir beide dienstlich etwas zu besprechen. Zu diesem Zwecke trabe ich in sein Büro. Das dienstliche Anliegen ist schnell geklärt. Nebenbei stellte ich ihm die Frage, ob er zufällig einen mir bekannten Musiker aus Schmölln mit seinem Familiennamen kennt. Ich nannte den Namen Tobias Hillig. Die Antwort von ihm lautete, dass das sein Onkel ist. Ich war sprachlos und stellte für mich wieder mal fest, dass die Welt ein Dorf ist und dass Musik die Menschen doch verbindet. Es ist schon manchmal erstaunlich wie sich manche Verknüpfungen ergeben. Es ist ja auch nicht der erste Fall, dass sich mein Hobby mit meinem Berufsleben kreuzt. So entdeckte ich in diesem Jahr auch zufällig, dass eine begeisterte Konzertgängerin, der ich schon seit gefühlten Ewigkeiten in den Konzertsälen zwischen Freiberg und Medingen begegne, die Ex-Ehefrau eines anderen Arbeitskollegen ist. Auch hier machte mich der Familienname stutzig, und ein unbestimmtes Gefühl ließ mich meinem beruflichen Mitstreiter die Frage stellen, "Sag mal, kennst du zufällig eine Frau mit dem Namen X.Y.?" Weiterhin gibt es noch einen Arbeitskollegen, welchen ich vor zwei oder drei Jahren eines Tages bei einem Konzert traf. Allerdings stand ich auf der einen Seite des Bühnenrandes und er als Musiker auf der anderen. Da staunst du als Muggenpilger nicht schlecht. Aber weiter im Text. Der Arbeitskollege und ich kamen ins Gespräch. Er gab mir zum Reinhören die CD eines aktuellen Projektes seines Onkels und teilte mir auch noch mit, dass sein Vater an der Scheibe als Musiker ebenfalls beteiligt ist. Natürlich war mir das Projekt dem Namen nach schon bekannt. Ich kannte auch einige Hör- bzw. Sehproben. Aber ich hatte mich noch nicht dazu aufraffen können, das Album zu erwerben. In der Beziehung habe ich es nicht so mit dem Internet. Der geborgte Silberling gefiel mir aber auf Anhieb und ich beauftragte meinen Kollegen, mir unverzüglich eine Original-CD zu besorgen. Preis sollte keine Rolle spielen, denn ich hatte mich in die Songs bereits verliebt. Ein paar Tage später sagte der Kollege endlich, dass er etwas für mich hat. Ich zückte sofort mein Zwiebelleder und wollte ihm 20,00 Euronen in die Hand drücken. Doch er sagte nur, lass mal stecken und schau lieber mal ins Booklet. Dort stand für "Für Kundi von Tobi." Ich habe mich riesig gefreut und schicke auf diese Weise auch noch mal ein großes Dankeschön an Tobi Hillig! Bei der CD handelte es sich übrigens um die aktuelle Scheibe von EXILE, "EXILE live am 29.11.2014 im MusicClub Schmölln". Wer mal bekannte Rock- und Bluesklassiker im schicken Akustikgewand hören möchte, sollte sich diese CD unbedingt zulegen und/oder eines der raren Konzerte von EXILE besuchen.
Im Music-Club Schmölln konnte ich vor einer Woche EXILE das erste Mal live erleben und es wurde eigentlich eine einzigartige (elektro-)akustische Blues-/Bluesrock-Sinfonie für Gitarren, Bluesharp, Saxophon, Schlagzeug und Gesang. Vielleicht ist ja der Blues die ursprünglichste, urwüchsigste Sparte der populären Musik. Die Herren von EXILE zauberten in dieser familiären Atmosphäre des Music-Clubs aus den ausgewählten Klassikern mit Phantasie, Spielfreude und Herz völlig eigenständige Versionen. Da war nix überdreht, überzogen und auch nix stumpf kopiert. Die Band startete von der ersten Sekunde und dem ersten gespielten Song an eine Orgie handgemachter, ehrlicher Mugge für die Fans und für sich selbst. Ich war zeitweise richtig baff, was da musikalisch abging. Die Leistungen der Musiker als geschlossene Band, aber auch die einzelnen Instrumente für sich boten ein sagenhaftes Spektrum an Wohlklängen und überraschenden musikalischen Wendungen. Da wurde auf der Gitarre mal ordentlich geslidet oder es wurden auf wenigen Gitarrensaiten wunderschöne Melodieläufe gezupft, die Bluesharp tönte und das Saxofon krönte manchen Titel auch noch. Dazu kam eine leicht angeraute Gesangsstimme von Mick Szutor, die sanft überflüssigen musikalischen Kleister aus den Lauschmuscheln und aus den Seelen zu putzen schien.
Was mir auch Spaß gemacht hat, war die lockere Art, die die Musiker unter sich pflegten. Man spürte, dass da Freunde gemeinsam ihre Leidenschaft für Musik und großartige Songs pflegten. Da wurde sich gegenseitig mal ein Lächeln geschenkt, nach besonders gelungen Stücken mit dem Kollegen abgeklatscht oder die eine oder andere witzige Bemerkung gemacht. Die Jungs kennen sich ja schon lange und zum Teil musizieren sie ja auch noch gemeinsam in anderen Bands. Schlagzeuger Ralph "Rundi" Jähn gibt ja zum Beispiel auch bei MOODS OF ALLY den Takt vor. MICK SZUTOR ist der zweite Gitarrist der ROLLING STONES-Coverband TUMBLING DICE. In beiden Kapellen ist auch Tobias Hillig vertreten. Sein Bruder Jürgen hat mir übrigens auch sehr imponiert, weil er sich mit 45 Jahren einen Traum erfüllte und Saxofon lernte. Er hatte zwar im Kindesalter Trompete gelernt, aber sich dann lieber Beruf und Familie gewidmet. Jetzt steht er gelegentlich sogar mit seinem Bruder auf einer Bühne und auf CD ist er mit seiner Blaskanne auch verewigt.
"Not Fade Away" war schon Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Titelsong der Schallplatte der AMIGA-BLUESBAND. Das Original ist aber noch viel älter und stammt aus dem Jahr 1957. BUDDY HOLLY schrieb dieses Lied und spielte es mit seiner Band THE CRICKETS ein. Später adaptierten auch die ROLLING STONES dieses Werk. Für EXILE war es der Auftaktsong des Abends. Apropos ROLLING STONES - das eine oder andere T-Shirt im Publikum und auch ein Musiker trugen Shirts mit der berühmtesten Zunge der Welt. Schmölln ist irgendwie ROLLING STONES-Fanzone. Von Tobi Hillig wissen wir ja auch, dass er ein absoluter Fan der Jagger/Richards-Kapelle ist. Er stand auch schon mit deren Ex-Leadgitarristen Mick Taylor gemeinsam auf der Bühne. Übrigens waren die Rollenden Steine auch so etwas wie der rote Faden, der sich durch dieses Konzert zog. Im Programm waren mehrere Stücke, die die STONES früher gecovert hatten und auch einige aus ihrer Feder stammende Lieder waren zuhören. "You Gotta Move" war ursprünglich ein traditioneller und spiritueller Song der afroamerikanischen Christen. Der Mississippi-Blueser Fred McDowell nahm sich 1965 dieses Liedes an. Später entdeckten auch die ROLLING STONES dieses Goldstück für sich. Auch daraus machte die Band EXILE ein kleines musikalisches Fest. Mir hat insbesondere auch die von Mr. Skepper sehr dezent gespielte Bluesharp gefallen (z.B. auch bei "Little Red Rooster"). Er hat an diesem Abend wirklich einen fabelhaften Eindruck hinterlassen und das nicht nur bei mir. Man muss also gar nicht immer die laute Pferdelunge-Variante spielen, obwohl ich mir sicher bin, dass er die auch drauf hätte. Der eine oder andere gespielte Titel klang (zumindest für mich) besser als die Originalvorlage. "Suzie Q." von Dale Hawkins war für mich so ein Fall. An dem Stück rieben sich ja auch schon viele Musiker von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL bis zu den ROLLING STONES. Die Männer von EXILE spielten dieses Stück etwas runder und weicher, das gefiel mir gut. Übrigens hatte sich sogar SUZI QUATRO an diesem Lied mal versucht. Einige Jahre war ihre Aufnahme "Suzi Q." die Intromusik zu ihren Konzerten. BOWIEs "Heroes" in der Fassung von EXILE ist für mich die beste Cover-Version dieses Hits, die es überhaupt gibt. Da stimmt einfach alles ... vom Gesang, über Rhythmus und den Mittelteil mit Tobis Gitarrensolo, sowie der akzentuierten Bluesharp, bis hin zum Ende des Songs. Trotz Bock auf die Mugge und Freude am gemeinsamen Auftritt in Schmölln gönnten die Musiker sich und uns dann eine Halbzeitpause.
Nach der Pause kam endlich "Ghostriders in the Sky: A Cowboy Legend". Ich liebe diesen Song. Er wurde hunderte Male als Country-, Folk-, Rock oder gar als Metalsong auf der ganzen Welt gecovert. Dabei schrieb ihn Ende der 40er Jahre ein amerikanischer Nationalpark-Ranger fast nebenbei. Fast jedes Kind und jeder Greis hat die Melodie schon mal gehört. Die Legende von den Geisterreitern, die dazu bis in alle Ewigkeit verdammt sind die Herde des Teufels am Himmel zu jagen, ging so mehrmals um die Welt. ELVIS, DEAN MARTIN, JOHNNY CASH, PETER PAUL & MARY und viele andere haben diesen Titel gesungen und aufgenommen. Mir persönlich hatte es bisher die Interpretation der Band DIE APOKALYPTISCHEN REITER aus Thüringen angetan. Übrigens haben wir als Kinder das Lied gerne verballhornt und das ging so: "Es war in einer Sommernacht am Rande des Urals. Die Russen lagen dicht an dicht. Die Köpfe waren kahl. Der Kolchos der war abgebrannt, der Traktor explodiert. Der Russe, der dran schuld war, dem ist gar nichts passiert". Keine Ahnung, wo das herkam, aber meine Eltern hatten einen mörderischen Schrecken bekommen, als ich ihnen das laut vorsang. Mir war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht klar, weshalb das so war. Ich bekam ein empört-ängstliches "Junge, bist du noch zu retten" von meiner Mutter und eine Standpauke von meinem Vater. Fortan sangen wir das Lied heimlich im Kinderkreis. Später als Jugendliche haben wir das Lied auch gerne im Suff auf unseren legendären Feten gegrölt, und das ohne spürbare Folgen durch staatliche Organe. "I won't back down" von Tom Petty stürzte mich wieder in eine Mitsingkrise, denn EXILE sangen die Originalversion und mir ging GUNDERMANNs Version "Menschenmädchen" durch den Kopf. Aber das machte gar nichts. Ich bin halt ein bissel "verrückt", aber damit kann ich leben. Den "Personal Jesus" hätte ich von EXILE nicht erwartet. Ich habe ja so meine Probleme mit DEPECHE MODE, aber Tobi Hillig und seine Musiker-Bande machten doch eine auch für mich hörbare Liedvariante daraus.
Ich möchte jetzt aber langsam zum Ende des Berichtes kommen. Natürlich wurden auch noch weitere Lieder gespielt, aber ich bekam den Mund nicht mehr zu als die letzte Zugabe kam, und das war "Halt dich an deiner Liebe fest" von TON STEINE SCHERBEN. Wer mich kennt weiß ja, dass ich unter anderem auch immer noch auf RIO REISER total abfahre. Selbstverständlich habe ich kräftig mitgesungen und am Ende für diesen Abend insgesamt noch kräftig Beifall geklatscht. Ach wäre das schön, wenn dieser Music-Club in dem Schmölln hier um die Ecke wäre. So ist es für regelmäßige Konzertbesuche dorthin in das Thüringer Schmölln etwas weit. Aber wenn Zeit, Finanzen, Wetter und mein Tourplan es zulassen, sind vereinzelte Besuche dort nicht ausgeschlossen. Für die Band EXILE gibt es von mir nur ein "Daumen hoch" und das doppelt. Jetzt bin ich mal ganz egoistisch: Es wäre schön, wenn Veranstalter in Ostsachsen die Band auch mal buchen würden.
Am Sonnabend, dem 7. November 2015, gab ich die Zieladresse "04626 Schmölln, An der Sprotte 5" in den elektronischen Reisewegerklärer meiner blechverkleideten Motorpferdeherde koreanischen Ursprungs ein und lächelte dabei. Ich fand die Adresse etwas ungewöhnlich und sogar witzig. Zum einen, weil ich an die kleinen Meeresfische dachte, die manche in geräucherter Form verzehren, und zum anderen weil sich der Name des sich auch durch Schmölln schlängelnden Flüsschens Sprotte aus dem slawischen sprotiva ableitet, was so viel wie "die Stinkende" bedeutet. Es wurde eine ganz entspannte Anreise nach Schmölln in Thüringen. Kaffee dampfte im Becher, gute Mugge übertönte dezent das Gebrummel des Herzstückes meines Flitzers und die Fahrspuren der Bundesautobahn 4 Richtung Westen waren nicht übermäßig frequentiert. Straßen- und Wetterverhältnisse waren nahezu ideal. Termin- bzw. Zeitdruck waren ebenfalls nicht vorhanden. Ich hing meinen Gedanken nach und schüttete von Zeit zu Zeit eine Schlückchen koffeinhaltiges Heißgetränk in mich hinein. So locker, entspannt und schön kann das Reisen als Muggenpilger, Konzertnomade bzw. Konzertgänger sein. Der Thermobecher leerte sich langsam und die Strecke bis zum Ziel verkürzte sich stetig.
Schmölln empfing mich mit fast menschenleeren Straßen. Kurzzeitig stellte ich mir vor, dass sich so oder so ähnlich ein einsamer Cowboy gefühlt haben muss, wenn er nach langem Ritt durch die Prärie in eine Westernstadt einritt und die Einheimischen ihn heimlich aus sicherer Deckung heraus beobachteten. Kundi, the lonesome Cowboy - das Bild gefiel mir und ich feixte vor mich hin. Meine Kia-Pferdchen trieb es weiter in ein kleines Eckchen vom ehemaligen Industriegebiet und meine elektronische Reiseleiterin behauptete, dass wir am Ziel seien, welches sich links befände. Uff! Wo bin ich denn hier gelandet? Ich sah zunächst eine lange Baracke, an der fast alle Fenster dunkel waren und einen Leuchtkasten mit der Aufschrift Music-Club Schmölln. Geparkte Autos oder Menschen waren auf dem ersten Blick nicht zu sehen. Ich stieg aus und ging auf die an der Stirnseite befindliche Tür zu. Wie durch ein Wunder sah ich plötzlich einen Lichtschein und die Tür ging auf. Ein Mann, den ich in die Sparte Hausmeister einordnen würde, wies mir dann den Weg zum um die Ecke gelegenen Eingang des Clubs und zu den dortigen Parkplätzen. Prima, dort waren ausreichend Platz und auch viel Licht. Die ersten Gäste vor dem Eingang und die abgestellten PKWs signalisierten mir, dass ich hier wohl tatsächlich am Ziel meiner Reise war. Ich schwang mich aus meinem Fortbewegungsmittel und schlenderte los. Am Eingang tauschte ich Geld gegen ein Eintrittsbändchen ein, und schon war ich drin im Music-Club zu Schmölln.
Sehr groß ist der Laden nicht, und luxuriös auch nicht. Das muss er ja als Live-Club auch nicht unbedingt sein. Ca. 80 Quadratmeter reichen für eine ordentliche Mugge doch total aus. Das schafft bei ca. 100 geschätzten Gästen eine ganz familiäre Atmosphäre. Man ist ganz hautnah dran am Musiker und am Geschehen auf der kleinen Bühne. Für feine Pinkels ist so ein Haus sicher nichts. Aber für Leute, die sich früher schon gerne zu Konzerten auf den Dorfsälen und in den kleinen Clubs herumtrieben, und das heute noch gerne tun, ist der Music-Club Schmölln genau richtig. Egal ob man sie damals Tramper, Kunden oder Blueser nannte, hier haben sie in der Neuzeit noch eine Anlaufstelle, um nicht gleich etwas übertrieben Heimat zu sagen. Schnickschnack, Schickimicki-Kram von wegen Blümchen hier, Blümchen da, weiße Tischdecken, Kellner mit geschwollener Sprache und Modegetränke mit exotischen Namen oder gar eine Speisekarte mit Sachen, die man weder aussprechen noch essen kann, fehlen hier völlig. Hier hängen alte Schallplattenhüllen als Schmuck an einer Wand, hier holt man sich Bier aus der Flasche, einen Pott Kaffee oder einen Snack an der Selbstbedienungstheke und hier wird einem das Geld nicht aus der Tasche gezogen. Ganz selbstverständlich stehen hier noch Aschenbecher herum und niemand stört sich am Zigarettenrauch. Vor zwei Jahren hätte ich noch fleißig eine nach der anderen mit gequalmt, aber mittlerweile geht es bei mir ganz gut ohne Nikotin. Mich stört es auch nicht, wenn andere in meiner Gegenwart rauchen. Wer hätte das gedacht? Nette Leute, total erschwingliche Preise für Eintritt, Getränke usw. und musikalische Gäste, die weitab von plätschernder Belanglosigkeit und ebenso weit weg vom Mainstream aus dem Dudelfunk sind, sprechen auch für sich. Wenn der Music-Club Schmölln nicht fast 180 Kilometer weit weg von daheim wäre, wäre er fast ein perfektes Muggenpilgerparadies für mich.
Die Leute dort sind auch kommunikativ, aufgeschlossen und nett. Man kommt dort schnell ins Gespräch. Bis auf einen Wichtigtuer, der meinte unbedingt meinen Platz belegen zu müssen, weil er für die Band filmen durfte, war alles prima. Ich bin ja in hunderten Livekonzerten in dieser Beziehung gestählt worden, dass ich über diese Spezies nur noch gelangweilt gähnen und müde lächeln kann. Bei jedem zweiten oder dritten Konzert trifft man solche Knaller und ich habe gelernt, unaufgeregt damit umzugehen. Ein Grinsen, eine Bemerkung und ein höflicher Schritt zur Seite waren bei mir eins. Der Wichtigtuer fühlte sich sicher oberwichtig und bestätigt, aber das war mir Rille. Zu gegebener Zeit würde ich schon das eine oder andere Foto mit meiner Nikon einfangen und auf Speicherkarte bannen. Da war ich mir sicher. Ich kümmerte mich derweil um wesentlichere Dinge und lernte in den nächsten Minuten fast die ganze Familie Hillig und noch weitere Leute kennen. So verging die Zeit bis zum Liveerlebnis wie im Flug. Kurzzeitig dachte ich zurück an meine erste Begegnung mit Tobias Hillig. Er stand als Gast bei ZÖLLNERs 7 Sünden im "Quasimodo" Berlin (West) auf der Bühne und ich fragte mich damals, wer dieser langhaarige Bombenleger ist, der so geil E-Gitarre spielt. Das war am 2. Oktober 2007 - wenn ich mich richtig erinnere. Ist das wirklich schon wieder acht Jahre her? Seit damals sind wir uns immer öfter begegnet - bei Konzerten oder Festivalauftritten von MOODS OF ALLY, bei VICKI VOMIT UND DIE MISANTHROPISCHEN JAZZ-SCHATULLEN, bei MONOKEL KRAFTBLUES, bei GALAs TOUR, bei MASTERPEACE und bei den drei HIGHLIGEN, beim Konzert für Afghanistan und anderen Veranstaltungen. Dabei führten mich meine Fahrten nach Oettersdorf, Spremberg, Leipzig, Vollmershain, nach Löbau, Berlin oder Dresden. Es machte und macht immer noch Spaß. Tobi ist ein herausragender Musiker, dessen Art Gitarre zu spielen schon ziemlich außergewöhnlich ist. Der Typ hat Talent und auch Gespür für die richtigen Riffs, Licks und Melodien. Dem Kerl braucht man nur eine funktionierende Gitarre in die Hand zu drücken und der Abend ist gelaufen. Tobi braucht keine Show mit Knall, Nebel und Pyroflammen - Tobi und seine Spielweise sind die Show und die kann man deutlich sehen bzw. hören. Ich denke, dass das Gitarrespielen seine Passion und auch seine Bestimmung ist. Menschlich ist Tobi auch kurz gesagt einfach ein Pfundskerl. Ich habe Herrn Hillig noch nicht mit allen seinen Bands gesehen, aber ich arbeite daran (wie man auch unschwer an diesem EXILE-Konzertbericht erkennen kann).
Aber erstmal möchte ich Euch unbedingt noch eine zum Thema passende Geschichte erzählen, die das Leben schrieb: Bei mir in der Firma arbeitet seit einigen Monden ein jüngerer Kollege mit dem Familiennamen Hillig. Unsere Büros liegen sogar auf einer Etage des Bürogebäudes. Wir begegnen uns also mehrmals täglich auf dem Flur. Eines Tages haben wir beide dienstlich etwas zu besprechen. Zu diesem Zwecke trabe ich in sein Büro. Das dienstliche Anliegen ist schnell geklärt. Nebenbei stellte ich ihm die Frage, ob er zufällig einen mir bekannten Musiker aus Schmölln mit seinem Familiennamen kennt. Ich nannte den Namen Tobias Hillig. Die Antwort von ihm lautete, dass das sein Onkel ist. Ich war sprachlos und stellte für mich wieder mal fest, dass die Welt ein Dorf ist und dass Musik die Menschen doch verbindet. Es ist schon manchmal erstaunlich wie sich manche Verknüpfungen ergeben. Es ist ja auch nicht der erste Fall, dass sich mein Hobby mit meinem Berufsleben kreuzt. So entdeckte ich in diesem Jahr auch zufällig, dass eine begeisterte Konzertgängerin, der ich schon seit gefühlten Ewigkeiten in den Konzertsälen zwischen Freiberg und Medingen begegne, die Ex-Ehefrau eines anderen Arbeitskollegen ist. Auch hier machte mich der Familienname stutzig, und ein unbestimmtes Gefühl ließ mich meinem beruflichen Mitstreiter die Frage stellen, "Sag mal, kennst du zufällig eine Frau mit dem Namen X.Y.?" Weiterhin gibt es noch einen Arbeitskollegen, welchen ich vor zwei oder drei Jahren eines Tages bei einem Konzert traf. Allerdings stand ich auf der einen Seite des Bühnenrandes und er als Musiker auf der anderen. Da staunst du als Muggenpilger nicht schlecht. Aber weiter im Text. Der Arbeitskollege und ich kamen ins Gespräch. Er gab mir zum Reinhören die CD eines aktuellen Projektes seines Onkels und teilte mir auch noch mit, dass sein Vater an der Scheibe als Musiker ebenfalls beteiligt ist. Natürlich war mir das Projekt dem Namen nach schon bekannt. Ich kannte auch einige Hör- bzw. Sehproben. Aber ich hatte mich noch nicht dazu aufraffen können, das Album zu erwerben. In der Beziehung habe ich es nicht so mit dem Internet. Der geborgte Silberling gefiel mir aber auf Anhieb und ich beauftragte meinen Kollegen, mir unverzüglich eine Original-CD zu besorgen. Preis sollte keine Rolle spielen, denn ich hatte mich in die Songs bereits verliebt. Ein paar Tage später sagte der Kollege endlich, dass er etwas für mich hat. Ich zückte sofort mein Zwiebelleder und wollte ihm 20,00 Euronen in die Hand drücken. Doch er sagte nur, lass mal stecken und schau lieber mal ins Booklet. Dort stand für "Für Kundi von Tobi." Ich habe mich riesig gefreut und schicke auf diese Weise auch noch mal ein großes Dankeschön an Tobi Hillig! Bei der CD handelte es sich übrigens um die aktuelle Scheibe von EXILE, "EXILE live am 29.11.2014 im MusicClub Schmölln". Wer mal bekannte Rock- und Bluesklassiker im schicken Akustikgewand hören möchte, sollte sich diese CD unbedingt zulegen und/oder eines der raren Konzerte von EXILE besuchen.
Im Music-Club Schmölln konnte ich vor einer Woche EXILE das erste Mal live erleben und es wurde eigentlich eine einzigartige (elektro-)akustische Blues-/Bluesrock-Sinfonie für Gitarren, Bluesharp, Saxophon, Schlagzeug und Gesang. Vielleicht ist ja der Blues die ursprünglichste, urwüchsigste Sparte der populären Musik. Die Herren von EXILE zauberten in dieser familiären Atmosphäre des Music-Clubs aus den ausgewählten Klassikern mit Phantasie, Spielfreude und Herz völlig eigenständige Versionen. Da war nix überdreht, überzogen und auch nix stumpf kopiert. Die Band startete von der ersten Sekunde und dem ersten gespielten Song an eine Orgie handgemachter, ehrlicher Mugge für die Fans und für sich selbst. Ich war zeitweise richtig baff, was da musikalisch abging. Die Leistungen der Musiker als geschlossene Band, aber auch die einzelnen Instrumente für sich boten ein sagenhaftes Spektrum an Wohlklängen und überraschenden musikalischen Wendungen. Da wurde auf der Gitarre mal ordentlich geslidet oder es wurden auf wenigen Gitarrensaiten wunderschöne Melodieläufe gezupft, die Bluesharp tönte und das Saxofon krönte manchen Titel auch noch. Dazu kam eine leicht angeraute Gesangsstimme von Mick Szutor, die sanft überflüssigen musikalischen Kleister aus den Lauschmuscheln und aus den Seelen zu putzen schien.
Was mir auch Spaß gemacht hat, war die lockere Art, die die Musiker unter sich pflegten. Man spürte, dass da Freunde gemeinsam ihre Leidenschaft für Musik und großartige Songs pflegten. Da wurde sich gegenseitig mal ein Lächeln geschenkt, nach besonders gelungen Stücken mit dem Kollegen abgeklatscht oder die eine oder andere witzige Bemerkung gemacht. Die Jungs kennen sich ja schon lange und zum Teil musizieren sie ja auch noch gemeinsam in anderen Bands. Schlagzeuger Ralph "Rundi" Jähn gibt ja zum Beispiel auch bei MOODS OF ALLY den Takt vor. MICK SZUTOR ist der zweite Gitarrist der ROLLING STONES-Coverband TUMBLING DICE. In beiden Kapellen ist auch Tobias Hillig vertreten. Sein Bruder Jürgen hat mir übrigens auch sehr imponiert, weil er sich mit 45 Jahren einen Traum erfüllte und Saxofon lernte. Er hatte zwar im Kindesalter Trompete gelernt, aber sich dann lieber Beruf und Familie gewidmet. Jetzt steht er gelegentlich sogar mit seinem Bruder auf einer Bühne und auf CD ist er mit seiner Blaskanne auch verewigt.
"Not Fade Away" war schon Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Titelsong der Schallplatte der AMIGA-BLUESBAND. Das Original ist aber noch viel älter und stammt aus dem Jahr 1957. BUDDY HOLLY schrieb dieses Lied und spielte es mit seiner Band THE CRICKETS ein. Später adaptierten auch die ROLLING STONES dieses Werk. Für EXILE war es der Auftaktsong des Abends. Apropos ROLLING STONES - das eine oder andere T-Shirt im Publikum und auch ein Musiker trugen Shirts mit der berühmtesten Zunge der Welt. Schmölln ist irgendwie ROLLING STONES-Fanzone. Von Tobi Hillig wissen wir ja auch, dass er ein absoluter Fan der Jagger/Richards-Kapelle ist. Er stand auch schon mit deren Ex-Leadgitarristen Mick Taylor gemeinsam auf der Bühne. Übrigens waren die Rollenden Steine auch so etwas wie der rote Faden, der sich durch dieses Konzert zog. Im Programm waren mehrere Stücke, die die STONES früher gecovert hatten und auch einige aus ihrer Feder stammende Lieder waren zuhören. "You Gotta Move" war ursprünglich ein traditioneller und spiritueller Song der afroamerikanischen Christen. Der Mississippi-Blueser Fred McDowell nahm sich 1965 dieses Liedes an. Später entdeckten auch die ROLLING STONES dieses Goldstück für sich. Auch daraus machte die Band EXILE ein kleines musikalisches Fest. Mir hat insbesondere auch die von Mr. Skepper sehr dezent gespielte Bluesharp gefallen (z.B. auch bei "Little Red Rooster"). Er hat an diesem Abend wirklich einen fabelhaften Eindruck hinterlassen und das nicht nur bei mir. Man muss also gar nicht immer die laute Pferdelunge-Variante spielen, obwohl ich mir sicher bin, dass er die auch drauf hätte. Der eine oder andere gespielte Titel klang (zumindest für mich) besser als die Originalvorlage. "Suzie Q." von Dale Hawkins war für mich so ein Fall. An dem Stück rieben sich ja auch schon viele Musiker von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL bis zu den ROLLING STONES. Die Männer von EXILE spielten dieses Stück etwas runder und weicher, das gefiel mir gut. Übrigens hatte sich sogar SUZI QUATRO an diesem Lied mal versucht. Einige Jahre war ihre Aufnahme "Suzi Q." die Intromusik zu ihren Konzerten. BOWIEs "Heroes" in der Fassung von EXILE ist für mich die beste Cover-Version dieses Hits, die es überhaupt gibt. Da stimmt einfach alles ... vom Gesang, über Rhythmus und den Mittelteil mit Tobis Gitarrensolo, sowie der akzentuierten Bluesharp, bis hin zum Ende des Songs. Trotz Bock auf die Mugge und Freude am gemeinsamen Auftritt in Schmölln gönnten die Musiker sich und uns dann eine Halbzeitpause.
Nach der Pause kam endlich "Ghostriders in the Sky: A Cowboy Legend". Ich liebe diesen Song. Er wurde hunderte Male als Country-, Folk-, Rock oder gar als Metalsong auf der ganzen Welt gecovert. Dabei schrieb ihn Ende der 40er Jahre ein amerikanischer Nationalpark-Ranger fast nebenbei. Fast jedes Kind und jeder Greis hat die Melodie schon mal gehört. Die Legende von den Geisterreitern, die dazu bis in alle Ewigkeit verdammt sind die Herde des Teufels am Himmel zu jagen, ging so mehrmals um die Welt. ELVIS, DEAN MARTIN, JOHNNY CASH, PETER PAUL & MARY und viele andere haben diesen Titel gesungen und aufgenommen. Mir persönlich hatte es bisher die Interpretation der Band DIE APOKALYPTISCHEN REITER aus Thüringen angetan. Übrigens haben wir als Kinder das Lied gerne verballhornt und das ging so: "Es war in einer Sommernacht am Rande des Urals. Die Russen lagen dicht an dicht. Die Köpfe waren kahl. Der Kolchos der war abgebrannt, der Traktor explodiert. Der Russe, der dran schuld war, dem ist gar nichts passiert". Keine Ahnung, wo das herkam, aber meine Eltern hatten einen mörderischen Schrecken bekommen, als ich ihnen das laut vorsang. Mir war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht klar, weshalb das so war. Ich bekam ein empört-ängstliches "Junge, bist du noch zu retten" von meiner Mutter und eine Standpauke von meinem Vater. Fortan sangen wir das Lied heimlich im Kinderkreis. Später als Jugendliche haben wir das Lied auch gerne im Suff auf unseren legendären Feten gegrölt, und das ohne spürbare Folgen durch staatliche Organe. "I won't back down" von Tom Petty stürzte mich wieder in eine Mitsingkrise, denn EXILE sangen die Originalversion und mir ging GUNDERMANNs Version "Menschenmädchen" durch den Kopf. Aber das machte gar nichts. Ich bin halt ein bissel "verrückt", aber damit kann ich leben. Den "Personal Jesus" hätte ich von EXILE nicht erwartet. Ich habe ja so meine Probleme mit DEPECHE MODE, aber Tobi Hillig und seine Musiker-Bande machten doch eine auch für mich hörbare Liedvariante daraus.
Ich möchte jetzt aber langsam zum Ende des Berichtes kommen. Natürlich wurden auch noch weitere Lieder gespielt, aber ich bekam den Mund nicht mehr zu als die letzte Zugabe kam, und das war "Halt dich an deiner Liebe fest" von TON STEINE SCHERBEN. Wer mich kennt weiß ja, dass ich unter anderem auch immer noch auf RIO REISER total abfahre. Selbstverständlich habe ich kräftig mitgesungen und am Ende für diesen Abend insgesamt noch kräftig Beifall geklatscht. Ach wäre das schön, wenn dieser Music-Club in dem Schmölln hier um die Ecke wäre. So ist es für regelmäßige Konzertbesuche dorthin in das Thüringer Schmölln etwas weit. Aber wenn Zeit, Finanzen, Wetter und mein Tourplan es zulassen, sind vereinzelte Besuche dort nicht ausgeschlossen. Für die Band EXILE gibt es von mir nur ein "Daumen hoch" und das doppelt. Jetzt bin ich mal ganz egoistisch: Es wäre schön, wenn Veranstalter in Ostsachsen die Band auch mal buchen würden.
Bitte beachtet auch:
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• Homepage des "Music-Club" in Schmölln: www.musicclub-sln.de
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