000 20150817 1146713834
 
 
 
 
 


uesc 20150817 1028323354
Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer



Wie schon vor etwa einem Jahr, fuhr ich am letzten Freitag in den Ort Milow im Havelland zum Hörbar Blues Open Air. Es ist zwar nicht gerade ein kurzer Weg dorthin, aber dank Verwandschaft konnte ich vor Ort auch übernachten und meine Frau ein ausgiebiges Schwätzchen mit ihrer Schwester halten, während ich das Festival besuche. Ich ging derweil am Abend zum Havelufer, wo wieder eine Bühne stand und allerhand Leute aus Nah und Fern eintrafen. Auch einige Boote hatten am Ufer festgemacht. Niemand brauchte an diesem Abend Angst haben, dass er hier hungern oder verdursten muss, denn für das leibliche Wohl war ausreichend gesorgt. Es gab auch zahlreiche Biertischgarnituren oder einfach nur Bänke, denn einen ganzen Abend stehen ist anstrengend.

Kurz nach 19:00 Uhr nahm Carsten Fröhlich, der Initiator und Veranstalter des Events das Mikrofon in die Hand, begrüßte alle herzlich und eröffnete die Veranstaltung. Mit dem "Hörbar Blues Festival" hat hat alles vor neun Jahren, also im Jahre 2006, begonnen. Damals noch unter dem Dach der Gaststätte "Hörbar", die von Carsten Fröhlich bis ins Jahr 2010 betrieben wurde.a 20150817 2073544949 Im folgenden Jahr, nach Fröhlichs "Trennung" von der Gaststätte, fand das Blues Festival erstmals als Open Air-Event auf dem Freizeitgelände am Havelufer statt. Der Name "Hörbar" ist aber geblieben, und so traf man sich in diesem Jahr bereits zum neunten Mal zum "Blues". Für dieses Jahr standen drei Künstler beziehungsweise Bands auf dem Plan, und als erster Act wurde LUTZ "KOWA" KOWALEWSKI angekündigt.

Ein sparsames Equipment, bestehend aus einem Mikrofon, einem Hocker, zwei Gitarren, einem kleinen Mischpult und einer Bassdrum, waren auf der kleinen Bühne aufgebaut. Diese wenigen Zutaten, gepaart mit einer rauen Bluesstimme und jeder Menge Bluesfeeling, waren es, das die Besucher in den nächsten neunzig Minuten erwartete. Da saß ein Mann mit schon ergrautem Haar auf dem Hocker hinter seinem Bassdrum und hielt eine Gitarre in den Händen. Je nach Song benutzt er im Wechsel eine Resonator-Gitarre, auch Dobro genannt, oder eine normale Akustikgitarre, die er beide mit hoher Perfektion spielte. Die Resonator-Gitarre mit dem Metallkorpus und einer freien Stimmung klingt hart und wird auch unter zur Hilfenahme eines Bottleneck gespielt. KOWA gab zu allen gespielten Stücken vorweg immer eine kleine Erläuterung, wobei Namen aus der Bluesgeschichte bzw. Bluesszene fielen, die ich nicht alle behalten konnte. Howlin' Wolf oder Muddy Waters seien hier nur stellvertretend genannt. Der musikalische Bogen spannte sich bis hin den ROLLING STONES ("Honky Tonk Women" bzw. "Country-Honk" und "Get Off Of My Cloud"). Den Rhythmus klopfte KOWA mit der Fußmaschine auf die Bassdrum, und ab und an hörte man so ein quäkendes Geräusch, welches er durch ein Kazoo erzeugte. Dieses hatte er mittels Klebeband am Mikrofon befestigt. Den Blues kann man nicht einfach vom Notenblatt abspielen, der Blues kommt aus der Seele. Und wenn jemand dieses Bluesfeeling hat, dann ist es LUTZ KOWALEWSKI. Für sein Konzert bekam er reichlich Beifall und Rufe nach einer Zugabe. Die gab er aber nicht und das zugunsten der folgenden Bands, denen er nicht die Zeit klauen wollte. Als ich KOWA noch etwas fragen wollte, erwischte ich einen schlechten Augenblick. Er war ziemlich verärgert, denn er wollte nach getaner Arbeit eine Zigarette rauchen, konnte dies aber nicht. Das fast volle Zigarettenpäckchen hatte er vor seinem Auftritt im Bachstage-Zelt auf dem Tisch gelassen, und da war es nicht mehr. Dass man nicht gerade erfreut ist, wenn man seiner Kippen beklaut wird, kann sogar ich als Nichtraucher verstehen.

In der Zwischenzeit hatte die nächste Band aufgebaut und das Programm konnte weitergehen. Als nächstes standen ERIC TRITON & BAND auf dem Plan. Die vier Musiker kommen aus Mauritius, dem Inselstaat im Indischen Ozean, ca. 1.700 km westlich von Afrika. ERIC TRITON spielt die Gitarre und singt. Begleitet wird er von einem Bassisten und zwei Musikern an den Percussion-Instrumenten. In ihrer Heimat sind die Musiker sehr bekannt und nicht selten spielen sie dort vor tausenden Menschen. Im Juli und August dieses Jahres sind die vier auf Europa-Tournee, welche sie am Freitag ins Havelland nach Milow führte. ERIC TRITON komponiert seine Songs zum größten Teil selbst. Die Sprache, in der die Texte geschrieben sind, ist Kreol, und zum Teil schreibt er sie auch auch in französisch und englisch. Auf der Bühne setzt sein Gitarrenspiel, gepaart mit seinem Gesang, die Zuhörer in Erstaunen. Mit einer Leichtigkeit bewegt er die Finger seiner rechten Hand über das Griffbrett der Gitarre (ERIC TRITON ist Linkshänder), die Saiten zupft er mit dem Daumen und den Fingern und seine Stimme ist rau und erinnert etwas an LOUIS ARMSTONG. Die Musik enthält Einflüsse von Stilrichtungen wie Swing, Rock und Blues, Folklore, Soul und Reggae und wie mir erzählt wurde, handeln die Texte vom Stolz auf die Heimat, Hoffnung und sie beschäftigen sich auch mit Ungerechtigkeit. Sofort fanden sich Leute vor der Bühne ein, um nach dieser Musik zu tanzen.

Gegen 22:00 Uhr machte die Band eine Pause und ERIC sagte auf Englisch, man möge jetzt in den Himmel schauen. In diesem Moment flogen Feuerwerksraketen in die Luft und in den nächsten Minuten ergossen sich Feuerwerksfontänen über den Nachthimmel. Nach dieser Einlage ging es nochmal mit den Gästen aus Mauritius weiter. Auch hier gab es am Ende keine Zugabe, denn die nächste Band wartete schon darauf, ihren Auftritt vorzubereiten.

Die dritte Band auf dem Ablaufplan war Speiche's MONOKEL Blues Band. Die Musiker um Jörg "Speiche" Schütze waren während des zweiten Programmteils auf dem Festival-Gelände angekommen und waren startklar. Es hätte auch sofort weitergehen können, aber ... Schon beim Feuerwerk waren in einiger Entfernung Blitze am Himmel zu sehen und es wurde spekuliert, ob das nahende Gewitter um Milow einen Bogen machen würde oder nicht. Die Blitze wurden heftiger und dann war auch der Donner zu hören, der immer näher kam. Der Wind wehte jetzt auch stärker und es begann zu regnen. Einige Male blitzte es so heftig, dass es über der Havel richtig hell wurde. Die Leute versuchten, unter den aufgestellten Zelten oder den mobilen Theken trockene Plätze zu finden. Ich stellte mich unter das Dach, unter dem die Techniker saßen. Diese hatten alle Hände voll zu tun, um die Technik auf und vor der Bühne zu sichern. Plötzlich war alles dunkel. Der Strom war weg. Man bekam es wieder hin, aber als es ein zweites Mal dunkel wurde, schien alles zu Ende zu sein. Das Gewitter und der Regen hörten nicht auf, und nur dank der Straßenbeleuchtung in der Nähe konnte man auf dem Gelände noch etwas erkennen. Als ich den Techniker fragte, welche Hoffnung noch bestehe, dass es weitergehen kann, sagte er mir, dass die Bühne "abgesoffen" sei und dass man dort niemanden mehr rauflassen könne.

Da ich nun auch schon richtig nass geworden war, begab ich mich zu meinem Quartier. Das Gewitter und der Regen dauerten noch weiter an. Der Auftritt von Speiche's MONOKEL Blues Band war im wahrsten Sinne ins Wasser gefallen. Am nächsten Tag fuhren wir wieder nach Hause, auch in der Hoffnung, dass da alles in Ordnung sei.c 20150817 1127184264 Es war ein ziemliches Unwetter, was da runtergekommen war. Zu Hause angekommen stellten wir fest: hier hatte es weder Gewitter noch Regen gegeben. Die Nachrichten vermeldeten, dass das Unwetter etwa 15 Kilometer Luftlinie von Milow entfernt noch viel heftiger war. Das BUGA-Gelände ist deshalb derzeit auch für mehrere Tage gesperrt, bis alle Schäden dort beseitigt sind. Veranstalter Carsten Fröhlich schrieb mir gestern in einer Mail, dass er froh sei, dass dort in Milow nicht der Blitz in einen der großen Bäume eingeschlagen hat und dicke Äste auf das Publikum gefallen sind.

Im nächsten Jahr heißt es wieder "Hörbar Blues Festival", und das dann zum zehnten Mal. Die Macher haben nun ist fast ein Jahr Zeit, dieses Jubiläum vorzubereiten. Vielleicht wird es ja dann etwas mit Speiche's MONOKEL Blues Band, und dem Nachholen des ausgefallenen Auftritts von diesem Jahr. Doch dafür ist es noch zu früh, um das jetzt schon zu sagen ...




Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Lutz Kowalewski: www.lutzkowalewski.de
• Off. Homepage von Mr. Speiches Monokel Blues Band: www.monokel-blues-band.de
• Homepage des Veranstalters "Hör-Bar": www.hoer-bar-milow.de




Fotostrecke:

 
 
 
Lutz "KOWA" Kowalewski
 
 
 
 


Eric Triton & Band




   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2024)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.