Als Team haben meine Freundin und ich ja schon einige Konzerte hinter uns, so dass es auch immer ein guter Austausch ist, was die Sichtweisen zu den jeweiligen Konzerten angeht. Frauen sehen manches aus anderem Blickwinkel und mit anderer Übersicht, so dass in die Berichte nicht nur eine eindimensionale Sicht fließt. Soweit so gut. Das "Gdanska", wo der Auftritt der KLAUS MAJOR HEUSER BAND stattfand, ist ein polnisches Restaurant im Herzen von Oberhausen, das mit einem sehr schönen und urigen Ambiente überzeugt. Es ist sehr rustikal eingerichtet und hat viel Charme. In der kleinen, angrenzenden, schlauchartig angelegten Halle standen Stehtische und ein paar kleine Tischchen mit Bestuhlung. Wie immer lagen die Angaben zum Konzertbeginn und zum tatsächlichen Beginn des Konzerts weit auseinander, so dass ich anfangs noch etwas Zeit hatte, die Örtlichkeit zu inspizieren. Der schwarze Vorhang hinter der Bühne, der mit Glitzer leicht durchzogen war, machte mir als Fotografen wegen möglicher Lichtreflektionen etwas Kopfzerbrechen. Aber das sollte später dann doch kein Problem sein. Und dann war es endlich soweit: Der Veranstalter kündigte die Band an ...
Die KLAUS MAJOR HEUSER BAND
o Klaus Major Heuser (Gitarre)
o Sascha Delbrouck (Bass)
o Matthias Krauss (Keyboard)
o Marcus Rieck (Schlagzeug) und
o Thomas Heinen (Gitarre und Gesang).
Gleich am Anfang merkte man den Jungs bereits an, dass sie Bock auf den Freitagabend hatten und darauf, die bis auf den letzten Platz gefüllte Location zu unterhalten. Sie brannten ein Feuerwerk an musikalischer Vielfalt ab. Die Bandbreite der von Heuser und seinen Mannen gespielten Stilistiken und verwendeten Elementen ist echt enorm und es lässt sich fast schneller aufzählen, was nicht dabei war. Ich glaube, Reggae nicht gehört zu haben, ansonsten waren viele Blueselemente, Rock, Pop, Balladen und Country/Folk zu hören. Der Major erklärte den Stil der Band in einer seiner Ansagen so: "Wir spielen das, worauf wir Bock haben!" Damit dürfte das Schubladendenken, ob die KLAUS MAJOR HEUSER BAND nun eine Rock- oder Bluesband (oder doch etwas ganz anderes) ist, von vornherein ausgeschlossen sein. Natürlich kam mir bei manchem Stück auch einmal ein Vergleich in den Sinn, so z.B. die Nähe zur Band THE BOSS HOSS bei den im Country-Stil gespielten Songs der Band. Aber das war es dann auch schon mit den Vergleichen, denn obwohl ich mich in der Musik ein wenig auszukennen glaube, wollten sich keine weiteren Vergleiche mehr ziehen lassen. Dafür sind die Songs von Heuser einfach zu eigenständig und tragen eine deutliche Handschrift, nämlich die des Meisters. Ich fand die Darbietung der einzelnen Songs einfach "super gut"!
An dieser Stelle muss ich dann aber nochmal auf die Vergangenheit des Major zurückkommen. Er hat das bei BAP eingebracht, was die Gruppe seit seinem Ausstieg vermissen lässt: den Drive! Auch seine filigrane Art, sein Instrument zu spielen, hat bei BAP eine unüberseh (bzw. unüberhörbare) Lücke hinterlassen. Von daher machte es am Freitag einfach doppelt so viel Spaß, den Klängen dieser Band zu lauschen, denn es war wie ein Wiedersehen mit einer verloren geglaubten Liebe. Und das war für mich das wichtigste: Nicht nur der Major und sein Gitarrenspiel machten Spaß, sondern auch das Spiel der anderen Musiker, und die Töne, die jeder einzelne seinem Instrument entlockte. Diese Band überzeugte auf ganzer Linie.
Zwischen den einzelnen Liedern erzählte Klaus immer wieder kleine Anekdoten, wobei er sich geschickt die Bälle mit Sänger Thomas Heinen zuspielte. Das führte oft zu Lachern im Publikum. Egal, ob es sich nun um die zwei Versionen von "Heat", die den Wechseljahren der Frau gewidmet waren, oder um die Rockversion der Wechseljahre der Männer handelte. Der Witz bei der Sache war, dass beide Songs identisch waren und sich nur in der Art der Darbietung unterschieden. Außerdem gab der Major Geschichten über das Altern zum Besten. Klaus meinte, "Jimmy Hendrix als alter Rocker wäre heute auch schon über 70", und fügte die Vermutung an, dass viele seiner Fans die "80" inzwischen wohl auch schon längst überschritten hätten. Auch die Vater-Sohn-Beziehung und die Beziehung zu seiner Frau, für die er das Stück "The Last Favorit Song" geschrieben hat (ein wunderschön sanftes Stück), beeindruckte die Zuhörer. Aber auch nur die kleinen Momente, wie z.B. seine Ansagen, dass "faster harder stronger" zu Deutsch "faster harder stronger" heißt, sorgten für Lacher und Auflockerung.
Das Publikum war sofort auf Betriebstemperatur, und einige Hardcorefans konnten sogar die Texte der Songs mitsingen. Besonders nach der 20-minütigen Pause wurde das Publikum immer mehr mitgerissen und auch zum Mitklatschen animiert. Thomas Heinen sorgte zwischendurch mal mit akrobatischen Einlagen für Stimmung und Emotionen. Diese Reaktionen beim Publikum vermochte der Major allerdings alleine durch sein Gitarrenspiel auszulösen. In der Pause übernahm Markus (der Schlagzeuger) den Verkauf der CDs höchst persönlich. Die Begründung? Weil er das am besten könne!
Nach der Pause war auch der Sound von der Lautstärke her ein wenig mehr angepasst, da die Regler im ersten Teil des Konzerts anscheinend ein wenig zu hoch gezogen waren. Im zweiten Teil war der Sound dann echtes Ohrenstreicheln. Die Band versteht es, dass ihre Musik bis in die Seele des Hörers dringt, um dort ein gutes Gefühl entstehen zu lassen. Auch Sascha Delbrouck (der Bassist) bekam zum Ende des Konzerts nochmal die Möglichkeit, sein Können am Bass mit einer Soloeinlage zu demonstrieren. Dazu hätte Heinz Erhardt wohl gesagt: "Er zupft einen flotten Darm!" Zum Abschluss gab es dann auch noch eine Besonderheit: die Zugabe wurde ohne jegliches "hinter der Bühne verschwinden und wieder hervorkommen" gespielt. Dieses Ritual mit dem Bühneverlassen, und wenn dann in der Garderobe die Frage gestellt wurde, "Gehen wir nochmal raus?", hat er - so sagte der Major - schon bei BAP nicht gemocht. Nach zwei Zugaben war mit dem Konzert dann auch endgültig Schluss.
Ich beschreibe in diesem Bericht nur einen Teil der Eindrücke vom Freitagabend, und widme mich heute auch weniger den Songs und wie sie vorgetragen wurden. Ich möchte dem interessierten Leser, der vielleicht auch zu einem Konzert von Klaus' Band gehen möchte, nicht schon alles verraten. Außerdem besteht vielleicht die Möglichkeit, im Frühjahr 2014 nochmal ein Konzert der KLAUS MAJOR HEUSER BAND zu besuchen, wenn sie im "Piano" in Dortmund gastiert. Wenn Ihr es einrichten könnt, möchte ich Euch einen Besuch in Dortmund sehr empfehlen, und vielleicht sehen wir uns dort. Ansonsten sei ein anderes Konzert an einem anderen Ort empfohlen! Wir sind jedenfalls nach einem über 3-stündigen Konzert absolut begeistert nach Hause gefahren.
Elmar Rahn
Fotos:
Elmar Rahn (alle Live-Bilder)
Pressematerial (Textillustration)
Termine:
21.11.2013 - Bergisch Gladbach - Bergischer Löwe
29.11.2013 - Eppelborn - Big Eppel
30.11.2013 - Siegen - Kulturhaus Lyz
06.12.2013 - Langenfeld - Schaustall
07.12.2013 - Goch - Viller Mühle
Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos und weitere Termine auf der bandeigenen Homepage
Bitte beachtet auch:
- Off. Homepage der Klaus Major Heuser Band: www.heuserband.de
- Off. Homepage vom Major: www.major-heuser.de
- Homepage des "Gdanska" in Oberhausen: www.gdanska.de