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Die Initialzündung zu diesem inzwischen regelmässigen Event in der Biesdorfer Parkbühne lieferte die Gruppe KOLOPHON vor einigen Jahren. Und natürlich ist KOLOPHON auch dieses Jahr wieder dabei. Genauso spielte auch die Gruppe LARKIN zum wiederholten Mal bei der Geigenrocknacht auf. Ganz neu und zum ersten Mal bei der Geigenrocknacht war aber das ANNA-KATHARINA-TRIO, dem am Freitagabend meine besondere Aufmerksamkeit galt.

Pünktlich um 18:00 Uhr machte diesmal die Gruppe LARKIN den Aufwärmer in der Parkbühne. Der Schwerpunkt lag auf traditioneller irischer Musik, und die Band um Attila Radna wusste das zahlreiche Publikum bei schönstem Spätsommerwetter zu begeistern. Doch nach kaum einer Stunde Spielzeit verabschiedete sich LARKIN - zum Leidwesen meiner liebsten Lebensgefährtin, die vor allem wegen dieser Truppe zur Geigenrocknacht mitgekommen war - bereits von der Bühne um dem ANNA-KATHARINA-TRIO Platz zu machen.

Dieses Trio, welches sich im Jahr 2008 zusammengefunden hat, besteht eigentlich aus den Musikern:

Anna Katharina Kränzlein (Violine, Drehleier, Gesang)
Michael Ende (E-Bass, Bass-Okulele) und
Phillip Renz (Schlagzeug, Percussions)

Allerdings konnte Phillip Renz diesmal nicht mit dabei sein und wurde von Andy Horst vertreten. Den Auftakt machten klassische Stücke, die passend für die musikalische Besetzung arrangiert waren. Natürlich konnten diese Stücke ihre Herkunft nicht verbergen, aber es macht schon einen gewaltigen Unterschied im Höreindruck wenn Vivaldis "Vier Jahreszeiten" mit modernem Schlagwerk, druckvollem E-Bass und einer elektrisch verstärkten Violine daherkommt. Zwischendrin wurde von der Violine zur Drehleier gewechselt und auch Eigenkompositionen mit jazzig angehauchten Elementen gespielt.

So eine Drehleier vermittelt schon irgendwie ein "Mittelalterfeeling". Kein Wunder, Anna-Katharina spielt seit 1998 als Gründungsmitglied bei der Gruppe SCHANDMAUL, einer Folk-Rock-Band, bei der teilweise altertümliche Instrumente zum Einsatz kommen. Das ANNA-KATHARINA-TRIO besinnt sich aber mehr auf die Klassik, bei der Anna-Katharina auch ihre musikalischen Wurzeln hat, nimmt aber die Lebhaftigkeit und Unbekümmertheit der Darbietung aus der Folkmusik mit. Anna-Katharina wird zuweilen mit NIGEL KENNEDY verglichen. Das trifft es meiner Meinung nach aber nur unzureichend. Sie ist als einzelne Person musikalisch schon sehr vielseitig, und im Verbund mit ihren Trio-Musikern entsteht dann eine ganz spezielle Symbiose. Es hat mich viel eher an die Gruppe SKY erinnert, die in den frühen 80ern ein ähnliches Konzept auf der Basis von E-Gitarren mit Schlagzeug und Keyboard realisierte, und klassische Musik für Leute wie mich interessant und "anhörbar" machte.

Offenbar war dieses Konzept aber längst nicht für alle Konzertbesucher interessant. Typisch für Klassik-Stücke ist der grosse Dynamikbereich der Lautstärke. Leider wurde von einem nicht kleinen Teil des Publikums auch während leiser Passagen in unverminderter Lautstärke weiter in Gruppen miteinender kommuniziert. Dieses Gelaber und Gelächter störte nicht nur mich massiv. Interventionen durch die betroffenen Zuhörer wurden gar mit abfälligen Bemerkungen bedacht. "Man befände sich ja nicht im Konzerthaus", war neben ausufernden "PSSST"-Geräuschen noch einer der harmloseren Kommentare. Wer so eine Vorstellung absichtlich so dermassen stört, nur weil man mit der Darbietung evtl. nichts anfangen kann, stellt sich selbst ins soziale Abseits. Das musste ich an dieser Stelle einfach mal loswerden.

Die Moderationen durch Anna-Katharina und auch durch Michael waren kurzweilig, setzten aber rudimentäres Klassik-Wissen voraus. Es wurden nur ab und an die Komponisten und ebenfalls nur hier und da die Stücke benannt. Aber auch als bekennender Klassik-"Verschmäher" erkannte ich doch zumindest das eine oder andere musikalische Thema, ohne dass ich es benennen könnte. Bei einem der Stücke präsentierte uns Michael seine Fertigkeiten auf einem seltenen Instrument: Einer Bass-Okulele mit Saiten, dick wie eine Wäscheleine. Wegen des geringen Resonanzraums ist das Instrument nur mit elektrischer Verstärkung sinnvoll einsetzbar. Auch brachte sich Michael mit einer instrumentalen Eigenkomposition ein. Leider kommt beim ANNA-KATHARINA-TRIO prinzipbedingt die wunderbare Gesangsstimme von Anna-Katharina viel zu kurz, die wir dann doch in der zweiten Hälfte des Konzerts in einer Eigenkreation, dem "Drandachtjodler", hören durften. Auch wenn das Stück textlich nicht viel hergab. Das war beim Zugabenstück, "Hallelujah" von LEONARD COHEN, dann ganz anders. Allerdings fiel das Lied für meinen Geschmack thematisch doch arg weit aus dem Kontext der Vorstellung heraus, aber man traf damit dann doch den Geschmack vieler anderer Zuhörer.
Ein insgesamt stimmiger und allemal interessanter Auftritt dieses Trios brachte einigen Zuhörern die klassische Musik auf eine ungewöhnliche Art und Weise etwas näher.

Den abschliessenden Höhepunkt dieser Geigenrocknacht durfte dann KOLOPHON setzen. Die bekannt eigenwillige und sehr hörenswerte Umsetzung bekannter Rockmusik-Klassiker fand hier ihre treuen Fans. Besonders erfreulich war auch, dass Sänger Thommy nach einer längeren Krise, die ihm sprichwörtlich teilweise die Stimme verschlagen hatte, endlich wieder zu alter Hochform zurück findet.

Mit einer Session aller Musiker des Abends und dem Deep Purple-Kracher "Smoke On The Water", gewürzt mit ausgiebigen improvisierten Solo-Einlagen, verabschiedeten sich die Musiker nach einer "amtlich genehmigten Überziehung" um 22:30 Uhr vom begeisterten Publikum.

Bericht:
Volker Tonn

Fotos:
Volker Tonn (alle Live-Fotos)
Pressematerial (Textillustration)



Bitte beachtet auch:
- off. Homepage Larkin: www.larkin-music.de

- off. Homepage Anna Katharina: www.annakatharina.de
- off. Homepage Kolophon: www.kolophon-rockband.de
- Homepage der Parkbühne Biesdorf: www.biesdorfer-parkbuehne.de




Live-Impressionen

 
Larkin:
 
 
 
 
Anna Katharina Trio:
 
 
 
Kolophon + Finale:
 




   
   
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