000 20130112 1047680826Ein Bericht von Fred Heiduk mit Fitis vib Petra Meissner 

 

 Das letzte Mal, dass ich ein Puhdys-Konzert besuchte, liegt in meiner Erinnerung fast 40 Jahre zurück. Damals war es der Oberhammer, dass die bekannteste DDR Band in unserem kleinen Ort auftrat. Erscheinen war einfach Pflicht. Zugleich war es Kür, denn die alten Titel der Band pfiffen ja die Spatzen von den Dächern und es war zugleich das erste Konzert, zu dem ich allein gehen durfte. Mittlerweile ist in jeder Hinsicht viel passiert. So nehmen seit ein paar Jahren die Revival-Touren bekannter Bands zu, gingen gerade in den letzten Jahren einige der großen alten Bands wohl zum letzten Mal auf große Tour …a 20130112 1353602052 Diese Dinge im Hinterkopf fasste ich nun den Entschluss: "Die Puhdys musst du unbedingt noch mal live erleben". Also auf zum Hutberg nach Kamenz, wo das alljährliche Konzert ja ein Happening der besonderen Art sein soll. Das klappte nicht, so dass ich mir den nächstbesten Open-Air-Termin in Reichweite aussuchte, und mir am Freitag statt des Eröffnungsspiels der EM 2012 lieber in Klosterbuch bei Leisnig das geplante Puhdys-Konzert anschaute. 

 

Klosterbuch selbst ist ein mittlerweile durchaus beachtlicher Konzertort geworden, der durch die dortigen, recht gut erhaltenen mittelalterlichen Klosterbauten ein ganz besonderes Flair verbreitet. Das anstehende Puhdys-Konzert glänzte dann auch durch Perfektion. Das gilt sowohl für die Organisation, wie auch für das Konzert an sich. Geschätzte 1.500 Menschen vor der Bühne, wohl allesamt Fans der Band und vielfach untereinander bekannt, machten aus den Open-Air-Konzert in der sächsischen Provinz ein familiäres Happening. Das Umfeld war dafür durchaus angetan, die Stimmung vor dem Konzert ebenso. Dazu trug auch ein DJ auf der Bühne bei, der das lange vor dem Beginn die große Bühne belagernde Publikum mit großen Hits vergangener Jahre unterhielt. Bereits da zeigte das Publikum hier und da seine Textsicherheit, natürlich vor allem bei den Ostrock-Hits. 
 
Kurz nach 21:00 Uhr betraten dann die Puhdys die Bühne. Vorneweg Peter "Eingehängt" Meyer, der es kaum erwarten konnte zu spielen. Maschine alias Dieter Birr als Letzter der Band ließ sich in der Art der großen Frontmänner und Bandleader ein wenig feiern und heizte dabei die Stimmung weiter an. Das Puhdys-Publikum ist überaus dankbar. Da bedarf es nicht viel, um einige 100 zum Mitmachen oder Mitsingen zu animieren. Gleich welches Lied - man ist textsicher. Den Auftakt machten einige Titel neueren Datums. Wie Maschine meinte - zum Aufwärmen. Ich kannte die ersten Titel durchweg nicht, merkte aber schnell, dass alle den echten Rock'n Roll hatten, sozusagen typische Puhdys-Titel waren. Da ist Pfeffer drin. Keine großen Melodien, wenig Schnickschnack. Krachender Rock mit einer gehörigen Portion Pop. Maschine liebt es ganz offensichtlich kurze Akkorde zu spielen. Traumwandlerisch sicher zelebriert er seine Läufe auf der Gitarre und lässt sie ein ums andere Mal schrill erklingen. Das ist Puhdys-Musik. Im Verlauf des Abends wird zudem deutlich, dass die Band sich gern bekannter Themen bedient. Immer wieder wurden große Motive in eigene Titel eingebaut. Nicht blind und billig gecovert, sondern sinnvoll in eigene Kompositionen eingebettet. Das schafft durchaus Aufmerksamkeit. Den meisten im Publikum dürfte das weniger bedeutet haben. Ich fand das sehr interessant. Ebenso wie das brillante Bassspiel von Bimbo alias Peter Rasym. Selten hab ich einen so gekonnt gespielten Bass erlebt. Auch wenn er in gewisser Weise im Schatten der beiden Gitarristen steht - er zeigte, dass er ein Ausnahmemusiker und sicher unverzichtbar für die Band ist. Gleiches gilt für Klaus Scharfschwert, der selbst die wildesten Soli und Ausflüge des Rests der Band wieder einfing. Bei seinem Drumsolo hatte ich den Eindruck, dass man nach seinem Rhythmus gegebenenfalls ein Metronom abstimmen kann. Er spielt unglaublich präzise, wenngleich das bei den meisten Titeln gar nicht so sehr auffällt, da er - wie Bimbo - immer etwas im Schatten vor allem Maschines steht. Dass Maschine so exponiert ist, hat auch seinen Grund. Er spielt seine Parts auf unglaublich hohem Level. Dazu seine unverwechselbaren Gesangsparts. Ein Bandleader und Frontmann der alten Schule. Einer der Großen - zweifelsohne. Als Aktiver eine Ausnahmeerscheinung in der Deutschen Musikszene ob seiner Bühnenerfahrung wie seines objektiven Alters. 
 
Was die Band da über zwei Stunden zelebrierte, war absolut professionell. Auch wenn sich Maschine gelegentlich mal in den Strophen irrte. Die Band hatte Spaß bei dem was sie machte, sie machte es perfekt und das wurde vom Publikum dankbar aufgenommen und zurückgegeben. So treibt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Nach den neueren Titeln kam irgendwann ein Medley aus alten, sehr bekannten Songs. Ich hätte den Vorschlag zu unterbreiten, man drehe das Set bei Gelegenheit einmal. Diese Oldies des Ostrock würden, wenn man sie entsprechend ankündigt, sicher ein Stadion füllen. Das Publikum reagierte entsprechend. Die Stimmung stieg, war doch ein gehöriger Teil des Publikums in dem Alter, da man die Erstaufführungen im Radio noch direkt miterlebt hat. Wobei aber gesagt sein muss, dass der U 30-Anteil des Publikums, also Leuten die die DDR nicht mehr wirklich erlebt haben, deutlich höher ist, als bei den meisten anderen Ostrock-Acts. Dramaturgisch wirklich gut gemacht kommen danach einige der größten Puhdys-Hits, die dann auch lauthals mitgesungen werden. Es ist überhaupt kein Problem, das Publikum ganze Strophen singen zu lassen. Da stimmt jedes Wort, da passen Melodie und Rhythmus. Die Titel haben was von Volksliedern, derart bekannt sind sie. 
 
An diesen - für mich - eigentlichen Höhepunkt des Konzerts schließen sich die unverzichtbaren Gassenhauer der Band an. Für die Band sind "Alt wie ein Baum", die "Rockerrente" und die "Eisbär'n" natürlich Glücksfälle. Mir gehen sie gehörig auf die Ketten, doch gehören sie natürlich dazu. Und die Stimmung kocht. Zu Recht! Die Band hat alles gegeben. Ob es ihr so leicht fiel, wie es wirkte, weiss ich nicht. Aber es war einfach ein perfektes Konzert. Was wäre noch erwähnenswert? Dass ich den Eindruck hatte, Maschine ist besser bei Stimme als Quaster. Dass ich von der Rythmusgruppe sehr angenehm überrascht war, schrieb ich bereits. Auch sei noch erwähnt, dass Peter Meyer, wenn es mal nicht mehr mit den Puhdys weitergehen sollte, wohl eine Nachwuchsband aufmachen wird, so dynamisch, wie er wirkte - gleich ob bei seinem Saxofon-Part oder seiner Gesangseinlage mit ausgeprägt hoher Kopfstimme. Wobei mir da noch einfällt, dass das hohe "Ahaahaa" im Background auch etwas ist, das sich durch die Bandgeschichte zieht, wie man an den einzelnen Titeln hören konnte. Erwähnt hab ich, dass Maschine ein richtig gutes Konzert ablieferte, sowohl an seinen Gitarren wie stimmlich. Bleibt noch, dass einige Titel der für den Herbst angekündigten LP gespielt wurden. Die Songs sind nicht die schlechtesten. Fetter Rock'n Roll. Eben echte Puhdys-Songs. Man darf gespannt sein, was daraus bei einem Majorlabel wird. 
 
Bleibt eine letzte Bemerkung. Maschine spielte als Einleitung zum Titel "Denk ich an Deutschland" mit dem sich ja einige interessante Geschichten verbinden, unter großem Hallo die Melodie der DDR Nationalhymne. Das war ja noch verständlich im Konsens des danach folgenden Liedes. Irgendwann im weiteren Verlauf des Konzerts verhaspelte er sich jedoch in seiner eigenen Moderation in einer, wie ich fand, unangemessenen, peinlichen Darstellung zum Thema "Rock für den Frieden", Palast der Republik, DDR - das alles gibt's nicht mehr, aber wir singen unsere Lieder immer noch. Eigentlich wollte er wohl eine gekonnte Moderation für den folgenden Titel abliefern, doch durch die Superstimmung, in der auch auf der Bühne geplaudert wurde, wie der Schnabel gewachsen ist, geriet das etwas aus dem Ruder. Für solche Ausrutscher gibt es reihenweise prominente Beispiel. Mich berührte das bei meinem ersten Konzert nach 37 Jahren jedoch etwas unangenehm, auch wenn das sicher unbeabsichtigt so von der Bühne kam. So ging nach 2 ½ Stunden ein interessantes Konzert zu Ende. Mein Eindruck war: die können es. Die Puhdys sind mit riesigem Abstand eine der professionellsten der alten Ostbands, sie haben sich nicht verbogen, auch wenn sie musikalisch unglaublich viel in höchster Klasse versucht und gemacht haben. Man muss ihre Leistung sicher neidlos anerkennen. Die Band wird - so es die Gesundheit erlaubt - sicher noch ein paar Konzerte geben. Da ist noch richtig Dampf auf dem Kessel. Und an mangelndem Interesse wird das auf gar keinen Fall scheitern.

 


 

Live-Impressionen:
 
 
 
 
 

   
   
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