Stadtwerke Fest 2012 

am 30. Juni 2012 in Potsdam

...mit Holly Johnson, Roger Hodgson, Renft,
Lift, Stern-Combo Meißen und Aura Dione

Ein Bericht mit Fotos von Reinhard Baer

 

 

Es ist zur schönen Tradition geworden. Mit bis zu 120.000 Besuchern ist das jährliche Stadtwerke-Fest die größte Open-Air-Veranstaltung in Potsdam. Jedes Jahr - immer Ende Juni / Anfang Juli - findet an drei Tagen ein kulturelles Angebot der Extraklasse statt. Der Freitag steht immer im Zeichen der klassischen Musik. Der Samstag bietet den Rock- und Popfreunden gleich mehrere Auftritte von nationalen und internationalen Künstlern. Und am Sonntag stehen die Kinder und Familien im Mittelpunkt der Veranstaltung. Wer jetzt glaubt, dass sowas sicher richtig viel Eintritt kostet, der irrt sich, denn die komplette Veranstaltung kann an allen drei Tagen bei freiem Eintritt genossen werden. Seit nunmehr 12 Jahren ist das so, und das Unternehmen begründet ihr kundenfreundliches Handeln so: "...Wir sind der Auffassung, unser Werbebudget zum Nutzen unserer Kunden und nicht in kostenintensive Kampagnen zu investieren." Lobenswert - zur Nachahmung absolut empfohlen!

An den Tagen zwischen dem 29. Juni und dem 1. Juli fand also das diesjährige Stadtwerke Fest statt. Wir von Deutsche Mugge haben uns für eine Berichterstattung über den Samstag entschieden. Darum habe ich mich am frühen Nachmittag bereits auf den Weg nach Potsdam gemacht, um für Euch über ein ganz besonderes Festival zu berichten. Und der Samstag hatte es wirklich in sich, denn mit AURA DIONE, der STERN-COMBO MEISSEN, LIFT, RENFT, ROGER HODGSON und dem ehemaligen FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD-Frontmann HOLLY JOHNSON gaben sich auf der Bühne ein Hochkaräter nach dem anderen die Klinke in die Hand. Der neue Lustgarten in Potsdam war gut gefüllt und es war alles angerichtet für einen interessanten und abwechslungsreichen Konzert-Tag.

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Ich war vor zwei Jahren schon einmal auf dem Stadtwerke Fest, und damals war schönstes Wetter. Ganz im Gegensatz zum Vorjahr, als es den ganzen Tag regnete und das Fest für mich ausfiel. In diesem Jahr war die Wettervorhersage durchaus verheißungsvoll, aber als ich vor meiner Abfahrt nach Potsdam noch mal ins Internet schaute, war dort von einer Unwetterwarnung die Rede. Es sollten heftige Gewitter kommen, Hagelkörner so groß wie Taubeneier kündigten die Wettermacher an und vor Orkanen, möglicherweise auch Tornados, wurde gewarnt. Ich ließ es einfach darauf ankommen und fuhr los - egal was kommt. Ich hätte ich mich hinterher warscheinlich total geärgert, wenn ich wegen dieser Wettervorhersage zu Hause geblieben wäre und später gehört hätte, dass in Potsdam schönes Wetter war. So erging es mir nämlich im letzten Jahr, als ich wegen des Wetters an gleicher Stelle einen der letzten Auftritte von Robin Gibb verpasst habe...

Um kurz nach 17:00 Uhr kam ich auf den Festplatz an. Der erste Auftritt hatte bereits begonnen. Die Künstlerin, die als erste für den Tag angekündigt war, heißt AURA DIONE. Auf der Bühne sang ein junges, hübsches und zierliches Mädchen mit langen Haaren, darin einen Blumenkranz. Sie wurde musikalisch von einer Band unterstützt. Aus der Medienmitteilung, welche ich im Pressezelt erhielt, war einiges über diese Künstlerin zu erfahren. Die Veranstalter kündigten die Sängern in ihrer Pressemappe so an: "Auras Stimme und ihre Musik gleichen einer verbotenen Frucht: hat man erst einmal davon gekostet, kommt man nicht mehr davon los." AURA DIONE kommt aus Dänemark, sie singt, schreibt Texte und Songs selbst und trägt diese gekonnt, unter Einsatz ihrer Körpersprache und indem sie sich teilweise selbst auf der Gitarre und der Ukulele begleitet, vor. Von dieser Sängerin und von ihren in englischer Sprache vorgetragenen Liedern hatte ich bis dahin noch nichts gehört (mit Ausnahme des Cyndi Lauper-Titels "True Colors", den sie auch sang). Ich fand die etwa 80 Minuten, die sie incl. einer Zugabe auf der Bühne stand, aber keineswegs langweilig.

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Nach AURA DIONE Dion wurde auf der Bühne für den nächsten Konzertteil etwas gebaut und gerückt. Ab 19:00 Uhr gehörte die Bühne drei "Ostbands", wie man so schön aber keinesfalls abfällig sagt. Zu diesem Zeitpunkt standen etwa 15.000 Konzertbesucher vor der Bühne und warteten gespannt auf das, was noch kommen sollte. Mit der STERN-COMBO MEISSEN betrat dann die wohl dienstälteste Rockband Deutschlands die Bühne. Heute gehören der Gründer Martin Schreier (voc), Larry B. (voc), Thomas Kurzhals (keyb), Marek Arnold (keyb,sax), Robert Brenner (bg) und Frank Schirmer (drums) zur Band. Die komplette Moderation des Konzert-Tages lag in den Händen von Ulrike Finck, einer bekannten Sprecherin des RBB-Fernsehens. Sie kündigte auch die STERN-COMBO MEISSEN an, und lustig war dabei die Geschichte, die sie über die Band zu erzählen hatte. Ihren Ausführungen nach, hatte die Combo nach ihrer Gründung ihren ersten Auftritt nämlich in einem Altersheim. Der erste Titel, den die STERN-COMBO präsentierte, war "Die Sage". Wie auch die folgenden Songs stammte dieser aus den Jahren vor 1989. Auf neue Titel von ihrer letzten CD "Lebensuhr" hatte die Band leider verzichtet. Schade! Der "Sage" folgte das Stück "Stundenschlag" und im Anschluss "Also was soll aus mir werden". Mit "Kampf um den Südpol" gab das Sextett noch einen weiteren Klassiker aus "Combo-Zeiten" zum Besten. Der zweite und dritte Song im Programm stammen aus der Zeit, als sich die Band nur noch STERN MEISSEN nannte. Kurz darauf folgte Ralf Schmidt (heute unter dem Namen FALKENBERG bekannt) Reinhard Fißler am Gesangsmikrophon und der Stil der Band änderte sich fast vollständig. Aus dieser Zeit mit Ralf Schmitt bekamen wir dann noch die Titel "Wir sind die Sonne" und "Eine Nacht" zu hören. Die STERN-COMBO MEISSEN ist immer für eine Überraschung gut...

Die nächste Band, die fast nahtlos das Programm fortsetzte, war LIFT. Der STERN-COMBO-Schlagzeuger Frank Schirmer blieb gleich auf seinem Hocker hinter den Trommeln und Becken sitzen, und fuhr für die Kollegen von LIFT eine zweite Schicht. Zu LIFT gehörten an diesem Tag außerdem noch Werther Lohse (voc, keyb, perc), Ivonne Fechner (vio, key, voc), Bodo Kommnick (git, git-synth, backing-voc) und Jens Brüssow (bg). Die Band begann mit dem Titel "Wasser und Wein", danach folgten "Jeden Abend", "Nach Süden", "Mein Herz soll ein Wasser sein", "Am Abend mancher Tage" und als Abschluss die "Tagesreise".

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Die dritte Band in diesem "Ostrock-Programm-Teil" war RENFT. Thomas "Monster" Schoppe (voc, git), Gisbert "Pitti" Piatkowski (git), Marcus "Basskran" Schloussen (bg, voc) und Delle Kriese (dr) begannen mit dem "Liebeslied", einem Klassiker aus den frühen 70ern. Auch RENFT spielte ältere und bewährte Titel wie den "Wandersmann", "Ich und der Rock", "Als ich wie ein Vogel war" und "Zwischen Liebe und Zorn". Als vorläufig letzten Titel gab es dann das "Gänselieschen". Da aber noch etwas Zeit übrig war, rief ihnen Ulrike Finck zu, sie mögen doch bitte noch "Wer die Rose ehrt" spielen, was die vier RENFT-Musiker dann auch gerne taten.

Nach RENFT wurde auf der Bühne etwas umfangreicher umgebaut - sogar Teppiche wurden ausgerollt. Während dieser Zeit unterhielt sich Ulrike Fink mit einigen Mitarbeitern der Stadtwerke. Die wichtigste Information aus dieser Unterhaltung war für mich als Nicht-Potsdamer und Nicht-Kunde der Stadtwerke, dass man ständigen Kontakt zum Brauhausberg hat, wo der meteorologische Dienst sitzt. Und von dort verlautete die Nachricht, dass das Wetter über Potsdam an diesem Abend schön bleiben würde. Die zweite wichtige Info: im nächsten Jahr wird es auch wieder ein Stadtwerke Fest geben.

Kurz nach 21:00 Uhr waren die Umbauten erledigt und die nächsten Künstler wurden angesagt: ROGER HODGSON und Band. ROGER HODGSON hatte 1969 die Band SUPERTRAMP gegründet und in dieser Band auch lange mitgespielt. Für SUPERTRAMP schrieb Hodgson eine Reihe von Titeln, mit denen die Band sehr erfolgreich war und viele Tonträger verkaufte. Im Jahre 1983 kam es zur Trennung, und ROGER HODGSON ist seitdem als Solokünstler erfolgreich unterwegs. Die alten, von ihm geschriebenen Supertramp-Hits wie "Logical Song", "Dreamer", "Breakfast in America", "School" oder "Give A Little Bit" sind noch heute in seinen Konzerten zu hören, und so bekamen wir sie auch an diesem Abend von ihm und seiner Band live präsentiert. Begleitet wurde der Musiker - wie erwähnt - von einer Band, bestehend aus einem Schlagzeuger, einem Bassisten, einem Keyboarder und einem Multiinstrumentalisten, der Keyboards, Saxophone, Flöte, Mundharmonika und einige Percussion-Instrumente spielte, und wie die anderen Musiker auch stimmlich im Background half. HUDGSON selbst sang und spielte Keyboard, Piano und eine 12-String-Akustik-Gitarre. Der letzte Titel in seinem Programm hieß "Fool's Ouverture", danach wurden vom Publikum noch zwei Zugaben erklatscht. Als Zugaben wurden der schon erwähnte Titel "Give A Little Bit" gespielt, und extra bis zum Schluss hob sich HODGSON das Lied "It's Raining Again" auf. Aber der Regen blieb Gott sei Dank nur im Lied und kam nicht wirklich zu uns. Er musste definitiv noch warten, denn ein weiterer Künstler wollte auch noch auftreten, und das möglichst ohne dabei nass zu werden. ROGER HODGSONs Auftritt dauerte fast 90 Minuten und war damit der längste Programm-Teil des Tages.

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Nach einer weiteren Umbaupause ging es dann um kurz nach 23:00 Uhr mit dem angekündigten Star des Abends weiter: HOLLY JOHNSON. Der Sänger hat mit der Band FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD die Musikszene der 80er prägend beeinflusst. Musikalisch haben sie zeitlose Klassiker veröffentlicht, die noch heute viele Menschen kennen. Aber sie machten nicht einfach nur Musik, sondern sorgten auch für Aufsehen und machten reichlich Schlagzeilen. Schon ihre erste Single "Relax" löste ob des homoerotischen Textes im prüden England (und ich glaube mich zu erinnern auch in Bayern) einen Skandal aus. Obendrein sorgte das obszöne Cover für Ärger. Einige Radiostationen, darunter auch die bekannte BBC, boykottierten den Song deshalb und spielten ihn gar nicht erst. Dem Erfolg der Single tat dies aber keinen Abbruch. Im Gegenteil! "Relax" wurde in Deutschland, England und der Schweiz eine Nr. 1 in den Charts. Mit "Two Tribes" und "The Power Of Love" folgten weitere Hits aus dem Erfolgs-Album "Welcome To The Pleasuredome". Nach einem weiteren Album ("Liverpool", 1987) und weiteren Single-Hits (u.a. "Rage Hard") löste sich die Band 1987 auf. Frontmann HOLLY JOHNSON startete daraufhin eine erfolgreiche Solo-Karriere und mit seinen Hits "Americanos" und "Love Train" konnte er an die Erfolge, die er bereits zusammen mit der Band feierte, gut anknüpfen (sein Debüt-Album "Blast" erreichte z.B. Platin-Status). Am Samstag bekamen wir dann quasi eine Art "Best Of" zu hören, denn in Holly's Set befanden sich sowohl Songs seiner Solozeit als auch die Hits von FGTH.
Es war schon eine Besonderheit: HOLLY's Auftritt beim Stadtwerke Fest in Potsdam war sein erster Konzert-Auftritt in Deutschland seit 25 Jahren. Zwar konnte man ihn immer mal wieder im TV mit einem Auftritt erleben, aber so richtig live war er in Deutschland zuletzt 1987 mit FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD zu sehen. Danach gab es keine weiteren Konzerte mehr. Seinen ersten Auftritt nach 25 Jahren startete HOLLY mit dem Stück "Warriors". Dabei funktionierte allerdings der Ton noch nicht richtig. Das Problem wurde aber schnell behoben. Begleitet wurde der Sänger von einer aus sieben Musikern bestehenden Band. Zwischen den einzelnen Songs versuchte JOHNSON einige Passagen seiner Ansagen in deutsch zu sprechen, was ihm auch sehr gut gelang. Das Konzert war sehr gut, allerdings dauerte der gesamte Auftritt nur ca. 45 Minuten. Für einen Headliner viel zu kurz... Danach sagte er "Good Night" und verließ die Bühne. Erst nach einer kurzen Unterredung mit seinen Musikern gab es noch eine Zugabe. HOLLY und seine Musiker spielten ein weiteres Mal den Titel "Relax". Danach ging das große Licht an und die vielen Leute machten sich auf den Heimweg. Ein wirklich rundum gelungener Konzerttag ging zu Ende...

Als ich zum Parkplatz kam, auf dem mein Auto stand, sah ich in einiger Entfernung Blitze am Himmel. Auf dem Heimweg wurden die Blitzen mehr und irgendwann war dann auch die Autobahn nass. Zu Hause angekommen sah ich richtig große Pfützen auf der Straße. Hier hatte es wohl schon eine Weile geregnet. Wie ich am nächsten Tag aus den Nachrichten erfuhr, hatte es z.B. in Berlin ein richtiges Unwetter mit umgestürzten Bäumen und anderen Schäden gegeben. Das ist den Konzertbesuchern und dem Veranstalter in Potsdam glücklicherweise erspart geblieben.

 

Bitte beachtet auch:
- Off. Homepage der Stadtwerke Potsdam: www.swp-potsdam.de
- Off. Homepage von AURA DIONE: www.auradione.com
- Off. Homepage der STERN-COMBO MEISSEN: www.stern-combo-meissen.com
- Off. Homepage der LIFT: www.lift-rockballaden.de
- Off. Homepage der RENFT: www.renft.de
- Off. Homepage der ROGER HODGSON: www.rogerhodgson.com
- Off. Homepage der HOLLY JOHNSON: www.hollyjohnson.com

 


Live-Impressionen:
 
 
 
 

   
   
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