
Ein Bericht mit Fotos von Petra Meißner
Wenn mich mein Mann ärgern will sagt er gern anstatt ROTE GITARREN, "Tote Gitarren". Zur Strafe musste er mit mir nach Polen fahren. Schon in meiner Jugendzeit habe ich die Musik der ROTEN GITARREN geliebt und sie zu Ostzeiten in Mittweida live erlebt. Nach der Wende war ich drei Mal bei der Band: in Mittweida, in Kamenz und in Freiberg im Jahr 2014. Seitdem haben sie nicht mehr in unseren Landen gespielt. Im Herzen habe ich die Lieder abgelegt unter "was bleibt" und kann noch fast jeden Text.
Schon lange rede ich davon, "… wenn sie schon nicht mehr zu uns kommen, müssen wir nach Polen". Am 3. März 2025 (übrigens ein Montag) war es soweit, die Expedition ins Nachbarland startete. Weit sind wir nicht gekommen. Um genau zu sein 250 Meter. Die ROTEN GITARREN spielten nämlich in Slubice, der Nachbarstadt von Frankfurt an der Oder. Kurz nach der Grenze befindet sich das "Collegium Polonicum", eine Studieneinrichtung, die mit der Europa Uni Frankfurt kooperiert. In einem großen Hörsaal spielte die Band ihr Konzert. Während sonst junge Leute die Uni bevölkern, gab es als Kontrastprogramm die rüstigen Senioren. Jedenfalls kann ich euch sagen: von tot keine Spur. Als der Frontmann Jerzy Skrzypczyk (selbst mit Einblick in die slawische Sprachen ist dieser Name unaussprechbar) mit einem Satz auf das Podest für sein Schlagzeug sprang, waren alle Messen gesungen. Mit seinen 79 Jahren ist er dynamisch und so trommelt er auch. Er erinnert mich ganz stark an Dietmar Ränker von BERLUC. Jerzy ist ROTEN GITARREN in Person. Er ist der Letzte aus der Anfangszeit und hat auch viele Titel geschrieben. Dieses Jahr ist die Band auf "Diamant Tour", also 60 Jahre unterwegs. Bei allen Konzerten, die ich in Deutschland gesehen hatte, war der Gründer Jurek Kossela mit dabei. Er ist inzwischen leider verstorben.

Die Roten Gitarren (Pressefoto)
Die ROTEN GITARREN bestehen nur noch aus vier Musikern, das sind zwei Gitarristen, ein Bassist und ein Schlagzeuger. Am Bass spielt Arcadiuzs Wisniewski seit dem Jahr 2002, der Gitarrist Mieczyslaw Wadolowski ist seit 1997 bei den ROTEN GITARREN und Marcin Nieweglowski seit 2022. Total vermisst habe ich Dariusz Olszewski, der begnadete Gitarrist hat alle Konzerte in Deutschland mitgespielt und war der Mann, bei dem der Wald brennt. Er kann gut Deutsch und hat einen Teil der deutschen Titel gesungen. Er ist seit 2022 leider nicht mehr dabei. Ich vermisse seine Ausstrahlung und seine Gitarrenkünste. Das Markenzeichen sind nach wie vor die roten Saiteninstrumente. Nur die weißen Anzüge haben sie scheinbar in die Altkleidersammlung gegeben. Sie spielen jetzt in Schwarz mit weißen Turnschuhen. Passt irgendwie, sie sind fit wie ein Turnschuh.
Die Veranstaltungsstätte war voll und gespannt warteten wir auf den Start. Sie legten gleich rockig los. Wer glaubt, sie spielen so, wie es auf der bei uns bekannten "Best of Rote Gitarren" zu hören ist, sollte mal nach Polen fahren. Dort sind sie eine Rockband und keine Schlagerformation. Das meine ich nicht abwertend, denn ich liebe die alten Schlager dieser Band. Man bezeichnet sie nicht umsonst als die Beatles Polens. Satzgesang ist ihr Markenzeichen. Eine tolle Lichtshow und perfekte Technik runden das Programm ab. Sie haben noch wunderschöne, poetische Texte, die alle eine Geschichte erzählen. So die Story von Anna Maria oder "Wenn du willst dann geh".
Es machte mir nichts aus, dass sie in Polen natürlich polnisch singen. Von den in Deutschland erschienenen Titeln hatten sie ca. zehn im Programm, da kennt man eh die Texte. Neben den Hits "Es brennen die Berge und Wälder" und "Solche schönen Augen" spielten sie auch "Consuela". Ich bilde mir mal ein, extra für mich. Das glaubten die weiteren 150 anwesenden Damen sicher auch. Etwas gewöhnungsbedürftig war der Aufbau des Programms. Es war sozusagen ein Nummern-Programm, wie es bei uns nicht mehr üblich ist. Jeden Titel sagte Jerzy einzeln an, mit Texter, Komponist und einer Geschichte dazu, die ich leider nur in Fragmenten verstehen konnte. Er erklärte dem Publikum, das ausgerechnet das "Weiße Boot" in Deutschland wie ein Volkslied ist und noch sehr oft gecovert wird. Die gespielten Titel sind ja - wie es früher üblich war - nur zwei bis drei Minuten lang und jedes Mal gab es dazu eine Ansage. Das wirkte etwas aus der Zeit gefallen. Aber es traf genau den Nerv der polnischen Zuschauer, die Stimmung war genial. Ich glaub, die wollen das so. Der ganze Saal sprang auf und sang für Jerzy. Ich dachte, sie feiern seinen Geburtstag. War nicht so, es wurde sein 6000. Konzert gefeiert.

Jerzy Skrzypczyk (hinten) und Arcadiuzs Wisniewski (vorn)
Fast zum Schluss spielten sie "Weißt du noch?". Neben mir saß eine Altersgenossin, die gut Deutsch sprach. "Weißt du noch" wurde zu unserem Thema … wir erzählten uns, was wir früher so bei der Band erlebt haben und wunderten uns gemeinschaftlich, wo die Zeit hin ist. Dass die ROTEN GITARREN noch ihre alten Lieder singen und damit derartigen Erfolg haben, ist doch toll.
"Komm, nimm mich mit zu jenem Ort
Dort, wo die Zeit immer verweilt
Ein Augenblick bringt uns zurück
Weißt du noch, weißt du noch
Weißt du noch, weißt du noch?"
Wenn ich jetzt einige Zahlen präsentiere, wird vielen Bands in Deutschland der Unterkiefer runterklappen. Vielleicht rufen sie dann das Management an und fragen mal, wie das geht. Oder Christian von der Deutschen Mugge macht ein neues Interview anlässlich des 60. Jubiläums der Band. Auf der Homepage der Roten Gitarren konnte man schon im Dezember sehen, dass sie im Jahr 2025 stolze 105 Konzerte spielen werden. Im März sind es alleine 21 Aufführungen. Für jedes Konzert gibt es drei Ticketshops, die über die Homepage unterschiedliche Kontingente anbieten. Ich empfehle e-Billet, die nehmen unsere Debit Karten. Monate vorher sind fast alle Konzerte ausverkauft, auch die unter der Woche. Neben großen Hallen spielen sie auch in Sälen mit nur 250 Leuten. An manchen Tagen machen sie zusätzlich Nachmittagsvorstellung, wenn die Plätze nicht reichen. Die Karten kosten so um die 30 bis 35 Euro. Mit neunen CDs beschäftigen sie sich kaum. Sie spielen einfach daie Musik von Früher.

Jerzy Skrzypczyk
Die Frage, ob sie ans Aufhören denken, erübrigt sich. Für das Jahr 2026 haben sie schon wieder über 30 Konzerte im Kalender stehen. Wir haben es nicht bereut, nach Polen gefahren zu sein. Es hat mich berührt, mit welcher Freundlichkeit und Offenheit wir als Fans aus Deutschland von den polnischen Konzertbesuchern aufgenommen wurden.
Schon lange rede ich davon, "… wenn sie schon nicht mehr zu uns kommen, müssen wir nach Polen". Am 3. März 2025 (übrigens ein Montag) war es soweit, die Expedition ins Nachbarland startete. Weit sind wir nicht gekommen. Um genau zu sein 250 Meter. Die ROTEN GITARREN spielten nämlich in Slubice, der Nachbarstadt von Frankfurt an der Oder. Kurz nach der Grenze befindet sich das "Collegium Polonicum", eine Studieneinrichtung, die mit der Europa Uni Frankfurt kooperiert. In einem großen Hörsaal spielte die Band ihr Konzert. Während sonst junge Leute die Uni bevölkern, gab es als Kontrastprogramm die rüstigen Senioren. Jedenfalls kann ich euch sagen: von tot keine Spur. Als der Frontmann Jerzy Skrzypczyk (selbst mit Einblick in die slawische Sprachen ist dieser Name unaussprechbar) mit einem Satz auf das Podest für sein Schlagzeug sprang, waren alle Messen gesungen. Mit seinen 79 Jahren ist er dynamisch und so trommelt er auch. Er erinnert mich ganz stark an Dietmar Ränker von BERLUC. Jerzy ist ROTEN GITARREN in Person. Er ist der Letzte aus der Anfangszeit und hat auch viele Titel geschrieben. Dieses Jahr ist die Band auf "Diamant Tour", also 60 Jahre unterwegs. Bei allen Konzerten, die ich in Deutschland gesehen hatte, war der Gründer Jurek Kossela mit dabei. Er ist inzwischen leider verstorben.

Die Roten Gitarren (Pressefoto)
Die ROTEN GITARREN bestehen nur noch aus vier Musikern, das sind zwei Gitarristen, ein Bassist und ein Schlagzeuger. Am Bass spielt Arcadiuzs Wisniewski seit dem Jahr 2002, der Gitarrist Mieczyslaw Wadolowski ist seit 1997 bei den ROTEN GITARREN und Marcin Nieweglowski seit 2022. Total vermisst habe ich Dariusz Olszewski, der begnadete Gitarrist hat alle Konzerte in Deutschland mitgespielt und war der Mann, bei dem der Wald brennt. Er kann gut Deutsch und hat einen Teil der deutschen Titel gesungen. Er ist seit 2022 leider nicht mehr dabei. Ich vermisse seine Ausstrahlung und seine Gitarrenkünste. Das Markenzeichen sind nach wie vor die roten Saiteninstrumente. Nur die weißen Anzüge haben sie scheinbar in die Altkleidersammlung gegeben. Sie spielen jetzt in Schwarz mit weißen Turnschuhen. Passt irgendwie, sie sind fit wie ein Turnschuh.
Die Veranstaltungsstätte war voll und gespannt warteten wir auf den Start. Sie legten gleich rockig los. Wer glaubt, sie spielen so, wie es auf der bei uns bekannten "Best of Rote Gitarren" zu hören ist, sollte mal nach Polen fahren. Dort sind sie eine Rockband und keine Schlagerformation. Das meine ich nicht abwertend, denn ich liebe die alten Schlager dieser Band. Man bezeichnet sie nicht umsonst als die Beatles Polens. Satzgesang ist ihr Markenzeichen. Eine tolle Lichtshow und perfekte Technik runden das Programm ab. Sie haben noch wunderschöne, poetische Texte, die alle eine Geschichte erzählen. So die Story von Anna Maria oder "Wenn du willst dann geh".
Es machte mir nichts aus, dass sie in Polen natürlich polnisch singen. Von den in Deutschland erschienenen Titeln hatten sie ca. zehn im Programm, da kennt man eh die Texte. Neben den Hits "Es brennen die Berge und Wälder" und "Solche schönen Augen" spielten sie auch "Consuela". Ich bilde mir mal ein, extra für mich. Das glaubten die weiteren 150 anwesenden Damen sicher auch. Etwas gewöhnungsbedürftig war der Aufbau des Programms. Es war sozusagen ein Nummern-Programm, wie es bei uns nicht mehr üblich ist. Jeden Titel sagte Jerzy einzeln an, mit Texter, Komponist und einer Geschichte dazu, die ich leider nur in Fragmenten verstehen konnte. Er erklärte dem Publikum, das ausgerechnet das "Weiße Boot" in Deutschland wie ein Volkslied ist und noch sehr oft gecovert wird. Die gespielten Titel sind ja - wie es früher üblich war - nur zwei bis drei Minuten lang und jedes Mal gab es dazu eine Ansage. Das wirkte etwas aus der Zeit gefallen. Aber es traf genau den Nerv der polnischen Zuschauer, die Stimmung war genial. Ich glaub, die wollen das so. Der ganze Saal sprang auf und sang für Jerzy. Ich dachte, sie feiern seinen Geburtstag. War nicht so, es wurde sein 6000. Konzert gefeiert.

Jerzy Skrzypczyk (hinten) und Arcadiuzs Wisniewski (vorn)
Fast zum Schluss spielten sie "Weißt du noch?". Neben mir saß eine Altersgenossin, die gut Deutsch sprach. "Weißt du noch" wurde zu unserem Thema … wir erzählten uns, was wir früher so bei der Band erlebt haben und wunderten uns gemeinschaftlich, wo die Zeit hin ist. Dass die ROTEN GITARREN noch ihre alten Lieder singen und damit derartigen Erfolg haben, ist doch toll.
"Komm, nimm mich mit zu jenem Ort
Dort, wo die Zeit immer verweilt
Ein Augenblick bringt uns zurück
Weißt du noch, weißt du noch
Weißt du noch, weißt du noch?"
Wenn ich jetzt einige Zahlen präsentiere, wird vielen Bands in Deutschland der Unterkiefer runterklappen. Vielleicht rufen sie dann das Management an und fragen mal, wie das geht. Oder Christian von der Deutschen Mugge macht ein neues Interview anlässlich des 60. Jubiläums der Band. Auf der Homepage der Roten Gitarren konnte man schon im Dezember sehen, dass sie im Jahr 2025 stolze 105 Konzerte spielen werden. Im März sind es alleine 21 Aufführungen. Für jedes Konzert gibt es drei Ticketshops, die über die Homepage unterschiedliche Kontingente anbieten. Ich empfehle e-Billet, die nehmen unsere Debit Karten. Monate vorher sind fast alle Konzerte ausverkauft, auch die unter der Woche. Neben großen Hallen spielen sie auch in Sälen mit nur 250 Leuten. An manchen Tagen machen sie zusätzlich Nachmittagsvorstellung, wenn die Plätze nicht reichen. Die Karten kosten so um die 30 bis 35 Euro. Mit neunen CDs beschäftigen sie sich kaum. Sie spielen einfach daie Musik von Früher.

Jerzy Skrzypczyk
Die Frage, ob sie ans Aufhören denken, erübrigt sich. Für das Jahr 2026 haben sie schon wieder über 30 Konzerte im Kalender stehen. Wir haben es nicht bereut, nach Polen gefahren zu sein. Es hat mich berührt, mit welcher Freundlichkeit und Offenheit wir als Fans aus Deutschland von den polnischen Konzertbesuchern aufgenommen wurden.