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Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki

 

Am diesem 21. Februar 2025 wäre der singende Baggerfahrer Gerhard Gundermann, von seinen Fans liebevoll "Gundi" genannt, 70 Jahre alt geworden, hätte ihn nicht eine tückische Krankheit viel zu früh aus dem Leben gerissen. Doch Gundermann hinterließ uns ein beeindruckendes musikalisches Erbe an über 300 wunderschönen Liedern und eine Band, mit der er von 1992 bis zu seinem Tod die deutschen Bühnen bespielte. Diese Band, Die Seilschaft, hat an diesem besonderen Tag in den Rostocker M.A.U.-Club eingeladen, um Gundis 70. Geburtstag würdig zu begehen. Gemeinsam mit den Fans wollten sie dem großartigen Schaffen dieses Rockpoeten gedenken, in Erinnerungen schwelgen und das Leben und die Musik Gundermanns feiern.


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Nach Gundermanns Tod im Jahre 1998 vergingen zehn Jahre, bis Die Seilschaft wieder gemeinsam auf der Bühne stand. In dem Gitarristen und Sänger Christian Haase fand die Band nicht nur einen neuen Frontmann, sondern auch einen Songpoeten, der eigene Ideen einbrachte, so dass Die Seilschaft neben der Pflege von Gundis Erbe auch neue, adäquate Songs in ihr Repertoire aufnehmen konnte.

Mit ihrem aktuellen Programm "Balsam und Balladen" will Die Seilschaft einen besonderen Fokus auf die ruhigeren Stücke aus Gundis umfangreichen Schaffen legen. Auf dem ersten kurzen Song des Konzerts, "Kleine leise Traurigkeit", liegt dieser Fokus. Doch kaum fühlt man sich in diese melancholische Stimmung eingehüllt, da weht mit "Alle oder keiner" ein kräftiger Windstoß durch den Club, der wie Balsam für die rockbegeisterten Seelen wirkt. Und die Fans lassen sich nicht lange bitten: Aus voller Kehle singen sie den Refrain mit. Diese begeisterte Reaktion der Fans zeigt, dass sich die Vorfreude auf das Konzert nun in spürbarer Euphorie entlädt.

An diesem Abend überzeugt Die Seilschaft mit einer gut ausbalancierten Mischung aus sanften Balladen und mitreißendem (Folk-) Rock. Die Fans, die nahezu jedes Lied auswendig kennen, erleben eine musikalische Reise, die nicht nur nostalgische Erinnerungen weckt. Auch heute noch kann man sich mit vielen von Gundis Liedern inhaltlich identifizieren. Stücke wie "Wenigstens bis morgen" oder "Hier bin ich geborn" strahlen eine ermutigende Kraft aus - eine Kraft, die in der Nachwendezeit, als viele dieser Lieder entstanden, besonders nötig war. Gundermanns Lieder, durchdrungen von emotionaler Tiefe und eingängigen Melodien, schaffen auch heute im M.A.U.-Club eine spürbare Atmosphäre der Gemeinschaft unter den Anwesenden.

Wenn ich in die Menge schaue, dann sehe ich strahlende Gesichter von glücklichen Menschen, die sich von der Energie und der Leidenschaft der Band anstecken lassen. Frontmann Christian Haase, Gitarrist Mario Ferraro, Keyboarder Michael Nass, Bassist Christoph Frenz, Saxophonist und Flötist Andreas Wieczorek sowie die treibende Kraft am Schlagzeug, Tina Powileit, sorgen gemeinsam für beste Stimmung im Club. Die Spielfreude der sechs Musiker ist auf der Bühne deutlich spürbar und überträgt sich sofort auf das Publikum. Christian Haase, der charmante Frontmann, hat bei seinen Moderationen auch immer mal einen lockeren Spruch parat. Hin und wieder streut Die Seilschaft auch eigene Songs mit ein. "Hauptsache gesund" oder "Dein Paket" fügen sich nahtlos in die Setlist ein und harmonieren perfekt mit den zeitlosen Klassikern von Gerhard Gundermann. Nicht zu vergessen, dass viele dieser Gundermann-Lieder von Michael Nass und Mario Ferraro komponiert wurden oder dass die beiden maßgeblich an den Kompositionen beteiligt waren.


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Für mich ist es ein emotionaler Höhepunkt, als Christian Haase allein in der Mitte der Bühne steht und nur vom Klavier begleitet die wunderschöne Ballade "Vater" singt. Jedoch sind es vor allem die folkigen Rocksongs, bei denen Akkordeon und Flöten zum Einsatz kommen, die für ausgelassene Stimmung im Saal sorgen. "Macht ja nüscht" oder "7ter Samurai" seien hier als Beispiele genannt. Auch das Stück "Räuber" gehört dazu. Bei diesem Stück leistet Tina Powileit souverän Schwerstarbeit am Schlagzeug. Ein weiterer Höhepunkt ist das wohl schönste Gundermann-Lied "Gras", das heute als Geburtstagsständchen für Gundi zelebriert wird. Bei diesem Song kommt der Liedermacher Felix Meyer als Gast mit auf die Bühne. Begleitet von den Lichtern unzähliger Handys sorgt die Ballade im 6/8-Takt für Gänsehaut und lässt die Fans in eine Welt voller Emotionen eintauchen.

Mit ihren sanften Balladen und den kraftvollen Rocksongs entführt Die Seilschaft ihre Fans an diesem Abend auf eine Gefühlsachterbahn. Immer wieder gelingt es ihr, das Publikum zu fesseln und mit ihrer musikalischen Vielfalt zu begeistern. Sie singen nicht nur "Einsame Spitze" - sie verkörpern sie. Der euphorische Beifall, der das reguläre Set beschließt, ist mehr als verdient. Zugaben sind an dieser Stelle natürlich Pflicht. Der Klassiker "Einmal" ist eine der Zugaben. Einst von Gundi und Tamara Danz gesungen, übernimmt Tina Powileit den Gesangspart von Tamara mit einer solchen Intensität, dass sie dafür begeisterten Szenenapplaus erntet.

Mit dem besinnlichen Stück "Brunhilde", in dem Gundi das Ende seines Tagebaus besingt, setzt Die Seilschaft einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter ein grandioses Konzert, das noch lange in den Herzen der Anwesenden nachklingen wird. Christian Haase verweist am Schluss auf den Sommer 2026, wenn Die Seilschaft ein akustisches Konzert im Rostocker Klostergarten spielen wird. Ich freue mich schon jetzt darauf.

Setlist:
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