000 20250219 1240689807
Castrop-Rauxel | Heilig Kreuz | 15. Februar 2025
 
Ein Konzertbericht von Nicola Reder und Christian Reder. Fotos:
Dietmar Sobanski (im Text), Nicola Reder und Band (Fotostrecke)




Der Anlass
"Kolping in Rock": Unter diesem Motto fand am 15. Februar im Gemeindezentrum Heilig Kreuz an der Castrop-Rauxeler Wilhelmstraße 56 ein in jeder Hinsicht besonderes Konzert statt. Die Kolpingsfamilie Heilig Kreuz feiert derzeit den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Am 5. Januar 1975 legte die Gemeinschaft den Grundstein für ihr Wirken, und seitdem engagieren sich die vielen fleißigen Damen und Herren in der Familien-, Jugend- und Seniorenarbeit. Diese stolze Zahl und die bisher geleistete Arbeit kann nicht hoch genug gehängt werden und muss auch entsprechend laut und oft gefeiert werden. Einige Veranstaltungen hat es bereits gegeben, und an besagtem 15. Februar fand eben wieder "Kolping in Rock" statt - dieses Mal mit der Castrop-Rauxeler Band SUNDAYCLUB.

Die Band
Laut Pressetext bietet die Gruppe SUNDAYCLUB "handgemachte Qualität und Live-Musik vom Allerfeinsten". Dass dies kein leeres Versprechen ist, ist wohl auch der Kolpingsfamilie bekannt, denn diese buchte die Band nun schon zum fünften Mal für eine ihrer Feiern. Und damit rennt der Veranstalter beim Autor dieser Zeilen offene Türen ein, denn man ist hier in Castrop ja schon froh, wenn man zu einer Musikdarbietung kommt, bei der nicht eine nach einem Kleingeldbetrag benannte Combo eins ihrer gefühlt 940 Konzerte im Jahr gibt. Abwechslung geht anders, aber es gibt sie noch, die Events mit Alternativen zur Standardunterhaltung. Auch SUNDAYCLUB covern - nicht, dass wir uns da falsch verstehen - aber eben anders … interessanter … abwechslungsreicher … spannender … ja, überraschender. Doch wer ist dieses Ensemble? Wer steckt dahinter?


001 20250219 1274659383



Die Musikanten
Mitte der 80er Jahre entstand die Gruppe, in der heute acht Musiker aus Castrop-Rauxel und Umgebung aktiv sind. Auf dem Boden ihrer Heimatstadt und der näheren Nachbarschaft hat die Kapelle schon alles bespielt, was Wichtiges zu bespielen war, z. B. "30 Jahre Spielbank Hohensyburg", "Castrop kocht über", Konzerte im Parkbad Süd, viele Benefiz-Konzerte und, und, und … sogar in der hiesigen Justizvollzugsanstalt. Und wer spielt hier alles mit?
Eines der Gründungsmitglieder ist der Keyboarder Dr. Paul Weiss. Er macht schon seit frühester Kindheit Musik, unterstützt seine Kollegen von SUNDAYCLUB nicht nur gesanglich mit tiefen Tönen, sondern hat auch eine ausgeprägte Leidenschaft für das Spielen von Kirchenorgeln.
Ein weiteres Gründungsmitglied ist Gitarrist und Background-Sänger Michael Trottenberg. Mit 10 Jahren bekam er eine Gitarre zu Weihnachten, und damit nahm alles seinen Lauf. Im Jugendmusikring erlernte er klassische Gitarre. Er spielt seit ca. 10 Jahren parallel zum SUNDAYCLUB noch bei der Akustikband STRINGS AND TALES.
Und noch einen Trottenberg gibt es … nämlich Martin. Auch er ist Gründungsmitglied und spielt Bass - dies bereits seit 1978 in verschiedenen Formationen unterschiedlicher Richtungen.
Mit Andreas Knieper am Mikrofon, der zudem an Gitarre, Harp und diversen Percussion-Instrumenten anzutreffen ist, haben wir das vierte Gründungsmitglied der Band. Bei ihm ging alles im Alter von 14 Jahren mit einer Gitarre los. Nach zwei Jahren Unterricht gründete er mit 15 die Band BLIND TURKEY. Vom Rock zum Folk, von dort weiter zum Jazz-Rock - heute bedient er beim SUNDAYCLUB verschiedene Musikgeschmäcker. Ganz nebenbei betreibt er auch noch ein eigenes Musikstudio.
Aufgrund eines gemeinsamen musikalischen Events mit dem Chor CANTIAMO im Sommer 2007 ist Petra Banke noch im gleichen Jahr als Sängerin und Keyboarderin beim SUNDAYCLUB gelandet. Mit ihrer Stimme kommt sie sowohl im Background als auch im Frontgesang zum Einsatz. Sie ist die Frau in der Männerrunde.
Seit 2012 sitzt Gregor Mönnighoff beim SUNDAYCLUB am Schlagzeug. Er ersetzte schon vor Jahren den dritten Trottenberg des Clubs, nämlich Jan, und macht seinen Job seitdem außerordentlich gut. Gregor verhaut schon seit jungen Jahren Schießbuden und sammelte Erfahrungen in langen "Rockpalast"-Nächten und mit diversen Bands unterschiedlicher Stilrichtungen.
Mit einer Pferdelunge ausgestattet, pustet Andreas Röhe beim Club ins Saxophon und in die Flöte. Auch als Background-Sänger kommt er zum Einsatz und ist hier seit 2013 dabei. Vor 42 Jahren ging es für ihn an der Musikschule Dortmund los, und er spielte bisher in immer wechselnden Bands. Eine Party in Kniepers Garten hatte für den SUNDAYCLUB ungeahnte Folgen. Damals holte Andreas' Nachbar und Namensvetter sein verstaubtes Blasinstrument aus der Ecke, gesellte sich zu den anderen Musikern und begeisterte diese durch ausgesprochen facettenreiche Soli. Seit fast 13 Jahren ist er nun als Bläser dem SUNDAYCLUB treu.
Und dann ist da noch Edwin "Eddy" Fiedler, der Mann für den guten Ton. Er ist für den Sound zuständig - übrigens seit knapp einem Jahr auch für den bei den Konzerten von Deutsche Mugge. Abseits des SUNDAYCLUB tritt er u. a. bei der Gruppe 4-4-U selbst als Musiker auf und spielt ganz exzellent Bass. Er ist als Musiker ein echtes Urgestein, das schon in den 1960ern auf den Bühnen der Gegend auffällig wurde.


002 20250219 2094043366



Das Konzert
In dieser Besetzung trat der SUNDAYCLUB auch am vergangenen Samstag bei "Kolping in Rock" auf. Schon Tage vor dem Konzert war die Veranstaltung restlos ausverkauft. Im Gemeindezentrum Heilig Kreuz wurden für den Abend keine Stühle aufgestellt, sondern viel Platz zum Tanzen gelassen. Man konnte an verschiedenen Stehtischen seinen Platz einnehmen und auf die Dinge warten, die da kommen sollten. Wofür auch Stühle, wenn man davon ausgehen konnte, dass hier gleich kräftig gefeiert würde? Die Garantie, dass die Leute im Saal sich nach der Musik bewegen würden, brachte die Band von Hause aus schon mit. Sie ist bekannt dafür, innerhalb kürzester Zeit die Bude in Brand zu stecken und die Leute auf die Tanzfläche zu locken - und dies gelang ihr auch sehr eindrucksvoll. Am Samstag wieder …

Nach ein paar einleitenden und begrüßenden Worten eines Herrn aus der Kolpingsfamilie und einer "kolpingeigenen" Fassung von QUEENs "We Will Rock You" legte der SUNDAYCLUB um 19:30 Uhr los. Sie bemühten Robbie Williams und sein "Let Me Entertain You", um mit ordentlich Bums in den Abend zu starten, und da waren sie tatsächlich - die "handgemachte Qualität und Live-Musik vom Allerfeinsten", die uns versprochen wurde. Das Schlagzeug wummerte, der Bass blubberte, und das Klavier ließ feinste Töne in den Saal perlen - und schon war man mittendrin im Geschehen. Andreas Knieper übernahm den Part von Robbie Williams, "entertainte" wie das Original, und das hier aufspielende Tanzorchester machte keine Gefangenen. Der Funke sprang sofort über - die Leute waren in Sekundenschnelle im Partymodus.

Im Laufe des Abends teilten sich Andreas und Petra die Position am Mikrofon, außer beim später noch zu hörenden "Sexy" von Marius Müller-Westernhagen. Hier kam einmal Michael zum Einsatz, der bei dieser Nummer den Hauptgesang übernahm. Aber egal, wer gesanglich den Hut aufhatte - er wurde stets von den anderen mit erstklassigem Background-Gesang unterstützt, sodass das Endprodukt ein rundes Bild abgab. Jeder einzelne Instrumentalist des SUNDAYCLUB konnte mit seinem Können auf dem jeweiligen Instrument überzeugen. Schlagzeug und Bass bildeten die druckvolle Rhythmusabteilung, die für die Kollegen den passenden Teppich ausbreitete. Gitarre, Keyboard und Saxophon hatten so die passende Grundlage, sich darauf auszutoben - und davon machten sie ordentlich Gebrauch.


003 20250219 1218935952



Musik für jeden Geschmack
Das Programm war in drei Teile unterteilt, und der Sunday Club bediente im gesamten Verlauf des Abends musikalisch verschiedene Geschmäcker. Während Robbie Williams' Song zu Beginn des ersten Teils noch aus den Neunzigern stammte, wählte man für die Setlist des ersten Drittels viele Klassiker aus den Siebzigern - wie z. B. "Baker Street" von Gerry Rafferty oder "Radar Love" von Golden Earring - sowie aus den guten alten Achtzigern, mit Songs von PINK FLOYD, Phil Collins, Klaus Lage oder Toto, um das Auditorium sachgerecht zu unterhalten. Damit das hier keine reine Oldieshow wurde, kamen auch "jüngere Töne" wie die von Lady Gaga & Bradley Cooper ("Shallow") und Sunrise Avenue ("Hollywood Hills") an die Ohren der feierwütigen Gäste.

Im zweiten Teil hatten die deutschen Stimmungshits ein Übergewicht. Lieder von BRINGS und den HÖHNERN bedienten den Geschmack der Kölschrock-Fans - passend zur gerade laufenden fünften Jahreszeit. Dazu sorgten Klassiker der Toten Hosen, einmal mehr Klaus Lage, die bereits angesprochene Nummer "Sexy" von Marius Müller-Westernhagen und Grönemeyers "Alkohol" für einen weiteren Temperaturanstieg. Gemischt wurden diese deutschen Vertreter mit Songs der Doobie Brothers ("Long Train Running"), Adele, Amy Winehouse und sogar Deep Purple.

Im dritten Teil des Abends wurden die Fans des klassischen Rocks bedient. Gary Moore, Guns N' Roses, Alannah Myles, BAP und sogar JETHRO TULL ("Locomotive Breath") waren hier die absoluten Höhepunkte. Ebenso wirkte Achim Reichels "Aloha Heja He" wie ein Brandbeschleuniger und ließ die Stimmung im Saal immer weiter steigen.

Resumée
Auch nach fast vier Stunden Spielzeit konnte man keine Ermüdungserscheinungen beim ausführenden Personal auf der Bühne oder bei den Konsumenten davor ausmachen. Die Riege der Herren im besten Alter bewies mit ihrer Show eine ausgesprochen gute Kondition und über den gesamten Verlauf eine unüberhörbare Spielfreude. Den Spaß an dem, was man tat, konnte man jedem Einzelnen am Gesicht ablesen - immer wieder zuckte bei der Dame und den Herren ein Lächeln über die Lippen.

Es verbietet sich hier, von Stärken oder Schwächen im Vortrag zu reden - dafür war er insgesamt zu gut. Der Band ist es gelungen, eine tolle Dramaturgie auf die Bühne zu bringen und mit der Auswahl ihrer Lieder wirklich jeden Konzertbesucher abzuholen. Das war deutlich ablesbar, wenn man sich die Reaktion des Publikums angeschaut hat: Es war immer Bewegung vor der Bühne, niemand stand still, und immer wieder wurde mitgesungen. Unnötig zu erwähnen, dass es oft genug Szenenapplaus für Einzelleistungen gab und nach jeder Nummer weitere Beifallsbekundungen folgten.


004 20250219 1039932540



Eine Stärke möchte ich dann aber doch herausheben: die von Sänger Andreas Knieper. Aus Reihen der Band war zu vernehmen, dass Andreas zur Karnevalszeit wohl ein gefragter Mann in der Hochburg Köln ist. Warum das so ist, ließ sich bei den im Set befindlichen Kölschrock-Songs ablesen. Egal ob BRINGS, HÖHNER oder BAP - Knieper beherrscht den Kölschen Dialekt perfekt und macht aus den großen Vorlagen eigene Lieder, als wären es seine. Selbst wenn man kein Freund dieser Musik ist, kommt man nicht umhin, den Hut davor zu ziehen. Das ist schon große Kunst!

War sonst noch was? Ach ja! Die Band ist absolut in der Lage, selbst "totgelutschte" Nummern höchst appetitlich darzureichen. "Verdammt lang her" von BAP, "It's My Life" von Bon Jovi oder "Zombie" von den Cranberries, die der Rezensent inzwischen im Radio nicht mehr hören kann, ohne vor Langeweile in Sekundenschlaf zu verfallen, wecken in den Versionen des Sunday Club sämtliche Lebensgeister. Klasse! Wie schon erwähnt, spielte die Band bis kurz vor Mitternacht. Eine beachtliche Leistung, mit Livemusik einen kompletten Abend zu gestalten und damit das Publikum auf gleichbleibend hohem Niveau zu unterhalten. Respekt, meine Dame und meine Herren! Am Ende entließen sie ein begeistertes Publikum in die kühle Februarnacht und sorgten dafür, dass dieser Abend noch etwas länger im Gespräch bleiben wird. Ich jedenfalls freue mich auf die nächste Begegnung mit dieser Kapelle, die mich - wie jeden anderen im Saal - komplett eingefangen hat. Vielen Dank dafür!




Fotostrecken:

Fotos Nicola
 
 
 
 
Fotos Band
 
 
 





   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2025)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.