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Rostock | Nikolaikirche | 14. Februar 2025
 
Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki




Was einst als spontane Idee während der Corona-Zeit geboren wurde, hat sich mittlerweile zu einem wahren Erfolgsrezept entwickelt. Die aktuelle Tour von Dirk Zöllner und Manuel Schmid, unter dem vielversprechenden Motto "Die schönsten Balladen aus dem Land vor unserer Zeit", zieht Scharen von Musikbegeisterten an und sorgt für ausverkaufte Häuser. Jedes Konzert hinterlässt ein Publikum, das begeistert und berührt ist. Bereits im vergangenen Jahr begaben sich die beiden, begleitet von ihren kreativen Partnern André Gensicke und Marek Arnold, auf eine kurze, aber überaus erfolgreiche Konzertreise, die unter demselben Motto stand. 24 Songs, die aus diesen Auftritten hervorgingen, sind inzwischen auf einer Doppel-CD und einer Dreifach-Vinyl veröffentlicht worden.

In der Ankündigung zur aktuellen Tour betonen die vier Künstler, dass sie "keine Nostalgieshow" bieten wollen, sondern vielmehr "das hochwertige Kulturerbe pflegen". Damit ist das musikalische Erbe gemeint, das uns zahlreiche Komponisten und Lyriker in Form wunderschöner Lieder hinterlassen haben und das unser Leben in der kleinen DDR so bereichert hat. Dieser Ansatz ist für Dirk Zöllner und Manuel Schmid keineswegs neu. Unter dem Namen "OSTENde" entwickelten der ehemalige Stern Meißen Frontmann IC Falkenberg und Dirk Zöllner in den frühen 2000er Jahren ein Projekt, das die Musik ihrer Jugend wieder aufleben lassen sollte. Mit einer kleinen Band zogen sie durch die Klubs im Osten Deutschlands und erfreuten die Fans mit modernen Interpretationen von Liedern von Stern Meißen, Silly, CITY, Lift, Renft, Karat und vielen anderen. Elf dieser Stücke fanden 2008 ihren Weg auf eine CD.


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Manuel Schmid, seit 2012 Frontmann der Stern-Combo Meißen, und Marek Arnold, der ebenfalls eine Zeitlang in dieser Band aktiv war, widmen sich ebenfalls schon länger der Pflege dieses Kulturerbes. Ihr Album "Deine Liebe und mein Lied" bietet eine gelungene Mischung aus eigenen Kompositionen und Interpretationen von Werken namhafter Komponisten wie Franz Bartzsch, Holger Biege und anderen. Die musikalischen Schnittmengen wurden besonders deutlich, als Manuel Schmid, André Gensicke und Dirk Zöllner am 31. Januar 2021 den zwölften "Rockdown" als Streaming-Konzert aufzeichneten, das bisher über fünfzehntausend Mal angesehen wurde. Es lag also nahe, mehr aus diesem Zusammentreffen zu machen.

Die Tickets für das Konzert am Valentinstag in der Rostocker Nikolaikirche waren im Nu vergriffen. Der Veranstalter reagierte flexibel und öffnete zusätzliche Plätze in den Seitenschiffen und auf den Rängen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Der Hall trägt die Stimmen von Manuel und Dirk in jede Ecke der Kirche, als sie die ersten Strophen der "Sommernacht" anstimmen und alle vier Musiker unter dem Beifall des Publikums die Bühne betreten. Schon dieses Lied von Lift entfaltet bei vielen Anwesenden eine Gänsehaut-Atmosphäre, und das soll bei vielen der weiteren Lieder so bleiben. Die unterschiedlichen Stimmen der beiden Sangeskünstler harmonieren auf beeindruckende Weise. Mareks Saxophonspiel umhüllt die Lieder mit warmen Klängen, während André mit seinen Keyboards den Sound bereichert. Auch Manuel spielt ein Keyboard, das er meist wie einen Flügel klingen lässt. Dabei sitzt er auf einem Cajon, das er ebenfalls gekonnt bedient - etwa bei "Die Tagesreise", dem monumentalen Meisterwerk von Michael Heubach, das bereits 1975 von der Horst-Krüger Band veröffentlicht wurde.

Dirk Zöllner hebt bei seiner kurzen Begrüßung des Publikums hervor, dass er an diesem Abend nicht allzu viel reden möchte. Die Lieder, so betont er, sollen für sich selbst sprechen - und das tun sie. Bei vielen der Melodien werden Erinnerungen an vergangene Zeiten lebendig. "Guten Tag", einst von Veronika Fischer gesungen, und "Nach Süden" von Lift sind nur einige der Stücke, die den Soundtrack meiner Jugend prägten. Es sind vor allem die Balladen, die tief in die Seele dringen und das Herz erwärmen. Doch auch beschwingte Lieder finden ihren Platz im Programm, wie "Wenn ich dich seh'", das Manfred Krug einst zum Besten gab, oder das optimistische Lied "Und ich geh in den Tag" von Reinhard Lakomy. Der Spaß, den die vier Musiker nicht nur bei diesem Lied haben, ist deutlich spürbar, und Manuel sowie Dirk schaffen es mühelos, das Publikum zum Mitsingen zu animieren. An dieser Stelle, nach einer knappen Stunde, ist es Zeit für eine Pause, denn, so scherzt Dirk Zöllner, die beiden älteren Herren müssen dringend mal aufs Örtchen.

Mit "Asyl im Paradies" läuten die vier Musiker den zweiten Teil ihres Konzerts ein. Erneut bin ich beeindruckt von Manuels klarer, hoher Stimme, die zusammen mit der etwas rauchigeren von Dirk dem einst von Tamara Danz gesungenem Lied neue Nuancen verleiht. Besonders der zweistimmige Refrain berührt mich tief. Es folgen weitere Klassiker aus meiner Jugendzeit, und Dirk Zöllner strahlt vor Stolz, als er "Mein Herz soll ein Wasser sein" präsentiert - ein Stück seines Lieblingssängers Stefan Trepte. Auch hier entfaltet der zweistimmige Gesang seine Faszination. Marek bringt mit seiner Blockflöte eine besondere Note ein, während Dirk zum Schluss zur Gitarre greift. Besonders gelungen finde ich, wie Dirk auf seiner Gitarre nahtlos zu "Es gibt Momente" von Hansi Biebl überleitet.


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An diesem Abend bieten die vier ein schlichtweg großartiges Konzert. Zwei herausragende Sänger mit sehr unterschiedlichen Stimmfärbungen, die gleichberechtigt auf der Bühne stehen und sich gegenseitig respektieren. Manuel Schmid brilliert dazu am Klavier oder setzt mit seinem Cajon rhythmische Akzente. Dirk Zöllner greift gelegentlich zur Gitarre. Keyboarder André Gensicke bereichert den mehrstimmigen Gesang der beiden hin und wieder mit seiner Stimme und Marek Arnold begeistert das Publikum mit seinen virtuosen Saxofon-Soli, bei denen er immer wieder Szenenapplaus erntet. Hinzu kommt, dass Tonmann Renè Niederwieser und seine Söhne für einen fantastischen Sound und eine interessante Lichtkonzeption sorgen.

Das Konzept dieses Projekts erweist sich als durchweg gelungen. So ist es nur folgerichtig, dass auch eigene Kompositionen, wie "Viel zu weit" von den Zöllnern oder "Das Paradies" von Manuel Schmid ihren Platz im Programm finden. Nach vielen Klassikern und zwei Zugaben beschließen die vier ihr Konzert mit dem eindringlichen Lied "Käfer auf'm Blatt" von der Band Chicorée. Dieser Song erinnert an die Anfänge von Dirk Zöllner im "Land vor unserer Zeit", bevor er auf André Gensicke traf und die beiden als Die Zöllner zu einer festen Größe in der Musikszene wurden.

Mit ihrem Programm zollen die vier den großartigen Künstlern Tribut, die mit ihren wunderbaren und zeitlosen Liedern Jahrzehnte ostdeutscher Rockmusik mitgeprägt haben. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung.

 
Setlist:
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Termine:
• 20.02.2025 - Neuenhagen
• 21.02.2025 - Halle/Saale
• 22.02.2025 - Leipzig
• 23.02.2025 - Bernau
• 28.02.2025 - Neuruppin
• 01.03.2025 - Stralsund
• 02.03.2025 - Dresden (ausverkauft)

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