
Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki

Die Band PANKOW war in den 80er Jahren in der kleinen DDR Kult. Sie entwickelte sich schnell zu einer der erfolgreichsten Bands Ostdeutschlands. Obwohl sie in der gleichen Liga spielten wie die etablierten Bands dieser Zeit, schafften es PANKOW, sich von denen abzuheben. Der Bandname, der die Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt Berlin ausdrückt, wurde nicht nur deshalb gewählt. Vom Klang her implizierte er auch das Wort Punk. Und Punk passte nicht zum Leben im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat. Ihre Musik klang auch anders als die der PUHDYS oder von KARAT. Bei PANKOW hörte man die Strömungen der späten 70er Jahre. Neben Rock'n'Roll und Blues flossen auch New Wave und eben Punk in die Songs ein. Doch vor allem die provokanten Texte, die den Alltag in der damaligen DDR so realitätsnah widerspiegelten, wurden zum Stein des Anstoßes für die Kulturfunktionäre. Titel wie "Langeweile", "Er will anders sein" oder "Inge Pawelczik" trafen das Lebensgefühl vieler Jugendlicher, entsprachen aber keineswegs der sozialistischen Norm. So gab PANKOW vielen Jugendlichen inhaltliche Orientierung und eine musikalische Heimat. Doch das ist fast vier Jahrzehnte her. Die Zeit nach der sogenannten Wende war auch für PANKOW schwierig. Niemand wollte mehr Bands aus dem Osten hören. Die Konzertsäle blieben leer. André Herzberg verließ zwischenzeitlich die Band. Hinzu kam, dass er in seiner Stasi-Akte Hinweise auf einen IM fand. Es stellte sich heraus, dass es Gitarrist Jürgen Ehle war. Es dauerte lange, bis sich der tiefe Riss zwischen den beiden wieder schloss. Die Fans hielten PANKOW jedoch die Treue. So raufte sich die Band wieder zusammen und machte weiter, bis zuletzt. Nun sind sie "wieder auf der Straße".
Das Medieninteresse ist kurz vor Beginn der Abschiedstour erstaunlich groß. Die Berliner Zeitung bringt am 11. Januar dieses Jahres einen sehr schönen und ausführlichen Artikel über die Band. Auch im ZDF-Morgenmagazin dürfen sich PANKOW mit ihrem neuen Song "Bis zuletzt" präsentieren, der dann wohl auch ihr letzter sein wird. Inzwischen sind die ersten Konzerte der Tournee erfolgreich über die Bühne gegangen. Am letzten Januarwochenende führt es PANKOW in den Norden nach Schwerin, Rostock und Stralsund. In den beiden Hanse-Städten dürfen wir dabei sein.
"Es ist Freitag" und der Rostocker M.A.U. Club ist rappelvoll, als kurz nach 19:30 Uhr die Lichter im Saal ausgehen. Mit dem Motto-Song der Tour beginnt ein energiegeladenes Rockkonzert, das sich über zweieinhalb Stunden ohne Unterbrechung und Ermüdungserscheinungen hinzieht. "Bis zuletzt" ist ein typischer PANKOW Song geworden. Ein Song mit einer eingängigen Hook Line und einem Text, der von der gemeinsamen Bandgeschichte erzählt. "Wir haben geliebt und uns gehasst - das ist heute Schnee von gestern, spielt keine Rolle mehr - Etwas hat uns hier zusammengebracht - Bis zuletzt", heißt es darin. Und es geht auch um die Fans in dem Text: "Wegen euch da bin ich hier", singt Herzberg. An diesem Abend kokettiert er immer mal wieder mit seinem Alter. Er sei jetzt Rentner und würde in diesem Jahr 70 werden. Doch sein Alter merkt man ihm wirklich nicht an, weder seiner Stimme noch seiner agilen Bühnenpräsenz. Mit fast akrobatischen Ausfallschritten im Rhythmus zu "Ich bin ich" bewegen sich Herzberg, Gitarrist Jürgen Ehle und Gast-Bassist André Drechsler immer wieder von den hinteren Podesten bis an den Bühnenrand. Dabei gehen die drei auch wiederholt in die Knie. Passable Leistung in dem Alter. À propos Alter. Auch der Großteil des Publikums ist dem Jugendalter längst entwachsen, auch wenn ich immer wieder Gesichter jüngerer Fans in den Reihen entdecke. Ob alt oder jung, alle sind bei der Sache und machen mit, wenn Herzberg singt: "Steh auf, geh raus, es gibt keine besseren Zeiten". Es kommt Bewegung in den Club und die Stimmung steigt von Song zu Song.

Ich bin wirklich überrascht, wie viele Hits die Band hat. Einige habe ich schon lange nicht mehr gehört. Der bekannteste Song ist sicher "Langeweile", auch wegen des Textes, der für uns "Zonenkinder" Ende der 80er Jahre eine besondere Bedeutung hatte. Damit und mit "Wetten du willst" steuern die Mannen von Pankow auf den Höhepunkt des regulären Sets zu, bevor es musikalisch "Gute Nacht" heißt. André Herzberg stellt seine Mitstreiter vor und bedankt sich bei den begeisterten Fans für ihre Treue. Und diese wollen natürlich mehr. Die Rufe nach "Gabi" und nach "Inge" werden laut. Auch diese Wünsche werden erfüllt. Nachdem Herzberg und die Fans der "Inge Pawelczik" ein "Mach's gut" zugerufen haben, beginnt Kulle Dziuk den alten Berliner Gassenhauer "Komm, Karlineken, komm" im Sound einer Drehorgel zu spielen. Das animiert zum Mitsingen. Aus "Komm, Karlineken, komm, wir wollen zu PANKOW gehen" wird schließlich die Rock-Nummer "Kille, kille Pankow", ein richtiger Kracher zum Schluss. Abschließend heißt es nochmal "Bis zuletzt", gespielt in einer eher akustischen Version. Auch für uns steht fest, wir wollen möglichst "bis zuletzt" zu PANKOW gehen. So gönnen wir uns das Konzert am nächsten Tag nochmal in Stralsund.
Setlist:
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Termine:
07.02.2025 - Freiberg/Sa. - Tivoli
08.02.2025 - Torgau - Kulturbastion
14.02.2025 - Neuruppin - Kulturhaus Stadtgarten
15.02.2025 - Berlin - Kesselhaus
21.02.2025 - Zwickau - Alter Gasometer
22.02.2025 - Singwitz - Kesselhauslager
28.02.2025 - Leipzig - Anker
01.03.2025 - Hoyerswerda - Kulturfabrik
Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der Pankow-Homepage
Fotostrecke:
Rostock (31.01.2025)
Stralsund (01.02.2025)