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Ein Bericht mit Fotos von Thorsten Murr



Am vergangenen Samstagabend war die Band PANKOW live in einer Studiosession auf MDR Kultur im Radio zu hören. Die Übertragung erfolgte aus dem Haus des MDR in Halle an der Saale, wo der Sender mit einer mittelgroßen Podiumsbühne, passender PA und angemessener Lichtanlage einen Teil eines Großraumbüros zur Konzertlocation für rund 120 Gäste eingerichtet hat. Verschiedenste einheimische Künstler kamen hier schon zum Live-Vortrag, aber auch internationale Stars sind hier schon aufgetreten, wie man anhand der illustren Plakatwand sehen und aus den einleitenden Worten des Moderators entnehmen kann. Heute nun also PANKOW!

Bei aller Freude darüber, an diesem exklusiven Ereignis teilhaben zu dürfen, denke ich trotzdem, dass es offenbar erst der Ankündigung einer Abschiedstour bedurfte, um als gleichermaßen gestandene und beliebte Band aus dem Osten von den öffentlich-rechtlichen Medien in eben diesem Osten aktiv wahrgenommen und gesendet zu werden. Was solls, heute sind wir hier in Halle und die anwesende Mitarbeiterschaft des MDR ist sehr freundlich und zuvorkommend.

Die, die immer hier sind
Unter den rund einhundert per Verlosung ausgewählten Gästen sind freilich auch "… die, die immer hier sind" - Fans aus nah und fern, die man seit vielen Jahren von den Konzerten kennt, die immer als Erste im Saal sind und immer ganz vorn stehen. Zuverlässig und beständig - so wie PANKOW selbst. Extra Freude auch über überraschende Begegnungen mit Kumpels aus der Szene, von denen man gar nicht wusste, dass auch sie PANKOW-Fans sind. Bevor das Live-Programm beginnt, hören wir noch ein Stück der laufenden Sendung, auch Nachrichten, Verkehrsmeldungen und Wetterbericht, und bekommen vom Bühnenmoderator eine Einweisung in die Spezifik und den Ablauf einer Radioübertragung.


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Joyce November



Zu Beginn Lieder von Joyce November
Traditionell, so wird uns erklärt, werden die Studiosessions von MDR Kultur mit einem Act aus dem eigenen Sendegebiet eröffnet, und so erleben wir zunächst die Liedermacherin Joyce November aus Erfurt, die uns mit einem etwa zwanzigminütigen Showcase ihres Repertoires unterhält.

Schon bei anderen gelegentlichen Lieder-Konzerten wurde ich, der alte Rock-Fan, davon überrascht, dass es hierzulande eine inspirierte, vielseitige und lebendige Liederszene gibt. Der Auftritt von Joyce November beweist erneut, dass nachfolgende Generationen sich durchaus tiefgründig mit den Zusammenhängen und Hintergründen des Lebens auseinandersetzen und ihre Reflexionen in anspruchsvolle Kunst verwandeln können. Eine Fähigkeit, die selten geworden scheint und zu Persönlichkeiten gehört, auf die man wohl nur bei Live-Auftritten oder in Radiosendungen fernab der Primetime trifft. Gut zu wissen also, dass es Joyce November gibt und sie nicht allein ist, in ihrem Metier. Und danke, MDR, für dieses Engagement und für diese gekonnte Einstimmung auf den Abend!

Mit PANKOW zusammen im Radio!
Klar gehen bei solchen Überlegungen über die Generationen, über früher und jetzt, die Gedanken auch sofort zu dem über, weshalb wir heute hier sind: PANKOW. Nach einer Umbaupause ist es soweit. In der Einweisung waren wir als Publikum ermuntert worden, die Band mit hörbar großer Begeisterung zu begrüßen. Das war völlig überflüssig, denn der sofort einsetzende Applaus kann echter und ehrlicher kaum sein. Da sind sie also: André Herzberg, Jürgen Ehle, Kulle Dziuk, Stephan Dohanetz und am Bass, seit einigen Jahren konstant im Live-Line-up, André Drechsler. Ein vertrautes Bild, als würde das letzte erlebte Konzert, das vor wenigen Tagen als Teil einer Doppel-Live-CD erschienen ist, nicht schon wieder ein Jahr zurückliegen. Innerlich übermannt mich gleich wieder dieses Gefühl, dass das "meine Band" ist.

Die beste Zeit ist jetzt - ganz nah dran
"Es gibt keine besseren Zeiten", der bewährte Opener bringt sofort Schwung ins Geschehen. Danach die Klassiker "Ich bin ich" und "Er will anders sein". Es klingt wunderbar rockig, phasenweise auch gekonnt bluesrockig, was wohl vor allem der Kombination von André Herzbergs Mundharmonika-Einsätzen mit den scharfen Akkorden von Jürgen Ehle zu verdanken ist. Das Besondere in dieser vergleichsweise kleinen Location ist die unmittelbare Nähe zwischen Band und Publikum. Wann erlebt man so etwas schon mal mit Künstlern dieses Ranges? Fast möchte ich nach jedem Stück auf die Bühne gehen und jeden herzlich umarmen. Für mich jedenfalls ist das Ganze eine höchst emotionale Angelegenheit.


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Früher, später, damals, heute …
Auf der Fahrt nach Halle hatten wir Teil zwei des soeben erschienenen Live-Albums gehört: der Mitschnitt eines Konzertes von 1984 in Magdeburg, fast ausnahmslos mit Stücken des damals ersten offiziellen Albums "Kille, kille". Ja, so war das vor 40 Jahren - und so ist es bis heute: Purer Rock and Roll! Damals vielleicht etwas provokanter und ungestümer, heute hingegen reif und erwachsen, aber immer voll treibender Energie, voller Biss, Humor und ehrlicher Freude an der Musik.

Die Freude an der Musik ist im Publikum mindestens genauso groß, wie in der Band. Was für ein Abend! Eigentlich ist das kein Konzert, sondern ein ausgelassenes Familientreffen, bei dem sich alle mögen, zusammen singen, tanzen und glücklich sind, dabei zu sein.

Live-Premiere: "Bis zuletzt"
Schon bald erleben wir die Live-Premiere der voraussichtlich letzten Single dieser wunderbaren Band, die auf dem aktuellen Album in zwei verschiedenen Versionen als Bonus enthalten ist. "Bis zuletzt" ist ein gelungener und würdiger Abschiedsgruß, mit klassischem Pankow-, Stones- und Bob-Seger-Feeling, einem warmen Sound und einem berührenden Text. Meine Lieblingszeile daraus: "Es war immer ernst gemeint." Allein dafür lohnt sich PANKOW - immer auf den Punkt, mit jeder Note und mit jedem Wort. "Es bleibt aufregend bis zum letzten Tag", sagt Jürgen Ehle anschließend - und hat sowas von Recht damit.

Inmitten einer Folge bewährter Klassiker dann auch "Wieder auf der Straße" - einer meiner ewigen Lieblingssongs. "Wieder ein Kulturhaus, wieder keine Weltstadt …" - das war damals genial und ist es heute noch, auch wenn PANKOW inzwischen genügend größere Hallen und Arenen gerockt hat und noch rocken wird.

Kommst du runter?
Zum Ende hin die Fetzer "Inge Pawelczick" und "Wetten Du willst". Den anhaltenden Applaus der rund hundert Fans kommentiert André Herzberg damit, dass man gern so lange klatschen könne, wie man will, schließlich seien die MDR-Sendeminuten vom Publikum bereits per Gebühren bezahlt worden.
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> Zu Beginn der Zugabe singt das Publikum die berühmten Anfangszeilen, die man getrost zu den markantesten von PANKOW und wohl auch der deutschsprachigen Rockmusik zählen darf: "Kommst du runter?", um die Band dann mit "Rock 'n' Roll im Stadtpark" loslegen zu lassen. Das knallt nochmal richtig! Und ganz zum Schluss das vertraute Ritual: "Komm, Karlineken, komm - wir woll'n zu Pankow gehen!"

Einzigartig, großartig!
Mit dem knapp 70-minütigen, straffen und temporeichen Set hat PANKOW gezeigt, dass an Bord alles klar ist für die letzte große Fahrt im nächsten Jahr und wir uns noch einmal auf das Beste in Bestform freuen können. Bis bald also - und bis zuletzt!

PS: Es gibt eine Handvoll Bands, die ich gern "meine" nenne. Weil sie mit mir zu tun haben, mit meinem Leben, mit meiner Persönlichkeit und mit meinem Selbstverständnis. PANKOW rangiert da im internationalen Ranking unter den ersten Drei.











   
   
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