Ein Konzertbericht mit Fotos von Thorsten Murr
Am Dienstag, dem 30. Juli, gastierte Chris Isaak im Berliner Admiralspalast. Wie zu vernehmen war, war es eines seiner ersten Deutschland-Konzerte seit zwölf Jahren. Man durfte also gespannt sein. Für mich persönlich würde es überhaupt das erste Live-Erlebnis mit diesem Künstler werden, den ich, wie viele andere Musikfreunde sicherlich auch, vor allem mit seinen beiden Welthits "Wicked Game" und "Blue Hotel" verbinde.
Wie in den alten Zeiten des Rock And Roll
Der Admiralspalast in der Berliner Friedrichstraße ist ein gediegener Theatersaal mit klassischer Bestuhlung und üppig verzierten Balkonen. Ein bisschen gegoogelt, und man stößt darauf, dass offenbar auch die anderen Locations der Tour Säle dieser Art sind. Dem Ort angemessen und der Musik entsprechend erscheint ein Teil des Publikums in eleganter Abendgarderobe - schick gemacht, so, wie man wohl in den späten 1950ern und frühen 1960ern ausgegangen sein mag. Auch erinnern mich das gesamte Ambiente und die minimale Backline auf der breiten Theaterbühne an Bilder aus der ersten Reifezeit des us-amerikanischen Rock and Roll, als Buddy Holly, Jerry Lee Lewis, Gene Vincent und etliche andere Stars, stets adrett gekleidet und frisiert, in solchen Sälen auftraten und ihr Publikum in Erstaunen und Entzücken versetzten.
Der Admiralspalast in Berlin (Foto: ATG Theater GmbH)
"American Boy"
Ganz ähnlich vollzieht sich auch der Auftritt von Chris Isaak, der sich musikalisch und von seinem Outfit her - er trägt einen aufwendig, prunkvoll bestickten Anzug - sehr offensichtlich in genau dieser Tradition sieht und auch so wahrgenommen werden möchte. Pünktlich 20 Uhr beginnt die Show mit dem eingängigen "American Boy" vom 2002er Album "Always Got Tonight". Der erste Song markiert den Sound und die zu erwartende Dynamik dieses Abends - angenehm zu hören, gut zu verfolgen.
Erfahrener Entertainer und sympathischer Charmeur
Weiter geht's mit "Somebody's Crying", einem gewissermaßen typischen, gefälligen Isaak-Song, in dem der Sänger seine stimmlichen Fähigkeiten sehr gut zur Geltung bringt und auch eine erste kleine Formationstanzeinlage, zusammen mit seinem Gitarristen und seinem Bassisten, die Stimmung ankurbelt. Chris Isaak präsentiert eine Musik, auf die man sich leicht einlassen kann - zumal inmitten dieses erwartungsvollen und wohlwollenden Publikums. Vor dem dritten Stück, dem eher ruhigen, von Country-Feeling angehauchten "Here I Stand" begrüßt der Künstler freundlich, charmant und scherzend sein Publikum - um sich dann von der Bühne zu ihm herab zu begeben. Die Stimmung erreicht ihren ersten Höhepunkt.
Ganz nah bei seinen Fans
Der Star kommt ganz nah an uns seitlich stehenden Fotografen vorbei und setzt sich dann anderthalb Meter von mir entfernt auf den Schoß einer jungen, elegant gekleideten Dame, die natürlich gleichermaßen überrascht und entzückt ist. Während das Publikum feiert, verschwindet Chris Isaak singend durch eine Seitentür und erscheint kurz darauf, immer noch singend, auf zunächst dem untersten Balkon, kurz darauf noch auf dem darüber gelegenen. Ja, so bekommt er die Leute freilich vollends auf seine Seite - ein Weltstar zum Anfassen -, und wer hätte denn gedacht, dass dieses Konzert in dem beschaulichen Ambiente von Beginn an auf diese Art in die Vollen geht.
Musikalisch erste Güte
Seine Band, bestehend aus Bass, Gitarre, Drums und Keys, spielt indes routiniert, präzise und höchst professionell. Eine überaus freundliche Truppe erwachsener, gereifter Musiker ist dort auf der Bühne versammelt, die ihren Spaß hat an dem, was sie tut. "Put Out Your Hand" ist ein flotter, fröhlich swingender Rock-and-Roll-Song mit eingestreuten feinen Chuck-Berry-Akkorden - wenn man genauer hinhört - lässig gespielt und mit einigen instrumentalen Solo-Einlagen der Band veredelt. Sehr schön, das gefällt mir alles sehr gut.
Chris' aktuelles Studioalbum (2015)
"Wicked Game"
Schon jetzt, wir sind noch ziemlich am Anfang der Show, kommt sein wahrscheinlich größter Hit, "Wicked Game". Ich muss sagen, den fand ich schon immer gut. Auch haben sicherlich die zahllosen, stilistisch vielfältigsten Coverversionen dazu beigetragen, dieses Stück in meinem Bewusstsein so fest zu verankern. Und ja, diese lässige Live-Interpretation seines eigenen Welthits, die nicht ganz so perfekt auf den Punkt kommt, wie aus dem Studio, erzielt eine besondere Wirkung. Ja, ein schönes Konzert nimmt seinen Lauf. Nach "Go Walking Down there" vom Album "Forever Blue" überrascht Chris Isaak - zumindest mich - mit einem knalligen Roy-Orbison-Cover: "Pretty Woman"! Ja, da beweist er einen guten Instinkt für gekonnten Spannungsaufbau, und stimmlich passt der Song perfekt zu ihm.
Der Star ist immer ein Teil seiner Band
Chris Isaak bezieht seine Mitmusiker gern in seine Zwischenmoderation ein. Hier ein Scherz, da eine kleine Anekdote. Das wirkt zwar manchmal etwas nach Drehbuch, kommt aber gut an. Denn deutlich wird, dass sie sich alle schon sehr lange kennen, und mit jeder dieser kleinen Geschichten, die man erzählt bekommt, hat man auch selbst das Gefühl, mehr und mehr dazuzugehören. Inzwischen ist die Band in eine Art Unplugged-Setting gewechselt - bis auf den Keyboarder sitzen alle vorn am Bühnenrand auf Barstühlen. Schön, ein neuer Sound, wieder sehr emotional. Die Stücke kommen jetzt eher country-rockig und dann auch ein bisschen wie von Elvis Presley - ja klar, der Song "Baby What You Want Me To Do" ist ja im Original vom King.
Ein besonderes Extra vom Bassisten: "Killing The Blues"
Ein persönliches Highlight für mich ist das Stück "Killing The Blues", gesungen vom Grammy-Gewinner und seit 1985 Bassist in Chris Isaaks Band, Rowland Salley. Musikinteressierte werden vermutlich eher die 2007 von Robert Plant und Alison Krauss veröffentlichte Version des Songs kennen. Heute hören wir jedenfalls das Original! Was für ein schönes Lied, was für eine ergreifende Darbietung. Klasse, dass der Bandleader und Star des Abends auch seinen Mitmusikern diesen Raum gibt, um individuell zu glänzen - mit zauberhaften Soli in den Stücken und eben auch mal mit einem ganzen eigenen Song. Mit "Dancin" geht's flott weiter. Ja, mit diesem Song im Autoradion könnte man auf einem staubigen Highway durch Texas Richtung Mexiko fahren - so in etwa. Dann noch eine weitere Presley-Nummer "Can't Help Fallin' in Love", sodass wohl vollends geklärt sein dürfte, wo Chris Isaak sich selbst musikalisch verortet. Nach diesen kleinen Exkursen nun sein vermutlich zweitgrößter Hit ever: "Blue Hotel". Ja, es ist schon ein wenig ergreifend, das mal live zu hören.
Chris Isaak kann auch heavy!
Nach dem flotten "S F Days" und dem herrlich heavy-slow-bluesigen "Big Wide Wonderful World" - man höre, wie tiefgehend, rockgewaltig und mächtig diese feine, gut gekleidete Band klingen kann - ist erstmal Schluss. War Chris Isaaks bisheriges Texas-Style-Outfit schon sehenswert, setzt er jetzt zum Zugabenteil noch einen drauf: im mit kleinen Spiegeln lückenlos besetzten Glitzer-Zweiteiler wirkt er ein wenig wie die Parodie eines frühen, etwas überdosierten Rockstars. Aber es passt! Zur Musik, zum Ambiente und zur Stimmung im Saal. Zum überaus coolen und lässigen Road-Bluessong "Baby Did A Bad Bad Thing" vom Album "For ever Blue" werden einige Damen (wie es scheint einvernehmlich) aus der "Row Zero", dann auch noch deren Kinder, auf die Bühne gebeten, um ein bisschen mitzutanzen. Nun ja. Auch wenn diese Showeinlage gar nicht mein Fall ist, freue ich mich für den übergroßen Rest des Publikums, denn der steht in den Reihen und klatscht fröhlich mit. Alles bestens.
Schönes Finale!
Bei "Live It Up" schlägt noch einmal die Stunde des Gitarristen, der virtuos spielend ins Publikum hinabsteigt und ein wenig vor der ersten Reihe hin und her läuft. Klar, auch das kommt super an, und Gitarre spielen kann er. Den Abschluss des Konzertes bildet die ruhige, hübsche, im Text traurige, aber trotzdem irgendwie mit allem versöhnliche Country-Nummer "The Way Things Really Are" von 2015. Sehr fein, vielen Dank für diesen bezaubernden Abend!
PS: Leider war es mir auch im Nachhinein nicht möglich, brauchbare Infos über die übrigen Mitglieder der Tourband zu finden. Das ist wirklich schade, denn musikalisch fand die gesamte Darbietung auf einem sehr hohen Niveau statt.
Wie in den alten Zeiten des Rock And Roll
Der Admiralspalast in der Berliner Friedrichstraße ist ein gediegener Theatersaal mit klassischer Bestuhlung und üppig verzierten Balkonen. Ein bisschen gegoogelt, und man stößt darauf, dass offenbar auch die anderen Locations der Tour Säle dieser Art sind. Dem Ort angemessen und der Musik entsprechend erscheint ein Teil des Publikums in eleganter Abendgarderobe - schick gemacht, so, wie man wohl in den späten 1950ern und frühen 1960ern ausgegangen sein mag. Auch erinnern mich das gesamte Ambiente und die minimale Backline auf der breiten Theaterbühne an Bilder aus der ersten Reifezeit des us-amerikanischen Rock and Roll, als Buddy Holly, Jerry Lee Lewis, Gene Vincent und etliche andere Stars, stets adrett gekleidet und frisiert, in solchen Sälen auftraten und ihr Publikum in Erstaunen und Entzücken versetzten.
Der Admiralspalast in Berlin (Foto: ATG Theater GmbH)
"American Boy"
Ganz ähnlich vollzieht sich auch der Auftritt von Chris Isaak, der sich musikalisch und von seinem Outfit her - er trägt einen aufwendig, prunkvoll bestickten Anzug - sehr offensichtlich in genau dieser Tradition sieht und auch so wahrgenommen werden möchte. Pünktlich 20 Uhr beginnt die Show mit dem eingängigen "American Boy" vom 2002er Album "Always Got Tonight". Der erste Song markiert den Sound und die zu erwartende Dynamik dieses Abends - angenehm zu hören, gut zu verfolgen.
Erfahrener Entertainer und sympathischer Charmeur
Weiter geht's mit "Somebody's Crying", einem gewissermaßen typischen, gefälligen Isaak-Song, in dem der Sänger seine stimmlichen Fähigkeiten sehr gut zur Geltung bringt und auch eine erste kleine Formationstanzeinlage, zusammen mit seinem Gitarristen und seinem Bassisten, die Stimmung ankurbelt. Chris Isaak präsentiert eine Musik, auf die man sich leicht einlassen kann - zumal inmitten dieses erwartungsvollen und wohlwollenden Publikums. Vor dem dritten Stück, dem eher ruhigen, von Country-Feeling angehauchten "Here I Stand" begrüßt der Künstler freundlich, charmant und scherzend sein Publikum - um sich dann von der Bühne zu ihm herab zu begeben. Die Stimmung erreicht ihren ersten Höhepunkt.
Ganz nah bei seinen Fans
Der Star kommt ganz nah an uns seitlich stehenden Fotografen vorbei und setzt sich dann anderthalb Meter von mir entfernt auf den Schoß einer jungen, elegant gekleideten Dame, die natürlich gleichermaßen überrascht und entzückt ist. Während das Publikum feiert, verschwindet Chris Isaak singend durch eine Seitentür und erscheint kurz darauf, immer noch singend, auf zunächst dem untersten Balkon, kurz darauf noch auf dem darüber gelegenen. Ja, so bekommt er die Leute freilich vollends auf seine Seite - ein Weltstar zum Anfassen -, und wer hätte denn gedacht, dass dieses Konzert in dem beschaulichen Ambiente von Beginn an auf diese Art in die Vollen geht.
Musikalisch erste Güte
Seine Band, bestehend aus Bass, Gitarre, Drums und Keys, spielt indes routiniert, präzise und höchst professionell. Eine überaus freundliche Truppe erwachsener, gereifter Musiker ist dort auf der Bühne versammelt, die ihren Spaß hat an dem, was sie tut. "Put Out Your Hand" ist ein flotter, fröhlich swingender Rock-and-Roll-Song mit eingestreuten feinen Chuck-Berry-Akkorden - wenn man genauer hinhört - lässig gespielt und mit einigen instrumentalen Solo-Einlagen der Band veredelt. Sehr schön, das gefällt mir alles sehr gut.
Chris' aktuelles Studioalbum (2015)
"Wicked Game"
Schon jetzt, wir sind noch ziemlich am Anfang der Show, kommt sein wahrscheinlich größter Hit, "Wicked Game". Ich muss sagen, den fand ich schon immer gut. Auch haben sicherlich die zahllosen, stilistisch vielfältigsten Coverversionen dazu beigetragen, dieses Stück in meinem Bewusstsein so fest zu verankern. Und ja, diese lässige Live-Interpretation seines eigenen Welthits, die nicht ganz so perfekt auf den Punkt kommt, wie aus dem Studio, erzielt eine besondere Wirkung. Ja, ein schönes Konzert nimmt seinen Lauf. Nach "Go Walking Down there" vom Album "Forever Blue" überrascht Chris Isaak - zumindest mich - mit einem knalligen Roy-Orbison-Cover: "Pretty Woman"! Ja, da beweist er einen guten Instinkt für gekonnten Spannungsaufbau, und stimmlich passt der Song perfekt zu ihm.
Der Star ist immer ein Teil seiner Band
Chris Isaak bezieht seine Mitmusiker gern in seine Zwischenmoderation ein. Hier ein Scherz, da eine kleine Anekdote. Das wirkt zwar manchmal etwas nach Drehbuch, kommt aber gut an. Denn deutlich wird, dass sie sich alle schon sehr lange kennen, und mit jeder dieser kleinen Geschichten, die man erzählt bekommt, hat man auch selbst das Gefühl, mehr und mehr dazuzugehören. Inzwischen ist die Band in eine Art Unplugged-Setting gewechselt - bis auf den Keyboarder sitzen alle vorn am Bühnenrand auf Barstühlen. Schön, ein neuer Sound, wieder sehr emotional. Die Stücke kommen jetzt eher country-rockig und dann auch ein bisschen wie von Elvis Presley - ja klar, der Song "Baby What You Want Me To Do" ist ja im Original vom King.
Ein besonderes Extra vom Bassisten: "Killing The Blues"
Ein persönliches Highlight für mich ist das Stück "Killing The Blues", gesungen vom Grammy-Gewinner und seit 1985 Bassist in Chris Isaaks Band, Rowland Salley. Musikinteressierte werden vermutlich eher die 2007 von Robert Plant und Alison Krauss veröffentlichte Version des Songs kennen. Heute hören wir jedenfalls das Original! Was für ein schönes Lied, was für eine ergreifende Darbietung. Klasse, dass der Bandleader und Star des Abends auch seinen Mitmusikern diesen Raum gibt, um individuell zu glänzen - mit zauberhaften Soli in den Stücken und eben auch mal mit einem ganzen eigenen Song. Mit "Dancin" geht's flott weiter. Ja, mit diesem Song im Autoradion könnte man auf einem staubigen Highway durch Texas Richtung Mexiko fahren - so in etwa. Dann noch eine weitere Presley-Nummer "Can't Help Fallin' in Love", sodass wohl vollends geklärt sein dürfte, wo Chris Isaak sich selbst musikalisch verortet. Nach diesen kleinen Exkursen nun sein vermutlich zweitgrößter Hit ever: "Blue Hotel". Ja, es ist schon ein wenig ergreifend, das mal live zu hören.
Chris Isaak kann auch heavy!
Nach dem flotten "S F Days" und dem herrlich heavy-slow-bluesigen "Big Wide Wonderful World" - man höre, wie tiefgehend, rockgewaltig und mächtig diese feine, gut gekleidete Band klingen kann - ist erstmal Schluss. War Chris Isaaks bisheriges Texas-Style-Outfit schon sehenswert, setzt er jetzt zum Zugabenteil noch einen drauf: im mit kleinen Spiegeln lückenlos besetzten Glitzer-Zweiteiler wirkt er ein wenig wie die Parodie eines frühen, etwas überdosierten Rockstars. Aber es passt! Zur Musik, zum Ambiente und zur Stimmung im Saal. Zum überaus coolen und lässigen Road-Bluessong "Baby Did A Bad Bad Thing" vom Album "For ever Blue" werden einige Damen (wie es scheint einvernehmlich) aus der "Row Zero", dann auch noch deren Kinder, auf die Bühne gebeten, um ein bisschen mitzutanzen. Nun ja. Auch wenn diese Showeinlage gar nicht mein Fall ist, freue ich mich für den übergroßen Rest des Publikums, denn der steht in den Reihen und klatscht fröhlich mit. Alles bestens.
Schönes Finale!
Bei "Live It Up" schlägt noch einmal die Stunde des Gitarristen, der virtuos spielend ins Publikum hinabsteigt und ein wenig vor der ersten Reihe hin und her läuft. Klar, auch das kommt super an, und Gitarre spielen kann er. Den Abschluss des Konzertes bildet die ruhige, hübsche, im Text traurige, aber trotzdem irgendwie mit allem versöhnliche Country-Nummer "The Way Things Really Are" von 2015. Sehr fein, vielen Dank für diesen bezaubernden Abend!
PS: Leider war es mir auch im Nachhinein nicht möglich, brauchbare Infos über die übrigen Mitglieder der Tourband zu finden. Das ist wirklich schade, denn musikalisch fand die gesamte Darbietung auf einem sehr hohen Niveau statt.