000 20240805 1385253977
Ein Bericht mit Fotos von Reinhard Baer



Am 3. August waren die Gaststätte auf der kleinen Erleninsel mitten im Spreewald und ein neues Musik-Event wieder für viele Leute aus nah und fern ein magischer Anziehungspunkt. Die Konzertreihe "Rock in Wotschofska" findet seit 2009 einmal im Jahr hier statt und feierte in diesem Jahr ihre 15. Auflage. So richtig laut wird es hier allerdings nur einmal im Jahr, denn der Spreewald ist ein Biosphärenreservat und die dort ansässige Gaststätte soll ein Ort sein, an dem man die Stille und die schöne Natur genießen kann. Da sind die Muggen hier echt eine Ausnahme und etwas ganz Besonderes. Die Tickets zum Event sind deshalb auch immer schon nach kurzer Zeit vergriffen. Wotschofska erreicht man am besten mit dem Spreewaldkahn vom großen Hafen in Lübbenau aus. Eine Stunde wird man dann von einem Kahnfährmann durch die Fließe und auch auf der Hauptspree durch den Spreewald gestakt. Bei Wotschofska angekommen sucht man sich dann einen Platz, von dem man dann alles gut sehen und hören kann. Mit den guten Plätzen ist es ähnlich wie mit den Tickets: Man muss schnell sein ... Man kann sich vor Ort auch erst einmal stärken, denn der Abend wird lang.

Das eigentliche Event begann am vergangenen Samstag schließlich um 19:00 Uhr. Daniel Schmidgunst von der Spreewald-Touristinformation sprach zu Beginn des Abends einige Worte zur Begrüßung. Er erinnerte das angereiste Publikum daran, dass zeitgleich auch im Norden Deutschlands ein Musikevent stattfand, nämlich das Wacken-Festival in Schleswig Holstein, und er erwähnte auch, dass es dort Brauch sei, zu Beginn des Festivals immer das Blasorchester der örtlichen Feuerwehr spielen zu lassen. Diese Idee haben die Macher von "Rock in Wotschofska" aufgegriffen, und auf der Brücke gegenüber der Bühne hatte deshalb der Spielmannszug der Feuerwehr Lehde Aufstellung genommen. Dieser spielte nach der Eröffnungsrede die Veranstaltung ein. Danach ging es auf der Bühne mit der ersten Band in Sachen Rock'n Roll los ...


001 20240805 1482398498



Die erste Band war THE ULTIMATE EAGLES. Wer bei dem Wort EAGLES im Namen stutzig wird und an die gleichnamige Band denkt, liegt völlig richtig. THE ULTIMATE EAGLES spielen Musik von der legendären Band aus L.A. um Glenn Frey († 2016), Don Henley & Co, und das in allerhöchster Perfektion. Die Band kommt - wie der Hauptact des Abends auch - aus Großbritannien, besteht aus fünf erstklassigen Musikern, und tritt in der ganzen Welt als EAGLES-Tributeband auf. Alle fünf Musiker sind außerdem als Studio- oder Livemusiker für viele internationale Künstler tätig. Von ihrem Können konnten wir uns an diesem Abend überzeugen. Angesagt waren THE ULTIMATE EAGLES bereits im Vorjahr, da hatte es aber irgendwelche Probleme mit der Anreise gegeben, daher stand ihr Live-Auftritt im Spreewald nun für diesem Abend an.

Mit "Take It Easy" ging es los und darauf folgten EAGLES-Klassiker wie "Take It To The Limit", "Live In The Fast Lane", "Heartache Tonight", "Tequila Sunrise" und noch viele andere mehr. Mit "The Heat Is On" spielte die Band auch einen Titel, der nicht direkt von den EAGLES stammt, sondern ein Solo-Hit ihres Mitglieds Glenn Frey war. Von solchen Nummern gibt es ja bekanntlich viele, denn auch bei den EAGLES gab es mal eine Pause, in der die Musiker einander überdrüssig waren und sich als Band auflösten. In dieser Zeit - und auch danach - produzierten einzelne Mitglieder echt starke Solo-Sachen, so auch Glenn Frey. Und dass sich solche Stücke dann später bei den echten EAGLES auch im Live-Programm wiederfanden, habe ich selbst bei einem Konzert der Kalifornier in der Berliner Waldbühne erlebt. Das Konzert der ULTIMATE EAGLES dauerte etwa 90 Minuten. Fast zum Schluss kamen natürlich auch der Mega-Hit "Hotel California" und anschließend auch noch "Desperado" auf's Tablett. Nach einer Zugabe folgte auf der Bühne der Umbau für den nächsten Act.


002 20240805 1086214375



Jetzt war die britische Sängerin BONNIE TYLER an der Reihe. Sie wurde von einer vierköpfigen Band, bestehend aus einem Keyboarder, einem Schlagzeuger, einem Bassisten und einem Gitarristen, begleitet. Bonnie kam in einem - wie ich fand - tollen Outfit auf die Bühne, und sang als erstes einen Song von Creedence Clearwater Revival, den sie auf einem ihrer Alben gecovert hatte, nämlich "Have You Ever Seen The Rain". Den Regen hatten wir natürlich alle schon mal irgendwo gesehen, aber Gott sei Dank nicht an diesem Samstag in Wotschofska … Der zweite Titel des Abends war "Hide Your Heart", und dieser wurde vom KISS-Gitarristen Paul Stanley komponiert und 1988 von Bonnie veröffentlicht. Im Anschluss erinnerte die Sängerin an den Beginn ihrer Laufbahn als Sängerin. Der erste Titel, der von ihr in Deutschland erfolgreich gespielt wurde, war "Lost In France" (in Fachkreisen auch das Lied von "Ulla" genannt). Damit war sie sowohl im "Musikladen" von Radio Bremen als auch im DDR-Fernsehen bei "rund" zu erleben, und im Sommer 2024 ein weiteres Mal in der schönen Natur des Spreewalds … Ein weiterer ihrer Hits war kurz danach die Single "It's A Heartache", den Bonnie hier selbstverständlich auch sang.

Mit dem Titel "The Best", den TINA TURNER 1989 zum Welthit machte, fand die Britin dann eine gute Gelegenheit, an diese großartige Künstlerin und ihre Kollegin zu erinnern, die im letzten Jahr leider verstorben ist. "The Best" ist übrigens ein Stück, das ursprünglich für BONNIE TYLER geschrieben wurde und der sich auf dem Album "Hide Your Heart" von 1988 befindet, von dem auch der gleichnamige Titel stammt, der am Samstag als zweite Nummer im Set zu hören war. Nur die Wenigsten wissen, dass TINA TURNER den Song "nur" gecovert und mit ihrer Version erst zu einem Hit gemacht hatte. Geschrieben wurde er von Mike Chapman und Holly Knight. Mrs. Tyler hat in all den Jahren ihrer Karriere stets erstklassige Songschreiber an ihrer Seite gehabt, so auch den amerikanischen Komponisten Jim Steinman (+ 2021), der außer für sie u. a. auch zahlreiche Titel für MEAT LOAF schrieb. Aus seiner Feder stammen auch mehrere Songs von Bonnie, so z.B. "Holding Out For A Hero" und "Total Eclipse Of The Heart". Unnötig zu erwähnen, dass auch diese großen Nummern aus dem Repertoire der Britin Bestandteile ihres Programms am Samstag waren. Ebenso wie "To Love Somebody", komponiert von den BEE GEES. Und damit ging das Konzert langsam dem Ende entgegen. Nachdem die Sängerin und ihre Begleitmusiker die Bühne verlassen hatten, kamen sie unter tosendem Beifall und Zugabe-Rufen noch einmal für einige Zugaben zurück.

BONNIE TYLER stellte jetzt erst einmal ihre Musiker sowie ihre gesamte Crew vor. Zur Crew gehörte auch ihr Ehemann, mit dem sie - wie sie erwähnte - schon seit 51 Jahren zusammen lebt. Das ist ebenso beachtlich wie die inzwischen fast 50 Jahre währende Karriere der Künstlerin mit all ihren Hits und Shows wie dieser hier im Spreewald … Die Britin hat bisher über 20 Studio-Alben, weit über 100 Singles und unzählige Kopplungen veröffentlicht. Ganz nebenbei ist sie seit mehreren Dekaden live auf den Bühnen der Welt unterwegs und gibt mit inzwischen 73 Jahren noch Konzerte. Beachtliche Zahlen, oder?


003 20240805 1651735927



Sowohl das Konzert der ULTIMATE EAGLES auch das von BONNIE TYLER wurden technisch sehr gut dargeboten. Ein sauber eingestellter Ton sowie eine erstklassige Beleuchtung machten den Abend zum Erlebnis. Beim Gesang von BONNIE TYLER habe ich mich gefragt, wie eine Frau eine solche Reibeisenstimme haben kann. Diese besondere Stimme verleiht ihr einen ganz besonderen Wiedererkennungswert, der sie einzigartig und zum Star machte. Hier hat sich eine Undiszipliniertheit scheinbar ausgezahlt. BONNIE musste sich in jungen Jahren einer Stimmband-OP unterziehen und sollte danach eine Weile möglichst gar nicht sprechen. Sie hat sich wohl nicht daran gehalten und so kam es zu diesem ganz besonderen Klang. Vor einigen Wochen stand BONNIE TYLER mit auf dem Plakat für eine Veranstaltung in der Berliner Wuhlheide, bei der neben ihr auch Maschine, Sandra und Matthias Reim dabei waren. Diese Veranstaltung wurde täglich von Deutschlands ältestem Radiosender beworben und in dem Werbespot ließ man BONNIE TYLER sagen, "keine singt geiler als BONNIE TYLER". Womit sowohl die PR-Agentur als auch die Künstlerin, die sich hier selbst bewarb, völlig Recht hatten ...

Nach dem letzten Ton ging es mit dem Kahn durch die dunkle Nacht und durch den dunklen Spreewald zurück nach Lübbenau, von wo aus die Konzertbesucher wieder in alle Himmelsrichtungen abreisten. In Wotschofska kehrte nun wieder Ruhe ein … bis zum nächsten Jahr, der dann hoffentlich 16. Ausgabe von "Rock in Wotschofska" und einmal mehr tollen Acts auf der Live-Bühne, um einmal in 365 Tagen dort laut zu sein, wo sonst Ruhe herrschen soll.




Fotostrecke:


The Ultimate Eagles
 
 
 
 
 
Bonnie Tyler
 




   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2024)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.